Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang

finden. Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 
Datum 27. August 2009
Position 37°06,56´N, 008´40,50´E -Lagos, Algarve
Seemeilen bisher 2100
Wind N6 Bft
Tage unterwegs 109


Lissabon die Seefahrerstadt
Momo läuft in den einstmals größten Hafen der Welt ein

Aber noch sind wir 25 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, im Hafen des Nobelorts Cascais.

Sommer – Sonne –- blau das Meer und der Himmel, so zeigt sich der Morgen in Cascais, am 12. August, dem 94. Tag nach unserer Abreise.
Sonne pur, kein Lüftchen weht, Himmel und Meer leuchten aquamarinblau, riesige Palmen säumen die schwarz-weiß gepflasterte Promenade und geben den Gassen der Kleinstadt Cascais, dem beliebtesten und nobelsten Badeort, der nur 25 Kilometer von der Hauptstadt Lissabon entfernt ist ein südliches Flair.


jetzt sind wir wirklich im Süden!

Schweißgebadet sind wir aber schon, als wir den „Hochsicherheitstrakt“ der Marina verlassen. Über weiße hochglänzende, 5 x 5 cm große Pflastersteine laufen wir unterhalb der Burg die Uferpromenade hinab ins Städtchen. Die weißen Pflaster sind jetzt kunstvoll verlegt in ein schwarz-weißes Wellenmuster, passend zum Strand. Dahinter liegen malerisch vor Anker einige Segelboote. Unser Freund Antonio und das junge Pärchen aus Australien, die wir in Camarinas zuletzt getroffen haben, ankern auch hier, wie wir später erfahren. Wir sind jedoch glücklich mit unserem Platz in der Marina, denn für die Ankerlieger ist es schwierig an Land zu kommen, das Dinghy ist nirgendwo willkommen.

Cascais war in den 30-er Jahren ein Fischerdorf , bevor es zusammen mit dem in der Bucht gegenüberliegenden Estoril ein mondäner Wohn- und Ferienort der portugiesischen Oberschicht und vieler vermögender Reisender aus dem Ausland wurde. Abgesetzte Könige, Aristokraten und der Geldadel lebten in dieser herrlichen Bucht. Herrschaftliche Villen sind noch Zeugen dieser Zeit.



Der alte Ortskern hat seinen Charme aber erhalten, enge Gässchen, historische Gebäude mit gefliesten Fassaden und schmiedeeisernen Verzierungen, aber auch noble Hotels finden wir in Cascais. Ein Restaurant geht ins andere über, fast durchgehend stehen Tische auf den weiß gepflasterten Straßen der Fußgängerzone, aber auch Geschäfte und Butiken, sie sind geöffnet bis spät in die Nacht. Manchmal erspähen wir grandiose Ausblicke auf Buchten und Felsen im Meer. Der Rio Tejo ähnelt, so breit wie er hier kurz vor der Mündung ist, eher einem Binnenmeer als einem Fluss.

Ist das vielleicht heiß! Die vergangenen vier Sommer haben wir immer im kühlen Norden erlebt! Zeit für die Siesta. Erst wenn die Sonne weg ist, gehen wir wieder aus und fotografieren das alte Castell. Eine architektonische Leistung, wie mittels Farbspielen und in den Boden eingelassener Led-Lichtstreifen, alt und neu harmonisch miteinander verbunden ist.



Sardinen Essen
Die Mannschaft der Heimkehr und der Momo trifft sich zum portugiesisch Essen. Bert kennt ein kleines, unscheinbares Lokal, am Felsen gelegen, mit einer prächtigen Aussicht. Die untergehende Sonne taucht den kleinen Strand mit den malerischen Felsen in ein warmes Licht, der achteckige Leuchtturm Farol Guia von 1810 blinkt für die Seefahrer und nichts trübt die zauberhafte Stimmung, wenn man von den Gräten der portugiesischen Fischspezialität, der Sardinas absieht.


die Aussicht von der Terrasse unseres Restaurants

Bélem
Am kommenden Tag fahren Uwe und ich mit dem Zug Richtung Lissabon. Im Stadtteil Bélem steigen wir aus, das Seefahrerdenkmal, Padrão dos Descobrimentos, ist unser erstes Ziel. Das Denkmal steht direkt am Ufer des Flusses Tejo und wurde 1960 erstellt, genau 500 Jahre nach dem Tode von Heinrich dem Seefahrer. Es soll die alten Zeiten der Seefahrernation Portugal glorifizieren. Dargestellt ist der Bug einer Karavelle auf dem, angeführt von Heinrich dem Seefahrer, weitere bedeutende Personen aus dem Zeitalter der Entdeckungen dargestellt sind. Der 54 Meter hoher Turm, seitlich mit stilisierten Segeln, soll den Mast der Karavelle darstellen. Ein wunderschönes riesiges Mosaik auf dem Platz davor zeigt eine Weltkarte.


Denkmal Heinrichs des Sefahrers und Brücke des 25. April

Die Hitze - es geht kein Windzug – zieht uns als nächstes in ein schattiges Café, bevor wir uns dem Torre de Belém, zu wenden.
Der Torre de Belém ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Lissabons. Der Wachturm wurde während der napoleonischen Invasion zerstört und 1846 rekonstruiert. Neben dem nahegelegenen Mosteiro dos Jerónimos gehört der Torre zu den wenigen herausragenden Bauwerken des „manuelinischen Stils“, die das Erdbeben im Jahr 1755 überstanden haben.
Auf dem Weg zum Kloster erweckt der moderne Bau des Kunstmuseums unsere Aufmerksamkeit, auch die Ausstellungen selber sind interessant, aber vor allem genießen wir die klimatisierten Räume bevor wir weiter, gemäßigten Schrittes zum Hieronymus-Kloster, dem Moisteiro dos Jerónimos, schlendern. Das Kloster gilt als bedeutendster Bau der Manuelinik, einer portugiesischen Variante der Spätgotik mit Elementen der Renaissance. Es wurde im 16. Jahrhundert erbaut, mit Geldern aus dem Handel mit Indien, deshalb wird es auch das Pfefferkloster genannt. Die Vorderfront ist 300 Meter lang, daran schließt sich die gigantische Klosterkirche an. Neben den Königsgräbern befindet sich in der Kirche auch die Grabstätte des Seefahrers Vasco da Gama. Die Arkaden des schattigen Innenhofes des Klosters sind reich geschmückt mit Blumen- und Tierornamenten. Da ließ es sich sicher gut leben – damals. Das Kloster Jéronimos, sowie der Torre de Belém gehören beide seit 1983 zum Unesco Weltkulturerbe.


Kloster Jeronimos


Museum für moderne Kunst

Günstig kann man die Eintrittspreise hier nicht nennen: für vier mal Eintritt für zwei Personen muss man ca. 40,-- Euro berappen, das Seefahrermuseum, das auch im Kloster untergebracht ist, hätte uns noch interessiert, aber Durst und Hunger treiben uns

in die Pastéis de Belem,
einer schon 1837 gegründeten Confeitaria in der Rua de Belém. Der Eingang ist unscheinbar, aber leicht zu finden wegen der Menschenschlange davor. Die Wände im Innenraum des Cafés sind über und über mit Azelejos, den typisch portugiesischen Kacheln bedeckt. Der Andrang vor der Theke ist groß. Die Bestellung lautet meist: eine Bica oder ein Galao mit einem Pastel de Belém. So auch unsere Bestellung. Hier kamen sie ursprünglich her, die Pastel de Nata, kleine runde süße Törtchen mit Blätterteigboden und darauf eine feine Vanillecreme, auf Wunsch mit Canela bestäubt - auf der Zunge zergeht dieses himmlische Gebäck. Ständig kommen neue Backbleche, voll mit Natas, aus der Backstube der Fábrica dos Pasteis de Belém. Schon im 18. Jahrhundert wurde das Gebäck von den Mönchen des Hieronymus-Kloster hergestellt. Mit einem kleinen Karton (so wird liebevoll das Gebäck verpackt) verlassen wir gestärkt das berühmte Café und fahren nach Hause, nach Cascais, zu Momo.


Natas, das beste Gebäck, das wir je gegessen haben, echt!

Fotosafari nach Lissabon
Momo und die Heimkehr verlassen gleichzeitig, morgens am 16. August Cascais.
Wir fahren 15 Meilen den Tejo hoch, alte Forts liegen am Ufer und die Badestrände von Estoril. Wir fotografieren uns in schon eingespielter Weise. Als Hintergrund bieten sich der Torre de Belém, das Seefahrerdenkmal und die Hängebrücke an. Die Brücke heißt: Ponte 25 de Abril, genannt nach der Nelkenrevolution vom 25. April 1974. Sie ist die zweitlängste, kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke der Welt, sie verbindet Lissabon mit Almada auf der Tejo-Südseite. 70 Meter hoch ist die Brücke, da passen wir locker durch. Bert scheut keine Mühe und lässt extra sein Schlauchboot ins Wasser, um noch eine tollere Perspektive von Momo unter der Brücke zu bekommen. Der Momo Skipper fotografiert die Heimkehr. „Mehr backbord“, „aufstoppen“, „Gas, vorwärts“, so lauten die Befehle von Uwe an die Momo-Skipperin. Irgendetwas quietscht – Motor? Nur kurz, dann ist das Geräusch wieder weg, habe ich mich verhört? Vorbei – vergessen. Unter der Brücke herrscht ein Höllenlärm, die Autos fahren nur auf einem Eisengitter, da sieht man bei Nacht die Lichter der Autos durchscheinen.




Bert, der Dinghy-rasende Reporter

Kurz darauf machen beide Schiffe im Stadthafen Alcantara von Lissabon fest. Direkt daneben liegt der wichtigste Frachthafen Portugals, Container stapeln sich, z. B. „Hamburg Süd“ lesen wir auf einem von ihnen. Datenträger mit Bildern werden getauscht. Besuch kommt. Pedro Katzenstein, vom Trans Ocean Club, bringt unsere Post, die wir an seine Adresse schicken ließen. Der Deutsch/Portugiese freut sich sehr uns zu begrüßen. Das subtropische Klima haut uns um, schnell eine Dusche mit dem Wasserschlauch vom Steg, das Wasser ist jedoch wenig erfrischend, es hat Badewannentemperatur.



Wissenswertes über Lissabon:
Die Hauptstadt und größte Stadt Portugals mit 500 000 Einwohnern liegt an einer Bucht am nördlichen Ufer der Flussmündung des Tejos, im äußersten Südwesten Europas, auf 38°43’Nord und 9°10’ West. Die Stadt zieht sich am Ufer entlang, seit dem 20. Jahrhundert breitet sie sich ständig landeinwärts aus. Lissabon steigt stufenförmig an sieben Hügeln empor. Die höchste Erhebung im Stadtgebiet erreicht 226 Meter.
Architektur
Das große Erdbeben 1755 hatte die alte Baixa dem Erdboden gleichgemacht. Nur das Hurenviertel, einfach mit Holz gebaute Baracken, wurde nicht zerstört an diesem Samstagmorgen, an Allerheiligen. Die alte Stadt glich vorher einer arabischen Bilderbuchstadt, verwinkelte enge Gassen mit altverfallenen Mauern, schummrigem Tageslicht und stinkenden Abwässern. Das Erdbeben hatte zur Folge, dass die Innenstadt neu vom Reißbrett aufgebaut wurde. Unter Regie von Eugenio dos Santos, später ernannt zum Marques de Pombal wurde die Neustadt streng quadratisch angeordnet. Manuel de Maia sorgte beim Aufbau von Neu Lissabon auf systematisch angelegte Kanalnetze und statt Erdboden wurden jetzt Steinplatten verlegt. Ludovico (deutscher Barockbaumeister) war für Schönheit nach Maß bei den neuen Bauprojekten verantwortlich. Der neue Baustiel hieß Pombalino.



Die Geschichte mit den schwarz/weißen Pflastersteinen.
Die Steinlegetechnik ist ein Erbe der Römer, schon in der Antike waren diese Böden geschätzt.
Calçada portuguesa heißt der schwarze Stein, den es nur in der Seirra de Candeeiros gibt, den weißen Kalkstein gibt es vielerorts in Portugal. Im Steinbruch schafft ein Mann pro Tag mit dem Eisenhammer zwei Kubikmeter Streuwürfel – eine Knochenarbeit, jetzt kommt aber noch das Verlegen in Sisyphusarbeit der 5 x 5 cm kleinen Würfel. Kunstwerke, „Teppiche“ aus Stein sind vielerorts verlegt, so wogen Wellen über das Pflaster, Karavellen, Meerjungfrauen, Vögel, Blumen, aber auch geometrische Muster schmücken die Straßen. Vor 20 Jahren gab es wohl noch 200 Facharbeiter, heute nur noch 28. Die Hochglanzpolitur erfolgt dann aber automatisch durch Tausende von Schuhen. In der Stadt Lissabon sind bestimmt mehr Pflastersteine verlegt, als in ganz Deutschland. Hoffentlich kommt nie einer auf die Idee, die gepflasterten Straßen zu teeren! Die Pflastersteine haben nämlich auch den Effekt, dass das Wasser schnell versickert und so natürlich verdunstet.


das Verlegen dieser Pflastermosaiken ist eine Kunst,
die heute nur noch ganz Wenige beherrschen


Lissabon hatte eine bewegte Vergangenheit. Zur Zeit Julius Caesars war es unter dem Namen Felicitas Julia bekannt und bekam Stadtrechte, die Provinz hieß Lusitania. Im Jahr 1256, unter König Alfonso III wurde Lissabon die Hauptstadt des Königreichs.Um 1500 erlebte Lissabon einen brillanten Aufstieg zu einer der glanzvollsten Handels- und Hafenstädte der damaligen Zeit. 1499 wurde Vasco da Gama nach seiner ersten Indienreise ein triumphaler Empfang bereitet. Handel und Gewerbe wuchs, der damalige Hafen war der größte der Erde, die Blütezeit erstreckte sich von 1500 bis in die Mitte des 16. Jahrhundert, ausgebeutet wurden aber die portugiesischen Kolonien in Afrika, Asien und Südamerika.
Monarchien wurden gestürzt, Republiken gegründet, 1934 kam der Diktator António de Oliveira Salazar an die Macht und blieb es bis zum 25. April 1974 dem Tag der antifaschistisch-demokratische Revolution, genannt die Nelkenrevolution.
„ 25 de Abril“-Bezeichnungen für Straßen, Plätze und Brücken findet man überall heute in Portugal.


Abendbummel durch Lisboa
Angepasst an die südländische Gepflogenheiten gehen wir erst abends aus. Nur kurz eintauchen in die unbekannte Stadt. Wir sind nicht die einzigen, die Lissabon sehen wollen, ein Flugzeug nach dem anderen dröhnt über unsere Köpfe hinweg, als wir auf den Bus warten. Am Praça Dom Petro IV in der Baixa, der Unterstadt steigen wir aus und mit dem letzten Licht schießt Uwe noch ein paar stimmungsvolle Fotos. Eine großartige Stadt, eine Pracht und ein Glanz aus vergangener Zeit. Die 5 x 5 cm kleinen Pflastersteine ziehen sich die kleine Gasse hoch auf einen der Hügel. Die will ich hoch! Rechts und links kleine aneinander gebaute Wohnhäuser, Buchantiquariate und kleine unscheinbare Kneipen, dazwischen stehen Tische in einer Reihe den Berg hoch, portugiesische Fischgerichte werden serviert.. Da soll man keinen Hunger bekommen, wir essen etwas später, auf der Ria da Prata mit Blick auf den Triumphbogen. Wir genießen die tolle Stimmung, die weißen Pflaster glänzen wie Marmor unter den Lichterketten der Straßenbeleuchtung. Händler kommen mit Silber- und Etno-Schmuck an den Tischen vorbei, auch Rosenverkäufer, Straßenmusikanten sammeln und ein Mann bittet um Geld für sein verletztes Bein, das bringt uns ins normale Leben wieder zurück.


gegessen wird auf der Straße


Und noch zwei weitere Kulturausflüge nach Lissabon
In der kurzen Zeit können wir uns leider nur einen Überblick von der vielfältigen Stadt verschaffen. In Lisboa ist alles auf engstem Raum verteilt: Moderne, Nostalgie, Hast und Ruhe, Geld und Armut. Lissabon ist die Hauptstadt der halben Welt, ein meeting point aus den ehemaligen Kolonien Portugals.
Wir finden die Stadt toll. Sie näher kennen zu lernen, auch Zeit zu haben um einige der vielen Museen ansehen, Einheimische kennen zu lernen, um nicht nur Oberflächliches zu sehen, das ist Wunschtraum.

Zum Beispiel, warum steht so viel Wohnraum leer?
Wir erfahren, dass es vor der Revolution, zur Zeit des Diktators Salazar ein Mietrecht gab, .bei dem die Mieten einen Festpreis auf Lebenszeit hatten. Z. B. konnte ein Mieter für umgerechnet 40,-- Euro, in einer 100 qm Wohnung sein Leben lang wohnen, die gleichen Bedingungen galten für die Nachkommen. Für die Eigentümer der Häuser war das natürlich eine Katastrophe, und das ist sicher auch der Grund, warum so viele Häuser überhaupt nicht renoviert wurden, jetzt völlig herunter gekommen sind und leer stehen. Nach der Revolution wurde das Gesetz soweit geändert, dass dieses Mietrecht nur für den derzeitigen Bewohner gilt, nicht aber auch für dessen Nachkommen. Herrschaftliche Häuser aus goldenen Zeiten, jetzt wächst Gras wächst aus den Mauer und Fensterritzen, die Sonne scheint durch die lockeren Dachziegel. Eine Traumwohnung, da oben, im 4. Stock, ein Fenster bräuchte sie wenigstens und und und .... . Viele Fenster sind leer in den oberen Stockwerken.


auch das Lissabon, viele der oberen Stockwerke stehen leer und verfallen

Egal welchen Pflasterweg wir nehmen, wichtig ist nur dass sie eine schattige Seite hat. Mörderisch diese Temperatur in der Stadt. In der Innenstadt fahren zum Glück wenig Autos, viele Busse gibt es aber und die historischen Straßenbahnen sind auch noch in Betrieb. (Für das nächste Mal ein Geheimtipp: die Straßenbahnlinie Nr. 25. Mit einem Ticket durch die ganze Stadt) Die Stadt mit ihren vielen Hügeln macht es uns nicht gerade leicht. Einige Aufzüge und Drahtseilbahnen verbinden die untere Stadt mit den Vierteln auf den Hügeln.



Der Elvador da Glória verbindet Unterstadt mit dem Viertel Principe Rial. Von einem Schüler von Gustave Eiffel 1902 erbaut ist der Elevadore Santa Justa an der Rua Aurea. Es ist ein Vertikalaufzug, der 45 Meter hoch auf eine Aussichtsplattform führt und einen Blick auf den weiten Tejo und auf das gegenüber liegende Castelo de São Jorge bietet. Quietschend, ratternd und ächzend führt uns die gelbe Standseilbahn von der Av. da Liberdade den Hügel hoch. Eine Stärkung gibt’s anschließend im Hard Rock Cafe, zum Ersten Mal besuchen wir eines dieser Cafe, das war wohl eine Bildungslücke.

Wir nehmen jetzt den gelben Sightseeing Bus, in der Hoffnung, dass der Fahrtwind etwas kühlt. Die Sonne brennt uns jedoch gnadenlos auf unsere Köpfe, dass selbst diese Fahrt anstrengend wird. Wir fahren durch die unterschiedlichen Stadtviertel und sehen alle wichtigen Stationen im Schnelldurchgang: Straßen, Plätze, Bahnhöfe, Kirchen, Theater und Museen. Am Campo Pequeno, der Stierkampfarena (jeden Donnerstag findet ein Stierkampf statt) kommen wir vorbei, die Avenida da Liberdade (nach Vorbild der Champs-Elysée) habe ich in angenehmer Erinnerung, sie ist schön schattig, mit den großen Alleebäumen. Bis hinaus zum Expo Gelände (von 1998), dem Parque das Nações wie es heute genannt wird, mit dem Ozeanarium, führt uns der Bus. Moderne Architektur sehen wir jetzt, besonders schön ist der Bahnhof Gare do Oriente.


der Ostbahnhof


das Ozeanarium auf dem Expogelände

Aber das Castelo de São Jorge, auf dem höchsten der sieben Berge von Lissabon, da müssen wir selber hoch steigen. Der Pflasterweg führt uns durch das älteste Stadtviertel Lissabons, Alfama. Im 11. und 12. Jahrhundert wurde das Castelo erbaut, die noch verbliebenen Reste sind sehr schön restauriert. Für den anstrengenden Aufstieg werden wir mit einem sensationellen Blick über die Stadt belohnt, allerdings ist das Licht am Nachmittag nicht das richtige. Wir steigen wieder ab auf Meereshöhe, morgen ist Abfahrt!


der Blick vom Castelo de Sao Jorge

Wir machen wieder Strecke, Kurs Süd!
Am 19. August verlässt Momo den Hafen von Lissabon. Tschüss Lisboa, tschüss Heimkehr, Bert und Helene fahren heute auf die andere Seite des Tejo in die Werft, sie müssen ein paar Arbeiten an der Heimkehr machen lassen.Wir fahren noch einmal unter der Brücke des 25. April durch, die Christo-Rei Statue am gegenüberliegenden Ufer breitet die Arme aus, wir segeln auf dem Tejo in den Atlantik zurück.



Ein Bilderbuch-Segeltag!
Heute ist einer der schönsten Tage unter Segel. Momo läuft und läuft auf der ruhigen See, ganz ruhig und leise, trotzdem aber schnell segeln wir über das Wasser. Mit dem Wind um die Nase lässt sich das subtropische Klima locker aushalten. Das Capo Espichel Queza liegt um die Mittagszeit querab. Nicht nur in Ufernähe, auch Meilen vom Ufer weg, auf über 100 Metern Wassertiefe, stecken die verdammten Fischerfahnen, einige sieht man von weither, andere sind so schlecht markiert, da müssen wir manchmal einen kurzfristigen Haken schlagen. Nachts ist das Roulette mit Fischernetzen, keines zu überfahren, ist reine Glücksache.



Wir nähern uns dem heutigen Ziel, Sines. Der Klüver ist eingerollt, die Maschine läuft schon mit. Ganze Feldern mit Fähnchen rechts und links von uns, nicht ganz klar von wo nach wo die Netze hängen, hoffentlich erwischen wir keines. - Da, ein komisches Geräusch, ein Klappern, jetzt ist es wohl doch passiert! Bange lauschen wir dem Motorengeräusch – das Klappern wird leiser und hört auf schließlich auf. Der Baum hängt noch am eingerollten Klüver, den machen wir jetzt sicherheitshalber runter, sollte die Maschine ausfallen, sind wir so manövrierfähiger. Zweite Sicherheitsmaßnahme: wir machen den Anker klar, befestigen die selbstgebastelte Momo/Heimkehr-Fernbedienung für die Ankerwinsch. Jetzt sind wir für den Ernstfall gerüstet. Bange Minuten noch, bis wir endlich um 18.40 Uhr fest sind im Hafen von Sines. 61 Seemeilen liegen heute in unserem Kielwasser, ein toller Tag, wäre da nicht das Geräusch gewesen.

Ein „gemütlicher“ Abend in Sines.

Uwe bringt schnell die Anmeldung im Hafenbüro hinter sich, bevor er im Hafenwasser tauchen geht. Die Welle von Momo muss auf eventuelle Netze inspiziert werden. Die Zeit drängt, es wird bald Nacht. Nichts zu sehen! Jetzt folgt die Inspektion des Motors. Niedergang abschrauben,, schon ist es dunkel geworden, mit der Taschenlampe funzeln wir den Motorraum aus - da, der Keilriemen hängt in Fetzen!

Ein Ersatz-Keilriemen ist natürlich an Bord. Jetzt an die Arbeit! Eigentlich kein Problem, Polster weg, Sitzbank auf, Werkzeug holen, die Sitzpolster türmen sich - nächste Sitzbank auf, brauchen die speziellen Schlüssel und schon wieder ist Chaos an Bord. Der Keilriemen passt nicht über .die Antriebsscheiben. Die Lichtmaschine muss abgeschraubt werden. Alles wunderbar, aber die letzte lange Schraube kriegen wir nicht heraus, die Holzverschalung ist im Weg. Bohrmaschine aus nächster Sitzbank hervorkramen: bohren fluchen, schwitzen, dunkel, Scheißlicht, Dreck, absaugen, abschrauben – geschafft, die Lichtmaschine lässt sich bewegen und der Keilriemen flutscht jetzt drüber. Fertig, nun der Test – Maschine an, Vollgas, Brummmmmm, Brummmmmmm. Habe ich schon erwähnt, wir liegen als Päckchen an einem französischen Schiff! Brummmmmmm . Kompliment an den Mechaniker, Skipper Uwe, er hat zwar viel geschimpft, aber Hauptsache die Maschine läuft wieder. Wir sind geschafft und müde. Wir werden den Abend in Sines, Westportugal nicht vergessen. Bei Sonnenaufgang morgen geht’s weiter!


Sines, die Geburtsstadt von Vasco da Gama

Mit neuem Keilriemen an die Algarve, Südportugal.
6.45 Uhr erfolgreicher Start mit neuem Keilriemen! Bilderbuchsegeln in Begleitung von Walen und Delfinen
Nordwind, bekommen wir heute noch mal den schönsten Segeltag? 75 Seemeilen liegen vor uns und vor Einbruch der Nacht wollen wir möglichst ankommen, Momo auch, das schwere Mädchen gleitet nur so durch die See. Ein Acht Meter langer Wal begegnet uns und drei kleinere Schweinswale und Delfine dürfen auch nicht fehlen an so einem Tag, sie schwimmen kurz unter und um Momo herum. Es gibt aber keine Show heute, die Truppe hat es eilig.

Küstennebel, auf Position 37°19,99 N und 08°59,88 W.
Wir laufen 7,5 Knoten schnell, jedoch nicht schnell genug. Der dunkle Streifen am Horizont holt uns ein – der Küstennebel. Durch die Lage am kühlen Kanarenstrom streicht der Nebel in der warmen Jahreszeit in südlicher Richtung an der Küste entlang. Jetzt hat er uns erwischt.
Die Suppe ist dicht, wir brauchen Radar. Die Schiffe im Umkreis können wir jetzt am Bildschirm als Punkte beobachten. So schnell wie der Spuk kam, ist er aber auch wieder weg.


die südwestlichste Ecke von Portugal, Cabo Sao Vicente

Cap São Vicente, der Wind dreht durch – das war nicht angemeldet!
Wir haben wieder freie Sicht, als wir um das südwestlichste Kap Europas, das Cap São Vicente herum segeln. Der Skipper bindet vorsichtshalber mal ein zweites Reff in das Großsegel, die Kaps sind unberechenbar, das wissen wir inzwischen. Da wir die Richtung von Süd nach Ost ändern, holen wir auch gleich den Baum ein. Ob der Wind mit dreht? Nein, er dreht nicht mit, aber er dreht auf - und wie! Vorbei unsere schnelle aber angenehme Vor-Wind-Fahrt mit 4 – 5 Windstärken. Jetzt, mit halbem Wind, bei bis zu 8 Windstärken und weißem Schaum auf dem blauen Wasser stellt sich Momo tapfer dem Wind. Fünf oder acht Windstärken, das macht für uns keinen Unterschied in der Geschwindigkeit, Momo hat ihre Rumpfgeschwindigkeit, mehr geht nicht. Wir hängen mit der Reeling im Wasser, der Gang runter ins Schiff ist wieder eher was für die Affen. Einziges Glück, dass wir ablandigen Wind und fast keine Welle haben, so spült uns n u r der Seegang die Gischt über das Deck und das Gesicht. Das Ölzeug liegt unten im Schiff, wir stehen in der Unterhose (vor Minuten war es noch gemütlich, trocken und warm), dem salzigen Wasser ausgeliefert. Uwe weiß in der ungemütlichen Situation nichts besseres, als ständig Bilder, sogar ein kleines „Filmchen“ zu drehen. Die Kamera hängt knapp vor dem Abflug! 17.45 Uhr steht im Logbuch: 36 Knoten Wind! An Land ist es 40 Grad heiß und wir stehen an Bord verpackt in der Ölzeugjacke. Der Klüver, jetzt auch gerefft, schlägt im Sturm. Eigentlich müsste Uwe jetzt aufs Vorschiff und die Fock setzen, er wartet ab, der Spuk wird sich doch beruhigen, hofft er. Um 20.00 Uhr, der Wind ist immer noch schwer aktiv, stehen wir am „Rezeptionssteg“, pünktlich vor Sonnenuntergang. Das war ein timing! Wir sind in Lagos, an der Algarve und haben heute richtig Strecke gemacht, mit 81 Seemeilen Tagesetmal. Insgesamt sind das jetzt 2100 Seemeilen seit unserem Start in Fehmarn.


36 Knoten Wind an der Algarve

Unser neuer Standort, das Städtchen Lagos an der Algarve
hat eine ruhmreiche, mit dem Meer verbundene Geschichte. So war der Hafen im 15. Jahrhundert der Ausgangsort von zahlreichen Afrika Expeditionen. Heinrich der Seefahrer ließ in Lagos seine Karavellen bauen. Der berühmteste Sohn von Lagos war Gil Eanes, er umsegelte als erster das im Mittelalter gefürchtete Kap Bojador, der Schrecken aller Seelleute, an der Landspitze von Afrika.


der ehemalige Sklavenmarkt, heute mit Topangebot


Auf dem heutigen Praça da República fand im Jahr 1444 der erste Sklavenmarkt Europas statt. Im Jahr 1755 ist auch Lagos nicht vom Erdbeben verschont geblieben. Aus dem 16. Jahrhundert stehen noch die Kirchen Santa Maria, die Church of S. Sebastião und die goldene Barockkirche Santo António. In der Fußgängerzone finden sich noch viele historische Gebäude mit den unterschiedlichsten Baustilen. Die Gassen sind wieder eine einzige Essmeile, gespeist wird hier allerdings schon ab 18.00 Uhr, angepasst an die Gewohnheiten der Touristen aus England und Deutschland.

Was wird in Portugal gegessen?
Das Nationalgerichte an erster Stelle ist der Bacalao =:Stockfischgerichte, gefolgt von Piri Piri = Huhn, Feijoado = Bohneneintopf, Caldeirada = Fleischeintopf

Mir unbekannte Meeresfrüchte: Lula = Kalmar, Améjoa boa = Kreuzmuster-Teppichmuschel, Bùzios = Stachelschnecken, Santola = Spinnenkrebs, Sapateira = Krebs

Fische: Sardinhas = Sardinen, Araia = Nagelrochen, Peixe espada = Degenfisch, Safio = Meeraal, Pargo = Seebrasse, Chocos = Tintenfisch, Polvo = Oktopus,

Obst: Mandeln, Feigen, Orangen, Oliven ...... – ein grandioses, frisches Angebot


frisch vom Markt für Momos Küche

Die Nachspeisen sind sehr lecker, enthalten meist Mandeln und Honig. Rezepte sind noch bekannt von den Nonnen, aus maurischer Vergangenheit, und haben nette Namen wie:
Papos-de-anjo = Engelswangen
Barriga de feira = Nonnenbauch
Aber allergrößte Beliebtheit im gesamten Land findet das Pastel de Nata, siehe oben!

Für die Touristen gibt es aber auch Pizza und Mac Donalds ist auch vertreten.

Überall in der Stadt finden sich die Stände der Zigeuner, die Tücher, leichte Hosen und dünne Stoffkleidchen anbieten, jedes Stück 10 Euro. Schatten spenden die großen Palmen und Olivenbäume auf der Uferpromenade, auch sie ist kunstvoll verlegt mit den schwarz/weißen Mosaikwürfeln. Die Straßenhändler bieten im Schatten der Palmen ihre Handtaschen, Gürtel, Uhren und Schmuck an. Am Ende der Promenade stößt man auf das Castle Ponta da Bandeira und dahinter liegt auch schon der erste Strand, die Praia da Batata, sie versteckt sich hinter rotgelben Felsen.




das Gesicht der Algarve

Die Algarve und speziell auch Lagos besitzt herrliche Badestrände, mit atemberaubenden Felsen der Costa d’Oiro. Sie ist ein Urlaubsparadies von Touristen aus aller Welt. Wir radeln die Strände ab, schießen Fotos von den beliebtesten Motiven der Algarve, den gelb, ocker – und rot gefärbten Felsklippen, von bizarre Felslandschaften, die im Kontrast zu dem glasklaren blauen Wasser stehen, mit Löchern, Höhlen, Grotten, Tunnels und dazwischen immer wieder kleinere und größere Badebuchten. Da alles Steilküste ist, gibt es keinen Uferweg, wir radeln jede Badebucht extra an. Die Praia de Batata, Praia dos Estudantes, Praia do Pinhao, Praia D. Ana, Praia do Camilo, Praia Grande – und dann sind wir am Ponta de Piedade mit dem Praia do Barranco do Marinho. Die kleinen Schiffchen hier machen Höhlenbesichtigungen mit den Touristen. Auf dem Rückweg suchen wir uns die Praia do Camilo zum Baden aus, bei Abendlicht. Das tollste an den Badebuchten zwischen den Felsen und der Steilküste ist, dass es zwischen den Felsen feinen braunen Sandstrand gibt, auch findet man sonnige und schattige Plätzchen, je nach Gusto. Als antike Kleiderablage verwendet man die Löcher der gänzlich mit Muscheln versteinerten Felswand. Der längste Sandstrand von Lagos ist die 7 km lange Praia S. Roque, dies ist der sogenannte Szenenstrand, hier gibt es verschiedene Bars und Abends Musik. Wir bekommen die Musik frei „Bord“ geliefert, mit dem Wind, der beständig abends stark weht.



Die Algarve hat uns eine Woche lang fest im Griff. Normaler Haushalt mit einkaufen, putzen, aufräumen, Maschine warten, Ölwechsel, Impeller wechseln, Bilge saubermachen und Fettpresse kontrollieren. Neue zusätzliche Windfahnen aus Sperrholz, unterschiedlich im Gewicht, sägt und schleift der Skipper. Uwe klettert auch noch den Mast hoch, das Rigg muss inspiziert werden. Eine größere Aktion wird das Einbauen und Verlegen der Kabel für ein neues Batterie-Kontrollgerät. Alle Bodenbretter müssen dazu auf, dann kann man auch gleich saubermachen und saugen.


Chaos an Bord an einem Wartungs- und Montagetag

Der Skipper näht persönlich Lederhülsen als Schamfilschutz für die Schoten. Dann müssen Fotos runter geladen werden, beschriftet, Internetseite schreiben ist schon wieder fällig, so kommt Eins zum Anderen. Zum Glück parken wir mit dem Heck zum Wind, so ist immerhin für Durchzug gesorgt und die Hitze erträglich. Was machen wir noch? Eigentlich braucht die Holzreeling einen neuen Klarlackanstrich, aber das vertagen wir auf später mal.. Stegbekanntschaften knüpfen, bei Lidl Rostbratwürstl kaufen und immer wieder den Schlauch für eine kühlende Dusche einsetzen. Abends radeln wir durch die Stadt, oder baden im Meer, können uns immer einen anderen Strand aussuchen. Schön wandern kann man in der Umgebung, wurde uns ans Herz gelegt von früheren Stegnachbarn, aber die waren ganz sicher nicht im heißen August da. Wir essen lieber ein Eis und beobachten die Wettervorhersagen, das ist weniger schweißtreibend. Unsere Stunden hier sind gezählt, ein längerer Törn liegt vor uns. Wir vermissen schon wieder den endlosen blauen Horizont.


dort liegt unser nächstes Ziel -
davon beim nächsten Mal!

nach oben

 

 

 
 
Partner
 
Zoonar  
 
sika wetterwelt