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Datum |
11. Dezember 2009 |
Position |
14°04,46 N, 060°56,96
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
6887 |
Seemeilen bis St.Lucia |
0 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
20 |
Wind |
?? |
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Wir sind da!
Gestern abend um 19:45 Uhr Ortszeit
ist es soweit, wir überqueren die Ziellinie
in Rodney Bay auf St. Lucia. Nach genau 18 Tagen 6 Sunden und 45 Minuten haben wir
unser Ziel in der Karibik erreicht. Die Ansteuerung bei Nacht war zwar nicht gerade schwierig,
trotzdem ist es immer wieder sehr spannend einen unbekannten
Hafen bei Nacht anzulaufen.
An der Nordspitze von St. Lucia war
erstmal Vorschiffsakrobatik angesagt. Bei 4 bis 5
m Wellenhöhe mussten wir
die beiden Spinnakerbäume bergen, weil auf den
letzten fünf Meilen ein Amwindkurs angesagt war.
Als wir die Zielline erreichen, flitzt ein kleines
Schlauchboot um uns herum. Drin steht ein Fotograf,
in der einen Hand die Motorpinne in der anderen die
Kamera. Er fotografiert, was das Zeug hält, und
da wir gerade mit ordentlich Lage am Wind segeln, sieht
das bestimmt auch toll aus.
Heute morgen werden uns die Fotos dann zum Kauf angeboten,
schlappe 450 Euro will er für die Serie haben.
Um diesen Preis sollen die Fotos, so gut sie auch sein
mögen, ruhig auf seiner Festplatte verschimmeln,
nicht mit uns!!
Zurück zum Einlaufen gestern abend. Die Einfahrt
in die Marina wird nochmals aufregend. Wir haben keine
Ahnung, an welchen Liegeplatz wir müssen. Mit
Schleichfahrt tasten wir uns hinein und rufen auf Kanal
72 ARC Berth Control. Mit Lichtsignalen werden wir
dann ganz langsam an unseren Liegeplatz dirigiert.
Perfekter ARC Service.
Dort erwartet uns das ARC-Empfangskomitte mit zwei
Gläsern Rumpunsch, extra stark, für die Nachtankömmlinge,
mit einem schönen Früchtekorb und einer Magnumflasche
Heineken Bier. Auf die Karibikschönheiten, die
tagsüber Dienst haben, müssen wir leider
verzichten, dafür werden die Präsente von
zwei netten Rasta-Jungs überreicht.
Wir sind da und plötzlich fällt uns auf,
dass nichts mehr wackelt, vor allem auch das Bett nicht,
in das wir schon bald totmüde aber glücklich
hineinfallen.
Hier endet die tägliche Berichterstattung von
unserer Atlantiküberquerung. Die Bilder dazu liefern
wir in den nächsten Tagen nach, wenn wir wieder
eine gute Internetverbindung haben. Hier in St. Lucia
werden wir auch entscheiden, wie unsere Reise weitergeht,
weiter in den Pazifik, Richtung Neuseeland oder evtuell
doch zurück nach Europa.
Jetzt freuen wir uns erstmal auf unsere Enkelin Lilli
und ihre Eltern aus New York, die uns an Weihnachten
besuchen kommen.
Uwe
Wir wünschen Euch allen frohe Weihnachten und
ein gutes Neues Jahr
Brigitte und Uwe
Datum |
10. Dezember 2009 |
Position |
14°13,21 N, 060°24,62
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
6732 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 32 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
19 |
Wind |
Ost-Nort-Ost 5-6 Bft |
|
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Land in Sicht! Um 14:20 Uhr Ortszeit, 19:20 Uhr deutscher Zeit ist
es soweit. Land in Sicht - voraus liegt St. Lucia.
Der schönste Augenblick für jeden Segler,
der Landfall nach einer langen Reise. Nach 18 Tagen,
2 Stunden und 20 Minuten haben wir unser Ziel vor Augen!
Gestern ließ uns der Atlantik nochmal ahnen,
was er drauf hat. Der Wind hat am Abend zugenommen
auf 25 Knoten, in Böen bis 28, fast Windstärke
sieben. Die See geht hoch,
4 - 5 Meter mögen es
sein, aber sie ist lang und dadurch sehr angenehm.
Momo läuft die ganze Zeit mit Rumpfgeschwindigkeit,
7,8 Kn oder darüber. Wenn wir in die Wellentäler
hinunter surfen haben wir auch schon mal 11,5 auf dem
Speedometer.
In meiner zweiten Freiwache heute Nacht dann noch der
Hilferuf der Crew an Deck: Wir müssen reffen!
Aus fast heiterem Himmel trifft uns ein Bö mit
38 Knoten Wind. Aber inzwischen sind wir das gewöhnt
und nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und
ich kann mich wieder in die Koje legen.
Jetzt, wo wir unser Ziel sehen, haben
wir doch noch 35 Meilen zu segeln, bei Tageslicht
nicht mehr zu schaffen.
Aber die Ansteuerung von Rodney Bay ist nicht schwieríg.
Dort wartet schon das Empfangskomitee mit Rumpunsch
und Steelband auf uns!
Uwe
Datum |
9. Dezember 2009 |
Position |
14°40,15 N, 057°43,51
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
6582 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 176 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
18 |
Wind |
Ost-Nort-Ost 5-6 Bft |
|
|
Kein
Verlass auf das Radargerät!
Die Umgebung von Momo hat sich auch
am 18. Tag unserer Überfahrt
nicht verändert:
Aquamarinblau das Wasser mit weißer Gischt auf
den Wellen, ein Himmelblau über uns mit weißen
Passatwölkchen.
Der Skipper hat sich einen Angelalarm gebastelt mit
Gummileine und Coladose. Jetzt braucht er noch einen
Stein, damit die Dose schäppert wenn ein Fisch
anbeißt - aber woher einen Stein nehmen, auf
4000 Meter Wassertiefe?
Die vergangene Nacht verlief schnell
und ruhig. Schnell die Fahrt und ruhig was die unangenahmen
Squalls angeht.
Während meiner Nachtwache hat das Radar keine "Wassersäcke" angezeigt,
und weil ich mich darauf velasse, kann ich relaxed
Musik hören, Planeten gucken und Sternbilder suchen.
Wobei die Sternbilder schwierig zu finden waren, ständig
sind einige Sterne schwarz überpinselt (Wolken).
Als der Skipper mich um 23.00 Uhr ablöst und der
Orion direkt über Momo steht, fängt er gleich
an zu reffen. Ein Squall! Aber nichts war zu sehen
auf dem Radarschirm. Das 12 Jahre alte Radar ist von
einem Tag zum anderen einfach kaputt gegangen. Momo
braucht ein neues Radargerät, das kriegt sie zu
Weihnachten. Der Skipper baut es ein und noch viele
andere Dinge stehen schon wieder auf einer neuen Liste
mit "to do" und "zu Besorgen".
Zum Glück ist bald Weihnachten, da machen wir
erst mal Urlaub! Noch 28 Stunden to go, wenn wir die
Geschwindigkeit halten können.
Brigitte
Datum |
8. Dezember 2009 |
Position |
15°08,87 N, 055°03,43
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
6424 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 334 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
17 |
Wind |
Ost-Nort-Ost 4-5 Bft |
|
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Noch 55 Stunden
Heike, die zu Hause unsere Berichte
ins Logbuch stellt (danke Heike) wird immer nervöser, weil die Texte
immer später kommen. Der Grund ist einfach: wir
haben unsere Bordzeit wieder um eine Stunde zurückgestellt
und die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt
jetzt schon fünf Stunden.
Das Ende unserer Atlantiküberquerung ist jetzt
abzusehen. Wir hoffen, in der Nacht vom 10. zum 11.
Dezember anzukommen, vorausgesetzt, wir können
unsere Durchschnittsgeschwindigkeit von sechs Knoten
halten. Die Wetterprognose sieht gut aus: der Wind
soll wieder etwas zunehmen auf 5-6 Bft, also das könnte
klappen. So langsam reicht`s auch! Wir wollen mal wieder
eine Nacht durchschlafen, in einem Bett das nicht ständig
unter einem wegrollt und frühstücken wollen
wir wieder mal, ohne ständig auf die Kaffeetasse
aufpassen zu müssen. Von Brigittes Akrobatik
beim Kochen ganz zu schweigen.
Aber
wir dürfen uns nicht beklagen, bis auf den
Sturm neulich nachts, hatten wir super Verhältnisse,
tollen Wind und immer schönes Wetter, daher ja
auch der Name "Barfussroute"
Ach ja, heute ist übrigens unser Hochzeitstag
aber den werden wir zusammen mit dem
Ankunftsfest feiern.
Uwe
Datum |
7. Dezember 2009 |
Position |
15°28,68 N, 052°39,22
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
6272 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 474 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
16 |
Wind |
Ost-Nort-Ost 5 Bft |
|
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Passatsegeln vom Feinsten
ist die sternenklare
15. Nacht unserer Atlantiküberfahrt.
Schon fünfzehn Nächte sitze ich allein in
der Nacht im Cockpit unserer 12-Meter-Welt Momo und
höre dem Wind und den Geräuschen des Meeres
zu. Ein immer lauter werdendes Rauschen kündigt
den Wellenberg an, der Momos Heck hochhebt. Die Gischt
auf den Wellenkämmen sprudelt, am Rumpf ein Plätschern,
dann donnert der Bug von Momo unter lautem Dröhnen
durch die Wasserwand. Immer mal wieder schlägt
eine Welle quer und läßt den Rumpf erzittern,
das Schiff schaukelt jetzt hin und her, der Mast mit
den zwei ausgebaumten Segeln pendelt in einem weiten
Radius mit. (Innen schläft der Skipper mit Ohrstöpseln
gegen den Lärm, ständig gibt es neue Dinge,
die Kling und Klong machen.) Die Welle war jetzt zuviel
für Johannes meinen ruhigen Steuermann, er ist
aus dem Ruder gelaufen und braucht meine Hilfe. Heute spielen Steel Bands Ragea an
Bord (vom Ipod) auf dem durch den weiten dunklen
Ozean donnernden Schiff.
Bei diesen Klängen und dem Rhytmus schwebt und
wiegt sich das Schiff auf den Wellen unter dem Sternenzelt.
27 Grad misst das Thermometer, die Karibik ist nicht
mehr weit. Diese Nacht entschädigt für die
vergangenen zwei, keine Squalls, Gewitterstürme
und auch kein anderes Schiff ist auf unserem Kurs unterwegs.
Der Halbmond zeigt sich noch, aber der hängt hier
anders am Himmel als zuhause.
Nach 12 Stunden ist es wieder Tag,
wir laufen immer noch Kurs 256, allein auf dem Meer,
unter gleißender
Sonne und Passatwölkchen. Sonst gibt es nichts
Neues, außer ein paar Scherben. Der Skipper hat
zwei Porzellan-Kaffeetassen zerdäppert, eine blöde
Welle war schuld. Jetzt haben wir nur noch zwei Tassen
im Schrank, also nicht mehr alle! An einer zerbrochenen
Wäscheklammer hat er sich einen Metallsplitter
im Finger zugezogen. Der Haushalt hier ist "gefährlich".
Uwe ist auch besser im Ölfilter wechseln, Lichtmaschine
ein- und ausbauen und Fehlerquellen suchen am Perkins-Motor.
Das liegt mir nicht, ich arrangiere mich dann mit der
Küchenakrobatik bei 30 Grad wechselnder Schräglage.
Heute stellen wir schon wieder die
Uhr um eine Stunde zurück, jetzt muss der Atlantikbericht noch früher
raus. Ein Vorteil beim Segeln über den Atlantik
ist, dass man keinen Jetlag bekommt. Fliegen ist natürlich
viel schneller, aber man spürt keine Wellen, hat
keine Ahnung wie gewaltig der Atlantik ist.
Brigitte
Datum |
6. Dezember 2009 |
Position |
15°56,64 N, 049°54,70
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
6016 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 635 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
15 |
Wind |
Ost-Nort-Ost 5-6 Bft |
|
|
Maschinenproblem
Immer noch sind wir damit beschäftigt, unser
Schlafdefizit aus der Sturmnacht vorgestern aufzuarbeiten,
d. h. zum Mittagsschläfchen kommt noch ein Vor-
und ein Nachmittagsschläfchen hinzu. Ich bin schon
wieder fit, aber Brigitte klagt noch über starke
Kopfschmerzen.
Heute Nacht gab`s nur einmal Squall-Alarm. Dann heisst
es die Twins vorne reffen, warten bis der Bursche durch
ist - das dauert meist so etwa 20 Minuten - und dann
wieder ausreffen.
Wir haben wieder Passatsegeln vom Feinsten: 5 - 6 Windstärken
genau von achtern mit Wattebauschwölkchen am Himmel
und Momo strebt mit 7-8 Knoten nach Westen. 5 oder
6 Tage noch?!
Gestern abend gab`s nochmal Aufregung. Als wir die
Batterien laden wollen, springt die Maschine nicht
an. Schnelle Diagnose: der Motor bekommt keinen Diesel.
Unsere Panik hält sich in Grenzen, denn mit unserer
jetzigen Energieversorgung kommen wir locker auch ohne
Maschine aus und nach St. Lucia kommen wir sowieso
ohne.
Trotzdem muss das natürlich repariert werden.
Der Spritmangel kann drei Ursachen haben: 1. Tank leer,
scheidet aus, der ist mit 550 Liter randvoll. 2. Luft
im Diesel und 3. Leitungen mit Dreck aus dem Tank verstopft.
Letzters scheint mir am Wahrscheinlichsten, weil wir
starken Seegang haten und der Dreck im Tank aufgewirbelt
sein kann und weil die Maschine vorher nicht gestottert
hat. Das würde sie nämlich, wenn sie Luft
ansaugt.
Also erst mal Vorfilter und Feinfilter wechseln, Startversuch
- nichts. Wir vertagen das Problem auf heute früh,
wenn wir mehr sehen.
Heute Morgen will ich die Leitung vom Tank zum Vorfilter
checken. Dazu muss ich ein dazwischen geschaltetes
Rückschlagventil ausbauen und damit habe ich die
Ursache schon gefunden: Eine Schlauchschelle ist ganz
lose und genau hier zieht die Maschine Luft statt Diesel.
Eigentlich checke ich regelmässig alle 287 Schlauchschellen,
die irgenwo an Bord verbaut sind. Diese hier scheint
mir entgangen zu sein!
Der Rest ist schnell passiert: Schelle fest, Dieselleitung
entlüften, Startversuch - läuft!
"
Heute schnurrt der aber besonders schön," meint
Gitti erleichtert
Uwe
Datum |
5. Dezember 2009 |
Position |
16°24,42 N, 047°11,67
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
4948 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 795 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
14 |
Wind |
Ost-Nort-Ost 6 Bft |
|
|
Feuerwerk auf dem Atlantik!
Wie
immer, seit 13 Tagen, gehört die Nacht zur Fahrt
dazu, wir haben uns inzwischen daran gewöhnt.
Uwe nimmt die erste Freiwache und geht kurz nach
Einbruch der Dunkelheit in die Koje. So muss das
auch heute
sein, in der 13. Nacht. Double hand ist single hand.
Ich sitze nun allein unter schwarzem Himmel, der
Vollmond lässt sich heute überhaupt nicht
blicken. Das Sternenzelt über mir ist stellenweise
mit schwarzer Farbe überwalzt. Links in dem
Wolkenberg, er sieht aus wie eine Fratze zuckt ein
Blitz. Mein
schweigsamer Windpilot steuert, nicht den Wunschkurs,
aber vorbei am linken Gewitter. Jetzt gehts Schlag
auf Schlag: rechts Blitze, hinter mir Blitze - bestimmt
6 Gewitter gleichzeitig - die Szenerie wirkt gespenstisch.
Der Wind legt zu und vorsichttshalber reffe ich mal
unsere Twin-Segel, die von den Blitzen hell erleuchtet
werden. Nach meiner ersten Unruhe, staune ich nur
noch über
das Schauspiel über mir, ich bin ja völlig
machtlos hier allein auf meiner Cockpitbank. Auf dem Rader zeigen sich jetzt die
ersten Squalls, sie sehen aus wie Kartoffelsäcke, die mit Regen
gefüllten Wolken. Der Skipper übernimmt heute
eine Stunde früher die Wache, vielleicht will
er auch noch Feuerwerk sehen?
Die aufgeladene Atmosphäre über
uns überbietet
sich. Jetzt schleicht sich ein Squall von links hinten,
neben uns her, kommt von vorne auf uns zu. Schnell
reffen wir noch weiter. Die schwarze Monsterwolke schüttet
ihr Wasser über uns ab, der Wind legt von 25 Knoten
auf bis zu 45, Windstärke 9. Die Wellen sind
4 -5 Meter hoch und fangen an, zu brechen. Sonst hören
sie sich an wie ein Wasserfall, jetzt glaubt man ein
Zug fährt über uns, ein Klatschen, Krachen
und dazu noch der sintflutartige Regen. Uwe muss von
Hand steuern, vor dem Wind ablaufen und die Windrichtung
wechselt ständig um 90 Grad. Keine Chance
unserem Squall zu entrinnen, er läuft stundenlang
mit und der Wind bleibt bei 35 - 40 Knoten. Eigentlich
habe ich jetzt Freiwache, kann aber kein Auge zu tun.
Ich liege im nassen Ölzeug und Schwimmweste auf
die Bank im Salon und sehe durch die Luken die Lichter
der Blitze zucken.
Der Skipper dagegen steht den ganzen
Naturgewalten zum Trotz 4 Stunden hinter dem Steuer
und seine Süß-
und Salzwasserduschen bekommt er heute mehr als genug.
Auch der schlimmste Tag, beziehungsweise
Nacht geht mal zu Ende und ein strahlender Morgen
schließt
sich an, als wäre nichts gewesen. Wir trocknen
die nassen Sachen, aber vor allem schlafen wir den
ganzen Tag - immer im Wechsel.
Inzwischen hat sich ein unheimlich
hoher Seegang aufgebaut - mir schwant, eine neue
unangenehme Nacht schließt
sich an. Noch 787,1 Seemeilen bis St. Lucia. Heute
hab ich genug.
Brigitte
Datum |
4. Dezember 2009 |
Position |
16°48,53 N, 044°41,23
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
4804 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 941 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
13 |
Wind |
Ost-Nort-Ost 4-5 Bft |
|
|
Donnerwetter
Irgendwie scheint Rasmus uns das übel genommen
zu haben, dass wir ihm eine seiner goldenen Doraden
geklaut haben. Seit heute Nacht geht`s nämlich
richtig zur Sache, ein Schauer, ein Gewitter und ein
Sqaull jagt den anderen im Halb-Stundenrhytmus. Rings
um uns herum zucken die Blitze in den riesigen Wolkentürmen,
die dann in der Dunkelheit von innen heraus leuchten
- gespenstisch!
Bei den Sqalls (Schauerböen) wissen wir vorher
nie, wieviel Wind in ihnen steckt. Deshalb reffen wir
vorsichtshalber, wenn sie sich bis auf etwa eine Meile
genähert haben. Zum Glück kann man sie auf
dem Radarbild gut erkennen und ihren Abstand, Zugrichtung
und Geschwindigkeit messen. Bei unserer Passatbesegelung
ist auch das reffen kein Problem. Das kann einer allein:
einfach Schoten fieren und beide Segel zusammen mit
dem Fockroller einrollen. Umgekehrt geht dann das Ausreffen
genauso easy. Überhaupt hat sich längst herausgestellt,
dass die Passatsegel für unsere 2-Mann/Frau-Crew
absolut ideal sind.
Ein Schauer spielt mir einen Streich. Ich will ihn
nämlich zum Duschen benützen und bin gerade
eingeseift, als er es sich zwanzig Meter hinter dem
Schiff anders überlegt und abrupt seinen Kurs
um 90 Grad nach Steuerbord wechselt. Jetzt muss ich
mit der Seife auf den nächsten Schauer warten.
Die Wetterkapriolen sind uns heute aber völlig
wurscht! Gestern abend kam nämlich von unserem
Sohn Michael die Nachricht, dass unser dritter Enkel
geboren ist! Und da ist die Freude bei Oma und Opa
natürlich groß.
Hanns heißt der Bub! Das ist eine gute Gelegenheit,
das Alkoholverbot an Bord mal ausser Kraft zu setzen!
Uwe
Datum |
3. Dezember 2009 |
Position |
17°12,37 N, 042°27,54
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
4656 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 1071 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
12 |
Wind |
Ost-Ost 4 Bft |
|
|
Golddorade an der Angel
Gerade als Uwe den gestrigen Bericht losgeschickt
und den Tag als "ereignislos" bezeichnet hat,
holen wir - sicher wieder erfolglos - die Schleppangel
ein. Den orangefarbenen Köder sehen wir über
die Wellen hüpfen. Hängt da was dran? Ein
Eimer vielleicht? Nein, ein großer goldener Fisch.
Uwe gibt Kommando "Schnaps holen" und hievt
eine bestimmt 80 cm große Golddorade über
die Reeling. Schwarzwälder Kirschwasser finde
ich in der Eile, zum Betäuben für den gold
glitzernden Fisch. Der stolze Angler bekommt noch ein
Foto mit seiner Beute bevor er die Dorade am Heck filetiert.
Eile ist angesagt, um 17.00 Uhr Ortszeit wird es schon
dunkel. Der Kartoffelsalat war schon fertig,
statt Würstchen
gibts jetzt Golddorade dazu. Der Skipper ist begeistert,
die Crew verweigert. Der schöne Fisch!
Die ersten Squalls treffen uns dann
während der
Nachtwache. Regen, stärkerer Wind, Johannes unserem
sonst braven Steuermann kommt das zu plötzlich,
er verweigert seinen Dienst unter den schwarzen Wolken.
Wir müssen selbst Hand ans Steuer legen. Die Squalls
sehen wir zum Glück auf dem Radar als schwarze
Flecken auf uns zukommen.
Auch tagsüber ist zum ersten Mal der Himmel bedeckt
in der ersten Tageshälfte, dann folgt wieder Sonnenschein,
jedoch laufen wir n u r mit 5 Knoten, zu langsam ist
uns das. Wir sind verwöhnt worden seither.
Ein italienischer Segler kreuzt noch
unseren Weg, er will nach Antigua. Das wars von heute,
der Wetterbericht
sieht gut aus, er verspricht für die kommenden
Tage 22 Knoten Wind. Spätestens morgen früh
haben wir nur noch 1000 Meilen to go!
Brigitte
Datum |
2. Dezember 2009 |
Position |
17°52,11 N, 040°07,21
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
4518 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 1210 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
11 |
Wind |
Ost 4 Bft |
|
|
Vollmondnacht Die Sonne geht im Tropiclook unter,
feuerrot und zeichnet goldene Zackenränder an
die Wolkenkanten.
Ich drehe mich um und sehe im gleichen Moment, wie
sich der Vollmond über den Horizont schiebt, prall
und fett und überproportional groß. Eine
Nacht, zu schade zum Schlafen. Man könnte stundenlang
draußen sitzen und dem Atmen des Meeres im Mondlicht
zuschauen. Aber wir brauchen unseren Schlaf und deshalb
muss es bei einer halben Stunde bleiben. Während
der Hundewache von 11 bis 3 habe ich dann immer noch
die Gelegenheit, aber das ist dann etwas unromantisch.
Zu bewachen gibt es eigentlich nichts. Der Wind weht
mit 5-6 Beaufort, Schiffe sind keine unterwegs und
Squalls auch nicht. Trotzdem sind die Wachen nötig.
Wenn man von einem Frachter ausgeht, der 20 Knoten
Fahrt macht, so dauert es von "noch unsichtbar" bis "Kollision" weniger
als eine halbe Stunde. Deshalb wird unser Küchenwecker
für den Rundumblick auch auf 20 Minuten eingestellt.
Ich bin inzwischen zum Schichtarbeiter geworden. Während
meiner Wache schreibe ich Mails und mache Bildbearbeitung.
Der Tag geht weiter, wie die Nacht aufgehört hat
- ereignislos. Abwechslung bringt die Funkrunde um
1/2 11. "Sue An" hatten wir 2 Tage lang vermisst
und waren schon in Sorge. Sie meldet sich heute morgen.
Sie hatten keine Zeit zum Funken, weil der Dreck in
ihrem Dieseltank die komplette Kraftstoffversorgung
lahmgelegt hat und alles ausgebaut und gereinigt werden
musste.
Ein weiteres Schiff der ARC Flotte musste aufgegeben
werden, mit destabilisiertem Rigg war es wohl
zu gefährlich
für die Crew an Bord zu bleiben. Ein Frachter
nimmt die Besatzung jetzt mit nach Gibraltar, wo sie
eigentlich gar nicht hin wollte. Vielleicht freut sich
irgendein afrikanischer Fischer, wenn er die 15 m Yacht
findet, abschleppt und viel Geld damit verdient!
Heute abend hat der Wind jetzt deutlich nachgelassen
und wir laufen nur noch 5 Knoten. Unseren Kurs
haben wir etwas weiter südlich verlegt, um einer Passatstörung
mit einem Flautenloch auszuweichen. Hoffentlich klappt`s
Uwe
Datum |
1. Dezember 2009 |
Position |
18°10,95 N, 037°48,70
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
4365 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 1343 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
10 |
Wind |
Ost 5 Bft |
|
|
Bergfest
Hurra,
in einer sagenhaften Zeit von 9 Tagen und 4 Stunden
liegt die Hälfte der Strecke, genau 1369
Meilen, hinter uns. To go: 1369 Meilen! Die werden
wir auch noch schaukeln. Rasmus, unserem Meeresgott,
haben wir drei große Schluck Whisky geopfert. Wir gehen hier an Bord inzwischen in
gekonntem Vierfüßlergang.
Schon aufrecht, aber - rechtes Bein und linker Arm
vor, linkes Bein und rechter Arm vor. Erst abwarten
in der Bewegung wie die Welle kommt, antizipieren sozusagen,
auch erst die Schränkchen links öffnen wenn
Momo nach links in die Welle schaukelt, sonst gibts
fliegende Teller.
Auch heute wieder ein konstanter Passatwind
mit 5 Bft., Sonnenschein und dekorative Passatwölkchen
am Himmel. Vorher kamen die ersten Regentropfen aus
einer schwarzen Wolke, mal sehen was die neue Nacht
verläuft. Bisher sind wir von den seit zwei Tagen
angekündigten scattert showers verschont geblieben.
Neues aus der Funkrunde mit unseren
Freunden: die Heimkehr läuft unter Maschine, ihr Passatsegel
ist gerissen und der Schlitten hängt jetzt oben
am Mast. Hoffentlich reicht ihnen der Sprit rüber.
Von SuAn hört man nichts mehr, wir vermuten sie
haben Probleme mit der Energie.
Morgen stellen wir unsere Bordzeit
wieder eine Stunde zurück. Bei uns ist es dann 4 Stunden früher
als in Deutschland.
Im Moment ist die Sonne am Horizont verschwunden,
der Vollmond wird heute wieder Verstecken spielen hinter
den vereinzelten schwarzen Wolken. Bald darf ich auch
wieder eine Nacht lang durchschlafen!
Brigitte
Datum |
30. November 2009 |
Position |
18°47,90
N, 034°41,20 W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
4205 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 1525 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
9 |
Wind |
Ost 6 Bft |
|
|
Momo
rennt und rollt
Der
Wind hat zugelegt heute Nacht. Momo rast und rollt.
Ich kann`s mir raussuchen: schlafe
ich längs in
der Koje, werde ich hin und her gerollt, schlafe ich
quer, rollt`s mir die Eingeweide auf und ab. Was ist
besser? Ich schlafe diagonal. Aber wohlgemerkt, ich
schlafe, auch wenn man sich das nur schwer vorstellen
kann. Der Körper gewöhnt sich eben wirklich
an alles!
Ansonsten im Westen nichts Neues. Mit herrlichem Farbspiel
kommt die Sonne über den Horizont und ihre Strahlen
ergiessen sich direkt in unsere nach Amperestunden
lechzenden Batterien. Aber Spass beiseite, unser Energieproblem
haben wir nachhaltig gelöst. Gerade mal eine halbe
Stunde am Tag lassen wir die Maschine laufen um die
abends fehlenden lächerlichen 10 Amperstunden
wieder auf zu füllen. Alles andere schaffen unsere
alternativen Energiequellen, Sonne, Wind und Wasser.
Wir sind ein echtes Öko-Schiff.
So, nach dem "miesen" Etmal
von 137 Seemeilen gestern werden wir heute vielleicht
nochmal die 170
knacken.
Schnell sein bedeutet früher ankommen. Im Moment
liegen wir bei der Arc etwa auf Platz 160 von 225,
als eins der kleinsten Schiffe und, laut Handicap,
eins der langsamsten und dann noch double hand. Die
meisten anderen Schiffe fahren auch noch mit 4 - 8
Mann Besatzung. Eins der langsamsten Schiffe zu sein,
das ist eine Beleidigung für Momo. Denen werden
wir`s zeigen!
Uwe
Datum |
29. November 2009 |
Position |
19°26,96
N, 032°16,52
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
3908 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 1666 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
8 |
Wind |
Ost 4 - 5 Bft |
|
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Besuch von Dolfijn kein Delfin und kein Wal, Dolfijn ist
eine englische Segelyacht, sie kam von achtern, jetzt
ist sie neben
uns. Fünf Mann an Bord und über Funk hören
wir vom Skipper, dass sie in der Racing Gruppe gestartet
sind, aber Probleme haben mit ihrer Rollanlage. Sie
wollen jetzt das Feld von hinten aufräumen, was
ihnen aber kaum mehr gelingt. Der Vollmond steht schon
am Himmel, da sehen wir wieder ein Segelboot. Die Segel
eingeholt, ein Mann im Mast. Wir ändern unseren
Kurs, fahren dicht ran und erkennen wieder die Dolfijn.
Wir kommen klar, funkt der Skipper. Jetzt sind sie
hinter uns, nur noch unter Großsegel.
Wir hatten heute auch Kummer, zwar
einen kleineren, aber sehr ägerlichen. Zum Sonntag wollen wir doch
mal unsere Söhne mit dem Iridium-Satelliten-Telefon
anrufen meint Uwe und holt unser Notfalltelefon aus
der wasserdichten Notfalltasche. Auf Las Palmas noch
getestet, heute keine Chance. Es ist einfach tot, will
keine Pin, sucht keinen Satelliten. Was hilft uns nun
die teure Investition in so ein Notfalltelefon, mit
dem man von überall telefonieren kann - wenn es
nicht funktioniert.
Jetzt können wir nicht mehr anrufen und angerufen
werden, auch suchen könnt ihr uns auch nicht mehr
auf dem Atlantik. Der Positionsbericht ist nämlich
zerschossen. (Falls jemand sich die Mühe machen
will, findet man unsere und die Positionen der anderen
Schiffe auf der Internetseite von worldcruising.com).
Aber Wasser haben wir noch unter dem
Kiel und wieviel!! Ich sitze schreibend in einer
Schiffschaukel, laut
rauscht das Wasser, das Momo mit ihrem Rumpf durchschneidet.
Gestern Nacht sind wir über Kopfsteinpflaster
gerattert, Johannes der Windpilot kam auch nicht mit
dem weiter östlich drehenden Wind und den Kreuzseen
zurecht, ständig musste die jeweilige Wache ihn
korrigieren.
Dann werden wir auch sehen, ob das
fürchterliche
Knarren im Salon bei Nacht jetzt verschwunden ist.
Wir haben die Ursache gefunden, mit der Kochlöffeldiagnose.
Es war das Klüverfall. Wir haben es etwas gefiert
und damit die Spannung auf der Umlenkrolle reduziert,
dafür die Twinsegel mit einer Umdrehung gerefft,
weil jetzt natürlich die Vorliekspannung fehlt.
Ich wünsche mir für heute eine ruhige Nachtwache.
Johannes: 258 Grad bitte steuern! Kurs St.Lucia!
Brigitte
Datum |
28. November 2009 |
Position |
20°07,14 N, 029°37,96
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
3908 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 1820 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
7 |
Wind |
Nord-Ost 4 - 5 Bft |
|
|
In der Kinderstube der Hurricanes
Wieder eine wolkenlose, ruhige Nacht
und ein ebenso ruhiger Tag. Momo zieht weiter ihre
Bahn durch den tintenblauen Atlantik. Das Steuer
fassen wir überhaupt nicht an. Johannes, unser Steuermann
an Bord macht zuverlässig und ohne zu klagen seine
Arbeit. Ohne diese Windfahnensteuerung wäre eine
solche Reise undenkbar.
Das letzte Schiff haben wir vorgestern
gesehen und auch die Funksprüche auf UKW werden seltener.
Wir sind allein. Nicht einmal die Delfine lassen
sich blicken.
Das wichtigste an Bord ist die Suche
nach möglichen Fehlerquellen. So haben wir die Schotenführung
unserer Passatsegel geändert. Statt durch die Rollen
der Holepunkte laufen sie jetzt durch die Spinnakerblöcke
am Heck und dann wieder nach vorne auf die Winsch.
Damit wollen wir das Schamfilen (scheuern) an den
Holepunkten verhindern. Ausserdem sind wir auf der
Suche nach der Ursach eines penetranten Quietschenknarrens,
das über den Mast in den Salon geleitet wird. Wir
haben den Steuerbord Passatbaum im Verdacht. Also
Passatsegel einrollen, beide Bäume abbauen und viel
Fett in die Befestigungsglocken der Bäume schmieren.
Bäume wieder hoch, Passatsegel ausrollen, es knarrt
immer noch. Eine Stunde Arbeit umsonst. Jetzt haben
wir noch die Umlenkrolle der Klüverschot im Masttop
im Verdacht, aber bei diesem Seegang pendelt die
Mastspitze 6-8 Meter hin und her und ich hab keine
Lust da jetzt hoch zu klettern.
Wir segeln jetzt übrigens in der Kinderstube
der Hurricanes. Genau in diesem Seegebiet, wo wir
uns gerade berfinden, westlich der Kap Verden entstehen
im Sommer 80 - 90 Prozent aller Hurricanes, um von
hier aus dann über den Atlantik in Richtung Karibik
zu ziehen. Wir hoffen sehr, dass die Hurricanes wissen,
dass ihre Saison für dieses Jahr schon beendet ist.
Uwe
Datum |
27. November 2009 |
Position |
20°58,50 N, 027°09,33
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
3768 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 1963 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
6 |
Wind |
Nord-Ost 4 - 5 Bft |
|
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Die Tage bleiben achteraus
schon sechs Tage, unglaublich schnell
versinken sie in der See. Das Abendlicht scheint
auf unsere orangefarbene
Sturmfock, die wir aus Stabilitätsgründen
heute zusätzlich zu unseren Twinsegeln gesetzt
haben.
Wechselhaft sind heute die Launen des Meeres und des
Windes - wie auch schon in der vorangegangenen Nacht.
Genau da wo die Sterne am Himmel wie ausradiert waren,
hingen dunkle Schauerwolken, die Momo eine unruhige
Fahrt bescherten (im Vergleich zu gestern).
Unsere Richtung ist immer noch Süd-West, "bis
die Butter schmilzt", wie man so sagt. Den nördlichen
Wendekreis der Sonne, oder den Wendekreis des Krebses,
haben wir mit 23,66 Grad Nord inzwischen unterschritten.
Wir segeln in den Tropen!
Was sonst noch geschah heute, war alles
Routine. Es vergehen wohl tatsächlich immer
ein paar Tage bis sich Skipper und Besatzung in die
Segelschiffsroutine
eingefunden haben.
Brigitte
Datum |
26. November 2009 |
Position |
22°06,15 N, 024°35,38
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
3629 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 2080 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
5 |
Wind |
Nord-Ost 4 - 5 Bft |
|
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Bordroutine
Heute gibt es leider oder zum Glück
keine besonderen Ereignisse zu berichten.
Momo zieht Ihre Bahn mit 7 Knoten in Richtung Südwesten
auf der Suche nach dem Passat, der uns in die Karibik
bringen soll. Der Seegang ist mit 2-3 Metern angenehm,
die Lufttemperatur beträgt 27 und die Wassertemperatur
23 Grad.
Und weil nichts los ist, will ich einfach über
die Bordroutine berichten, die sich mit ihrem speziellen
Rhythmus auf der Momo etabliert hat.
7 Uhr früh, meine Wache beginnt,
Gitti, die Morgens-gern-lange-Schläferin
geht ins Bett (nachdem sie 4 Stunden lang Wache hatte),
SSB Funkgerät einschalten und per Email den Wetterbericht
mit den Grib-Daten von der Wetterwelt in Kiel abrufen.
Gleichzeitig unseren geliebten Bünding Ostfriesen
Tee kochen und dabei aufpassen, dass das Sofa diesmal
trocken bleibt (man ist ja lernfähig). Mit einem
Xälsbrot (schwäbisch) in der Hand beginnt
um 8 Uhr Weltzeit der fröhliche Morgenplausch über
Kurzwelle mit Heimkehr, Manatee, SuAn und Jan Wellem.
Wir tauschen die Positionen aus, fragen, wie`s der
Frau geht und ob schon jemand einen Fisch gefangen
hat.
So gegen 10 hat die Crew ausgeschlafen
und wir frühstücken
gemeinsam im Salon. Dabei muss natürlich eine
Hand immer die Teetasse festhalten. 11 Uhr Minidusche
und Zähneputzen im Cockpit
und anschliessend Riggcheck, unsere Lebensversicherung.
Alles an Deck wird kontrolliert,
ob es noch da ist wo es hingehört, oder, ob eine
Leine durchgescheuert, oder, ganz wichtig, ob auch
kein Kardeel an den Wanten gebrochen ist. Diversen
Quietsch- und Knarrpunkten wird mit der WD40 Sprühdose
zu Leibe gerückt und ein fliegender Fisch beseitigt,
bevor er anfängt, zu stinken.
12 Uhr offizielle Funkrunde mit der ARC, Positionen
duchgeben. Danach bin ich erst mal müde - Vormittagsschläfchen.
Gitti balanciert inzwischen in der
Pantry vor dem Herd und zaubert ein Mittagessen.
Heute z. B: als Vorspeise
in Melonenhälften serviert: grüner Salat
mit Melone an Orangendressing und für den Nichtvegetarier
Schinkenstreifen obendrauf.
Als Hauptspeise Brokkolirisotto mit Stückchen
vom Krustenbraten (noch mitgebracht aus Las Palmas.
Neue Erkenntnis dabei: Das zum Kochen verwendete Meerwasser
muss 1:4 mit Süsswasser gemischt werden, weil
der Atlantik brutal salzig ist.
Anschliessend Mittagsschläfchen (nur einer, der
andere muss immer wach sein)
Ein Tässchen Kaffee im Cockpit mit "Atlantik-gucken" (kann
man auch stundenlang machen) und anschliessend eine
Stunde lang Amateurfunk. Tolle Bedingungen heute im
17 m Band. 8 glasklare QSOs (Funkverbindungen) mit
Deutschland. Die Crew kümmert sich derweil um
den Garten. Der Basilikum ist ganz zerfressen, er hat
basilikumgrüne Raupen, die müssen abgepflückt
werden und ab in den Atlantik.
So langsam wird es Abend und der Tagesbericht an Heike
muss per Email raus, damit sie ihn noch heute in unser
Logbuch stellen kann (danke Heike)!
Ein Wurst- oder Käsebrot zum Nachtessen,
der fröhliche Abendplausch mit den anderen deutschen
Schiffen und schon ist für mich der Tag gelaufen.
Um 19 Uhr (heute haben wir die Uhr eine Stunde zurückgestellt)
beginnt unser Nachtwachrhytmus. Ich habe zuerst Freiwache
und hau mich für vier Stunden in die Koje.
Uwe
Datum |
25. November 2009 |
Position |
23°12,93 N, 022°04,81
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
3475 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 2240 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
4 |
Wind |
Nord-Ost 5 Bft |
|
|
Ein sagenhaftes Etmal
von 159 Seemeilen!
Wir wissen die
hervorragenden Wetterbedingungen sehr zu schätzen.
Konstanter Segelwind mit 5 bis 6 Bft., sternenklare
Nacht und Sonnenschein am Tag mit Passatwolken
am Tag.
Trotz der zusätzlichen Ladung an Proviant und
200 Liter Wasser-Flaschen, surft Momo über die
hohen langgezogenen Wellen als wäre sie eine Rennziege,
unser schweres Stahlschiff. Wir glauben an Momo, und
dass sie uns sicher nach Westindien bringen wird. Dass
dies nicht so selbstverständlich ist, hörten
wir gestern und auch heute musste eine Hanse Segelyacht
zu den Kapverden abdrehen, wegen unbestimmter Geräusche
am Ruder. Enorme Kräfte wirken durch den Seegang
und den Wind auf das Material. Bei uns sind die Verluste überschaubar:
eine Leine von der Windfahnensteuerung musste ausgetauscht
werden, sie hat sich durchgescheuert, auch an der steuerbord
Klüverschot ist der Mantel aufgescheuert und ein
Unterwant mußte nachgespannt werden. Sonst ist
alles ok stellt der Skipper fest beim täglichen
Check.
Im Fitness-Studio gibt es ein Balancegerät, wo
man einige Minuten lang seine Koordination überprüfen
kann. Wir sind hier im Dauertest, rund um die Uhr balancieren
wir die Wellen aus. Der Versuch des Skippers heute
ein Frühstück auf dem Salontisch zu präsentieren
ging gänzlich schief. 1 Liter Tee - schwapp -
auf dem Polster. Beim zweiten Versuch kippte dann n
u r noch die Tasse um, auch die Antirutschmatte ist
machtlos bei diesem Wellengang. Raus in die Sonne mit
dem Polster, zum Trocknen, ist jetzt meine Idee, jetzt
ist es auch noch mit Salzwasser getränkt.
Keiner aus unserer ARC-Flotte ist mehr
zu sehn, die Heimkehr mit Bert und Marlene liegen
120 Seemeilen
hinter uns, aber nett sind die regelmäßigen
Funkrunden. Dabei erfahren wir, dass die SuAn seit
24 Stunden auch unterwegs ist (sie konnte wegen Motorproblemen
nicht am ARC-Start-Event teilnehmen), hören dass
die Segelyacht Manatee zwei Fische gefangen hat und
dass Bert Pfannkuchen mit Bananen gebacken und immer
noch Kreuzweh hat. Da geht es uns doch richtig gut!
Brigitte
Datum |
24. November 2009 |
Position |
24°40,02 N, 019°32,83
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
3325 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 2390 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
3 |
Wind |
Nord-Nord-Ost 4 Bft |
|
|
So langsam sind wir eingeschaukelt!
Die letzte Nacht
war ruhig, zum Glück, denn wir hatten Schlaf
dringend nötig! Momo lief die ganze Zeit
unter leicht gerefften Passatsegeln mit etwa
7 Knoten und Johannes, die Windfahnensteuerung
mußte nicht ein einziges Mal angefaßt
werden, nachdem wir ihr eine leichtere aber größere
Windfahne verpasst hatten. Für jeden von
uns reichte es für zweimal dreieinhalb Stunden
Schlaf und wenn man das Mittagsschläfchen
dazu rechnet ist das schon ziemlich komfortabel.
Unseren Wachrhytmus haben wir an Gittis Fähigkeit
ausgerichtet, morgens lange zu schlafen, d. h.
sie übernimmt die erste Wache von 19 bis
23 Uhr, dann komme ich bis 3 Uhr und dann wieder
Gitti bis 7 Uhr. Anschliessend kann sie, wie
gesagt bis 11 Uhr, schlafen. Wir haben lange über
die Dauer der Wachen diskutiert und sind zu der
Ansicht gekommen, dass man nur im 4-stündigen
Wachwechsel mit einer 2-Mann/Frau Crew genügend
Schlaf bekommt.
Überhaupt sieht die Welt heute schon wieder
viel besser aus: die Apathie und das flaue Gefühl
im Magen und vor allem meine starken Kopfschmerzen
von gestern sind fast ganz verflogen. Vielleicht
auch, weil der Seegang inzwischen von 4-5 m auf
2 m zurückgegangen ist.
Auf andern Schiffen ist die Welt allerdings ganz
und gar nicht in Ordnung. Eine deutsche Yacht
ist nach Verlust des Ruders gesunken. Die Crew
konnte den Wassereinbruch nicht stoppen und mußte
das Schiff verlassen und in die Rettungsinsel
steigen. Von dort wurde sie aber schnell abgeborgen.
Seit heute morgen schliesslich verfolgen wir über
Funk die Suche nach einer noch unbekannten Yacht,
deren schwacher Notruf von einem anderen Schiff
aufgefangen wurde. Bis jetzt wissen wir nichts
Nähers.
Heute wird es früh dunkel, denn wir haben
unsere Bordzeit um eine Stunde zurückgestellt.
Das müssen wir jetzt alle 15 Längengrade
machen, weil wir dann in die nächste Zeitzone
einlaufen.
Jetlag bekommt man dabei zum Glück keinen!
Uwe
Datum |
23. November 2009 |
Position |
27°10,07 N, 017°27,12
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
3175 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 2540 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
2 |
Wind |
Nord-Nord-Ost 6 Bft |
|
|
Unsere Etmal (von 12.00 Uhr
gestern bis 12.00 Uhr heute) beträgt 144 Seemeilen,
wir sind damit ganz zufrieden.
Früh ist die erste Nacht hereingebrochen,
unglaublich viele Sterne leuchten am Himmel, aber
auch vor uns
am Horizont, das sind die Toplichter der vor uns fahrenden
Segler. Neben uns leuchten rote an Backbord und grüne
an Steuerbord. Das große Startfeld beginnt sich
erst so almählich aufzulösen, das bedeutet
eine anstrengende Nacht.
Unsere Besegelung ab der Höhe
des Flughafens von Las Palmas sind die Twin- oder
Passatsegel, dazu
steht noch das Großsegel mit einem Reff. Bei
einer Windstärke von 4 bis 5 Knoten läuft
Momo 7 bis 8 Knoten, zweimal sehe ich sie mit einer
Spitzengeschwindigkeit von 10,5 Knoten über die
dunklen Wellenberge surfen. Um 3.30 Uhr heute Nacht
ist Arbeit angesagt, das Großsegel muß geborgen
werden. Beim Manöver kriegen sich der Wellen-
und der Windgenerator in die "Wolle", d.
h. in die Leine, in das Ruder der Windfahne. Mitäußerster
Kraftanstrengung bringt der Skipper die Leine dann
endlich an Bord. Die Nacht ist um, Skipper und Crew
sind müde und schlapp.
Wetter und Wind sind genial, die Wellen
steigen übermütig
zu uns ins Cockpit. Routine hat sich bei uns jedoch
noch nicht eingestellt: Wetterberichte abfragen, Positionsreport
an die ARC abschicken, was zum Essen machen, alles
ist noch mühsam.
Auf dem sonst leergefegten Ozean fährt plötzlich
eine Segelyacht mit der Startnummer 196 keine 20 Meter
entfernt von uns. "Steuert eure Windfahne genau?",
werden wir über Funk gefragt. Sonst ist nichts
los, nur ein ständiges Hin- und Herrollen, ein
Auf und Ab - ununterbrochen. Wie lange noch, zwanzig
Tage? Über jeden Tag weniger wäre ich im
Moment dankbar.
Brigitte
Datum |
22. November 2009 |
Position |
27°46,10 N, 015°12,70
W, Atlantik |
Seemeilen bisher |
3029 |
Seemeilen bis St.Lucia |
ca. 2680 |
Tage unterwegs seit Las Palmas |
1 |
Wind |
Nord-Ost 5 Bft |
|
|
Wir sind gestartet!
Pünktlich um 13:00
Uhr Ortszeit sind wir heute endlich zu unserer großen
Reise über den Atlantik gestartet. Zusammen mit
225 weiteren Segelyachten haben wir uns auf den rund
2700 Seemeilen langen Weg nach St. Lucia in der Karibik
gemacht. Der Start war echt beeindruckend: Bei strahlendem
Sonnenschein, sind tausende von Zuschauern in den Hafen
gekommen, um bei dem Spektakel dabei zu sein.
Am Morgen war es nochmals hektisch: 6 Uhr aufstehen, schnell frühstücken,
Wassertank auffüllen, Dhingi verstauen, Momo mit einem Gemälde an der
Hafenwand von Las Palmas verewigen und dann natürlich die Verabschiedung
von den Freunden, die wir hier in den letzten fünf Wochen getroffen haben.
Um Viertel vor 12 laufen wir unter Böllerknallen und flotter Musik aus dem
Hafen aus.
Das Wetter ist toll, strahlender Sonnenschein, 3 Windstärken aus Nordost,
so richtig um sich wieder einzugewöhnen.
Als der Startschuss fällt ist Momo vorne an der Startlinie mit dabei und
wir staunen, wie gut wir mit den anderen Schiffen mithalten können.
Wir laufen unter Vollzeug also Klüver, Fock und Großsegel auf einem
Kurs, der uns erst mal von der Küste etwas weg bringt, damit wir die Windverstärkungszone
in Höhe des Flughafens etwas umfahren können. Um 16 Uhr baumen wir
zum ersten Mal unsere Passatsegel aus und gehen auf Kurs Süd. Auf diesem
Kurs wollen wir bleiben, bis wir die Flautenzone im Süden bzw. in Lee der
Insel umfahren haben. Das wird igendwann gegen Mitternacht sein. Dann geht`s
auf Kurs Südwest, grob gesagt Richtung Kap Verdische Inseln. Bei den gegenwärtigen
Windverhältnissen könnten wir auch gleich weiter westlich fahren, aber
in der Mitte des Atlantiks lauert ein Tief mit einem Trog, und mit dem wollen
wir nichts zu tun haben.
So jetzt geht so langsam die Sonne unter und wir müssen uns auf die erste
Nacht auf See vorbereiten.
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