Zum Tuamotu Archipelago
zählen 78 Inseln, alle bis auf zwei sind Korallenatolle.
Sie liegen mitten im Pazifik auf 150 ° West und
dehnen sich über Tausend Meilen von Nordwest-
in Südostrichtung aus. Zusammen mit den Marquesas
und den Gesellschaftsinseln bilden sie Französisch
Polynesien. Die Tuamotus nennt man auch die flache
und gefährliche
Inselgruppe, denn aus der tiefen Sicht eines Segelbootes
kann man ein Inselatoll erst innerhalb von acht Meilen
erkennen. Hut ab vor den Kapitänen, die ohne modernes
GPS und elektronischen Seekarten, nur mit dem Sextanten
die Atolle gefunden und angelaufen sind. Nur ein schmaler
Ring von Riffen umschließt die Lagune und die
höchste Erhebung des Inselatolls sind die Kokospalmen.
Vor etlichen Jahren stand hier mal ein Vulkanberg,
der sich durch tektonische Prozesse unter den Meeresspiegel
abgesenkt hat. Das Außenriff ist bis zur Wasseroberfläche
angewachsen und bildete nach späterem Absenken
des Meeresspiegels dann eine Insel (Motu) oder eine
ganze Reihe von Inseln. An das Außenriff, an
dem sich die starke Brandung des Ozeans bricht, schließt
sich nach einem 30 bis 100 Meter breiten Saum
der Strandzone das Vorriff an, gefolgt von
der Lagune, in der sich
atemberaubend sämtliche Grünblau-Töne
im glasklaren Wasser über dem weißen
Korallensanduntergrund spiegeln.
Tropische Riffe
sind eine von Nesseltieren gebildete Riffstruktur
im Meer, gebaut im Laufe der Jahrhunderte aus
ihren Kalkskeletten. Riffe sind die größten
von Lebewesen geschaffenen Strukturen der Erde -
eine undurchdringbare Barriere, kein von Menschenhand
gebautes Bauwerk könnte die gewaltige Brandung
des Ozeans aufhalten. Korallenriffe in ihrer unterschiedlichen
Vielfalt sind komplexe maritime Ökosysteme,
ein Biotop von Pflanzen und Tieren, eine Kinderstube
für Fische.
ein intaktes Riff
Momo in der Lagune
6. Juli, das erste Frühstück in
den Tuamotus.
Vorbei ist die schwarze Nacht, jetzt beleuchtet
die Sonne unser Atoll mit orangefarbenem
Licht und Momo
steht in blaugrünem kristallklarem Wasser – ein
Morgen im Paradies. Jetzt genießen wir unser
Frühstück mit Bünting Tee, Westermacher
haltbarem Vollkornbrot (Verfallsdatum in 6 Monaten)
und riesiger Pampelmuse inmitten dieser Traumkulisse. … oder
träumen wir noch? Nur frische Croissants könnten
dieses Frühstück
noch toppen.
Momo in der Makemo Lagune
Anker auf mit Korallenhindernissen.
Ab ins warme klare Wasser mit Taucherbrille
und Schnorchel, das muss man mir nicht zwei
Mal sagen.
Wie die
Ankerkette zum Anker über den Sand und leider auch die
Korallenköpfe verläuft präge ich mir
so gut es geht ein. Mit viel Gefühl müssen
wir jetzt Anker auf gehen. Die Kette läuft mal über
und manchmal schlingt sie sich mal rechts, mal links,
um größere und kleinere Brocken. Ich bediene
am Bug die Ankerwinsch und zeige mit gestrecktem
Arm Uwe, der am Steuer steht, die Richtung des Kettenverlaufs.
Sobald ruckartig Widerstand kommt hängen
wir fest, sofort lasse ich dann die Kette
wieder etwas
ab, da wir bei zu viel Zug das Getriebe der
Winsch zu stark belasten. Uwe versucht rechts
oder links
am Hindernis vorbei zu steuern. Geschafft!
Wir sind frei.
Das Atoll Makemo ist übrigens das viertgrößte
Atoll der Inselgruppe, 30 Meilen lang und an der breitesten
Stelle misst es acht Meilen. In der kleinen Stadt Pouheva
am Pass Arikitamiro im Osten leben 300 Einheimische
von Perlenzucht und Tourismus. Wir sehen, solange wir
auf Makemo sind, außer unseren Segelfreunden
Ursula, Rainer, Sylvie und Dirk jedoch keinen
einzigen Menschen, aber viele Fische, Muscheln
und Krebse,
Palmen und Wasser in allen Farben.
Mit Augapfelnavigation
navigieren wir uns um die Korallen durch das
Atoll von West nach Ost, an einen geschützten Traumankerplatz.
Dirk von der Lison Life hat ihn auskundschaftet:
Sandy Spit. Weil das Atoll nicht vermessen ist, und
keine Untiefen verzeichnet sind, müssen wir
uns die Route zwischen den Korallen selbst suchen,
mindestens zwei Meter müssen die Köpfe
unter der Wasseroberfläche sein. Ich übernehme
das Steuer, Uwe klettert bis zur ersten Saling hoch
auf den Mast, denn dort hat er eine gute Übersicht über
die Wasseroberfläche, sieht genau die Farbabstufungen
und wenn sich das Wasser an einem Korallenhindernis
bricht. Neun Meilen bringt er in luftiger Höhe
zu, weist mal nach backbord, mal nach steuerbord.
Vom Cockpit aus sehe ich zwar nicht so weit in die
Ferne, aber deutlich jetzt einen dunklen Fleck an
steuerbord. Der Korallenkopf hatte fast nur eine
handbreit Wasser über sich – ups. Glück
gehabt! Hier liegt ein „ups“, heißen
die Köpfe ab sofort.
diesen Korallenkopf sieht man nur von oben rechtzeitig
Nach
zwei Stunden sehen wir die Masten von zwei Segelschiffen,
Lison Life
und Thule, sie liegen vor einem in die Lagune
hineinragenden Korallenriff, eine Südseeidylle
und zudem noch sehr gut geschützt gegen Schwell.
Unser Anker gräbt sich im weißen Sand
ein, doch die Kette läuft mal wieder über
kleinere Korallenköpfe,
keine Chance dies zu vermeiden.
unsere Freunde erwarten uns schon ...
... und dann wird erst mal Gittis Geburtstag
nachgefeiert
Sandy Spit
ist ab sofort mein Top 1 Ankerplatz! Ein Pazifiktraum
in Türkis und Hellblau, weißem Sand aus
zerriebenen Korallen und Muscheln. Drei deutsche
Seglerpaare treffen sich nun unter Palmen auf dem
schmalen Motu zwischen Lagune und Außenriff
mit gekühlten Getränken, Sylvie hat sogar
Eiswürfel in Fischform dabei.
Muscheln laufen über
den Sand, ist das vielleicht witzig. Einsiedlerkrebse
leben darin und sie wuseln zu Hunderten über
den Sand, krabbeln sogar auf Äste. Im Laufe
ihres Lebens wechseln sie die Größe ihrer
Behausung. Ins Wasser gehen die Einsiedlerkrebse
nur um ihre Kiemen mit Wasser zu füllen oder
ihre Larven nach dem Schlüpfen zu hinterlassen.
Die Krebse haben ein Paar Scherenbeine, zwei Laufbeine
und zwei verkümmerte Beine, mit denen sie sich
in der Muschel festhalten. Dirk muss sehr kräftig
schütteln, bis der Krebs sein Haus los lässt.
der Kokoskrebs
Gestern 60 geworden, aber immer noch albern, organisiere
ich ein „Krebsrennen“. Als Startpunkt
zeichnen wir einen Kreis in den Sand, dann nimmt
jeder eine Muschel mit Krebs in die Hand – Hilfe
der zwickt - setzt sie an den Start und jetzt geht
es darum, welcher Krebs am schnellsten ist. Die Ängstlichen
bleiben erst mal am Start hängen, während
Dirks Krebs sofort Richtung Wasser rast, seitwärts
natürlich.
Bevor die Sonne ganz untergeht ziehen
wir unsere Dingys wieder ins Wasser und fahren in
Schlangenlinien um die Untiefen zurück zu unseren
Booten am schönsten Ankerplatz der Welt.
Was machen wir drei Tage lang im Atoll von
Makemo? Über Wasser bei Sonnenlicht die
blaue Farbpalette bestaunen, sie wird nie langweilig
und angeblich
vermittelt Blau
auch Harmonie und Zufriedenheit. Kurz vor Sonnenuntergang
und dann unter dem Sternenhimmel wird Sundowner
getrunken, Nüsse geknackt und gequatscht. Wie heißt
das alte Lied - „es gibt kein Bier auf Hawai“?
Bei uns „es gibt kein Bier im Atoll, es gibt
kein Bier ….“, das ist unser einziges
Problem momentan. An Bord von Momo ist absolut
keins mehr zu
finden.
Unter Wasser ist die Welt eine Wucht.
Eine Vielfalt und Farbenpracht wie wir sie noch
nie gesehen haben. In diesem Riff ist ein Leben!
Stundenlang
tauchen wir ab in die Märchenwelt der
bunten Korallen und deren Bewohner. Angefangen
von den farbigen
Steinkorallen, manche sind mit lila „Teppichen“ überzogen,
zwischen anderen leuchten knallbunte Zackenlinien
in lila und giftgrün. Das sind Mördermuscheln. Sie
haben sich zwischen den Korallen eingegraben,
die knallbunte Zackenlinien die uns ins Auge
blitzen, sind die Mantellippen der Muschel.
Die Mördermuschel
lebt in Korallenriffen in Symbiose mit Algen,
die in ihren Mantellippen leben und die Muschel
mit Sauerstoff
und organischen Substanzen versorgen. Bis zu
140 cm lang und 500 Kilogramm schwer können
die Muscheln werden. Die größten
die wir sehen sind 40 Zentimeter lang, trotzdem
passen wir auf,
dass wir sie nicht versehentlich berühren.
Ihnen wird nachgesagt, dass sie nach Tauchern
schnappen,
aber tatsächlich ist die Schließbewegung
der Muschel nur langsam.
Mördermuscheln
Wir schnorcheln um
jede Märchenburg, die das
Zuhause und der Zufluchtsraum der kleinen Fische
in den filigranen oberen Etagen und der größeren
Fische im unteren Teil mit den größeren
Höhlen und Tunnel ist. Ganz goldig, nein
blau sind die Fischschwärme, auf der Jagd
nach Plankton, die synchron in einer Korallenform,
vom Aussehen eines
Tannenzapfens, schlagartig verschwinden, sobald
der Sicherheitsabstand von einer Armlänge
nicht mehr gegeben ist. Den Farben und Formen
der Fische, von
fast durchsichtig, einfarbig, neonfarben, gestreift,
farbig umrandet, gepunktet, mit Wellenlinien,
manche so bunt wie Clowns, der Phantasie sind
keine Grenzen
gesetzt. Plötzlich taucht Sylvie entsetzt
auf: „ein
Hai!“ Aber der nimmt schon Reiß aus.
Er war wohl nicht an uns interessiert. Irgendeine
Ordnung
muss es in der Korallenbehausung geben, manchmal
sehen wir massenweise rote, dann wieder gelbe
Fische (vielleicht
China Town?) und ein Trupp schwarzer Fische hat
sein Heim hinter der lila überzogenen Koralle.
Irgendwann wird uns trotz des warmen Wassers
kalt und wir tauchen
widerwillig auf.
Noch eine Woche Urlaub am Sandy
Spit, das wäre schön. Aber wir haben
Termine: die totale Sonnenfinsternis am 11. Juli,
dafür
müssen wir weiter, zum Atoll
Tahanea
30 Seemeilen südwestlich, dort erwarten
wir übermorgen
die nahezu totale Sonnenfinsternis, komplett
verdeckt ist die Sonne auf den Atollen Hikuera
und Amanu, gleich
in der Nähe und doch zu fern für unser
Segelboot. Dieses astronomische Ereignis über
den Wasserflächen
des südlichen Pazifiks und der totalen Zone über
Polynesien dürfen wir uns nicht entgehen
lassen, sind wir doch zufällig vor Ort.
Morgen früh,
wenn die Sonne uns die fahrbaren Passagen durch
das Atoll sichtbar macht, wollen wir los, erst
zurück
zum Pass Tapuhiria (ich nenne ihn Pass des 5.
Juli), dort wollen wir zusammen mit Thule und
Lison
Life ankern, am nächsten Morgen, eine Stunde
nach Hochwasser, dann durch den Pass und weiter
nach Tahanea.
9.
Juli denn erstens kommt es anders als man denkt!
Anker auf. Der Wind frischt auf, Uwe nimmt seinen
Ausguck auf der ersten Saling ein, die vielen
Wolken machen
Schatten auf dem Wasser und er sieht die Untiefen
lange nicht mehr so deutlich, wie vor drei
Tagen, als wir den Weg in Gegenrichtung gefahren
sind.
Nach 9 Seemeilen erreichen wir den Ankerplatz
am Pass.
Ist das wirklich die gleiche Stelle? Wind,
Wellen und Strömung lassen den (bis auf
die Untiefen) friedlichen Platz von damals als
einen ganz anderen
erscheinen. 6 Windstärken pfeifen über
die Lagune und haben
eine kurze steile See aufgebaut. Die Thule ist
voraus und versucht zu ankern. Abenteuerlich
zwischen
den
Untiefen
ist das
anzusehen. Wir kreisen noch unschlüssig
zwischen den Korallenköpfen, innerhalb
der Lagune liegen wir jetzt auf Legerwall.
Die Lison Life dreht gar um und schaut sich
mal
die Durchfahrt
zum Pass
an. Was tun? Ankern ist hier nicht mehr möglich,
es ist viel zu gefährlich zwischen den
Untiefen – und
jetzt wissen wir erst, was wir am 5. Juli nachmittags
nach der Einfahrt ins Atoll für ein Glück
hatten. Nichts wie fort von hier, das ist jetzt
die einzige Möglichkeit. Drei Boote eine
Entscheidung: raus aus dem Pass!
Gegen Wind und Welle und zwei Knoten Gegenstrom
fahren wir mit voller Maschine in die schäumenden
Wellen des Passes, raus auf den Pazifik. Der
empfängt
uns mit 6 Windstärken und einer sehr unruhigen
See. Dreißig Seemeilen liegen vor uns
bis Tahanea, wir schaffen sie heute nicht bei
Sonnenlicht. Bei
Nacht ankommen ist unmöglich. In 19 Stunden
ist es wieder hell, das bedeutet also Schleichfahrt,
19 Stunden für 30 Seemeilen dürfen,
nein müssen wir brauchen. Wie schlagen
wir die Zeit tot auf dem Pazifik?
Wir binden 3 Reffs ins Großsegel und den Klüver
reffen wir auf Taschentuchgröße. Angeln
könnte man mal versuchen, ein „Schaukelgericht“ kochen,
schlafen, lesen, auf UKW die Lison und die Thule fragen
wie ihnen die Schleichfahrt bekommt. Miserabel! Die
Schiffe rollen unangenehm in den Wellen, mit nur drei
Knoten Fahrt durchs Wasser bei 28 Knoten Wind und die
Wellen spielen mal wieder Ping Pong mit den Schiffen.
War der Tag schon lang und ätzend, so wird die
Nacht noch schlimmer, grausam.
auch "Thule" fährt unter Minimalbesegelung, wie
schafft man es in 19 Stunden
30 Meilen zu segeln!?
Trotz Taschentuchbesegelung
sind wir zu schnell, unseren Johannes, die Windfahne
lassen wir heute ganz in Ruhe Schlangenlinien
fahren, je langsamer desto besser, aber es reicht
immer noch nicht.
Wir halsen und fahren wieder in Gegenrichtung,
um später
in der Nacht wieder Kurs Tahanea zu steuern.
Um 6.00 Uhr morgens sind wir zwei Meilen vor
dem Pass
im
Norden der Insel, um 7.30 Uhr mit dem ersten
Licht passieren
wir ihn endlich.Durch den Pass Teavatapu fahren
wir in die Lagune von Tahanea.
Thule fährt voraus. Uwe erkundigt sich über
UKW, wie die Durchfahrt verlaufen sei, denn ziemlich
verwirrend sieht die Betonnung der Untiefen,
die mitten im Pass liegen, aus. „Kein Problem“, meldet
Thule. „Ich fahr auf den ausgewiesenen Ankerplatz
rechts.“ Wir jetzt hinterher, mitten drin im
Fahrwasser die flachen Stellen, nur oberflächlich überspült,
sehen nicht vertrauenserweckend aus. Ich stehe vorne
am Bug und versuche im Blau zu lesen wo es befahrbar
ist und wo nicht. Wir ankern, eine knappe Meile hinter
dem Pass, neben dem Innenriff auf 16°40'14 Süd
und 44°22'27 West.
die Lagune von Tahanea
Tahanea ist 24 Meilen lang und 7 Meilen breit
und unbewohnt. Müde, aber dennoch will ich noch wissen, ob
der Anker gut liegt. Die Kette zeigt mir den Weg.
Sie liegt im Zick-Zack zwischen Korallenköpfen,
aber der Anker ist gut im Sand eingebettet. Momos
Windgenerator produziert Strom, das heißt,
dass ein starker Wind bläst, müde und fertig
von der fürchterlichen ungeplanten Nachtfahrt
fallen wir in die Koje.
11. Juli – das astronomische
Erlebnis in den Tuamotus
Es ist 7.30 Uhr. Ein ganz normaler Morgen.
Grell scheint die Sonne während wir im
Cockpit das Frühstück
vorbereiten. Erst unbemerkt wird das Licht weniger,
dann ändert sich die Stimmung und es wird
total still, kein Vogelgezwitscher mehr, das
warme Morgenlicht
verändert sich in eine unnatürliche
bleifarbene Tönung. 8.15 Uhr. Durch die
Filter des Sextanten beobachten wir, wie der
Mond nun immer mehr die Sonne
abschattet. Sichtbar ist nur noch eine kleine
Sichel der Sonne. 8.35 Uhr, nur einen ganz schmalen
Rand deckt
der Mond nun nicht mehr ab, der Maximalwert ist
erreicht. Fast ist es dunkel – fast. Drei
Sekunden lang, und schon löst sich die Sonne
wieder aus dem Mondschatten, kontinuierlich wird
es
wieder heller. Jetzt gibt`s erst mal Frühstück!
totale Sonnenfinsternis auf Tahanea
Weiter
nach Fakarava, dem nächsten Atoll
Wir arbeiten uns streckenmäßig immer weiter
Richtung Tahiti vor. Fakarava ist 53 Seemeilen von
Tahanea entfernt und es wird also mal wieder ein gewöhnlicher „Day
trip“. Früh um 6.00 Uhr morgens gehen wir
Anker auf, und sehen, dass die SY Thule schon wieder
eine halbe Stunde früher los fährt
als abends ausgemacht. Der Pass spuckt uns aus
dem Atoll mit 9
Knoten in den offenen, heute ruhigen Pazifik.
Endlich mal wieder ein sonniger, angenehmer Segeltag
vor dem
Wind. Da freut sich der Smutje (Küchenchef), zaubert
eine frische Kürbissuppe (Kürbis noch vom
Markt aus Panama!) und ein Rest Pizzateig ruht noch
in der Tupperschüssel im Kühlschrank, den
belege ich noch für eine Ofenfrische Pizza. Melone
gibt’s zum Nachtisch. Kurzer Mittagschlaf abwechslungsweise,
lesen, vorbereiten für den nächsten Pass.
Das ist ein Segeltag! …. und die Nacht
nicht auf dem Pazifik sondern vor Anker im Atoll.
Fakarava
Am frühen Nachmittag erreichen wir Fakarava
Süd,
den Pass Tumakohua. Es ist schon unser dritter
Pass und wir fühlen uns deutlich routinierter.
Diesmal zieht uns der Strom mit 8 Knoten in die
Lagune.
Das Fahrwasser ist betonnt, es teilt sich am
Ende des Passes
in zwei Kanäle auf und in der Mitte ist
ein eindrucksvoller dunkler Korallenfleck. Schön
außen rum fahren!
An steuerbord sehen wir ein paar Ruinen von einem
Ort, eine Kirche und ein paar strohgedeckte Hütten
mit einem Steg.
Fakarava, am Südpass
Fakarava ist das zweitgrößte
Tuamotu Atoll mit 32 Meilen Länge und 15
Meilen in der Breite, es liegt 940 Kilometer
nordöstlich von Tahiti.
Der Lagune mit 1153 Quadratkilometern der größten
in Polynesien stehen nur 16 Quadratkilometer
Land entgegen, hauptsächlich im Norden und
Osten des Atolls haben sich langgestreckte Motus
gebildet, die Landfläche
misst dagegen nur 16 Quadratkilometer. Zahlreiche
langgestreckte Motus im Norden und Osten des
Atolls. Die heutige Einwohnerzahl
beträgt 855, ein Flugfeld wurde 1995 eröffnet,
Fakarava ist ein beliebtes Reiseziel speziell
für
Taucher. Von der Unesco hat das Atoll Fakarava
den Status eines Biosphärenreservats. Ich
prämiere Fakarava zur Nummer 1 für
das klarste Wasser!
das Wasser ist kristallklar
Es ist wohl auch eins der besten Tauchgebiete
der Welt. Da wir jetzt viel Zeit haben, der Wind
hat
uns eingeweht, über
die Riffkante sehen wir die starke Brandung und die
hohen Wellen des Ozeans, ein Grund also hier zu bleiben
und zu warten bis sich Wind und Meer ausgetobt haben.
Im Atoll liegen wir geschützt und relativ
ruhig.
die Fakarava Lagune, hinter dem Riff liegt der
Pazifik
Hi Hai! wir schnorcheln mit den Haien
Wir lassen uns während der Tage in Fakarava was
ganz besonderes einfallen: wir schnorcheln im Pass.
Vom Ankerplatz fahren wir mit dem Dingy zum Südpass,
kommen dort schon klatschnass an, denn auch im Atoll
hat sich langsam eine Windsee aufgebaut. Wir warten
am Steg der Tauchschule bis die Strömung kippt.
Sie ist seither aus dem Pass gelaufen und -, wie mit
dem Schalter umgelegt, strömt sie jetzt in den
Pass. Die Sonne scheint durch das glasklare Wasser
und wir sehen bis auf zwanzig Meter Tiefe den weißen
Sanduntergrund. Schnorchelzeug an, Motor abschalten,
rausspringen. Nur an der Leine halten wir unser Gummiboot
fest. Die Strömung treibt uns, Boot in der Mitte,
wir rechts und links, an der Riffkante entlang wieder
rein ins Atoll.
Silvie und Dirk
Wie im Film ziehen Korallen und Fische
an uns vorbei. Auch Dirk und Sylvie treiben Hand
in Hand mit ihrem Schlauchboot im Pass. Beim
ersten Hai
setzt meine Atmung aus, ich tauche auf: „Hai
Hai“ brülle ich. Es ist ein Schwarzspitzenhai,
er ist zirka 2,50 Meter lang, grau/braun, seine
Flossen haben eine schwarze Spitze mit einem
schwarzen Saum
an der Schwanzflosse, die erste Rückenflosse
hat eine ganz auffallende schwarze Spitze, die
oft über
das Wasser ragt. Der Schwarzspitzenhai ist ein
kleinwüchsiger
Hai, er hat eine stumpfe Schnauze und ist in
der Regel nicht gefährlich sondern eher
scheu. Nur wenn die Riffhaie sich provoziert
oder in die Enge getrieben
fühlen, greifen sie Menschen an. Wir sind
im bevorzugten Gewässer dieser Haie. Da,
im unverwechselbaren Schwimmstil sehen wir noch
einen – und noch einen!
Wir gewöhnen uns an sie, auch an den mit
der weißen
Spitze, den Weißspitzhai.
ein Schwarzspitzenhai mit angedocktem Putzerfisch
Ein massiger Napoleonfisch,
ein schwimmendes Schränkchen
vom Aussehen, schwimmt vor uns. Wir nehmen sofort
die Verfolgung mit unserem kleinen Unterwasserknipser
auf.
Kleine Napoleons gibt’s hier einige, aber
dieser ist ein Prachtexemplar. Der Napoleonlippfisch
kann
sogar bis zu 200 kg schwer werden, er ist einer
der größten Korallenfische. Sein Fleisch
wird mit bis zu 175 US $ pro Kilogramm gehandelt,
leider
ist dieser Raubfisch von der Ausrottung bedroht.
Jedes von uns besuchte Riff hatte seine besonderen
Korallen
und Bewohner. Im Atoll Makemo waren es die
Mördermuscheln, sensationell heute sind
die Haie, die Napoleonlippfische, aber auch Schwärme
von türkisfarbenen Fischen in Form und Größe
einer Zigarre, wie Pfeile schwirren sie um uns
herum.
Das Schnorchelerlebnis brauchen wir nochmal und
nochmal, am Steg des Tauchclubs steigen wir wieder
ein ins
Schlauchboot, fahren die Passage raus und lassen
uns mit der Strömung wieder ins Atoll treiben.
Fast normal finden wir inzwischen die Anwesenheit
der kleinen Haie, wir wären ein viel zu großer
Happen für sie. Ein Nurse Hai schwimmt im nur
ein Meter tiefen flachen Wasser, zum Glück sitzen
wir schon wieder im Dingy, mit dem wollen wir doch
lieber nicht in Tuchfühlung kommen.
Von Fakarava Süd nach Fakarava
Nord
Zwei vermessene Fahrstraßen führen durch
das Atoll, das ungefähr viermal größer
ist als unser Bodensee. Wir folgen dem mittleren, breiten
Fahrwasser über 29 Seemeilen weit. Trotzdem müssen
wir auf Untiefen und vor allem auf Fischertonnen achten,
vor allem kurz vor Fakarava Nord. Einmal stecken wir
mitten drin, jetzt hilft nur noch die Maschine in den
Leerlauf schalten und durch, und hoffen, dass keine
Leine an der Schraube hängen bleibt. Wir ankern
vor dem kleinen Ort Rotoava gegenüber der kleinen
Kirche. Endlich, nach Tagen der Enthaltsamkeit, können
wir unseren Biervorrat wieder auffüllen, teuer
aber was nützt das Paradies, ohne Sundowner Bier.
Auf der Perlenfarm von Günther
Perlenfarmen gibt es auf vielen Atollen, aber
hier gibt es die Perlenfarm von Günther
, mit einer Polynesierin verheiratet.
Wir bekommen eine Führung
auf seiner Perlenfarm auf Deutsch.
Günthers Perlenfarm
Die Hütte
ist über das Wasser gebaut, so dass die
Boote einfahren können und die Muscheln
in ihren Körben
darin aufhängen, bis sie nach nach bearbeitet
werden. Erst sehen wir wie die Muschelschalen
mit Wasser abgestrahlt und gebürstet werden,
der nächste Arbeiter öffnet
die Schale ein Stück weit und gibt sie dann
dem Fachmann weiter.
Wie ein Chirurg entnimmt
er mit einer
Pinzette die Perle und wenn es eine „gute“ Muschel
mit einer brauchbaren Perle war, pflanzt er nun
einen neuen und zwei Millimeter größeren
Perlmuttrohling ein. Diese Muscheln werden dann
wieder zu den Muschelplätzen
in die Lagune gefahren und nach 18 Monaten entsteht
dann um den Fremdkörper eine neue glänzende
Perlmuttschicht. Von den für die Perlenzucht
unbrachbaren Muscheln wird das Muskelfleisch
entnommen und zum Verzehr
weitergegeben.
Wie wird die Zuchtperle gewonnen?
In das Fleisch der Muschel wird eine kleiner
Perlmuttrohling eingepflanzt, das perlbildende
Weichtier, hier
auf den Tuamotus ist es die Tahiti-Muschel, beschichtet
den Kern nun mit Perlmuttschichten und innerhalb
18 Monaten entsteht eine Perle von 8 Millimeter
Durchmesser.
Diese wird dann entnommen, ein weiterer, diesmal
2 Millimeter größerer Rohling eingepflanzt
und 18 Monate später wieder entnommen. Ist die
Muschel und die Perle ok, dann wird zum Dritten und
auch letzten Mal wieder ein Rohling eingepflanzt,
wieder größer. Nach 18 Monaten, verläuft
alles nach Plan, wird eine Perle im Durchmesser
von 16 mm entnommen. Dreimal einsetzbar ist
aber bei
Weitem nicht jede Muschel, sie endet meist
vorher im Kochtopf.
90 Prozent der Perlen sind Ausschuss, erzählt
uns Günther. Die Farbe der Perle ist abhängig von der Art
der Perlmuschel, ihrem Lebensraum und der Wassertemperatur.
Die Tahiti-Perlen schillern in Schwarz, Gold, Grün
und rötlichen Tönen. Die Größen
gehen von 8 bis 16 Millimeter, ganz selten auch bis
18 Millimeter. Rund, semi-rund, tropfenförmig,
oval, geringt und barock sind die Formen der
Perle.
Für die Qualität einer Perle
sind folgende Kriterien verantwortlich:
Die Größe (sie werden gewogen, das
Gewicht wird in Grain angegeben), der Lüster
(beschreibt den Glanz der Oberfläche, hervorgerufen
durch Lichtbrechung und Reflexion des Lichts
durch die feinen
Schichten der Kristalle), die Reinheit (kleinere
Unebenheiten und Spots wie Vernarbungen und Vertiefungen
in der
Oberfläche) und die Farbe (sie ist jedoch
unerheblich auf die Qualität, jedoch ein
Kriterium das je nach Nachfrage differenziert).
In Günthers Perlenboutique können wir
die Schmuckstücke bestaunen. Mein Favorit
ist die typische schwarze Perle.
Hunger macht
so ein
Farmbesuch
Was für ein glücklicher Zufall, wir entdecken
auf dem Rückweg ein Strandlokal versteckt hinter
Palmen, direkt an der Lagune, einige Tische stehen
sogar im Wasser. Es ist ein Lokal wo alles passt, es
ist uns unmöglich da vorbei zu gehen. Stachelrochen
schwimmen am Tisch vorbei, zwei buddeln sich in den
Sand ein. Hai, Hai, ein Nurse Hai gehört wohl
auch zum Haus, langsam schwimmt er zwischen den Tischen
im Wasser durch. Wir sitzen übrigens auf der Terrasse,
die Wassertische sind wahrscheinlich eher Deko und
nicht belegt, denn die Stuhlflächen schließen
eben mit der Wasseroberfläche ab. und wahrscheinlich
nicht so bequem. Ein netter freundlicher Polynesier,
nur mit Handtuch um die Hüfte, bedient uns, das
Essen ist was ganz besonderes für uns, das Ambiente
des Lokals sowieso, wir werden noch lange davon schwärmen!
Restaurant mit Naturaquarium ...
... mit Stachelrochen
Auf zum letzten Atoll, Toau
gehen wir heute dem 20. Juli um 6.00 Uhr Anker
auf. Wir verlassen Fakarava durch die größte
befahrbare Lagunenpassage, Garuae. Der Wind ist
zu schwach und wir fahren die 48 Seemeilen unter
Maschine.
James Cook hat 1774 dieses Atoll als Erster gesichtet.
Das 19 Seemeilen lange Atoll hat einen Pass im
Südwesten
und einen weiteren auf der Nordwestseite, Anse
Amyot. Dieser Pass endet aber als Sackgasse in
einem Riff.
Sobald wir den mit Riffen und Korallenbänken
umschlossenen 65 Meter engen Durchgang passiert
haben, liegen wir
inmitten einem riesigen grünblauen Pools.
So viele grün-blau Farbabstufungen gibt
es doch gar nicht. Das flache Wasser bietet sich
für die 24 Einwohner
des Atolls für Fischfallen an. In einer
Falle, so lassen wir uns erzählen, sind
unter anderen Fischen auch verschiedene Haie
und Rochen zu sehen.
Nichts wie hin mit dem Dingy, raus und -----
Hai Hai! Ein Nurse Hai kommt auf mich zu! Jetzt
habe ich schreckliche
Angst, er schwimmt nicht weg wie gewohnt. Ist
er vielleicht aggressiv, kommt er vielleicht
aus der Fischfalle? Der
Hai ist wieder weg, die Angst bleibt, erst recht
wie ich die Tiere in der Falle eingepfercht sehe.
Lustig
sind die langen grünen Fische, wie Pfeile,
die als Schwarm durch das Wasser ziehen. Über
dem Wasser gefällt es uns heute jedoch
besser als Unterwasser. Ein letztes Erlebnis
für
uns auf dem Atoll ist das Hummeressen bei der
Familie auf dem Motu Matarina bei den Klängen
der Ukulele.
Adele Tuatmotus, dem Highlight
unserer bisherigen Reise!
Die Einfachheit und Ruhe war es, die uns so fasziniert
hat. Die Lagune umgeben von einem Ring mit Riffen
und kleinen Motus, darauf Kokospalmen, Sand,
Einsiedlerkrebse
und die märchenhafte Unterwasserwelt.
Tahiti,
wir kommen, am 23. Juli machen wir wieder Strecke!
Wenn Ihr die Schönheit der Tuamotus näher kennenlernen
wollt, solltet Ihr unbedingt
unten auf "mehr Fotos" klicken!