Lissabon die Seefahrerstadt
Momo läuft in den einstmals größten
Hafen der Welt ein
Aber noch sind wir 25 Kilometer von der Hauptstadt
entfernt, im Hafen des Nobelorts Cascais.
Sommer – Sonne –- blau das Meer und
der Himmel, so zeigt sich der Morgen in Cascais,
am 12. August, dem 94. Tag nach unserer Abreise.
Sonne pur, kein Lüftchen weht, Himmel und Meer
leuchten aquamarinblau, riesige Palmen säumen
die schwarz-weiß gepflasterte Promenade und
geben den Gassen der Kleinstadt Cascais, dem beliebtesten
und nobelsten Badeort, der nur 25 Kilometer von der
Hauptstadt Lissabon entfernt ist ein südliches
Flair.
jetzt sind wir wirklich im Süden!
Schweißgebadet sind wir aber schon, als wir
den „Hochsicherheitstrakt“ der Marina
verlassen. Über weiße hochglänzende,
5 x 5 cm große Pflastersteine laufen wir unterhalb
der Burg die Uferpromenade hinab ins Städtchen.
Die weißen Pflaster sind jetzt kunstvoll verlegt
in ein schwarz-weißes Wellenmuster, passend
zum Strand. Dahinter liegen malerisch vor Anker einige
Segelboote. Unser Freund Antonio und das junge Pärchen
aus Australien, die wir in Camarinas zuletzt getroffen
haben, ankern auch hier, wie wir später erfahren.
Wir sind jedoch glücklich mit unserem Platz
in der Marina, denn für die Ankerlieger ist
es schwierig an Land zu kommen, das Dinghy ist
nirgendwo willkommen.
Cascais war in den 30-er Jahren ein Fischerdorf
, bevor es zusammen mit dem in der Bucht gegenüberliegenden
Estoril ein mondäner Wohn- und Ferienort der
portugiesischen Oberschicht und vieler vermögender
Reisender aus dem Ausland wurde. Abgesetzte Könige,
Aristokraten und der Geldadel lebten in dieser
herrlichen Bucht. Herrschaftliche Villen sind noch
Zeugen dieser
Zeit.
Der alte Ortskern hat seinen Charme aber erhalten,
enge Gässchen, historische Gebäude mit
gefliesten Fassaden und schmiedeeisernen Verzierungen,
aber auch noble Hotels finden wir in Cascais. Ein
Restaurant geht ins andere über, fast durchgehend
stehen Tische auf den weiß gepflasterten Straßen
der Fußgängerzone, aber auch Geschäfte
und Butiken, sie sind geöffnet bis spät
in die Nacht. Manchmal erspähen wir grandiose
Ausblicke auf Buchten und Felsen im Meer. Der Rio
Tejo ähnelt, so breit wie er hier kurz vor der
Mündung ist, eher einem Binnenmeer als einem
Fluss.
Ist das vielleicht heiß! Die vergangenen vier
Sommer haben wir immer im kühlen Norden erlebt!
Zeit für die Siesta. Erst wenn die Sonne weg
ist, gehen wir wieder aus und fotografieren das
alte Castell. Eine architektonische Leistung, wie
mittels
Farbspielen und in den Boden eingelassener Led-Lichtstreifen,
alt und neu harmonisch miteinander verbunden ist.
Sardinen Essen
Die Mannschaft der Heimkehr und der Momo trifft
sich zum portugiesisch Essen. Bert kennt ein
kleines,
unscheinbares Lokal, am Felsen gelegen, mit einer
prächtigen Aussicht. Die untergehende Sonne
taucht den kleinen Strand mit den malerischen
Felsen in ein warmes Licht, der achteckige Leuchtturm
Farol Guia von 1810 blinkt für die Seefahrer
und nichts trübt die zauberhafte Stimmung,
wenn man von den Gräten der portugiesischen
Fischspezialität, der Sardinas absieht.
die Aussicht von der Terrasse unseres Restaurants
Bélem
Am kommenden Tag fahren Uwe und ich mit dem Zug
Richtung Lissabon. Im Stadtteil Bélem steigen wir
aus, das Seefahrerdenkmal, Padrão dos Descobrimentos,
ist unser erstes Ziel. Das Denkmal steht direkt
am Ufer des Flusses Tejo und wurde 1960 erstellt,
genau 500 Jahre nach dem Tode von Heinrich dem
Seefahrer. Es soll die alten Zeiten der Seefahrernation
Portugal glorifizieren. Dargestellt ist der Bug
einer Karavelle auf dem, angeführt von Heinrich
dem Seefahrer, weitere bedeutende Personen aus
dem Zeitalter der Entdeckungen dargestellt sind.
Der 54 Meter hoher Turm, seitlich mit stilisierten
Segeln, soll den Mast der Karavelle darstellen.
Ein wunderschönes riesiges Mosaik auf dem
Platz davor zeigt eine Weltkarte.
Denkmal Heinrichs des Sefahrers und Brücke des
25. April
Die Hitze - es geht kein Windzug – zieht uns
als nächstes in ein schattiges Café,
bevor wir uns dem Torre de Belém, zu wenden.
Der Torre de Belém ist eines der bekanntesten
Wahrzeichen Lissabons. Der Wachturm wurde während
der napoleonischen Invasion zerstört und 1846
rekonstruiert. Neben dem nahegelegenen Mosteiro dos
Jerónimos gehört der Torre zu den wenigen
herausragenden Bauwerken des „manuelinischen
Stils“, die das Erdbeben im Jahr 1755 überstanden
haben.
Auf dem Weg zum Kloster erweckt der moderne Bau
des Kunstmuseums unsere Aufmerksamkeit, auch die
Ausstellungen
selber sind interessant, aber vor allem genießen
wir die klimatisierten Räume bevor wir weiter,
gemäßigten Schrittes zum Hieronymus-Kloster,
dem Moisteiro dos Jerónimos, schlendern. Das
Kloster gilt als bedeutendster Bau der Manuelinik,
einer portugiesischen Variante der Spätgotik
mit Elementen der Renaissance. Es wurde im 16. Jahrhundert
erbaut, mit Geldern aus dem Handel mit Indien, deshalb
wird es auch das Pfefferkloster genannt. Die Vorderfront
ist 300 Meter lang, daran schließt sich die
gigantische Klosterkirche an. Neben den Königsgräbern
befindet sich in der Kirche auch die Grabstätte
des Seefahrers Vasco da Gama. Die Arkaden des schattigen
Innenhofes des Klosters sind reich geschmückt
mit Blumen- und Tierornamenten. Da ließ es
sich sicher gut leben – damals. Das Kloster
Jéronimos, sowie der Torre de Belém
gehören beide seit 1983 zum Unesco Weltkulturerbe.
Kloster Jeronimos
Museum für moderne Kunst
Günstig kann man die Eintrittspreise hier nicht
nennen: für vier mal Eintritt für zwei
Personen muss man ca. 40,-- Euro berappen, das Seefahrermuseum,
das auch im Kloster untergebracht ist, hätte
uns noch interessiert, aber Durst und Hunger treiben
uns
in die Pastéis de Belem,
einer schon 1837 gegründeten Confeitaria in
der Rua de Belém. Der Eingang ist unscheinbar,
aber leicht zu finden wegen der Menschenschlange
davor. Die Wände im Innenraum des Cafés
sind über und über mit Azelejos, den typisch
portugiesischen Kacheln bedeckt. Der Andrang vor
der Theke ist groß. Die Bestellung lautet meist:
eine Bica oder ein Galao mit einem Pastel de Belém.
So auch unsere Bestellung. Hier kamen sie ursprünglich
her, die Pastel de Nata, kleine runde süße
Törtchen mit Blätterteigboden und darauf
eine feine Vanillecreme, auf Wunsch mit Canela bestäubt
- auf der Zunge zergeht dieses himmlische Gebäck.
Ständig kommen neue Backbleche, voll mit Natas,
aus der Backstube der Fábrica dos Pasteis
de Belém. Schon im 18. Jahrhundert wurde das
Gebäck von den Mönchen des Hieronymus-Kloster
hergestellt. Mit einem kleinen Karton (so wird liebevoll
das Gebäck verpackt) verlassen wir gestärkt
das berühmte Café und fahren nach Hause,
nach Cascais, zu Momo.
Natas, das beste Gebäck, das wir je gegessen
haben, echt!
Fotosafari nach Lissabon
Momo und die Heimkehr verlassen gleichzeitig, morgens
am 16. August Cascais.
Wir fahren 15 Meilen den Tejo hoch, alte Forts
liegen am Ufer und die Badestrände von Estoril. Wir
fotografieren uns in schon eingespielter Weise. Als
Hintergrund bieten sich der Torre de Belém,
das Seefahrerdenkmal und die Hängebrücke
an. Die Brücke heißt: Ponte 25 de Abril,
genannt nach der Nelkenrevolution vom 25. April 1974.
Sie ist die zweitlängste, kombinierte Straßen-
und Eisenbahnbrücke der Welt, sie verbindet
Lissabon mit Almada auf der Tejo-Südseite. 70
Meter hoch ist die Brücke, da passen wir locker
durch. Bert scheut keine Mühe und lässt
extra sein Schlauchboot ins Wasser, um noch eine
tollere Perspektive von Momo unter der Brücke
zu bekommen. Der Momo Skipper fotografiert die Heimkehr. „Mehr
backbord“, „aufstoppen“, „Gas,
vorwärts“, so lauten die Befehle von Uwe
an die Momo-Skipperin. Irgendetwas quietscht – Motor?
Nur kurz, dann ist das Geräusch wieder weg,
habe ich mich verhört? Vorbei – vergessen.
Unter der Brücke herrscht ein Höllenlärm,
die Autos fahren nur auf einem Eisengitter, da
sieht man bei Nacht die Lichter der Autos durchscheinen.
Bert, der Dinghy-rasende Reporter
Kurz darauf machen beide Schiffe im Stadthafen Alcantara
von Lissabon fest. Direkt daneben liegt der wichtigste
Frachthafen Portugals, Container stapeln sich,
z. B. „Hamburg Süd“ lesen wir auf einem
von ihnen. Datenträger mit Bildern werden getauscht.
Besuch kommt. Pedro Katzenstein, vom Trans Ocean
Club, bringt unsere Post, die wir an seine Adresse
schicken ließen. Der Deutsch/Portugiese freut
sich sehr uns zu begrüßen. Das subtropische
Klima haut uns um, schnell eine Dusche mit dem
Wasserschlauch vom Steg, das Wasser ist jedoch
wenig erfrischend,
es hat Badewannentemperatur.
Wissenswertes über Lissabon:
Die Hauptstadt und größte Stadt Portugals
mit 500 000 Einwohnern liegt an einer Bucht am nördlichen
Ufer der Flussmündung des Tejos, im äußersten
Südwesten Europas, auf 38°43’Nord
und 9°10’ West. Die Stadt zieht sich am
Ufer entlang, seit dem 20. Jahrhundert breitet sie
sich ständig landeinwärts aus. Lissabon
steigt stufenförmig an sieben Hügeln empor.
Die höchste Erhebung im Stadtgebiet erreicht
226 Meter.
Architektur
Das große Erdbeben 1755 hatte die alte Baixa
dem Erdboden gleichgemacht. Nur das Hurenviertel,
einfach mit Holz gebaute Baracken, wurde nicht zerstört
an diesem Samstagmorgen, an Allerheiligen. Die alte
Stadt glich vorher einer arabischen Bilderbuchstadt,
verwinkelte enge Gassen mit altverfallenen Mauern,
schummrigem Tageslicht und stinkenden Abwässern.
Das Erdbeben hatte zur Folge, dass die Innenstadt
neu vom Reißbrett aufgebaut wurde. Unter Regie
von Eugenio dos Santos, später ernannt zum Marques
de Pombal wurde die Neustadt streng quadratisch angeordnet.
Manuel de Maia sorgte beim Aufbau von Neu Lissabon
auf systematisch angelegte Kanalnetze und statt Erdboden
wurden jetzt Steinplatten verlegt. Ludovico (deutscher
Barockbaumeister) war für Schönheit nach
Maß bei den neuen Bauprojekten verantwortlich.
Der neue Baustiel hieß Pombalino.
Die Geschichte mit den schwarz/weißen
Pflastersteinen.
Die Steinlegetechnik ist ein Erbe der Römer,
schon in der Antike waren diese Böden geschätzt.
Calçada portuguesa heißt der schwarze
Stein, den es nur in der Seirra de Candeeiros gibt,
den weißen Kalkstein gibt es vielerorts in
Portugal. Im Steinbruch schafft ein Mann pro Tag
mit dem Eisenhammer zwei Kubikmeter Streuwürfel – eine
Knochenarbeit, jetzt kommt aber noch das Verlegen
in Sisyphusarbeit der 5 x 5 cm kleinen Würfel.
Kunstwerke, „Teppiche“ aus Stein sind
vielerorts verlegt, so wogen Wellen über das
Pflaster, Karavellen, Meerjungfrauen, Vögel,
Blumen, aber auch geometrische Muster schmücken
die Straßen. Vor 20 Jahren gab es wohl noch
200 Facharbeiter, heute nur noch 28. Die Hochglanzpolitur
erfolgt dann aber automatisch durch Tausende von
Schuhen. In der Stadt Lissabon sind bestimmt mehr
Pflastersteine verlegt, als in ganz Deutschland.
Hoffentlich kommt nie einer auf die Idee, die gepflasterten
Straßen zu teeren! Die Pflastersteine haben
nämlich auch den Effekt, dass das Wasser schnell
versickert und so natürlich verdunstet.
das Verlegen dieser Pflastermosaiken ist
eine Kunst,
die heute nur noch ganz Wenige beherrschen
Lissabon hatte eine bewegte Vergangenheit. Zur
Zeit Julius Caesars war es unter dem Namen Felicitas
Julia
bekannt und bekam Stadtrechte, die Provinz hieß Lusitania.
Im Jahr 1256, unter König Alfonso III wurde
Lissabon die Hauptstadt des Königreichs.Um 1500
erlebte Lissabon einen brillanten Aufstieg zu einer
der glanzvollsten Handels- und Hafenstädte der
damaligen Zeit. 1499 wurde Vasco da Gama nach seiner
ersten Indienreise ein triumphaler Empfang bereitet.
Handel und Gewerbe wuchs, der damalige Hafen war
der größte der Erde, die Blütezeit
erstreckte sich von 1500 bis in die Mitte des 16.
Jahrhundert, ausgebeutet wurden aber die portugiesischen
Kolonien in Afrika, Asien und Südamerika.
Monarchien wurden gestürzt, Republiken gegründet,
1934 kam der Diktator António de Oliveira
Salazar an die Macht und blieb es bis zum 25. April
1974 dem Tag der antifaschistisch-demokratische
Revolution, genannt die Nelkenrevolution.
„
25 de Abril“-Bezeichnungen für Straßen,
Plätze und Brücken findet man überall
heute in Portugal.
Abendbummel durch Lisboa
Angepasst an die südländische Gepflogenheiten
gehen wir erst abends aus. Nur kurz eintauchen in
die unbekannte Stadt. Wir sind nicht die einzigen,
die Lissabon sehen wollen, ein Flugzeug nach dem
anderen dröhnt über unsere Köpfe hinweg,
als wir auf den Bus warten. Am Praça Dom Petro
IV in der Baixa, der Unterstadt steigen wir aus und
mit dem letzten Licht schießt Uwe noch ein
paar stimmungsvolle Fotos. Eine großartige
Stadt, eine Pracht und ein Glanz aus vergangener
Zeit. Die 5 x 5 cm kleinen Pflastersteine ziehen
sich die kleine Gasse hoch auf einen der Hügel.
Die will ich hoch! Rechts und links kleine aneinander
gebaute Wohnhäuser, Buchantiquariate und kleine
unscheinbare Kneipen, dazwischen stehen Tische in
einer Reihe den Berg hoch, portugiesische Fischgerichte
werden serviert.. Da soll man keinen Hunger bekommen,
wir essen etwas später, auf der Ria da Prata
mit Blick auf den Triumphbogen. Wir genießen
die tolle Stimmung, die weißen Pflaster glänzen
wie Marmor unter den Lichterketten der Straßenbeleuchtung.
Händler kommen mit Silber- und Etno-Schmuck
an den Tischen vorbei, auch Rosenverkäufer,
Straßenmusikanten sammeln und ein Mann bittet
um Geld für sein verletztes Bein, das bringt
uns ins normale Leben wieder zurück.
gegessen wird auf der Straße
Und noch zwei weitere Kulturausflüge nach Lissabon
In der kurzen Zeit können wir uns leider nur
einen Überblick von der vielfältigen
Stadt verschaffen. In Lisboa ist alles auf engstem
Raum
verteilt: Moderne, Nostalgie, Hast und Ruhe, Geld
und Armut. Lissabon ist die Hauptstadt der halben
Welt, ein meeting point aus den ehemaligen Kolonien
Portugals.
Wir finden die Stadt toll. Sie näher kennen
zu lernen, auch Zeit zu haben um einige der vielen
Museen ansehen, Einheimische kennen zu lernen,
um nicht nur Oberflächliches zu sehen, das
ist Wunschtraum.
Zum Beispiel, warum steht so viel Wohnraum leer?
Wir erfahren, dass es vor der Revolution, zur
Zeit des Diktators Salazar ein Mietrecht gab,
.bei dem
die Mieten einen Festpreis auf Lebenszeit hatten.
Z. B. konnte ein Mieter für umgerechnet 40,--
Euro, in einer 100 qm Wohnung sein Leben lang wohnen,
die gleichen Bedingungen galten für die Nachkommen.
Für die Eigentümer der Häuser war
das natürlich eine Katastrophe, und das ist
sicher auch der Grund, warum so viele Häuser überhaupt
nicht renoviert wurden, jetzt völlig herunter
gekommen sind und leer stehen. Nach der Revolution
wurde das Gesetz soweit geändert, dass dieses
Mietrecht nur für den derzeitigen Bewohner
gilt, nicht aber auch für dessen Nachkommen.
Herrschaftliche Häuser aus goldenen Zeiten,
jetzt wächst Gras wächst aus den Mauer
und Fensterritzen, die Sonne scheint durch die
lockeren Dachziegel. Eine Traumwohnung, da oben,
im 4. Stock, ein Fenster bräuchte sie wenigstens
und und und .... . Viele Fenster sind leer in
den oberen Stockwerken.
auch das Lissabon, viele der oberen Stockwerke stehen
leer und verfallen
Egal welchen Pflasterweg wir nehmen, wichtig ist
nur dass sie eine schattige Seite hat. Mörderisch
diese Temperatur in der Stadt. In der Innenstadt
fahren zum Glück wenig Autos, viele Busse gibt
es aber und die historischen Straßenbahnen
sind auch noch in Betrieb. (Für das nächste
Mal ein Geheimtipp: die Straßenbahnlinie Nr.
25. Mit einem Ticket durch die ganze Stadt) Die Stadt
mit ihren vielen Hügeln macht es uns nicht gerade
leicht. Einige Aufzüge und Drahtseilbahnen verbinden
die untere Stadt mit den Vierteln auf den Hügeln.
Der Elvador da Glória verbindet Unterstadt
mit dem Viertel Principe Rial. Von einem Schüler
von Gustave Eiffel 1902 erbaut ist der Elevadore
Santa Justa an der Rua Aurea. Es ist ein Vertikalaufzug,
der 45 Meter hoch auf eine Aussichtsplattform führt
und einen Blick auf den weiten Tejo und auf das gegenüber
liegende Castelo de São Jorge bietet. Quietschend,
ratternd und ächzend führt uns die gelbe
Standseilbahn von der Av. da Liberdade den Hügel
hoch. Eine Stärkung gibt’s anschließend
im Hard Rock Cafe, zum Ersten Mal besuchen wir eines
dieser Cafe, das war wohl eine Bildungslücke.
Wir nehmen jetzt den gelben Sightseeing Bus, in
der Hoffnung, dass der Fahrtwind etwas kühlt.
Die Sonne brennt uns jedoch gnadenlos auf unsere
Köpfe, dass selbst diese Fahrt anstrengend wird.
Wir fahren durch die unterschiedlichen Stadtviertel
und sehen alle wichtigen Stationen im Schnelldurchgang:
Straßen, Plätze, Bahnhöfe, Kirchen,
Theater und Museen. Am Campo Pequeno, der Stierkampfarena
(jeden Donnerstag findet ein Stierkampf statt) kommen
wir vorbei, die Avenida da Liberdade (nach Vorbild
der Champs-Elysée) habe ich in angenehmer
Erinnerung, sie ist schön schattig, mit den
großen Alleebäumen. Bis hinaus zum Expo
Gelände (von 1998), dem Parque das Nações
wie es heute genannt wird, mit dem Ozeanarium, führt
uns der Bus. Moderne Architektur sehen wir jetzt,
besonders schön ist der Bahnhof Gare do Oriente.
der Ostbahnhof
das Ozeanarium auf dem Expogelände
Aber das Castelo de São Jorge, auf dem höchsten
der sieben Berge von Lissabon, da müssen wir
selber hoch steigen. Der Pflasterweg führt uns
durch das älteste Stadtviertel Lissabons, Alfama.
Im 11. und 12. Jahrhundert wurde das Castelo erbaut,
die noch verbliebenen Reste sind sehr schön
restauriert. Für den anstrengenden Aufstieg
werden wir mit einem sensationellen Blick über
die Stadt belohnt, allerdings ist das Licht am Nachmittag
nicht das richtige. Wir steigen wieder ab auf Meereshöhe,
morgen ist Abfahrt!
der Blick vom Castelo de Sao Jorge
Wir machen wieder Strecke, Kurs Süd!
Am 19. August verlässt Momo den Hafen von Lissabon.
Tschüss Lisboa, tschüss Heimkehr, Bert
und Helene fahren heute auf die andere Seite des
Tejo in die Werft, sie müssen ein paar Arbeiten
an der Heimkehr machen lassen.Wir fahren noch einmal
unter der Brücke des 25. April durch, die Christo-Rei
Statue am gegenüberliegenden Ufer breitet die
Arme aus, wir segeln auf dem Tejo in den Atlantik
zurück.
Ein Bilderbuch-Segeltag!
Heute ist einer der schönsten Tage unter Segel.
Momo läuft und läuft auf der ruhigen See,
ganz ruhig und leise, trotzdem aber schnell segeln
wir über das Wasser. Mit dem Wind um die Nase
lässt sich das subtropische Klima locker aushalten.
Das Capo Espichel Queza liegt um die Mittagszeit
querab. Nicht nur in Ufernähe, auch Meilen vom
Ufer weg, auf über 100 Metern Wassertiefe, stecken
die verdammten Fischerfahnen, einige sieht man von
weither, andere sind so schlecht markiert, da müssen
wir manchmal einen kurzfristigen Haken schlagen.
Nachts ist das Roulette mit Fischernetzen, keines
zu überfahren, ist reine Glücksache.
Wir nähern uns dem heutigen Ziel, Sines. Der
Klüver ist eingerollt, die Maschine läuft
schon mit. Ganze Feldern mit Fähnchen rechts
und links von uns, nicht ganz klar von wo nach wo
die Netze hängen, hoffentlich erwischen wir
keines. - Da, ein komisches Geräusch, ein Klappern,
jetzt ist es wohl doch passiert! Bange lauschen wir
dem Motorengeräusch – das Klappern wird
leiser und hört auf schließlich auf. Der
Baum hängt noch am eingerollten Klüver,
den machen wir jetzt sicherheitshalber runter, sollte
die Maschine ausfallen, sind wir so manövrierfähiger.
Zweite Sicherheitsmaßnahme: wir machen den
Anker klar, befestigen die selbstgebastelte Momo/Heimkehr-Fernbedienung
für die Ankerwinsch. Jetzt sind wir für
den Ernstfall gerüstet. Bange Minuten noch,
bis wir endlich um 18.40 Uhr fest sind im Hafen von
Sines. 61 Seemeilen liegen heute in unserem Kielwasser,
ein toller Tag, wäre da nicht das Geräusch
gewesen.
Ein „gemütlicher“ Abend
in Sines.
Uwe bringt schnell die Anmeldung im Hafenbüro
hinter sich, bevor er im Hafenwasser tauchen geht.
Die Welle von Momo muss auf eventuelle Netze inspiziert
werden. Die Zeit drängt, es wird bald Nacht.
Nichts zu sehen! Jetzt folgt die Inspektion des Motors.
Niedergang abschrauben,, schon ist es dunkel geworden,
mit der Taschenlampe funzeln wir den Motorraum aus
- da, der Keilriemen hängt in Fetzen!
Ein Ersatz-Keilriemen ist natürlich an Bord.
Jetzt an die Arbeit! Eigentlich kein Problem, Polster
weg, Sitzbank auf, Werkzeug holen, die Sitzpolster
türmen sich - nächste Sitzbank auf, brauchen
die speziellen Schlüssel und schon wieder ist
Chaos an Bord. Der Keilriemen passt nicht über
.die Antriebsscheiben. Die Lichtmaschine muss abgeschraubt
werden. Alles wunderbar, aber die letzte lange Schraube
kriegen wir nicht heraus, die Holzverschalung ist
im Weg. Bohrmaschine aus nächster Sitzbank hervorkramen:
bohren fluchen, schwitzen, dunkel, Scheißlicht,
Dreck, absaugen, abschrauben – geschafft, die
Lichtmaschine lässt sich bewegen und der Keilriemen
flutscht jetzt drüber. Fertig, nun der Test – Maschine
an, Vollgas, Brummmmmm, Brummmmmmm. Habe ich schon
erwähnt, wir liegen als Päckchen an einem
französischen Schiff! Brummmmmmm . Kompliment
an den Mechaniker, Skipper Uwe, er hat zwar viel
geschimpft, aber Hauptsache die Maschine läuft
wieder. Wir sind geschafft und müde. Wir werden
den Abend in Sines, Westportugal nicht vergessen.
Bei Sonnenaufgang morgen geht’s weiter!
Sines, die Geburtsstadt von Vasco da Gama
Mit neuem Keilriemen an die Algarve, Südportugal.
6.45 Uhr erfolgreicher Start mit neuem Keilriemen!
Bilderbuchsegeln in Begleitung von Walen und Delfinen
Nordwind, bekommen wir heute noch mal den schönsten
Segeltag? 75 Seemeilen liegen vor uns und vor Einbruch
der Nacht wollen wir möglichst ankommen, Momo
auch, das schwere Mädchen gleitet nur so durch
die See. Ein Acht Meter langer Wal begegnet uns und
drei kleinere Schweinswale und Delfine dürfen
auch nicht fehlen an so einem Tag, sie schwimmen
kurz unter und um Momo herum. Es gibt aber keine
Show heute, die Truppe hat es eilig.
Küstennebel, auf Position 37°19,99 N und
08°59,88 W.
Wir laufen 7,5 Knoten schnell, jedoch nicht schnell
genug. Der dunkle Streifen am Horizont holt uns
ein – der
Küstennebel. Durch die Lage am kühlen Kanarenstrom
streicht der Nebel in der warmen Jahreszeit in südlicher
Richtung an der Küste entlang. Jetzt hat er
uns erwischt.
Die Suppe ist dicht, wir brauchen Radar. Die Schiffe
im Umkreis können wir jetzt am Bildschirm
als Punkte beobachten. So schnell wie der Spuk
kam, ist
er aber auch wieder weg.
die südwestlichste Ecke von Portugal, Cabo Sao Vicente
Cap São Vicente, der Wind dreht durch – das
war nicht angemeldet!
Wir haben wieder freie Sicht, als wir um das südwestlichste
Kap Europas, das Cap São Vicente herum segeln.
Der Skipper bindet vorsichtshalber mal ein zweites
Reff in das Großsegel, die Kaps sind unberechenbar,
das wissen wir inzwischen. Da wir die Richtung von
Süd nach Ost ändern, holen wir auch gleich
den Baum ein. Ob der Wind mit dreht? Nein, er dreht
nicht mit, aber er dreht auf - und wie! Vorbei unsere
schnelle aber angenehme Vor-Wind-Fahrt mit 4 – 5
Windstärken. Jetzt, mit halbem Wind, bei bis
zu 8 Windstärken und weißem Schaum auf
dem blauen Wasser stellt sich Momo tapfer dem Wind.
Fünf oder acht Windstärken, das macht für
uns keinen Unterschied in der Geschwindigkeit, Momo
hat ihre Rumpfgeschwindigkeit, mehr geht nicht. Wir
hängen mit der Reeling im Wasser, der Gang runter
ins Schiff ist wieder eher was für die Affen.
Einziges Glück, dass wir ablandigen Wind und
fast keine Welle haben, so spült uns n u r der
Seegang die Gischt über das Deck und das Gesicht.
Das Ölzeug liegt unten im Schiff, wir stehen
in der Unterhose (vor Minuten war es noch gemütlich,
trocken und warm), dem salzigen Wasser ausgeliefert.
Uwe weiß in der ungemütlichen Situation
nichts besseres, als ständig Bilder, sogar ein
kleines „Filmchen“ zu drehen. Die Kamera
hängt knapp vor dem Abflug! 17.45 Uhr steht
im Logbuch: 36 Knoten Wind! An Land ist es 40 Grad
heiß und wir stehen an Bord verpackt in der Ölzeugjacke.
Der Klüver, jetzt auch gerefft, schlägt
im Sturm. Eigentlich müsste Uwe jetzt aufs Vorschiff
und die Fock setzen, er wartet ab, der Spuk wird
sich doch beruhigen, hofft er. Um 20.00 Uhr, der
Wind ist immer noch schwer aktiv, stehen wir am „Rezeptionssteg“,
pünktlich vor Sonnenuntergang. Das war ein
timing! Wir sind in Lagos, an der Algarve und haben
heute
richtig Strecke gemacht, mit 81 Seemeilen Tagesetmal.
Insgesamt sind das jetzt 2100 Seemeilen seit unserem
Start in Fehmarn.
36 Knoten Wind an der Algarve
Unser neuer Standort, das Städtchen Lagos an
der Algarve
hat eine ruhmreiche, mit dem Meer verbundene Geschichte.
So war der Hafen im 15. Jahrhundert der Ausgangsort
von zahlreichen Afrika Expeditionen. Heinrich der
Seefahrer ließ in Lagos seine Karavellen bauen.
Der berühmteste Sohn von Lagos war Gil Eanes,
er umsegelte als erster das im Mittelalter gefürchtete
Kap Bojador, der Schrecken aller Seelleute, an
der Landspitze von Afrika.
der ehemalige Sklavenmarkt, heute mit Topangebot
Auf dem heutigen Praça da República
fand im Jahr 1444 der erste Sklavenmarkt Europas
statt. Im Jahr 1755 ist auch Lagos nicht vom Erdbeben
verschont geblieben. Aus dem 16. Jahrhundert stehen
noch die Kirchen Santa Maria, die Church of S. Sebastião
und die goldene Barockkirche Santo António.
In der Fußgängerzone finden sich noch
viele historische Gebäude mit den unterschiedlichsten
Baustilen. Die Gassen sind wieder eine einzige
Essmeile, gespeist wird hier allerdings schon ab
18.00 Uhr,
angepasst an die Gewohnheiten der Touristen aus
England und Deutschland.
Was wird in Portugal gegessen?
Das Nationalgerichte an erster Stelle ist der Bacalao
=:Stockfischgerichte, gefolgt von Piri Piri = Huhn,
Feijoado = Bohneneintopf, Caldeirada = Fleischeintopf
Mir unbekannte Meeresfrüchte: Lula = Kalmar,
Améjoa boa = Kreuzmuster-Teppichmuschel, Bùzios
= Stachelschnecken, Santola = Spinnenkrebs, Sapateira
= Krebs
Fische: Sardinhas = Sardinen, Araia = Nagelrochen,
Peixe espada = Degenfisch, Safio = Meeraal, Pargo
= Seebrasse, Chocos = Tintenfisch, Polvo = Oktopus,
Obst: Mandeln, Feigen, Orangen, Oliven ...... – ein
grandioses, frisches Angebot
frisch vom Markt für Momos Küche
Die Nachspeisen sind sehr lecker, enthalten meist
Mandeln und Honig. Rezepte sind noch bekannt von
den Nonnen, aus maurischer Vergangenheit, und haben
nette Namen wie:
Papos-de-anjo = Engelswangen
Barriga de feira = Nonnenbauch
Aber allergrößte Beliebtheit im gesamten
Land findet das Pastel de Nata, siehe oben!
Für die Touristen gibt es aber auch Pizza und
Mac Donalds ist auch vertreten.
Überall in der Stadt finden sich die Stände
der Zigeuner, die Tücher, leichte Hosen und
dünne Stoffkleidchen anbieten, jedes Stück
10 Euro. Schatten spenden die großen Palmen
und Olivenbäume auf der Uferpromenade, auch
sie ist kunstvoll verlegt mit den schwarz/weißen
Mosaikwürfeln. Die Straßenhändler
bieten im Schatten der Palmen ihre Handtaschen, Gürtel,
Uhren und Schmuck an. Am Ende der Promenade stößt
man auf das Castle Ponta da Bandeira und dahinter
liegt auch schon der erste Strand, die Praia da
Batata, sie versteckt sich hinter rotgelben Felsen.
das Gesicht der Algarve
Die Algarve und speziell auch Lagos besitzt herrliche
Badestrände, mit atemberaubenden Felsen der
Costa d’Oiro. Sie ist ein Urlaubsparadies
von Touristen aus aller Welt. Wir radeln die Strände
ab, schießen Fotos von den beliebtesten Motiven
der Algarve, den gelb, ocker – und rot gefärbten
Felsklippen, von bizarre Felslandschaften, die
im Kontrast zu dem glasklaren blauen Wasser stehen,
mit Löchern, Höhlen, Grotten, Tunnels
und dazwischen immer wieder kleinere und größere
Badebuchten. Da alles Steilküste ist, gibt
es keinen Uferweg, wir radeln jede Badebucht extra
an. Die Praia de Batata, Praia dos Estudantes,
Praia do Pinhao, Praia D. Ana, Praia do Camilo,
Praia Grande – und dann sind wir am Ponta
de Piedade mit dem Praia do Barranco do Marinho.
Die kleinen Schiffchen hier machen Höhlenbesichtigungen
mit den Touristen. Auf dem Rückweg suchen
wir uns die Praia do Camilo zum Baden aus, bei
Abendlicht. Das tollste an den Badebuchten zwischen
den Felsen und der Steilküste ist, dass es
zwischen den Felsen feinen braunen Sandstrand gibt,
auch findet man sonnige und schattige Plätzchen,
je nach Gusto. Als antike Kleiderablage verwendet
man die Löcher der gänzlich mit Muscheln
versteinerten Felswand. Der längste Sandstrand
von Lagos ist die 7 km lange Praia S. Roque, dies
ist der sogenannte Szenenstrand, hier gibt es verschiedene
Bars und Abends Musik. Wir bekommen die Musik frei „Bord“ geliefert,
mit dem Wind, der beständig abends stark
weht.
Die Algarve hat uns eine Woche lang fest im Griff.
Normaler Haushalt mit einkaufen, putzen, aufräumen,
Maschine warten, Ölwechsel, Impeller wechseln,
Bilge saubermachen und Fettpresse kontrollieren.
Neue zusätzliche Windfahnen aus Sperrholz,
unterschiedlich im Gewicht, sägt und schleift
der Skipper. Uwe klettert auch noch den Mast hoch,
das Rigg muss inspiziert
werden. Eine größere Aktion wird das
Einbauen und Verlegen der Kabel für ein neues
Batterie-Kontrollgerät.
Alle Bodenbretter müssen dazu auf, dann kann
man auch gleich saubermachen und saugen.
Chaos an Bord an einem Wartungs- und Montagetag
Der Skipper
näht persönlich Lederhülsen als
Schamfilschutz für die Schoten. Dann müssen
Fotos runter geladen werden, beschriftet, Internetseite
schreiben
ist schon wieder fällig, so kommt Eins zum
Anderen. Zum Glück parken wir mit dem Heck
zum Wind, so ist immerhin für Durchzug gesorgt
und die Hitze erträglich. Was machen wir noch?
Eigentlich braucht die Holzreeling einen neuen
Klarlackanstrich,
aber das vertagen wir auf später mal.. Stegbekanntschaften
knüpfen, bei Lidl Rostbratwürstl kaufen
und immer wieder den Schlauch für eine kühlende
Dusche einsetzen. Abends radeln wir durch die Stadt,
oder baden im Meer, können uns immer einen
anderen Strand aussuchen. Schön wandern kann
man in der Umgebung, wurde uns ans Herz gelegt
von früheren
Stegnachbarn, aber die waren ganz sicher nicht
im heißen August da. Wir essen lieber ein
Eis und beobachten die Wettervorhersagen, das ist
weniger
schweißtreibend. Unsere Stunden hier sind
gezählt,
ein längerer Törn liegt vor uns. Wir
vermissen schon wieder den endlosen blauen Horizont.
dort liegt unser nächstes Ziel -
davon beim nächsten Mal!