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Datum |
26. Dezember
2011 |
Position |
Kapstadt,
Südafrika |
Seemeilen bisher |
27002 |
Wind |
Nord-Ost 4 Bft |
Tage unterwegs |
960 |
Momo segelt nach Südafrika
gefürchtete 1450 Seemeilen auf dem Indischer
Ozean. Die stürmische Südspitze von Madagaskar
mit ihren "Seamounts" und chaotischen „freak
waves“ wollen
wir in einem gebührenden Abstand, geplant sind
150 Seemeilen, an Steuerbord lassen. Richards Bay
an der Ostküste Südafrikas ist der nächst
erreichbare Hafen, wir haben uns aber die Stadt
Durban zum Ziel gesetzt. Wir denken, auf die 90 Meilen
kommt
es auch nicht mehr an.
Dienstag, 18.
10. 2011, im Hafen von Réunion
und Tag 891 seit Beginn unserer Weltumseglung.
Unsere
Abfahrt kommt ganz plötzlich mit dem Startschuss
der „Wetterwelt“. Um 6.00 Uhr ist die Nacht
für uns zu Ende, ein schnelles Frühstück,
dann machen wir Momo startklar und während wir
auf den Zoll zum Ausklarieren warten kauft Detlef noch
beim Bäcker Brote als Proviant für die nächsten
Tage. Noch ein kurzer Stopp an der Tankstelle, mit
vollem Dieseltank fühlen wir uns sicherer – und
der weite Indische Ozean hat uns wieder.
Mit gemütlichen
fünf Knoten fahren wir Kurs
West-Südwest. Der tolle Segeltag wird nur noch
getoppt vom Anblick eines Wales, der sich so wohl fühlt
wie wir. Bestimmt zwanzig Mal klatscht er mit seiner
Flunke auf das blaue Ozeanwasser dass es nur so kracht.
Ob er uns eine gute Reise wünscht? Die kommende
Nacht verläuft ruhig und die Nachtwachen im Wechsel
zu Dritt sind auch entspannter. Die erste Wache mit
vier Stunden übernehme ich, die nächsten
Detlef und ab 3 Uhr nachts hat Uwe Wache und Detlef
kann dann wieder schlafen mit open end.
Am 2. Tag wird
es uns zu gemütlich, die angekündigte
Flaute hat uns erreicht, Motorsegeln ist angesagt und
Sir Perkins muss Momo schieben auf der bleiernen Masse
des Indischen Ozeans. Flaute oder Windstille stellen
sich manche Nichtsegler als ruhig und gemütlich
vor, ist es aber nicht, denn die flappenden Segel nerven
und dann - dass ein Segelboot überhaupt unter
Maschine fahren muss, ist eine echte Zumutung! Warum
müssen – wir müssen nicht, aber wir
wollen die Tage auf See auf dieser Strecke nicht noch
länger ausdehnen, je länger wir unterwegs
sind, desto wahrscheinlicher erwischt uns ein Sturm
in diesem Gewässer. Wir versuchen das Beste aus
dieser Situation zu machen, klappen unseren Cockpittisch
hoch und spielen Skat, mit Detlef haben wir ja jetzt
einen Dritten Mann. So vertreiben wir uns den Nachmittag
bis zum anschließenden Vesper. Die Angel hängt
draußen, vielleicht beißt ja ein Fisch
an. Nein, sie enttarnen unseren glitschigen bunten
Wabbelköder. Dem vegetarischen Koch an Bord ist
dies nicht unrecht. Auf Funk hören wir, dass die
SY Thule jetzt auch auf Tour ist. Unser erstes Etmal
beträgt schlappe 110 Seemeilen.
Motorsegeln ist angesagt
Am Donnerstag,
unserem 3. Tag auf See brummt immer noch Sir Perkins.
Uwe macht einen Motorcheck, füllt Öl
nach und glaubt einen winzigen Windhauch zu spüren.
Wind für den Spinnaker stellt er fest. Mit drei
Handpaaren an Bord ist er auch ruckzuck gesetzt, aber
auch mit dem großen Tuch fangen wir nicht genügend
Wind ein. Nach drei Stunden bergen wir den Spinnaker
wieder. Im Madagaskar Basin auf 5000 Meter Tiefe und
spiegelblankem Wasserblau motoren wir mit fünf
Knoten. Meile für Meile. 230 Seemeilen querab
von uns liegt die Insel Madagaskar. Alle fühlen
sich wohl an Bord. Nach der grünen Insel Réunion
blicken wir jetzt auf endloses Blau. Viel zu erzählen
und berichten gibt es an Bord und am Funkgerät.
So vergeht ein weiterer ruhiger Tag und die Nacht
mit den Nachtwachen. Das neue Etmal sind 125 Seemeilen.
Nach zwei Tagen Flaute segeln wir immerhin wieder
am 4.
Tag, mit 1,5 Knoten bremst allerdings der Gegenstrom
unsere Geschwindigkeit ab. Der gemütliche Teil
der Reise scheint vorbei zu sein, Stromwirbel halten
uns ständig in Trab und lassen uns an den Segeln
zupfen. Während meiner Wache muss ich leider
alle Mann an Bord wecken, der Wind dreht. Unser Etmal:
133
Seemeilen
Heute ist Samstag, der 22. Oktober und unser
5. Tag auf dem Indik. Jetzt stehen wir unter Druck. Vor
Durchzug der angekündigten Kaltfront müssen
wir die Südspitze Madagaskars erreicht haben,
ein Wettrennen mit der Zeit beginnt! Im Südwesten
liegt ein Sturmtief, das wir versuchen müssen
zu umgehen.Wenn wir rechtzeitig die Südspitze
erreichen, haben wir die Möglichkeit nach Nordwesten
abzudrehen. Jetzt bräuchten wir dringend einen
konstanten Segelwind, aber der Wind spielt nur mit
uns. Sir Perkins ist mal wieder unsere Rettung, mit
5 Knoten immerhin fahren wir auf Madagaskar zu während
der Momo Skipper krank in der Koje liegt, ihm ist
schlecht und Fieber hat er auch. Kommt es von dem
Probierhappen aus der Büchse Corned Beef, die
wir dann vorsichtshalber den Fischen übergeben
haben? Wir wissen es nicht. Zum Glück steht
er zu seiner Nachtwache um 3.00 Uhr in der Nacht
wieder an Bord, leicht geschwächt, aber immerhin.
Etmal 120 Seemeilen – Können wir dem
Sturmtief entkommen?
something "nasty"
Am Sonntag spielen wir Stromroulette mit
Stromwirbeln aus wechselnden Richtungen. Der Strom
läuft mit
zwei Knoten in unserer Fahrtrichtung und hilft uns
beim Segeln – wir segeln tatsächlich - kräftig
mit, wir machen gute 7 bis 8 Knoten Fahrt. Unser Konzept
ist aufgegangen. Abends nähern wir uns, entgegen
unserem früheren Routenplan dem Südkap von
Madagaskar auf nur 80 Seemeilen, statt einem Abstand
von mindestens 150 Meilen und - obwohl Wind und Stromrichtung
passt, wirft sich ein chaotischer Seegang mit 4 Meter
Wellen auf. Grund dafür sind die „Seamounts“,
die aus 3000 Meter Tiefe bis auf 100 Meter herauf steigen.
Trotzdem haben wir unendlich Glück. Bei Sturm
müssen die Bedingungen hier einem Hexenkessel
gleichen und Sturm gibt es häufig vor Madagaskar.
Nachts heißt es: „alle Mann an Bord“ zum
Segel schiften. Extrem aufmerksam müssen wir jetzt
auf Nachtwache sein, wir befinden uns auf einer stark
befahrenen Schifffahrtslinie, nordwestlich von uns
liegt Mosambik und die Piraten von Somalia lauern vielleicht
auch hier? Über unsere 140 zurückgelegten
Meilen sind wir glücklich.
Bergfest können wir an unserem 7. Tag feiern, die Hälfte der Strecke ist geschafft! Momo fährt
mit viel Lage, wir knüppeln hoch am Wind gegen
den Strom. Plötzlich, aus heiterem Himmel kommt
eine lang gezogene schwarze Wolke, ihre Unterkante
wie mit dem Lineal gezogen, auf uns zu. Sofort läuten
bei uns die Alarmglocken, Uwe macht ein weiteres Reff
ins Großsegel und verkleinert den Klüver.
Gerade fertig, verstärkt sich der Wind schlagartig,
ein Regenschauer folgt und dann dreht der Wind um 90
Grad und zwingt uns zu einer Wende. Jetzt fahren wir
gegen den alten Seegang und poltern in Kreuzseen. Die
abendliche Funkrunde beginnt, die SY Thule ist uns
auf den Fersen und draußen an der Angelschnur
zieht was Schweres. Abendbrot gab es auch noch nicht
und bald wird die Sonne untergehen. Ist die Seefahrt
stressig! Uwe funkt, Detlef rollt die Leine ein und
ich suche mal die Siebensachen zusammen, falls der
Fisch sich nicht rechtzeitig befreien kann. Tatsächlich
kommt Arbeit auf den Smutje zu. Heute Abend gibt es
den frischesten Wahoo, schnell zubereitet in Knoblauchbutter
gebraten, dazu Brot. 90 Zentimeter lang war das schöne
Tier und jetzt liegt es filetiert im Kühlschrank
für die nächsten Mahlzeiten. Unser Etmal:
134 Seemeilen
Wind auf die Nase (= Gegenwind) spüren
wir am 8. Tag. Wir laufen unter Maschine mit unseren üblichen
5 Knoten und das ist die Gelegenheit für Rainer
von der SY Thule Momo davon zu rauschen, seine Position
liegt jedenfalls schon vor unserer. Das Barometer verrät
uns eine Wetteränderung. Gewitter, Schauer und
Wind aus Süd lautet die Vorhersage. Da wollen
wir uns noch mal ordentlich stärken, bevor die
Vorhersage wahr wird. Wahoo in Weißwein-Dillsoße
mit Chonchoux-Gemüsestreifen lassen wir uns schmecken.
Die Nächte werden immer kälter. Mein Outfit
ist eine Faserpelzlatzhose und ein dicker Windbreaker-Pullover
und Socken und Crocks – und das auf der Barfußroute!
Wieder sind wir 119 Seemeilen unserem Ziel nähergekommen.
ganz frisches Wahoo Sushi
Inzwischen ist es wieder mal Mittwoch. An unserem
9. Tag steht
wieder Motorsegeln auf der Tagesordnung. Mit
einem Knoten Schiebestrom zusätzlich kommen
wir recht gut voran. Graham vom Südafrikanischen
Segler Amateurfunknetz auf 14316 kHz und Paul im
Peri Peri
Seefunknetz auf 8101 kHz sind sich einig: something
nasty ist im Anmarsch, weshalb Uwe jetzt mit dem
Gedanken spielt, die näher gelegene Richards
Bay anzulaufen, das würde uns einige Stunden
bringen. Wir können
uns immer noch entscheiden, der Kurs ist noch der
gleiche. Bevor es „nasty“ wird backe
ich schnell noch drei Brote. Im Kühlschrank
liegen noch weitere Wahoo-Fischfilets, ich bin wirklich
froh, wenn der
Fisch weg ist, aber dann wird bestimmt wieder geangelt.
Also heute gibt’s Sushi mit Wasabi als Vorspeise
und Fisch im Backpapier auf Gemüsebeet im Ofen
gegart als Hauptgericht. Sonst passiert nichts Aufregendes
mehr, um 19.00 Uhr passiert uns in 3,99 Meilen Entfernung
der Autofrachter Rujin. Das aktuelle Etmal beläuft
sich auf 124 Seemeilen.Tag 900 seit unserer Abreise!
Donnerstag 27. Oktober und der 10. Tag an Bord. Der
Himmel ist bedeckt. Der
Indik entsprechend grau-blau. Richtiger Wind aus
der richtigen Richtung und Momo segelt – fliegt fast.
Heute steht fest, wir segeln nur nach Richards Bay,
schon am Sonntag soll starker Südwest-Wind aufkommen,
also Gegenwind. Etmal 136
Am 11. Tag zeigt der Indische
Ozean seine Zähne,
es kachelt, bis 35 Knoten zeigt unser Windmesser an.
Hässlicher Seegang macht uns das Leben schwer
an Bord. Ich leide zu allem Überfluss mal wieder
an einer Blasenentzündung. Nachts um 2.00 Uhr
muss Uwe einen Frachter anfunken, er ist auf Kollisionskurs.
Um 3.00 Uhr müssen wir die Segel schiften. Eine
unruhige Nacht. Aber, gut Strecke haben wir aber
gemacht, 161 Seemeilen!
Heute ist Samstag, der 29. Oktober,
bis heute Abend müssen wir ankommen! "Something
nasty" ist uns immer noch im Genick, vielmehr kommt
auf uns zu. Ätzend,
hässlicher Seegang wirft Momo auf und ab, hin
und her und kein Segelwind. Wir versuchen mal mit
Maschine, dann wieder ohne, dann wieder mit Maschine
Strecke
zu machen. Dann kommt uns um 4.00 Uhr nachts auch
noch der Frachter Maersk Wakamatsu bis auf 0,7 Seemeilen
nahe, viel zu nahe, ein schwarzes Ungeheuer türmt
sich neben Momo auf. Wind kommt auf, aber er wechselt
ständig die Richtung, dann zucken die ersten
Blitze am nachtschwarzen Himmel, das Gewitter kommt
näher,
ist über uns und mit ihm Regenschauer. Momo
auf Kurs zu halten ist nicht einfach. Morgens ist
keiner
von uns an Bord ausgeschlafen. Aber es geht dem Endspurt
zu. Um 12.00 Uhr mittags dann sehen wir Land.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaafrikaaaaaaaaaaaa!
Um
15.30 hängt eine Makrele an der Angel. Still
und heimlich haben die Männer an Bord wieder die
Angel raus gehängt, obwohl der Smutje mit Nachdruck
keinen Fisch mehr wollte. Wie üblich ist der Fisch
kurz und schmerzlos umgebracht worden, mit einem Schluck
Schnaps ins Maul gekippt. Heute bleibt die Küche
kalt, der Fisch kommt in den Kühlschrank!
Dramatisch
fällt
das Barometer. Jetzt wird es eng mit der Zeit, zum
Glück treffen wir auf den Agulhasstrom, kräftig
schiebt er mit und lässt uns gleich drei Knoten
schneller werden. Unter Segel, Maschine und dem Schiebestrom
schaffen wir die Ansteuerung gerade noch rechtzeitig.
Bevor die Sonne unter geht liegen wir im Small Boat
Basin in Richards Bay, im „Päckchen“ festgemacht
an einem Segelboot aus Südafrika.
Das Gewitter das über uns jetzt hinweg donnert
lässt uns kalt bei unserem wohlverdienten kühlen
Anlegerbier. Ein beachtliches Etmal von 175 Seemeilen
verzeichnen wir heute. Ab Réunion sind wir 1354
Seemeilen gefahren in 12 Tagen und auf der bisherigen
ganzen Runde um die Kugel schon 26022 Seemeilen. Wie
sind wir erleichtert, dass wir dieses unberechenbare
Seestück abhaken können!
Thule kämpft sich dagegen direkt nach Durban
durch, die letzten zwanzig Meilen unter Maschine
gegen Starkwind aus Südwestwind und im Agulhasstrom.
Sogar Rainer, den eigentlich nichts erschüttert,
findet die letzten Stunden nach Durban abenteuerlich.
Sind wir froh, dass wir Richards Bay angesteuert
haben! Noch einmal, wir können es kaum glauben,
wir sind in Afrika.
Südafrika
Es ist ein tolles Gefühl, Südafrika auf dem
Seeweg angelaufen zu haben Die Küste Südafrikas gilt unter den Seglern
als die schwierigste überhaupt, es gibt wenig
Schutzhäfen, Hoch- und Tiefs wechseln sich ständig
ab und die Windrichtung kann innerhalb von zehn Minuten
von Nord-Ost auf Südwest drehen. Der starke von
Nordost nach Südwest und warme Wassermassen schiebende
Agulhasstrom entlang der Südafrikanischen Küste
kann einmal eine willkommene Hilfe sein, aber bei südwestlichen
starken Winden stürzt er die Seefahrer in ein
fürchterliches Chaos mit bis zu zwanzig Meter
hohen Wellen.
Die Südafrikanische Küste gliedert
sich von Ost nach West in folgende Regionen: Kwazulu
Natal
mit Richards Bay und der Stadt Durban, Eastern Cape
mit East London und Port Elizabeth und das Western
Cape mit Cape Town.
Die Nachbarländer im Norden sind Namibia, Botswana
und Zimbabwe, im Nordosten – nicht weit weg von
uns – ist Mosambique und Swasiland und wie eine
Insel mittendrin in Südafrika liegt das kleine
Königreich Lesotho.
Unser neues zu Hause im Small
Boat Basin
Wir erfahren von unserem fröhlichen afrikanischen
Nachbarn, dass der Zoll zum Einklarieren erst am Montag
morgen kommen wird. Solange wir die gelbe Flagge gesetzt
haben dürfen wir nicht von Bord gehen, als wir
von unserem Nachbarn aber erfahren, dass die Herrschaften
erst am Montag früh kommen und die Formalitäten
hier nicht so eng wären, schauen wir uns illegal
in Richards Bay um.
Afrika empfängt uns mit Regen
und kühlen 15 Grad. Weit weg kommen wir nicht
und mehr als fünf Geschäfte, ein Tauchladen
und zirka 8 Kneipen und Restaurants, dazu noch eine
Polizeistation, einen Geldautomaten und einen 1,5 km
entfernten Yachtclub, gibt es nicht, dahinter beginnen
schon Straßen ins Nirgendwo, wenigstens für
Fußgänger. Am Pier liegt Momo ohne Strom
und Duschen, aber wir liegen sicher vor Wind und Wetter
und außerdem kostenlos.Kostengünstig ist auch ein Essen. 50 Rand mit
einem großen Hansa Bier, das sind umgerechnet
5 Euro, da bleibt doch gleich die Momo Küche kalt.
Die Währung in Südafrika ist der Rand und
die Geldscheine der South African Reserve Bank schmücken
die Big Five: Löwe, Leopard, Büffel, Nashorn
und Elefant.
Montag früh, 31. 10., in Richards
Bay
Affen (Vervet Grünmeerkatzen) trollen sich an
der Pier und suchen nach Essensresten. Jetzt fährt
ein Zollauto vor, der Beamte schlägt sein Büro
auf einer der Mülltonnen auf. Wir sind es gewohnt,
dass die Beamten an Bord kommen und auch die Crew sehen
will, aber nicht so in unserem Einklarierungshafen
Richards Bay. Der Momo Skipper erledigt die Einklarierung
am Mülleimer mit Zoll und Immigration. Jetzt dürfen
wir offiziell drei Monate in Südafrika bleiben.
Einklarieren auf der Mülltonne
Die Südafrikanische Flagge weht auf
Momo!
Der Hafen ist der zweitgrößte von Südafrika
und das größte Kohleterminal weltweit, zum
Glück liegen wir weit entfernt von der Verladestation.
Wir wollen so schnell wie möglich die 90 Seemeilen
nach Durban weiter, da in Richards Bay selber, vor
allem aber in unserer Ecke im Small Boat Basin nicht
viel los ist. Uwe wertet alle Wetterberichte aus, aber
ein gutes Wetterfenster, selbst für die wenigen
Meilen (90), ist nicht in Sicht. In der CITY, so nennt
sich das große Einkaufszentrum zirka 8 Kilometer
von der Bay entfernt, versuche ich einen Stick fürs
Internet und eine afrikanische Telefonkarte zu kaufen.
Fast eine Stunde brauche ich für die Prozedur
bei Vodacom. Es wird ein Paß und eine Adresse
verlangt. Der Paß ist kein Problem, aber die
Adresse. Es hilft nichts zu erklären dass wir
mit dem Segelschiff im Hafen liegen, eine genaue Adresse
muss das Schokomädchen eintippen. „Small
Boat Harbour, Cay 3“ denke ich mir aus und
- Bingo, ich darf einen Stick und eine Telefonkarte
kaufen
und unser Skipper ist wieder mit der weiten Welt
verbunden.
Game Park Hluhluwe und Imfolozi
Das sind nicht Spielparks sondern Großwildparks.
Mit Chantal, der Besitzerin des Tauchladens machen
wir eine Safari zu den ältesten Nationalparks
Südafrikas, dem Hluhluwe und dem Imfolozi. Beide
Parks wurden schon 1895 gegründet und erstrecken
sich über 125 000 Hektar.
Mit von der Partie: Wir Drei, ein Segler aus Estland
und eine französische Seglerfamilie mit zwei kleinen
Mädchen. Um 5.00 Uhr holt uns Chantal ab, yääs.
Unsere erster Landausflug führt uns durch flaches
grünes Land über breite Autostraßen
umsäumt von riesigen „Streichholz“-Waldplantagen.
Unser Weg führt nach Norden, die Landschaft im
zentralen Zululand in der Provinz Kwazulu-Natal wird
bergiger, am Hang wohnen die Einheimischen, die Zulus
in einfachen, meist nur mit einem Fenster versehenen
Lehmhäusern. Eine herrliche Wohngegend im Gegensatz
zu den Townships, die wir um Kapstadt Wochen später
sehen sollen.
3 Stunden später melden wir uns im Resort an und
sollen nochmal zur Toilette, denn ab sofort ist Aussteigen
nicht mehr
erlaubt. Bis wir wieder alle versammelt sind, beobachten
wir fasziniert einen zwitschernden riesigen Baum.
Tausende gelber Vögel brüten in der riesigen
Baumkrone.
Brillenweber wird der gelbe Vogel genannt.
Sämtliche Äste sind mit geflochtenen Körbchen
dekoriert. Es handelt sich um keine Weihnachtsdeko.
Die Körbchenanhängsel sind die Nester der
Spectacled Weaver, dem gelben Brillenwebervogel. Die
kunstgewerblich geschickten Webervögel verknüpfen
und schlingen biegsame Pflanzenfastern und Federn um
die Zweige des Baumes, dass ein geflochtenes kugelförmiges
Nest entsteht. An der Unterseite befindet sich jeweils
der Ein- und Ausgang.
Los geht’s zu den Big Five!
Im Park gibt es keine Zäune, die wilden Tiere
laufen frei herum auf dem steppenartigen riesigen weitläufigen
Gelände. Unser Tourguide Chantal fährt ganz
langsam, ihre Augen sind auf der Straße und gleichzeitig
im Gebüsch. Unsere Augen, die Unregelmäßigkeiten
im Blau sofort erkennen, müssen sich erst auf
Grün umstellen. Aussteigen geht nicht, weil jederzeit
ein wildes Tier über die Straße laufen
kann.
Antilopen begegnen uns als Erste, gefolgt von Giraffen
und Steppenzebras. Ständig suchen unsere Augen
im Gelände nach einer Bewegung im Gebüsch,
Affenherden rennen über die Straße und lausen
sich in aller Ruhe am Straßenrand. Von einer
Anhöhe aus sehen wir in einer Mulde eine Büffelherde
vor einem Wassertümpel. Unsere Augen brennen schon
vor lauter Suchen und Schauen. Da sind Impalas, ein
Riedbock und ein Vaal Rehbock. Jetzt scheinen wir im
Lieblingstal der Nashörner zu sein, Spitzmaul-
und Breitmaul-Nashörner sind dies, meint Chantal.
Im gleichen Moment legt sie den Rückwärtsgang
ein, denn soeben läuft ein Nashorn mit seinem „Kleinen“ über
die Straße, das lange Horn gefährlich drohend
in Richtung Auto gehalten. Hat Chantal jetzt die kleine
Schildkröte überfahren oder hat die Schildkröte
noch Glück gehabt – wir werden es nie erfahren.
Vor der Nächsten hält sie rechtzeitig an,
aber jetzt sitzt die kleine Schildkröte mitten
auf der Straße und rührt sich nicht. Verbotenerweise
steige ich aus dem Auto und trage die Schildkröte
zum Wegrand. Sieben Stunden fahren wir so durch die
Berge und die Steppe. Wir erreichen ein tolles Lodge,
dort kann man auch übernachten,
wir trinken nur schnell einen Kaffee mit Sandwiches.
Rhino crossing
Flightless Dung Beetle
Obwohl ab und zu Elefantendung auf der Straße
liegt, bekommen wir nicht einen einzigen der Dickhäuter
zu Gesicht, dafür aber den Elefantendung rollenden
Käfer, den Flightless Dung Beetle. Witzig, wie
der kleine schwarze Käfer eine Kugel, die wesentlich
größer ist als er selber mit seinen Hinterfüßen
von der Straße zum Wegrand rollt. Die Kugel verwendet
er als Nest. Yääs.Wir sind begeistert, dass
uns so viele Tiere zu Gesicht gekommen sind, nur Elefanten
hätten wir noch zu
gerne gesehen.
Ein
6-er im Lotto!
Plötzlich hält Chantal nochmal
an – rechts, sagt sie ganz aufgeregt - ein Lephard.
Tatsächlich, jetzt sehen wir ihn auch, keine 8
Meter entfernt, im Schatten des großen Baumes,
zerreißt ein ausgewachsener Leopard seine blutige
Beute. Yääs, wie ein 6er im Lotto sei
es, so dicht einen Leoparden vor die Linse zu bekommen,
meint Chantall immer wieder.
Endlich, am Donnerstag dem 3.11, weht ein Nordost!
Um 4.30 Uhr starten wir nach Durban, wohl ein
Wetterfenster, aber es ist nicht mein Tag.ich
bleibe in der Koje,
ich habe Fieber und fürchterliche
Gliederschmerzen – einfach so. Krieche erst den
Niedergang hoch beim Ausruf der beiden Männer: „Waaaale“!
Hunderte von Buckelwalen, 15 bis 20 Meter lang, springen
und ihre Flunken klatschen mit einem lauten Knall auf
das Wasser. Es gelingt mir sogar ein brauchbares Foto.
Die Fahrt wird rau und sehr schnell. Unser Respekt
vor der Afrikanischen Küste wächst immer
mehr. Mit Hilfe des Agulhasstroms, der uns mit zwei
Knoten schiebt, legen wir die 90 Seemeilen in nur 14
Stunden zurück, aber bei gewaltigem Seegang.
Ein Buckelwal taucht ab
Bei Sonnenuntergang erreichen wir noch den Hafen
von Durban
am Schwimmsteg der Marina angekommen,
ist
es leider finster – aber da stehen Rainer
und Ursula mit Taschenlampen in der Hand am Steg
zur Begrüßung
und helfen beim Anlegen.
Die Großstadt Durban an der Ostküste Südafrikas
in der Region Kwazulu Natal, ist die zweitgrößte
Stadt in Südafrika, bedeutende Industrie und Hafenstadt
und größter Umschlagplatz für das gesamte
südliche Afrika.
Das Klima ist subtropisch und wird vom warmen
Wasser des Agulhasstroms beeinflusst. Das Hinterland
ist
Savanne und im Westen begrenzen die hohen Drakensberge
die
Region Kwazulu Natal. Durban wird auch als das
Johannesburg am Indischen Ozean bezeichnet. Schwarz
und mit hoher
und steigender Kriminalität. Die 3,1 Millionen
Einwohner sind fast ausschließlich schwarzer
Hautfarbe, die größte ethnische Gruppe
sind die Zulus.
Unser Leben in der Marina
In der gut bewachten Marina fühlen wir uns
wohl, schön sitzt man im Clubhaus und wir
genießen
die Stunden zusammen mit unseren Mitseglern bei
kühlem
Fassbier und preiswertem Essen. Wir erleben im
Fernsehen den Start des Volvo Ocean Race in Alicante,
Spanien.
Ob wir die Racer in Kapstadt wohl treffen? Vielleicht
schaffen wir es auch, gleichzeitig einzulaufen?
Heute
läuft die 16-jährige Laura Dekker
mit ihrer roten Segelyacht „Guppy“ in die
Marina ein. Sie kommt direkt aus Darwin und war jetzt
48 Tage nonstop unterwegs. Laura, gerade 16 geworden,
möchte als jüngste Einhand-Weltumseglerin
der Welt Geschichte machen. In Holland ist sie 2010
gestartet, ihre Kurslinie will sie im Frühjahr
2012 in der Karibik kreuzen, bevor sie weiter nach
Neuseeland segeln will. Wir laden das sympathische
Mädchen ins „Gasthaus Momo“ ein und
lernen die 16-Jährige näher kennen. Laura
ist begeisterte Seglerin, ihr Segelboot hat sie voll
im Griff. Guppy, Wind und Wetter scheinen ihre Gefährten
zu sein. Am Funk ist sie absoluter Profi, das stellen
wir einige Tage später fest. Erfrischend mit dem
positiven jungen aufgeschlossenen Mädchen zu plaudern.
Während die „Momo Küche“ Steak
mit Kartoffelsalat und gemischten Salat und zum Nachtisch
Südafrikanische Erdbeeren mit Sahne serviert,
erfahren wir auch, dass ihr Vater Holländer,
ihre Mutter Deutsche ist und sie in Neuseeland
geboren ist,
auf dem Schiff. Das Segeln ist ihr somit in die
Wiege gelegt. Eigentlich wollte sie schon mit 14
Jahren
los segeln, aber das wurde ihr nicht gestattet,
weshalb sie auf Holland nicht gut zu sprechen ist.
Laura auf ihrer Ketsch "Guppy"
Die City
von Durban
zeigt sich uns als temperamentvolle, laute Stadt
mit Hochhäusern, Banken und großen
Kaufhäusern.
Auf den breiten Gehsteigen zwischen Hochhäusern
und Straße finden die Geschäfte
der einfachen Leute statt. In ihren mobilen
Ständen bieten
sie Bonbons an – Einzelne, Sonnenbrillen,
Gürtel,
Gemüse, ein Schwarzer sitzt vor seinem
kleinen „Baumarkt“ -
einem Haufen mit Holzlatten, Friseure werben
für
die aufwendigen Zöpfchenfrisuren. Die
Weißen, so erzählt man uns, haben
sich aus der Stadt völlig zurückgezogen
oder Durban für immer verlassen. Exklusive
Villen sehen wir oben am Hang stehen, der Rote
Bus fährt
durch dieses Viertel.
Black City Durban
Mit der Hop and Drop Tour
in einem roten offenen Bus sehen wir die chicen
Villen mit ihren Schildern vom Sicherheitsdienst
an der
hohen mit Stacheldraht gesicherten Mauer. Wer
momentan eine Villa sucht findet bestimmt die
passende,
sehr viele stehen zum Verkauf geboten. Auf
die Schnelle
fahren wir mit dem Bus an den Highlights von
Durban vorbei: entlang der Blue Lagoon, dem
Revier der
Kitesurfer, Wellenreiter und Bodyborder, der
Beachfront mit den
vielen Hotels. Immer wieder interessant ist
der Hafen, Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, wie die City
Hall und Art Deco Architektur entdecken wir zwischen
Modernen, auch versteckt zwischen Betonhochhäusern.
Kirchen vieler Glaubensrichtungen finden sich in
Durban wie die Emmanuel Cathedral, die Juma Musjid
Mosque, der Hare Krishna und der Hindu Tempel. Das
ICC Gebäude, hier findet am 28.11. der Umweltgipfel
statt, passieren wir, gleich daneben strahlt, ganz
in Glas, das Hilton Hotel. In Art Deco gebaut wurde
das Suncoust Casino, ein must zu besuchen sei das
Aquarium, meint unsere Reiseführerin und der
Royal Durban Golf Club wird umsäumt von der
Pferderennbahn – sehr praktisch. Ein Hingucker
und sicher war es sehr teuer ist das Weltmeisterschaftsstation
Moses Mabhida, auf dessen Mittelbogen man mit einem
Sky Car hoch fahren kann.
die grösste Moschee Afrikas
WM-Stadion
Chaos
in der Stadt
Die
Taxis in der Stadt sind völlig überfordert,
sie scheinen sich überhaupt nicht auszukennen.
Erst vor wenigen Tagen sind alle Straßennamen
der City geändert worden. So wurde z. B. aus der
West Street die Dr. Pixley KaSeme und die Grey Street
zur Dr.Yusuf Dadoo umbenannt............ Immerhin gibt
es ein gutes Bus System mit dem People Mover, der fährt regelmäßig die Beach
line, die City Line und die Circle Line. Die Einheimischen
Pendler können sich aber nur Minibus Taxis leisten.
Die offensichtlich schlecht gewarteten Fahrzeuge mit
ihren zwölf klapprigen Sitzplätze sind mindestens
doppelt belegt mit Schwergewichtigen und viel Gepäck.
Viele schwere Unfälle sind die Folge. Überall
kann man zu steigen mit einer Handbewegung zeigt man
die gewünschte Richtung an. Ruhig nach oben gehaltener
Zeigefinger heißt man will in die City, kreist
der Zeigefinger will man nur um die Ecke, streckt man
den Zeigefinger nach vorne weg, will man zum north
beach, nach unten gehalten bedeutet local destination
und macht man mit der Hand Wellenbewegungen, will man
natürlich zum beach.
Minibusse in Durban
Kein Wetterfenster in Sicht
Die Thules sind gerade auf einer 2-tägigen Landtour,
auch Laura hat sich einer Familie angeschlossen die
in die „Berge“ fährt, was stellen
wir jetzt an?
Ein Trip in die Drakensberge
Eine Tour, zirka 250 Kilometer Richtung Nordwesten
ins bergige Hinterland, über den Sani Pass ins
Königreich Lesoto.
Das schlägt uns Richard vor, der Freund unseres
südafrikanischen Stegnachbarn Phillip. Wir verabreden
uns für Mittwoch früh – aber geht da
nicht ein Wetterfenster auf? Wir rufen Richard an ob
wir nicht schon in 3 Stunden los fahren könnten.
Wir können. Unser Tourguide Richard, ein gebürtiger
Holländer, der aber schon 30 Jahre in Südafrika
lebt, bringt das spontan auf die Reihe: seine Termine,
unsere Übernachtung unterwegs und die Fahrt im
4-Wheel-Car zum Sani Pass hinauf.
oben, zwischen den beiden Gipfeln liegt der
Sani Pass
Wir fahren nach Nordwesten
auf dem National Freeway N 3 Richtung Pietermaritzburg.
Neben dem Freeway sehen
wir eine Stadt mit goldenen Türmen, das shopping
mekka von Durban mit 230 shops, 40 restaurants, 14
Schmuck outlets, cinema und amusement area. Krass – und
nicht weit davon entfernt im Gegensatz dazu Town Ships.
Saftig grün ist die hügelige Landschaft,
dazu leuchten die riesigen Kronen der Jacaranda Bäume
in giftigem Lila. Einen kleinen Abstecher fährt
Richard zum Nelson Mandela Gedenkstein, genau an dieser
Stelle wurde Mandela am 5.8.1962 direkt aus dem Auto
heraus gefangen genommen.
Mit Richard haben wir einen
brillanten Reiseführer, er kennt das Land, die
Entwicklung und die Veränderung seit dem Ende
der Apartheit. Er sieht die Lage recht positiv, trotz
der vielen Probleme. Die Arbeitslosenquote steigt.
Südafrika ist das Land mit den meisten Aids infizierten, über
40 Prozent . Viele Menschen sind noch immer Analphabeten.
Die Schulbildung ist kostenpflichtig und für viele
nicht zu bezahlen. Die Kriminalität steigt.
Am
Spätnachmittag erreichen wir das Seaforth
Country Lodge.
Wir trauen unseren Augen nicht, eingebettet
in die Bergwelt der südlichen Drakensberge und am Fuß des
Sani Pass steht in einem großen Park ein Hundert
Jahre altes Stone Farmhouse. Es gehört heute nur
uns allein. Wir werden bekocht von einer „schwarzen
Perle“ in weißem Spitzenhäubchen und
speisen im Diningroom, die Fenster zeigen einen Rundumblick
auf die Bergwelt. Nach drei Jahren wohnen auf dem Schiff
ist jedoch das tollste für mich – einmal
wieder schlafen in einem riesigen Bett mit Moskitonetz – und
nichts schaukelt. Das Bad mit freistehender Badewanne
und morgens schnattern die Gänse, zwitschern die
Vögel und grunzt das Hausschwein. So könnte
ich mich an das „Landleben“ gewöhnen.
Himmelbett mit Moskitonetz
Weiter auf holpriger Piste.
Nach
einem üppigen englischen breakfast lassen
wir den Pkw von Richard an der Lodge stehen
und fahren mit einem einheimischem Fahrer
im 4-WD von Thaba Tours
los. Bald wissen wir warum. Kein normales
Auto könnte
diese extreme unebene felsige Serpentinenstrecke
meistern. Das Fahrzeug wird extrem belastet,
wie auch unsere
Bandscheiben. Dafür wird das Gebirgspanorama
immer spektakulärer je näher wir
dem Sani Pass kommen, bunte Blumen neben
der Piste, Sandsteinwände,
schwarze Basalt Pinnacles, immer steiler
winden sich die Haarnadelkurven hoch, der
Schotter immer gröber,
die Felsbrocken immer höher, mir wird
mulmig, ich wünsche mich sogar aufs
blaue Wasser zurück.
Endlich erreichen wir die Grenze mit der
Zollstation auf 2900
Meter Höhe.
Kingdom of Lesotho - Kingdom
in the Sky
das gesamte Staatsgebiet mit einer Fläche
von 30 0000 Quadratkilometern liegt auf mindestens
1400
Meter Höhe, der höchste Berg mit
3482 Metern ist der Thaba Ntlenyana. Unsere
Pässe schmückt
jetzt auch noch ein Stempel von Lesotho.
Regiert wird das zwei Millionen Einwohner
zählende Königreich
von König Letsie III. Wir sind oben,
auf 2874 Meter über Meereshöhe.
In vier Stunden haben wir 20 Kilometer hinter
uns gebracht, ein Glück dass es nicht
geregnet oder gar geschneit hat. Es ist eiskalt.
Wir ziehen schnell unsere Anoraks
an, die lokalen Hirten, denen wir jetzt begegnen,
tragen gegen den Wind und die Kälte
dicke Teppiche um sich geschlungen. Eine
Westernkulisse: Flußtäler
und Tafelberge durchziehen die Hochebene.
Zu Pferd oder zu Fuß begegnen uns in
der kargen Landschaft die Einheimischen,
sie hüten
ihre Merinoschafe und wohnen in einfachen
Lehmhütten mit einem Fenster
und einer Tür und einer offenen Feuerstelle
in der Mitte. Brennstoff ist meist Kuhdung.
Ziegen, Hühner
und auch eine Kuh gehören zum Haushalt.
die Straße zum Sani Pass
Wir sitzen in einem typischen runden Lehmhaus
in der bewohnten Siedlung Basotho Village
und lassen
uns
von der Kultur des Volkes von Lesotho berichten.
Der Teppichumhang zum Beispiel begleitet
einen Menschen sein Leben lang, wie auch
der individuell
verzierten
Stock, den jeder junge Mann bekommt und
immer bei sich trägt, an diesem erkennt jeder den Stamm.
Die Frau im Haus bäckt in einem Topf Brot -
auf einer offenen Feuerstelle mit Kuhdung. Wir dürfen
das Brot testen, wie auch das selbst gebraute Bier.
Das Brot schmeckt gut, aber ich trinke lieber das
afrikanische Hansa Bier, später im Hafen. Vor
der Behausung bestaunt uns „Weiße“ eine
Gruppe Einheimischer „Teppichmenschen“ -
wir bestaunen sie. Gerne lassen sie sich fotografieren.
Ich bedaure sehr, dass ich für die Kinder kein
kleines Geschenk dabei habe.
Die Stöcke sind sozusagen der Personalausweis
und, wie die
Wolldecken, lebenslange Begleiter
Nicht verpassen dürfen wir den „Highest
Pub in Africa“
auf 2874 Meter Höhe gleicht er einer urigen Schihütte
in den Alpen. Noch eine kleine Stärkung, bevor
wir den beschwerlichen Weg mit dem 4WD wieder abwärts
klettern. Unterwegs erwischen uns gewaltige Gewitter.
Die
Thule ist weg!?
Wie
wir Drei den Steg zur Momo entlang gehen wundern
wir uns
sehr, dass die Thule nicht mehr an ihrem
Platz steht. Erst am nächsten Morgen lese ich die Notiz auf
einem Holzbrettchen am Niedergang von Momo: „entschlossen
starten heute – bis bald Thule“. Inzwischen
steckt Thule in East London. Rainer erzählt uns
später, dass er ein klitzekleines Fenster gesehen
hat nachdem das Gewitter über den Hafen gezogen
ist. (Muss kurz vor unserer Ankunft gewesen sein.)
In der Meinung die Front sei vorbei, hat er das kleine
Wetterfenster genutzt um loszusegeln. Die Front war
aber noch nicht durch. Zu seiner letzten schlimmsten
Strecke kam jetzt die Schlimmste, im Agulhasstrom fiel
die Thule krachend von einem Loch ins andere erzählt
uns Rainer. In East London wartet er nun wieder auf
das nächste Fenster. Wir dagegen warten immer
noch in Durban, unser Skipper lässt sich nicht
drängeln und nicht beirren, auch nicht von unserem
langsam „pressierenden“ Passagier.
Am 14. November legen wir in Durban ab.
Wir gehen die weiteste Teilstrecke, 260
Meilen nach East London an. So der Plan.
Der angekündigte Südostwind passt und der
gefürchtete Agulhasstrom wird uns als Freund begleiten,
das hoffen wir sehr!
Kurze
Info über den bei Seglern so gefürchteten
Agulhasstrom,
ieine der stärksten warmen Meeresströmungen
der Welt, der mit einer sagenhaften Geschwindigkeit
von 4 bis 6 Knoten in südwestlicher Richtung fließt,
wobei die Unterwassertopographie seine Richtung vorgibt.
Im Durchschnitt trägt der Strom pro Sekunde Hundert
Millionen Kubikmeter warmes salzreiches Meerwasser
aus dem zentralen Indischen Ozean nach Süden.
(Das ist mehr Wasser als alle Flüsse der Welt
gleichzeitig zusammen transportieren.) Seine Quellen
sind der Ostmadagaskarstrom und der Mosambikstrom.
Sein mächtiger Antrieb ist der Südostpassat.
Im südwestlichen Indischen Ozean verläuft
er nördlich von Madagaskar kommend zur Ostküste
von Südafrika und reicht, entlang der Südküste,
von 27 ° bis 40 ° Süd, schießt am
Kap Agulhas vorbei weiter nach Süden und macht
am Kap der Guten Hoffnung plötzlich eine abrupte
Kehrtwende als Agulhasrückstrom. Bei der Kehrtwende
fließt das meiste Wasser ungehindert den scharfen
Knick in den Indik zurück, aber es lösen
sich auch Wirbel vom Strom, die sogenannten Agulhasringe.
Sie gehören zu den mächtigsten Wirbeln im
Weltozean. Bei der Agulhasleckage strömen 15 Millionen
Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den kühleren
und weniger salzreichen Atlantik, so
bringt der Agulhasstrom den Golfstrom
auf Touren
und beeinflusst
somit auch
das Klima Mitteleuropas.
Der Strom transportiert warmes Wasser (rot)
Geschwindigkeit
Rainer von der Thule, unser Segelprofessor,
hat die Problematik beim Segeln im Strom
so zusammengefasst:
Vor dem Wind reduziert sich die Windgeschwindigkeit
um die Fahrtgeschwindigkeit.
Fährt man gegen den Wind erhöht
sich die Windgeschwindigkeit um die
Fahrtgeschwindigkeit.
Ein Beispiel:
Fährt vor dem Wind mit 15 Knoten
wahrem Wind, so werden daraus bei 5 Knoten
Fahrt
10 Knoten.
Fährt man gegen den Wind, werden
bei diesem Beispiel also volle 25 Knoten
erreicht.
Aus 3 Beaufort
werden
6 Beaufort.
Mit dem Strom sieht die Rechnung
nochmal anders aus:
Kommt man in die Verlegenheit und muss
gegen den Wind fahren mit 5 Knoten Schiebestrom,
dann erreicht
der
wahre Wind 30 Knoten, die Fahrt durch
das
Wasser wird mit 5 Knoten angezeigt und
der scheinbare
Wind beträgt 35 Knoten, das entspricht 8 Beaufort
und Sturmstärke.
Wir fahren lieber
vor dem Wind und mit dem Strom, dann
sieht das angenommene
Beispiel
so aus:
vor dem Wind mit 15 Knoten und 5 Knoten
mitlaufender Strom, ergibt einen wahren
Wind von 10 Knoten,
die Fahrt durch das Wasser sind 5 Knoten
und der scheinbare
Wind beträgt nur 5 Knoten. Die Fahrt über
Grund aber beträgt 10 Knoten!
So eine Fahrt wäre
klasse.
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