Die
Einträge hängen
davon ab, wann wir einen Internetzugang
finden. Wir
werden natürlich versuchen, möglichst
aktuell zu sein
Datum
31.
Januar 2011
Position
Kornwestheim,
Germany
Seemeilen bisher
16681
Wind
Windstille
Tage unterwegs
595
Down Under
Geschafft! Nach einem Jahr und 18 Monaten und 16 581
Seemeilen im Kielwasser, erreichen wir mit Momo Neuseeland.
Ein großartiges unbeschreibliches Gefühl.
Die letzte Etappe von Tonga nach Opua, auf der Nordinsel
von Neuseeland, segeln wir in sagenhaften 7 Tagen und
12 Stunden - bei Wetterbedingungen, die besser nicht
hätten sein können.
das Hoch links unten soll uns beständigen Wind bringen
Das geduldige Warten auf
das optimale Wetterfenster hat sich gelohnt. Meno Schrader
von der Wetterwelt hält uns mit seiner Vorhersage, dass nach 8 Tagen
Wind in Sturmstärke eintreffen kann, vom Trödeln
unterwegs ab. Wann immer der Wind es zu lässt,
segeln wir unter Vollzeug. Und tatsächlich, bereits
am Tag nach unserer Ankunft kommt der angekündigte
Starkwind mit sehr unangenehmem, fünf Meter hohem
Seegang.
die Gribdaten für den Starttag versprechen perfekten
Wind
Wetterlage Donnerstag, 21.10.2010, 18 UT und Entwicklung:
Am Donnerstag 21.10.2010 liegt ein kräftiges Tiefdruckgebiet
mit seinem Kern östlich von Neuseeland. Es zieht
ostwärts ab und von Westen rückt ein Hochdruckgebiet
nach. Ein Keil dieses Hoch erstreckt sich zum Start
am Donnerstag um 18 UTC von der Tasmansee aus nordostwärts
Richtung Togo. Dieser Keil schwenkt langsam südwärts,
so dass die anfänglich südöstliche Strömung
links dreht, also östlicher wird. Aus heutiger
Sicht liegt das Hoch dann von Samstag bis einschließlich
Mittwoch mit seinem Schwerpunkt über oder
dicht beim Norden Neuseelands. Seine Achse ist dabei
ost-west gerichtet, so dass im Törngebiet eine östliche
Strömung vorherrscht. Am Donnerstag und Freitag
nächster Woche wandert das Hoch langsam ostwärts,
bleibt aber vorerst noch wetterbestimmend, die Strömung
im Törngebiet dreht möglicherweise weiter
links auf nordöstliche Richtungen. Die Entwicklung
am Samstag und Sonntag (Tag 9 und 10 des Ausblicks)
ist sehr unsicher und wird von den verschiedenen Vorhersgemodellen
sehr unterscheidlich gesehen. Die Möglichkeiten
reichen von stürmischen Verhältnissen mit
mittleren Windgeschwindigkeiten von 7- 8 Beaufort aus
Ost im Norden Neuseelands, bis hin zu schwachem bis
mäßigem östlichen Wind.(Wetterwelt
Kiel)
Momo unterwegs nach Neuseeland
Das im Rückblick. Das Erleben Meile um
Meile ist etwas aufregender.
Kurs Neuseeland, 22. Oktober
Für Rasmus, Neptun, Poseidon und Aiolos kippen
wir vor dem Start jeweils ein Schnäpschen ins
Wasser – das kann auf keinen Fall schaden. Im
Postfach ist ein Email von unseren Freunden von der
Heimkehr, Marlene und Bert. Sie fiebern mit uns und
bis zu unserer glücklichen Ankunft in down under
wollen sie fasten und nur vegetarisch kochen. Wir sind
gerührt.
55 Meter Kette und der Anker sind eingeholt.
Momo ist wieder frei, auch unsere Gedanken. Sie sind
einzig
und allein bei unserem Vorhaben - 1100 Meilen nonstop
nach Süden zu segeln. Optimal die Segel zu setzen
um maximale Geschwindigkeit zu laufen, Wasser und Wolken
zu beobachten um den Naturgewalten gewachsen zu sein – und
gut auf uns selbst Acht zu geben, um ja keine Rippen
in dem bockig schaukelnden Schiff zu brechen; den Schlaf-,
Wachrhythmus schnell wieder in den Griff zu bekommen,
trotz Schaukeln und Schräglage die Stimmung an
Bord mit einem guten Essen zu heben. 1100 Seemeilen
bei 5 Knoten Fahrt, dann sind wir in etwa 10 Tagen
am Ende der Welt, so schätzen wir.
Wer ist außer
uns noch unterwegs?
Atlantis
Vor uns, durch die Westausfahrt - den Egeria Channel,
fährt die Segelyacht Atlantis mit Inge und Ernst.
Ganz schön tricki, die Fahrt durch die Riffe,
aber dadurch haben wir sieben Meilen abgekürzt.
Die "Thule" mit Rainer und Ursula sind auch heute
gestartet, jedoch von den nördlichen Tongainseln,
der Vava'u Gruppe. Sie werden unsere Verfolger bleiben
mit zwei Tagen Rückstand. Mit einem Tag Vorsprung
fährt die gestern gestartete "Nije Fam" aus
Holland mit Henrietta und Paul.
Meile um Meile, Tag
für Tag, Nacht für Nacht.
Tag 1, Süd-Süd-Ostwind mit 4 Beaufort zum
Eingewöhnen. Die Anspannung legt sich, die uns
vor der Fahrt belastet hat. Wir segeln 220 Grad, ein
Am-Wind-Kurs mit entsprechender Schräglage. Die
Momo und die Atlantis liefern sich ein Kopf an Kopf-Rennen,
sie verlieren sich nicht wie sonst üblich in der
Weite des Ozeans. Wir haben den ganzen Tag und auch
in der Nacht Sichtkontakt zur Atlantis. Die Schiffe
sind einfach gleich schnell, der Wind gibt das Tempo
vor.
Ostsee-Outfit
Die Sonne geht unter, aber die Dunkelheit währt
nicht lang, dann segelt Momo im Mondschein. Die Nacht
wird kühl. Die allererste kühle Nacht nach
fast eineinhalb Jahren. Die warme Faserpelz-Latzhose
mit Jacke und sogar noch Socken lösen unsere Shorts-T-Shirt
Klamotten schlagartig ab. Die Antarktis ist nicht mehr
fern!
Ostseetemperaturen
Tag 2 und 3 verbringen wir gallopierend auf chaotischer
See.
Das gemütliche Einfahren ist vorbei. Der Wind
nimmt zu, 5, 6 auch mal 7 Beaufort. Die Windsee türmt
sich auf drei Meter Höhe und kommt aus Ost, die
Dünung dagegen läuft aus Südrichtung.
Momo springt über die chaotischen Kreuzseen wie
ein wildes Pferd beim Rodeo. Die allgemeine Stimmung
ist
Grau.
Mittagessen kochen ist eine Strafe. Bis alles auf dem
Herd fertig geschaukelt ist – Linsen,
Frankfurter und Süßkartoffeln – ist
mir nicht mehr nach Essen. Tapfer wird aber aufgegessen,
ein leerer Magen ist nicht gut.
Ü
ber Funk erfahren
wir von der Atlantis vom freien Flug von dreißig
Eiern durch die aufgesprungene Kühlschranktür.
Ich bin froh an meiner Kühlbox, da gibt es keine
Flugeier. Außerdem erfahren wir, dass wir eine
deutsche Flotte im Schlepptau haben, hinter der Thule
folgt noch die “Fee”und die “Sanny”.
Unsere
Flugbegleiter sind Albatrosse.
Die Vögel
sind eine willkommene Abwechslung im unendlichen Blaugrau.
Die riesigen Seevögel mit einer Flügelspannweite
von über drei Metern, unterhalten uns stundenlang
mit ihren dynamischen Flugkünsten. Es scheint
ihnen Spass zu machen, uns zu folgen.
Optimale Bedingungen!?
Die Wirklichkeit sieht so aus: Ost-Süd-Ost-Wind
mit 5 Beaufort, Momo läuft einen Schnitt von über
7,2 Knoten, düster, grau, Seegang 4 Meter, immer
wieder finden chaotische Wellen ihren Weg in und über
das Cockpit. Nass. Salzig. Kalt. Optimal ist halt auch
relativ!
Die Luft- und Wassertemperatur ist seit Tonga
um 15 Grad
kühler
geworden. Wir verziehen uns ins Schiffsinnere, Johannes
unser Steuermann
macht die Sklavenarbeit. Positiv sehen wir aber unser
gutes Etmal von 163 Seemeilen. Je schneller, je besser,
die Starkwindvorhersage ist
immer noch nicht vom Tisch. Wenn es weiter so läuft,
schaffen wir den Landfall in down under bis Freitag – das
wäre gigantisch.
4. Tag und 180. Längengrad
Wir segeln jetzt “heimwärts”, d.h.
wir zählen die Längengrade jetzt rückwärts!
Die See ist “bumpy” und die Squalls häufen
sich und lassen es uns nicht langweilig werden. Segel
verkleinern, wieder ausreffen, einreffen ...Ölzeug
anziehen, Ölzeug ausziehen. Inzwischen ist die
SY Nije Fam 8 Seemeilen westlich von uns, die Atlantis
8 Seemeilen voraus, also beide hinter dem Horizont
verschwunden. Der Mond zeigt sich täglich später
am Abend und taucht er endlich auf, verdecken ihn schon
bald die Wolken. Trotz Vollmond fahren wir jetzt in
stockfinsterer Nacht über tiefschwarzes Wasser.
Die Nachtwache verbringen wir unter Deck, regelmäßig
alle 20 Minuten suchen wir draußen die Schwärze
nach einem Licht ab, kontrollieren den Kurs und verziehen
uns wieder in den geschützten Salon. Wache!
Am Tag 5
ist der Ozean endlich wieder dunkelblau.
Die Szenerie wirkt gleich freundlicher in Blau. Die
kommende Nacht beginnt ruhig, so dass wir ausreffen
und Vollzeug fahren können. Endlich
mal eine ruhige Nachtwache mit konstantem Wind. Pustekuchen!
22.50 Uhr frischt der Wind auf. 30 Knoten – 10
Minuten später herrscht Windstille. Ich gehe
jetzt in die Koje, soll der Skipper sich mit dem
launischen Wind auseinandersetzen.
Schlafen in der Wiege
Tag 6 Per Funk meldet Uwe unsere Ankunft für Freitag
den 29. Oktober über Taupo Radio an.
Bald geht auch dieser Tag auf dem Ozean vorbei. Die
Nacht kommt und die Crew träumt in der Freiwache
vom Albsee im Allgäu. Dort ist sie bei Nacht und
Sturm mit einer Jolle auf dem See – was das wohl
zu bedeuten hat? Juhu, nur noch 259 Seemeilen! Schön
ist, dass die Nächte kürzer werden, um 20.00
Uhr ist es immer noch nicht ganz dunkel.
Tag 7 - wieder
ein Etmal von 162 Seemeilen gefahren.
Nur noch eine Nacht! Wir kommen morgen an. M o r g
e n !
Die müden Lebensgeister erwachen. Großputz
ist angesagt an Bord. Die Behörden von Neuseeland
sind streng. Sogar mit Hund kommen die Kiwis an Bord,
haben wir gehört. Die Küche wird ausgemistet:
Büchsen dürfen an Bord sein, aber fast alle
anderen Lebensmittel müssen aufgegessen oder entsorgt
werden. Ganz streng wird nach Honig gesucht, keinerlei
Samen, Hülsenfrüchte, Eier, Mehl, Gemüse,
Obst, Milch- und Fleischprodukte dürfen an Bord
sein. Schade um die guten Lebensmittel, aber es hilft
nichts, wir füttern damit die Fische.
Muscheln dürfen auch nicht an Bord sein. Nach
einem Tipp von der Nije Fam entsorge ich noch unseren
Abfall in 5-Liter-Plastikflaschen. Durch Stopfen und
Verdichten geht der Müll ganz eng zusammen. Jetzt
sind wir fein herausgeputzt – Kiwis, wir kommen!
Die letzte kalte Nacht.
Johannes ist überfordert, der Ost-Nord-Ost-Wind
kommt jetzt genau achterlich, unser braver Windpilot
mag diesen Kurs nicht. Wir baumen den Klüver aus,
aber Johannes streikt immer noch. Anton ist ja auch
noch
da, der Autopilot, soll der heute Nacht mal arbeiten.
Der aber krächzt, das hört sich gar nicht
gut an, zum Glück hält er aber wacker durch.
Der Autopilot wird ein weiterer Punkt für die “to
do Liste” für Neuseeland. Die Atlantis ist
inzwischen nach Westen Richtung Whangarei gesegelt,
wir wollen in Opua in der Bay of Island einklarieren.
Ankomme – Freitag – am Tag 8
29. 10 – um 6.00 Uhr ist Laaaand in Sicht!!!!
N e w Z e a l a n d
Die vielen Inseln der Bay of Island im Far-North-District
liegen vor uns. Die 16 Kilometer lange Meeresbucht
in der Subtropischen Region Northland ist das beliebteste
Urlaubszeil der Kiwis. 1769 landete James Cook in der
Bucht, heute wir.
Bay of Islands
Massige Begrüßung.
Ein Buckelwal, schnaubt seine Fontäne direkt neben
Momo in die Luft. Uwe ist begeistert von diesem Empfang.
Die Crew hingegen kann den Wal nur hören, denn
sie bäckt gerade ein Pfannkuchenfrühstück.
Es wäre doch zu schade, die Eier wegzuwerfen.
Der Weg zum Zollsteg ist markiert mit einer Tonnenstraße,
außerhalb, im flachen Wasser ankern Schiffe,
ein unbeschreibliches Gefühl macht sich breit – jetzt
können wir den Steg sehen, legen an – betreten
Down Under, Neuseeland, Nordinsel, Opua, Einklarierungshafen.
16 681 Seemeilen im Kielwasser
von Fehmarn nach Neuseeland! Wir haben es geschafft,
just in time - ohne Zyklon und ohne Wintersturm.
Morgen wird richtig schlechtes Wetter erwartet mit
viel
Wind. So ein Timing, zum Glück waren wir so
schnell. Die paar Squalls und das bisschen Geschaukel
unterwegs, was zählt das jetzt noch. Wir hatten
eine super Überfahrt, super schnell mit 7 Tagen
und Nächten plus 12 Stunden.
12.00 Uhr: Einklarieren
bei den Kiwis.
Auf die Zollbehörden müssen wir nicht lange
warten. Leider hat der Hund heute wohl frei. Wir haben
schon viel über die pingelige Einklarierung im
Vorfeld gehört. Aber wir sind angenehm überrascht.
Keine Frage nach dem Antifouling von Momo. Vier Beamte
sind an Bord, sie sind korrekt und eigentlich sehr
nett, weitere Formulare müssen ausgefüllt
werden, die Schapps und Schränkchen mit den Lebensmitteln
lassen sie sich zeigen, keiner stiert selbst herum.
Ein Glas mit selbst eingemachtem Gulasch wird konfisziert
auch den komprimierten Abfall nehmen sie mit. Der Zollbeamte
stempelt noch die Pässe, jetzt dürfen wir
drei Monate in Neuseeland bleiben, Momo sogar ein ganzes
Jahr Wenn wir den Aufenthalt unterbrechen, was wir
auch vorhaben - am 1. 12. geht unser Flieger ab in
die Heimat, dürfen wir ab der Wiedereinreise noch
einmal drei Monate bleiben. Das ist jetzt alles aber
nicht so wichtig, wichtig ist nur: wir sind da und
wir sind um die halbe Welt gesegelt, genau auf der
anderen
Seite der Welt liegt Deutschland.
Nach dem Behördenkram
verlegen wir uns nebenan in die Marina von Opua, aber
zuvor können wir
noch Marietta und Paul von der Niee Fam begrüßen,
zwei Stunden nach uns legen sie am Zollsteg an. Schön
ist es in der Marina, aber mir würde
es momentan überall an Land gefallen, Hauptsache
nicht mehr auf dem Ozean. In der Marina gibt es Duschen,
Waschmaschinen, ein Café, ein Frisör, Bootszubehörläden,
eine Werft und ein Autohaus. Ein kleiner Ort schließt
sich an mit einem kleinen Supermarkt und schon sind
wir Besitzer einer NZ Telefonkarte, dann gibt's noch
einen Fish n Chips Imbiss und einen Segelclub mit Restaurant.
Wir treffen die SY Ceolmore, am Steg gegenüber.
Wir kennen Sie schon seit den San Blas Inseln in Panama.
Die amerikanische Familie mit zwei Kindern an Bord
ist fünf Tage vor uns in Tonga los. Sie erzählen
von einer 12-tägigen Horrorfahrt mit drei Tagen
Flaute, anschließendem Sturm, einer See wie ein
Hexenkessel, so schlimm, dass sie sogar zwei Tage beidrehen
mussten.
Erholung, Frisör und leckere Fish and
Chips
Wir haben den Zollsteg von unserem Marinaplatz im Blick
und sehen, solange wir auf Momo wieder klar Schiff
machen und sie entsalzen, wer einläuft. Nach
zwei Tagen die "Thule", nächstes Schiff
ist die Fee, dann die Sanny dann legt Winfried
und Ute
am Zollsteg an und schliesslich noch Helmut mit seiner
"Lop to". Alle haben sie in den letzten Tagen vor
Neuseeland ordentlich
eins
auf
die Mütze
bekommen mit 35 Knoten Wind und Wellen bis zu sechs
Metern.
Auf dem Bauernmarkt von Kerikeri
Winfried und Ute nehmen uns in ihrem Auto mit auf den
sonntäglichen Markt im dreißig Kilometer
entfernten Kerikeri. Ich kann mich nicht satt sehen.
Jetzt im November gibt es frische Erdbeeren, frischer
grüner
Spargel, frisch gepflückte
Avocados und zarte Blattsalate. Beim Backwarenstand
wird deutsches Brot angeboten, Erika und Klaus backen
es, sie sind vor Jahren ins Kiwiland gezogen. Am Wurststand
bietet ein Kiwi und Ex-Österreicher Kaminwurzen
an. Die grünen Kiwifrüchte, direkt vom Erzeuger
in Kiwiland gekauft, haben nichts mit den sauren Teilen
aus dem deutschen Supermarkt gemein. Einheimische Weine – kalt
gepresstes Olivenöl – Honig - Nüsse-
- frische Säfte - Kaffee - Crêpes. Am Bratwurststand
brutzeln “Rote”. Der Markt ist ein Highlight
für uns in dieser Vielfalt, auch die Menschen,
hier – wie die grüne Frucht und der braune
flugunfähige Vogel – Kiwis genannt, überraschen
uns mit ihrer natürlichen Freundlichkeit.
Bauernmarkt in Kerikeri
Weiter,
nach Whangarei
Von Opua segeln wir nach 8 Tagen Erholung weiter, ins
80 Seemeilen entfernte Whangarei
Am 4. 11. früh um 5.30 Uhr legen wir ab. Ob
wir Whangarei erreichen ist offen, notfalls müssen
wir uns einen Ankerplatz an der Ostküste suchen.
Südostwind mit 3 bis 4 Windstärken, eigentlich
ein gemütlicher Segelwind, wir verstärken
das Tempo jedoch mit Sir Perkins, vielleicht schaffen
wir die Strecke ja doch nonstop.
Cape Brett
Das Cape Brett mit
der "gepiercten Insel" davor liegt bald hinter
uns, auch die Buchten der Tutukaka Coast. Um 15.30
Uhr segeln
wir um den Bream Head, als schlagartig der Wind um
zwei Beaufort zu legt. Schon sehen wir die Flussmündung
vor uns, da stellt sich jetzt ist die Frage, sind wir
noch gut in der Zeit, schaffen wir den Hafen von Whangarei
noch vor der Dunkelheit? Der einlaufende Strom mit
bis zu 3 Knoten Geschwindigkeit und Sir Perkins helfen
uns dabei und das Hochwasser, denn nur bei Hochwasser
kommt man ungestreift mit unserem Tiefgang durch das
zirka 8 Meilen lange betonnte Fahrwasser bis zum
Town Base von Whangarei durch. Ein kurzer Funkruf zum
Hafenmeister gibt uns die Gewissheit, dass wir auch
noch einen Platz bekommen. Glücklich liegen wir
um 18.30 Uhr im Town Basin, längsseits am Steg,
direkt neben der Hafenpromenade mit Cafés, Restaurants
und Souvenirläden. Wir fallen todmüde in
die Koje, morgen sehen wir meer, nein ausnahmsweise
- mehr.
Town Basin in Whangarei, der Hauptstadt des
Nordlandes
Hier trifft sich die Seglerszene wieder. Wir sind ausgeschlafen,
melden uns offiziell an und begrüßen bei
einem Rundgang durch den Hafen unsere Seglerfreunde:
erst die “Fee”, dann die “Atlantis”,
mit der wir gemeinsam von Tonga unterwegs waren,
dann noch die “Diethyl”, "Elaine" und
"Sanny".
Wieder zurück
auf Momo bekommen wir Besuch von Ortwin, dem TO-Repräsentant.
Wir trinken zusammen Kaffee, schwätzen und erzählen
und erfahren, dass Ortwin schon vor 30 Jahren in
Neuseeland hängen
geblieben ist. Auf unsere Frage, wie man am Besten
zu einem Auto kommt, sagt Ortwin spontan: “bei
mir, wenn Euch der Wagen gefällt”. Es ist
ein 26 Jahre alter Nissan und linksgesteuert, da das
Fahrzeug von Deutschland nach Neuseeland transportiert
wurde. 500 Neuseeland Dollar möchte Ortwin dafür
(270 Euro umgerechnet). Das Auto läuft super,
hat vier neue Reifen, wenn wir wollen, könnten
wir es morgen schon übernehmen. Irre, für
500 NZ $ können wir nichts falsch machen und sofort
mobil zu sein, das klingt verlockend. Wir verabreden
uns mit Ortwin für morgen früh.
Der Tag hat
super begonnen, organisatorisch sind wir schon sehr
weit gekommen, wir können ihn jetzt
locker ausklingen lassen. Wir suchen weiter im Hafen
nach Bekannten, finden “Sternchen” für
einen kleinen Plausch, auf dem Rückweg teilen
wir Soni und Werner von der “Fee” unsere
Neuigkeiten mit bei einem Anlegerbier, ein Glas Rotwein
gibt es bei Helinä und Kalle auf dem finnischen
Schiff “Elaine”, das seit Las Palmas immer
wieder unseren Weg kreuzt. So langsam wird es wieder
Nacht. Kann das Seglerleben schön sein.
Wir sind
stolze Besitzer eines Nissan, Baujahr 1986
Pünklich am Morgen kommt Ortwin mit dem Nissan
Van. Ein Wagen mit allem Schnick und Schnack: vier
neue Reifen, Schiebetüren, Heckklappe, eingebaute
Fächer
im Kofferraum für Schuhe und Campingutensilien,
Vorhänge für die Fenster, wenn man mal im
Auto schlafen will, auch der Blinker und der Scheibenwischer
ist für unsere Gewohnheiten am rechten Fleck.
Die Probefahrt ins Industriegebiet klappt wunderbar – Kreisverkehr,
links hat Vorfahrt – klappt -, jetzt fahren wir
zu Ortwins Haus in Whangarei und machen bei Kaffee
und Butterkuchen den Kauf perfekt. 500 Neuseelanddollar,
die Steuer hat Ortwin noch für ein halbes Jahr
bezahlt und die Formalitäten, die lächerlich
einfach sind im Gegensatz zu Deutschland, erledigt
er noch mit uns, gemeinsam fahren wir noch in eine
Werkstatt für ein neues “Warranty of Fitness”.
Es dauert keine 15 Minuten, das Auto ist perfekt und
ein Bepper (Aufkleber) kommt an die Windschutzscheibe.
Im Versicherungsbüro lassen wir die Versicherung
umschreiben, die kostet für ein Jahr 180 NZ $.
Beim AA, dem neuseeländischen ADAC (geht auch
auf der Post) ändern wir den Besitzer. Die Bestätigung,
eine Art Fahrzeugbrief, wird uns mit der Post in den
Hafen geschickt. Das war's, unproblematischer Autokauf
in Neuseeland.
Wir sind mobil!
Wir machen die Kleinstadt Whangarei unsicher. Ganz
schnell klappt das Linksfahren mit links, nur – das
Steuerrad ist so klein!
Alles wovon das Seglerherz seit Monaten geträumt
hat finden wir in der Stadt: Schiffszubehörläden,
Segelmacher, Autogeschäfte, Supermärkte,
Souvenirläden, Spezialisten wie Hire Cowleys,
Plumbing World, Ideal Electric Suppliers, Magic Motors,
Exhaust Specialist, Spraypainters, Steelmasters .......
Die Supermärkte sind mit europäischem Warenangebot
ausgestattet, sogar eine Büchse “Rügener
Heringe in Tomatensoße” entdecke ich. Das
Bier ist nicht billig, weshalb die Kiwis und so mancher
Segler, ihr Bier selber brauen, die dazu nötigen “Kits” gibt
es im Supermarkt zu kaufen.
Immer dienstags trifft
sich im Hafenlokal Reva der Deutsche Stammtisch, dazu
kommen alle Segler und auch “Hängen
gebliebene” wie Ortwin. Aus Opua reisen mit dem
Auto Winfried und Ute und Rainer und Ursula extra für
den Stammtisch an.
Umzug am 9. 11. zum Dockland 5,
ist unsere neue
Adresse!
Gestern Abend bei Hochwasser haben wir Momo vom Town
Basin an die Pier von Dockland 5 gelegt. Das Wasser
unter unserem Kiel war ziemlich knapp. Gleich in
der früh hebt der Kran von Charlie die schwere
Momo auf den Travellerlift. Obwohl Momo schön öfter
am Kran hing, ist das immer wieder aufregend.
Jetzt
steht Momo auf Stahlstützen an Land, am
Abstrahlgelände von “Rudophs” und
wartet auf ihre “Dusche”. Alle Farbschichten
des Unterwasserschiffs müssen abgestrahlt werden
- bis zum blanken Stahl - denn immer mehr Wasserblasen
haben sich unter der Stahlbeschichtung gebildet.
Leben
im 2. Stock
Wir leben jetzt, hausen wäre der korrektere Ausdruck,
auf Momo im zweiten Stock, Zugang über eine 5
Meter Leiter, ohne fließendes Wasser und ohne
Toilette. Duschen und eine Küche gibt es zwar
auf der Werft, trotzdem ist das Leben an Bord sehr
ungemütlich und der kontinuierliche Geräuschpegel
der Werft direkt nebenan tut richtig weh.
Nach unserem
Urlaub in der Südsee ist jetzt schwere
Arbeit angesagt, von morgens bis abends, drei Wochen
lang und - wie immer mit den Arbeiten an Bord, zieht
eine Arbeit gleich mehrere Arbeiten nach, nichts geht “gschwind” und
wie immer entsteht beim Arbeiten auf dem engen Raum
ein entsetzliches Chaos. War das Klima seither angenehm,
verschaffen wir uns wieder eine subtropische Hitze
mit einem Gewächshaus über das gesamte Deck.
Die Folie soll den gröbsten Dreck und Staub beim
Abstrahlen abhalten.
Unterwasserschiff abstrahlen und
neuen Farbaufbau anbringen.
Dieser einfache Satz beinhaltet unglaublich viel Arbeit,
tonnenweise Schlamm (Abstrahlsand, alte Farbe und Wasser)
und Lärm der an die Schmerzgrenze geht.
Die Firma Rudophs mit ihren Jungs leisten ganze Arbeit,
wir sind schon erledigt vom Zuschauen mit Gehörschutz
auf dem Kopf. Das komplette Unterwasserschiff wird
nass abgestrahlt und anschließend nochmal trocken,
bis der blanke Stahl frei liegt. Um Momo herum steht
jetzt der rote
Schlamm 15 Zentimeter hoch. Noch am selben Tag wird
eine Schicht Primer gespritzt und nach 6 Stunden eine
Schicht Epoxi. Nebenbei erledigen wir ein paar Kleinigkeiten,
Gasflaschen füllen lassen, Segel zum Ausbessern zum Segelmacher
bringen, neuen Schlauch für die Bilge besorgen,
und und und ....
sandstrahlen
Primer spritzen
Nächste Großbaustelle: der
blaue Rumpf
Die blaue Rumpffarbe ist zwar in Fetzen (DIN A4 Größe)
abgeblättert, aber leider ist sie nicht ganz weg.
Wir kratzen den Rest mit dem Tapeziermesser ab – stundenlang,
anschließend schleift Uwe noch den kompletten
Rumpf mit der Schleifmaschine. Zum roten Dreck gibt's
jetzt noch blauen, ganz feinen Staub – überall,
trotz Folienabdeckung.
Das Drama mit dem Spachteln
Spachteln ist der nächste Schritt. Der Juniorchef
Jamie bringt das Material und fängt an zu spachteln,
Uwe macht weiter und schafft nur die eine Seite von
Momo. Heute ist Dienstag und wir müssen jetzt
unbedingt zum Stammtisch ins Reva. Uns trifft fast
der Schlag, als wir das Spachtelwerk am nächsten
Morgen sehen. Das Epoximaterial ist immer noch nicht
ausgehärtet, wie Kaugummi klebt
es an Momo. Kurzentschlossen fährt Jamie mit dem
Spachtelmaterial zu seinem Händler. Es stellt
sich heraus, dass der Hersteller eine falsche Dosierpumpe
geliefert hat und deshalb das Mischungsverhältnis
nicht gestimmt hat. Der Hersteller kommt für den
Schaden auf. Aber wer macht das zähe Zeug wieder
raus? Jeder probiert mal zu Kratzen, ganz schwer lässt
sich das halbfeste Material entfernen, eine Sklavenarbeit,
einfach Wahnsinn.
16 Arbeitsstunden später – es
kann wieder neu gespachtelt werden. Welch ein Glück,
dass wir zum Stammtisch mussten und so nur das halbe
Schiff gespachtelt war.
spachteln
Wir mieten einen Container.
Das Tohuwabohu an Bord ist gigantisch, an Deck, unter
der Folie liegen sämtliche Fender, Johannes
- der abgeschraubte Windpilot, die mühsam abgeschraubte
Badeleiter, die Rettungsinsel, Bretter aus der Backskiste,
die Gasflaschen, der Cockpittisch liegt rum und das
abgeschraubte Steuerrad. (Uwe will zusammen mit Charlie
die Steuerung nochmal kontrollieren.) Im Schiff sieht
es nicht besser aus, wir schichten die Polster und
unnütze Sachen ständig hin und her. In
diesem Moment kommt ein Engel (Inge von der Atlantis)
vorbei: “warum mietet ihr nicht einfach einen
Container” flötet sie. Schon am nächsten
Tag befüllen wir unseren Container, haben wieder
Luft und können auch den Dreck vom Deck saugen.
Warum haben wir das nicht gleich gemacht?
Nebenbei
verlängert der Edelstahlbauer Trevor
am Heck unsere Stahlrohrreeling um 1,5 Meter, bei der
nächsten Runde können wir unsere Solarpaneele
stabil aufhängen. Am Freitag schweißt Trevor
die Rohre an und bringt auch unsere reparierte Badeleiter
wieder mit. Beim Einholen des Heckankers auf den Marquesas
haben wir das gute Stück verbogen.
Nebenbei schweißt uns ein Dave eine
kleine Stelle am Rumpf und vorne am Bugspriet. Leider
muss er nochmal kommen, auch am Sonntagmorgen ist dies
kein Problem für ihn.
Am Montag bauen zwei Leute von Ray Roberts
Marine das Getriebe aus. Beim Zahnriemenwechsel sind
Uwe und Grant der gleichen Meinung: das Geräusch
der Maschine, klingt anders als gewohnt. Ich hab das
fremde Geräusch schon lange gehört!
You are fired!
Sie meinen unseren Skipper, die Leute von Rudolph,
mit diesem Befehl. Sie wollen klar um Ausdruck bringen,
dass sie jetzt selbst die Schleif- und Spachtelarbeiten
in die Hand nehmen. Sie spritzen Flüssigfüller
auf, dieser bringt jede Unebenheit am geschliffenen
Lack zu Tage. Jetzt spachtelt und schleift der Profi
und noch einmal und noch einmal. Uwe wird langsam
nervös, was das jetzt kostet – und wann
geht's endlich mal an das Auftragen der Farbe. Die
Firma Rudolph will keine halbe Arbeit machen sie
schleifen und spachteln und schleifen – aber
endlich sind sie zufrieden.
Momo bekommt ständig ein neues Design: mal Apricot,
Apricot mit weißen Punkten, dann ist sie komplett
weiß. Bei dem weißen Voranstrich darf Uwe
den Gabelstapler fahren und den Lackierer entlang von
Momo und rauf und runter fahren. So ganz ohne Führerschein,
hoffentlich schmeißt er Momo nicht um.
poppiges Design für Momo
Bleibt
die Momo Rosa oder Weiß?
Die Leute von Rudolph hoffen, dass Uwe sich vielleicht
doch für einen weißen Decklack entscheidet,
aber er bleibt stur und sucht sich aus der Farbskala
ein Dunkelblau aus. Das Blau ist zu hell,
zum Glück
steht Uwe neben dem Probestrich und bemerkt sofort
das Malheur, eine falsche Farbe wurde geliefert.
Die nächste Farbe passt, trotzdem ist Momo zuerst
hellblau, aber nur wegen des durchscheinenden weißen
Untergrunds.
Jetzt wird es Ernst!
Mit nur jeweils einer Stunde Trockenpause erhält
Momo ihre blaue Farbe wieder. Vier Durchgänge
mit der Spritzpistole, dann sind die Lackierer zufrieden,
sie strahlen fast so wie Momo. Ganz selbstverständlich
hat das Wetter mitgespielt!
Jetzt ist sie wieder hübsch
Land und Leute
Inzwischen ist fast ein Monat vergangen, in vier Tagen
Ausszeit von der Baustelle holen wir uns einen kleinen
Vorgeschmack
auf die unglaubliche Landschaft unserer “neuen
Insel”, der größten unserer bisherigen
Reise. Sie hat die Ausmaße von Italien, oder
Japan, oder Großbritannien, befindet sich im
Südwest-Pazifik zwische Äquator und Südpol,
1600 Kilometer östlich von Australien. Die Cook
Street trennt die Nord- und Südinsel voneinander.
Den 4 Millionen Schafen und bestimmt genauso vielen
Kühen stehen nur etwas mehr als 4 Millionen
Menschen gegenüber.
Kühe, soweit das Auge reicht
Wasserfall Whangarei
Ein ganz kurzer Sonntagsausflug führt uns zum
Wasserfall Whangarei, am Flussufer entlang mit den
baumhohen Farnen, Kängeruhpflanzen und Palmen
schmücken den Wegesrand.
Kauri Coast Highway ins
Northland
Unsere Zweitagestour mit unserem Oldtimer führt
uns von der Westküste quer über das “Allgäu”,
so muten die grünen Hügel mit den darauf
grasenden Kühen an. In nur drei Autostunden erreichen
wir schon die Westküste. Die Alpenlandschaft wechselt
in einen breiten Sandstrand, den Baylys Beach, dahinter
tost die Tasmansee. Wir könnten spaßeshalber
die Sandpiste entlang nach Norden fahren, aber wir
wollen den Härtetest unserem Auto nicht antun.
Ein kurzer Abstecher im Ort Dargaville führt uns
zum Kauri Wood Artist, Rick Tayler. Freundlich informiert
man uns über die Geschichte des Kauri Baumes.
Dargaville war früher Zentrum des Kaurihandes.
So werden auf dem heutigen Wiesengelände hinter
Dargaville verschüttete Kauri Bäume gefunden,
die ältesten schätzt man auf 4000 Jahre.
Tsunamis haben die Bäume hinweggefegt, Gras ist
darüber gewachsen, Jahrtausende lang. Heute macht
Rick Tayler und andere Künstler aus den alten
Bäumen Souveniers, Salatbestecke, Topfuntersetzer,
Schalen ...... Wir kaufen zwei kleine rohe Holzscheiben,
von einem dünnen Ast eines 4000 Jahre alten Kauri.
Das Alter können wir natürlich nicht nachprüfen.
Irgendwann einmal will Uwe daraus zwei Holzschalen
schnitzen.
Kauribaum
Im Waipoua Kauri Forest.
Die Westküste entlang Richtung Norden erreichen
wir die berühmten Waipoua Kauriwälder. Wie
Zwerge laufen wir staunend zwischen den Baumriesen,
nachdem wir uns am Beginn des Rundweges unsere Schuhe
desinfiziert haben. Auch den über 2000 Jahre alten “Gott
des Waldes” besuchen wir, den Tane Mahuta, wie
ihn die Maori nennen. Der noch älteste lebende
Baum hat einen Umfang von 13,77 Meter und ist über
51Meter hoch, sein astloser Stamm ist säulenförmig
und verjüngt sich bis zu seiner gigantischen Baumkrone
kaum. Ehrfürchtig stehen wir vor dem alten Riesen,
der nicht der Säge zum Opfer gefallen ist. Um
Schmarotzer fernzuhalten stoßen die Bäume
ihre Rinde regelmäßig ab. Wo andere Bäume
enden, wächst beim Kauri erst seine gigantische
Baumkrone, auf den Ästen reckt sich auf 60 Meter
Höhe wiederum ein kleiner Wald dem Licht entgegen.
Es ist sehr schwierig seine Größe im Foto
darzustellen, sein Alter ist sowieso unvorstellbar,
seit Christi Geburt wächst der Baum und wächst.
Bis vor 150 Jahren war die gesamte Nordinsel oberhalb
Aucklands mit dem Kauriwald noch bedeckt, bis die Siedler
Raubbau betrieben und die Bäume für Schiffsmasten,
Bauholz und Zäune fällten, aber auch um Weideland
zu gewinnen. Erst in den Fünfziger Jahren des
20. Jahrhunderts wurde dieser Raubbau gestoppt und
die verbliebenen Wälder geschützt. Langsam
nimmt der Kauribestand wieder zu, aber es dauert, bis
ein Tausend Jahre alter Baum wieder ersetzt ist.
Wir
erreichen den Hokianga Fjord.
Die Hokianga Flussmündung schneidet fast 80 Kilometer
weit ins Land ein.
Wieder ändert sich die Landschaft krass, eine
Wüste liegt vor uns auf der anderen Seite des
Hokianga. Mit der kleinen Fähre setzen wir von
Rawene nach Kohukohu über und übernachten
im Night Sky Lodge. Ein Luxus nach eineinhalb Jahren:
ein Zimmer mit großem Bett und eine Dusche mit
viel Wasser und nichts schaukelt!
Einfahrt zum Hokianka Harbour
Einsamer Norden
Den Schotterstraßentest zum einsamen Mitimiti
Strand hat der Nissan bestanden, noch ein Blick auf
das Blau der Tasman See in Richtung Australien und
dann gehts zurück, unsere Baustelle ruft.Wir fahren
durch den Tapuware Wald, Nadelbäume, Farne, Palmen,
die Grüntöne sind sagenhaft und nur der rot
blühenden Pohutukawa, der neuseeländische
Christmas Tree, bringt einen Farbtupfer ins Grün.
Basalt
Boulder von Horeke.
Unser Nissan fährt Kurs Süd, nochmal über
Schotter erreichen wir in Horeke ein Gelände mit
riesigen Basalt Bouldern. Diese Steinklötze sind
2 – 3 Millionen Jahre alt, klärt uns der
Eigentümer des Grundstücks, Felix Schaad
auf. der uns sofort begrüßt.
Er urteilt nach dem Auto und hält uns für
Einheimische Kiwis. Das sind wir aber nicht, auch Felix
ist kein waschechter Kiwi, er ist vor Jahren aus der
Schweiz gekommen, hat 80 Hektar Land gekauft, gerodet – und
dabei inmitten des Urwalds die Basalt Brocken gefunden.
Im Laufe der Jahre hat er durch den Wald, um die Boulder,
einen Rundweg gebaut und freut sich wenn Naturhungrige
ihn finden und gegen ein kleines Entgeld (vom Staat
hat er nichts bekommen während des Baus) seine “freigelegten” Boulder
besichtigen. Zwei Stunden wandern wir durch den Wald
zwischen den Felsbrocken hindurch, märchenhaft!
Märchenlandschaft, Horeke Boulder
Weiter gehts. Noch 90 Kilometer bis Whangarei.
In Neuseeland
ist es streng verboten in freier Natur zu pinkeln.
Auf unserem Rückweg liegt Kawakawa, so lange halten
wir noch durch! In Kawakawa verrichtet man nämlich
seine Notdurft am künstlerischsten!
In diesem 1350 Seelen zählenden Dorf steht mitten
an der Hauptstraße, zwischen ganz gewöhnlichen
Gebäuden eine Toilette. Es ist eine ganz berühmte
Bedürfnisanstalt. Die meist fotografierte auf
jeden Fall. Friedensreich Hundertwasser hat sie entworfen
und gebaut. In den für ihn typischen runden Formen
und bunten Farben, Gold und Silberglitzer. Bunte Keramiksäulen
tragen das gewölbte Dach, Wände und Böden
sind mit bunten Mosaiken ausgelegt und bunte Glasflaschen
lassen das Sonnenlicht herein. Seit dem Bau der Toilette
ist Kawakawa ein Touristenmagnet und Ausflugsziel geworden.
das Hundertwasser Klo von Kawakawa
Heimflug am 1. Dezember von Auckland.
Die zweihundert Kilometer nach Auckland zum Flughafen
fahren wir mit einem Leihwagen. Unseren Nissan lassen
wir bei Momo bis zu unserer Rückkehr auf der Werft
zurück.
Nur 27 Flugstunden brauchen wir zurück in die
Heimat, viel viel länger, ein Jahr und 8 Monate
haben wir mit der Momo gebraucht. Neuseeland mit dem
Schiff zu erreichen ist ein himmelweiter Unterschied
zum kurzen Fliegen – aber das kann sich kein
Kurzurlauber vorstellen.
Wir fliegen die Ostroute über Japan, China, Sibirien
und Finnland nach Frankfurt. Um Mitternacht starten
wir in Auckland und landen 12 Stunden später in
Osaka.
Mit einem Fuß in Asien.
In Osaka begrüßen uns finster drein blickende
Zollbeamte mit Gesichtsmasken. Kein freundlicher Empfang.
Nach vier Stunden Aufenthalt stehen wir zusammen mit
zirka Vierhundert (eine ganze Mädchenschule?)
14 bis 17-jährigen Japanerinnen, in lustigen outfits
und mit Gesichtsmaske, in der Warteschlange.
Das kann heiter werden, der halbe Flieger voll mit
kichernden Japanerinnen. Da hilft nur Augen zu und
schlafen. Über
Sibirien wache ich mal auf, mir ist kalt.
Ankunft in
Frankfurt – Schnee.
Unser Freund Adolf steht bei den Wartenden und holt
uns ab. Eineinhalb Jahre Hitze nonstop – und
so fühlt sich Kälte an - schon vergessen?
Stau auf der Autobahn, auch das gibt's immer noch!
Auch zu hause liegt Schnee. Das Häuschen hat
Adolf warm eingeheizt und ein Vesper mit richtigem
Holzofenbrot und
Käse mitgebracht, wir feiern unsere Heimkehr mit
einem Öttinger Anlegerbier. Alles ist beim Alten,
vom Gefühl, als ob wir nur kurz weg gewesen wären.
Auch unser Bett steht noch da, es kommt uns größer
vor, überhaupt kommt uns alles größer
vor.
Hallo Freunde!
Wir sind wahrhaftig da, für lange zwei Monate.
Aber wie kurz die sind merken wir ganz schnell, es
vergeht kaum ein Tag ohne Besuch und Weihnachten und
Silvester steht auch an. Wir versinken im Schnee.
Vergangenes
Weihnachten bei Reggae Musik unter Palmen. Heute bei
verschneiter Landschaft. Nächstes Weihnachten,
wo werden wir da wohl sein? Südafrika? Mal sehen
was der Wind dazu meint. Wie im Fluge sind die zwei
Monate daheim vergangen. Der schöne Besuch bei Enkelin Lilli, Flo und Christine
endet mit einer Odyssee - Stuttgart – London – New
York und dem Versuch aus London während des Schneechaos
wieder nach Stuttgart zu kommen. Das nächste Mal
stecken wir mit dem Auto im Schneechaos zwischen München
und Stuttgart.
In Nürnberg besuchen wir wir unseren
Freund Bert von der Heimkehr. Er hat sich kurz mal
operieren lassen während seines Heimaturlaubs.
Ein paar Tage verbringen wir im Allgäu, leider
bei Regen. Zuhause vergeht kein Tag ohne Besuche, liebe
Besuche. Ute und Olaf von der SY UFO war selbst der
Weg aus Hamburg nicht zu weit um uns mal wieder zu
treffen. Aus München besucht Oma und Opa unsere
3-jährige Enkelin Greta. Wie sie mit ihrer Mama
und ihrem Brüderchen aus dem Auto steigt ist sie
allerdings sehr enttäuscht. Sie hat geglaubt,
dass sie nun in Neuseeland sei und das Momo-Schiff
da steht. Unsere Enkelinnen Lilli und Greta sind ganz
schön gewachsen, und unser Enkel Hanns, während
unserer Atlantiküberquerung geboren, kann inzwischen
schon laufen. Wäre schon schön, Euch öfter
zu treffen, zum Glück gibt es wenigstens Skype.
Schön
war es zuhause, aber jetzt freuen wir uns wieder auf
Neuseeland und sind mal gespannt, wie Momo
und unser Container den Zyklon Wilma überstanden
hat, der über die Nordinsel hinweggefegt ist.
Ab Frankfurt 1. 2. 11 um 2.00 pm
an Auckland 3. 2. 11 um 6.00 am Bis bald wieder von
Down Under.