Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang

finden. Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 
Datum 23. Juli 2010
Position 15°48,19´S, 146°09,17´W -Toau Atoll, Tuamotus, Polynesien
Seemeilen bisher 12119
Wind SE 5
Tage unterwegs 438


Zum Tuamotu Archipelago
zählen 78 Inseln, alle bis auf zwei sind Korallenatolle. Sie liegen mitten im Pazifik auf 150 ° West und dehnen sich über Tausend Meilen von Nordwest- in Südostrichtung aus. Zusammen mit den Marquesas und den Gesellschaftsinseln bilden sie Französisch Polynesien. Die Tuamotus nennt man auch die flache und gefährliche Inselgruppe, denn aus der tiefen Sicht eines Segelbootes kann man ein Inselatoll erst innerhalb von acht Meilen erkennen. Hut ab vor den Kapitänen, die ohne modernes GPS und elektronischen Seekarten, nur mit dem Sextanten die Atolle gefunden und angelaufen sind. Nur ein schmaler Ring von Riffen umschließt die Lagune und die höchste Erhebung des Inselatolls sind die Kokospalmen. Vor etlichen Jahren stand hier mal ein Vulkanberg, der sich durch tektonische Prozesse unter den Meeresspiegel abgesenkt hat. Das Außenriff ist bis zur Wasseroberfläche angewachsen und bildete nach späterem Absenken des Meeresspiegels dann eine Insel (Motu) oder eine ganze Reihe von Inseln. An das Außenriff, an dem sich die starke Brandung des Ozeans bricht, schließt sich nach einem 30 bis 100 Meter breiten Saum der Strandzone das Vorriff an, gefolgt von der Lagune, in der sich atemberaubend sämtliche Grünblau-Töne im glasklaren Wasser über dem weißen Korallensanduntergrund spiegeln.



Tropische Riffe
sind eine von Nesseltieren gebildete Riffstruktur im Meer, gebaut im Laufe der Jahrhunderte aus ihren Kalkskeletten. Riffe sind die größten von Lebewesen geschaffenen Strukturen der Erde - eine undurchdringbare Barriere, kein von Menschenhand gebautes Bauwerk könnte die gewaltige Brandung des Ozeans aufhalten. Korallenriffe in ihrer unterschiedlichen Vielfalt sind komplexe maritime Ökosysteme, ein Biotop von Pflanzen und Tieren, eine Kinderstube für Fische.


ein intaktes Riff

Momo in der Lagune
6. Juli, das erste Frühstück in den Tuamotus.
Vorbei ist die schwarze Nacht, jetzt beleuchtet die Sonne unser Atoll mit orangefarbenem Licht und Momo steht in blaugrünem kristallklarem Wasser – ein Morgen im Paradies. Jetzt genießen wir unser Frühstück mit Bünting Tee, Westermacher haltbarem Vollkornbrot (Verfallsdatum in 6 Monaten) und riesiger Pampelmuse inmitten dieser Traumkulisse. … oder träumen wir noch? Nur frische Croissants könnten dieses Frühstück noch toppen.


Momo in der Makemo Lagune

Anker auf mit Korallenhindernissen.

Ab ins warme klare Wasser mit Taucherbrille und Schnorchel, das muss man mir nicht zwei Mal sagen. Wie die Ankerkette zum Anker über den Sand und leider auch die Korallenköpfe verläuft präge ich mir so gut es geht ein. Mit viel Gefühl müssen wir jetzt Anker auf gehen. Die Kette läuft mal über und manchmal schlingt sie sich mal rechts, mal links, um größere und kleinere Brocken. Ich bediene am Bug die Ankerwinsch und zeige mit gestrecktem Arm Uwe, der am Steuer steht, die Richtung des Kettenverlaufs. Sobald ruckartig Widerstand kommt hängen wir fest, sofort lasse ich dann die Kette wieder etwas ab, da wir bei zu viel Zug das Getriebe der Winsch zu stark belasten. Uwe versucht rechts oder links am Hindernis vorbei zu steuern. Geschafft! Wir sind frei.

Das Atoll Makemo ist übrigens das viertgrößte Atoll der Inselgruppe, 30 Meilen lang und an der breitesten Stelle misst es acht Meilen. In der kleinen Stadt Pouheva am Pass Arikitamiro im Osten leben 300 Einheimische von Perlenzucht und Tourismus. Wir sehen, solange wir auf Makemo sind, außer unseren Segelfreunden Ursula, Rainer, Sylvie und Dirk jedoch keinen einzigen Menschen, aber viele Fische, Muscheln und Krebse, Palmen und Wasser in allen Farben.


Mit Augapfelnavigation
navigieren wir uns um die Korallen durch das Atoll von West nach Ost, an einen geschützten Traumankerplatz. Dirk von der Lison Life hat ihn auskundschaftet: Sandy Spit. Weil das Atoll nicht vermessen ist, und keine Untiefen verzeichnet sind, müssen wir uns die Route zwischen den Korallen selbst suchen, mindestens zwei Meter müssen die Köpfe unter der Wasseroberfläche sein. Ich übernehme das Steuer, Uwe klettert bis zur ersten Saling hoch auf den Mast, denn dort hat er eine gute Übersicht über die Wasseroberfläche, sieht genau die Farbabstufungen und wenn sich das Wasser an einem Korallenhindernis bricht. Neun Meilen bringt er in luftiger Höhe zu, weist mal nach backbord, mal nach steuerbord. Vom Cockpit aus sehe ich zwar nicht so weit in die Ferne, aber deutlich jetzt einen dunklen Fleck an steuerbord. Der Korallenkopf hatte fast nur eine handbreit Wasser über sich – ups. Glück gehabt! Hier liegt ein „ups“, heißen die Köpfe ab sofort.


diesen Korallenkopf sieht man nur von oben rechtzeitig  

Nach zwei Stunden sehen wir die Masten von zwei Segelschiffen, Lison Life und Thule, sie liegen vor einem in die Lagune hineinragenden Korallenriff, eine Südseeidylle und zudem noch sehr gut geschützt gegen Schwell. Unser Anker gräbt sich im weißen Sand ein, doch die Kette läuft mal wieder über kleinere Korallenköpfe, keine Chance dies zu vermeiden.


unsere Freunde erwarten uns schon ...


... und dann wird erst mal Gittis Geburtstag nachgefeiert

Sandy Spit
ist ab sofort mein Top 1 Ankerplatz! Ein Pazifiktraum in Türkis und Hellblau, weißem Sand aus zerriebenen Korallen und Muscheln. Drei deutsche Seglerpaare treffen sich nun unter Palmen auf dem schmalen Motu zwischen Lagune und Außenriff mit gekühlten Getränken, Sylvie hat sogar Eiswürfel in Fischform dabei.



Muscheln laufen über den Sand, ist das vielleicht witzig. Einsiedlerkrebse leben darin und sie wuseln zu Hunderten über den Sand, krabbeln sogar auf Äste. Im Laufe ihres Lebens wechseln sie die Größe ihrer Behausung. Ins Wasser gehen die Einsiedlerkrebse nur um ihre Kiemen mit Wasser zu füllen oder ihre Larven nach dem Schlüpfen zu hinterlassen. Die Krebse haben ein Paar Scherenbeine, zwei Laufbeine und zwei verkümmerte Beine, mit denen sie sich in der Muschel festhalten. Dirk muss sehr kräftig schütteln, bis der Krebs sein Haus los lässt.


der Kokoskrebs

Gestern 60 geworden, aber immer noch albern, organisiere ich ein „Krebsrennen“. Als Startpunkt zeichnen wir einen Kreis in den Sand, dann nimmt jeder eine Muschel mit Krebs in die Hand – Hilfe der zwickt - setzt sie an den Start und jetzt geht es darum, welcher Krebs am schnellsten ist. Die Ängstlichen bleiben erst mal am Start hängen, während Dirks Krebs sofort Richtung Wasser rast, seitwärts natürlich.



Bevor die Sonne ganz untergeht ziehen wir unsere Dingys wieder ins Wasser und fahren in Schlangenlinien um die Untiefen zurück zu unseren Booten am schönsten Ankerplatz der Welt. Was machen wir drei Tage lang im Atoll von Makemo? Über Wasser bei Sonnenlicht die blaue Farbpalette bestaunen, sie wird nie langweilig und angeblich vermittelt Blau auch Harmonie und Zufriedenheit. Kurz vor Sonnenuntergang und dann unter dem Sternenhimmel wird Sundowner getrunken, Nüsse geknackt und gequatscht. Wie heißt das alte Lied - „es gibt kein Bier auf Hawai“? Bei uns „es gibt kein Bier im Atoll, es gibt kein Bier ….“, das ist unser einziges Problem momentan. An Bord von Momo ist absolut keins mehr zu finden.

Unter Wasser ist die Welt eine Wucht.
Eine Vielfalt und Farbenpracht wie wir sie noch nie gesehen haben. In diesem Riff ist ein Leben! Stundenlang tauchen wir ab in die Märchenwelt der bunten Korallen und deren Bewohner. Angefangen von den farbigen Steinkorallen, manche sind mit lila „Teppichen“ überzogen, zwischen anderen leuchten knallbunte Zackenlinien in lila und giftgrün. Das sind Mördermuscheln. Sie haben sich zwischen den Korallen eingegraben, die knallbunte Zackenlinien die uns ins Auge blitzen, sind die Mantellippen der Muschel. Die Mördermuschel lebt in Korallenriffen in Symbiose mit Algen, die in ihren Mantellippen leben und die Muschel mit Sauerstoff und organischen Substanzen versorgen. Bis zu 140 cm lang und 500 Kilogramm schwer können die Muscheln werden. Die größten die wir sehen sind 40 Zentimeter lang, trotzdem passen wir auf, dass wir sie nicht versehentlich berühren. Ihnen wird nachgesagt, dass sie nach Tauchern schnappen, aber tatsächlich ist die Schließbewegung der Muschel nur langsam.


Mördermuscheln

Wir schnorcheln um jede Märchenburg, die das Zuhause und der Zufluchtsraum der kleinen Fische in den filigranen oberen Etagen und der größeren Fische im unteren Teil mit den größeren Höhlen und Tunnel ist. Ganz goldig, nein blau sind die Fischschwärme, auf der Jagd nach Plankton, die synchron in einer Korallenform, vom Aussehen eines Tannenzapfens, schlagartig verschwinden, sobald der Sicherheitsabstand von einer Armlänge nicht mehr gegeben ist. Den Farben und Formen der Fische, von fast durchsichtig, einfarbig, neonfarben, gestreift, farbig umrandet, gepunktet, mit Wellenlinien, manche so bunt wie Clowns, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Plötzlich taucht Sylvie entsetzt auf: „ein Hai!“ Aber der nimmt schon Reiß aus. Er war wohl nicht an uns interessiert. Irgendeine Ordnung muss es in der Korallenbehausung geben, manchmal sehen wir massenweise rote, dann wieder gelbe Fische (vielleicht China Town?) und ein Trupp schwarzer Fische hat sein Heim hinter der lila überzogenen Koralle. Irgendwann wird uns trotz des warmen Wassers kalt und wir tauchen widerwillig auf.





Noch eine Woche Urlaub am Sandy Spit, das wäre schön. Aber wir haben Termine: die totale Sonnenfinsternis am 11. Juli, dafür müssen wir weiter, zum Atoll Tahanea
30 Seemeilen südwestlich, dort erwarten wir übermorgen die nahezu totale Sonnenfinsternis, komplett verdeckt ist die Sonne auf den Atollen Hikuera und Amanu, gleich in der Nähe und doch zu fern für unser Segelboot. Dieses astronomische Ereignis über den Wasserflächen des südlichen Pazifiks und der totalen Zone über Polynesien dürfen wir uns nicht entgehen lassen, sind wir doch zufällig vor Ort. Morgen früh, wenn die Sonne uns die fahrbaren Passagen durch das Atoll sichtbar macht, wollen wir los, erst zurück zum Pass Tapuhiria (ich nenne ihn Pass des 5. Juli), dort wollen wir zusammen mit Thule und Lison Life ankern, am nächsten Morgen, eine Stunde nach Hochwasser, dann durch den Pass und weiter nach Tahanea.

9. Juli denn erstens kommt es anders als man denkt!
Anker auf. Der Wind frischt auf, Uwe nimmt seinen Ausguck auf der ersten Saling ein, die vielen Wolken machen Schatten auf dem Wasser und er sieht die Untiefen lange nicht mehr so deutlich, wie vor drei Tagen, als wir den Weg in Gegenrichtung gefahren sind. Nach 9 Seemeilen erreichen wir den Ankerplatz am Pass. Ist das wirklich die gleiche Stelle? Wind, Wellen und Strömung lassen den (bis auf die Untiefen) friedlichen Platz von damals als einen ganz anderen erscheinen. 6 Windstärken pfeifen über die Lagune und haben eine kurze steile See aufgebaut. Die Thule ist voraus und versucht zu ankern. Abenteuerlich zwischen den Untiefen ist das anzusehen. Wir kreisen noch unschlüssig zwischen den Korallenköpfen, innerhalb der Lagune liegen wir jetzt auf Legerwall. Die Lison Life dreht gar um und schaut sich mal die Durchfahrt zum Pass an. Was tun? Ankern ist hier nicht mehr möglich, es ist viel zu gefährlich zwischen den Untiefen – und jetzt wissen wir erst, was wir am 5. Juli nachmittags nach der Einfahrt ins Atoll für ein Glück hatten. Nichts wie fort von hier, das ist jetzt die einzige Möglichkeit. Drei Boote eine Entscheidung: raus aus dem Pass!

Gegen Wind und Welle und zwei Knoten Gegenstrom fahren wir mit voller Maschine in die schäumenden Wellen des Passes, raus auf den Pazifik. Der empfängt uns mit 6 Windstärken und einer sehr unruhigen See. Dreißig Seemeilen liegen vor uns bis Tahanea, wir schaffen sie heute nicht bei Sonnenlicht. Bei Nacht ankommen ist unmöglich. In 19 Stunden ist es wieder hell, das bedeutet also Schleichfahrt, 19 Stunden für 30 Seemeilen dürfen, nein müssen wir brauchen. Wie schlagen wir die Zeit tot auf dem Pazifik?
Wir binden 3 Reffs ins Großsegel und den Klüver reffen wir auf Taschentuchgröße. Angeln könnte man mal versuchen, ein „Schaukelgericht“ kochen, schlafen, lesen, auf UKW die Lison und die Thule fragen wie ihnen die Schleichfahrt bekommt. Miserabel! Die Schiffe rollen unangenehm in den Wellen, mit nur drei Knoten Fahrt durchs Wasser bei 28 Knoten Wind und die Wellen spielen mal wieder Ping Pong mit den Schiffen. War der Tag schon lang und ätzend, so wird die Nacht noch schlimmer, grausam.


auch "Thule" fährt unter Minimalbesegelung, wie schafft man es in 19 Stunden
30 Meilen zu segeln!?


Trotz Taschentuchbesegelung sind wir zu schnell, unseren Johannes, die Windfahne lassen wir heute ganz in Ruhe Schlangenlinien fahren, je langsamer desto besser, aber es reicht immer noch nicht. Wir halsen und fahren wieder in Gegenrichtung, um später in der Nacht wieder Kurs Tahanea zu steuern. Um 6.00 Uhr morgens sind wir zwei Meilen vor dem Pass im Norden der Insel, um 7.30 Uhr mit dem ersten Licht passieren wir ihn endlich.Durch den Pass Teavatapu fahren wir in die Lagune von Tahanea.

Thule fährt voraus. Uwe erkundigt sich über UKW, wie die Durchfahrt verlaufen sei, denn ziemlich verwirrend sieht die Betonnung der Untiefen, die mitten im Pass liegen, aus. „Kein Problem“, meldet Thule. „Ich fahr auf den ausgewiesenen Ankerplatz rechts.“ Wir jetzt hinterher, mitten drin im Fahrwasser die flachen Stellen, nur oberflächlich überspült, sehen nicht vertrauenserweckend aus. Ich stehe vorne am Bug und versuche im Blau zu lesen wo es befahrbar ist und wo nicht. Wir ankern, eine knappe Meile hinter dem Pass, neben dem Innenriff auf 16°40'14 Süd und 44°22'27 West.

die Lagune von Tahanea

Tahanea ist 24 Meilen lang und 7 Meilen breit und unbewohnt. Müde, aber dennoch will ich noch wissen, ob der Anker gut liegt. Die Kette zeigt mir den Weg. Sie liegt im Zick-Zack zwischen Korallenköpfen, aber der Anker ist gut im Sand eingebettet. Momos Windgenerator produziert Strom, das heißt, dass ein starker Wind bläst, müde und fertig von der fürchterlichen ungeplanten Nachtfahrt fallen wir in die Koje.

11. Juli – das astronomische Erlebnis in den Tuamotus
Es ist 7.30 Uhr. Ein ganz normaler Morgen. Grell scheint die Sonne während wir im Cockpit das Frühstück vorbereiten. Erst unbemerkt wird das Licht weniger, dann ändert sich die Stimmung und es wird total still, kein Vogelgezwitscher mehr, das warme Morgenlicht verändert sich in eine unnatürliche bleifarbene Tönung. 8.15 Uhr. Durch die Filter des Sextanten beobachten wir, wie der Mond nun immer mehr die Sonne abschattet. Sichtbar ist nur noch eine kleine Sichel der Sonne. 8.35 Uhr, nur einen ganz schmalen Rand deckt der Mond nun nicht mehr ab, der Maximalwert ist erreicht. Fast ist es dunkel – fast. Drei Sekunden lang, und schon löst sich die Sonne wieder aus dem Mondschatten, kontinuierlich wird es wieder heller. Jetzt gibt`s erst mal Frühstück!


totale Sonnenfinsternis auf Tahanea

Weiter nach Fakarava, dem nächsten Atoll
Wir arbeiten uns streckenmäßig immer weiter Richtung Tahiti vor. Fakarava ist 53 Seemeilen von Tahanea entfernt und es wird also mal wieder ein gewöhnlicher „Day trip“. Früh um 6.00 Uhr morgens gehen wir Anker auf, und sehen, dass die SY Thule schon wieder eine halbe Stunde früher los fährt als abends ausgemacht. Der Pass spuckt uns aus dem Atoll mit 9 Knoten in den offenen, heute ruhigen Pazifik. Endlich mal wieder ein sonniger, angenehmer Segeltag vor dem Wind. Da freut sich der Smutje (Küchenchef), zaubert eine frische Kürbissuppe (Kürbis noch vom Markt aus Panama!) und ein Rest Pizzateig ruht noch in der Tupperschüssel im Kühlschrank, den belege ich noch für eine Ofenfrische Pizza. Melone gibt’s zum Nachtisch. Kurzer Mittagschlaf abwechslungsweise, lesen, vorbereiten für den nächsten Pass. Das ist ein Segeltag! …. und die Nacht nicht auf dem Pazifik sondern vor Anker im Atoll.

Fakarava
Am frühen Nachmittag erreichen wir Fakarava Süd, den Pass Tumakohua. Es ist schon unser dritter Pass und wir fühlen uns deutlich routinierter. Diesmal zieht uns der Strom mit 8 Knoten in die Lagune. Das Fahrwasser ist betonnt, es teilt sich am Ende des Passes in zwei Kanäle auf und in der Mitte ist ein eindrucksvoller dunkler Korallenfleck. Schön außen rum fahren! An steuerbord sehen wir ein paar Ruinen von einem Ort, eine Kirche und ein paar strohgedeckte Hütten mit einem Steg.


Fakarava, am Südpass

Fakarava ist das zweitgrößte Tuamotu Atoll mit 32 Meilen Länge und 15 Meilen in der Breite, es liegt 940 Kilometer nordöstlich von Tahiti. Der Lagune mit 1153 Quadratkilometern der größten in Polynesien stehen nur 16 Quadratkilometer Land entgegen, hauptsächlich im Norden und Osten des Atolls haben sich langgestreckte Motus gebildet, die Landfläche misst dagegen nur 16 Quadratkilometer. Zahlreiche langgestreckte Motus im Norden und Osten des Atolls. Die heutige Einwohnerzahl beträgt 855, ein Flugfeld wurde 1995 eröffnet, Fakarava ist ein beliebtes Reiseziel speziell für Taucher. Von der Unesco hat das Atoll Fakarava den Status eines Biosphärenreservats. Ich prämiere Fakarava zur Nummer 1 für das klarste Wasser!


das Wasser ist kristallklar

Es ist wohl auch eins der besten Tauchgebiete der Welt. Da wir jetzt viel Zeit haben, der Wind hat uns eingeweht, über die Riffkante sehen wir die starke Brandung und die hohen Wellen des Ozeans, ein Grund also hier zu bleiben und zu warten bis sich Wind und Meer ausgetobt haben. Im Atoll liegen wir geschützt und relativ ruhig.


die Fakarava Lagune, hinter dem Riff liegt der Pazifik

Hi Hai! wir schnorcheln mit den Haien
Wir lassen uns während der Tage in Fakarava was ganz besonderes einfallen: wir schnorcheln im Pass. Vom Ankerplatz fahren wir mit dem Dingy zum Südpass, kommen dort schon klatschnass an, denn auch im Atoll hat sich langsam eine Windsee aufgebaut. Wir warten am Steg der Tauchschule bis die Strömung kippt. Sie ist seither aus dem Pass gelaufen und -, wie mit dem Schalter umgelegt, strömt sie jetzt in den Pass. Die Sonne scheint durch das glasklare Wasser und wir sehen bis auf zwanzig Meter Tiefe den weißen Sanduntergrund. Schnorchelzeug an, Motor abschalten, rausspringen. Nur an der Leine halten wir unser Gummiboot fest. Die Strömung treibt uns, Boot in der Mitte, wir rechts und links, an der Riffkante entlang wieder rein ins Atoll.


Silvie und Dirk

Wie im Film ziehen Korallen und Fische an uns vorbei. Auch Dirk und Sylvie treiben Hand in Hand mit ihrem Schlauchboot im Pass. Beim ersten Hai setzt meine Atmung aus, ich tauche auf: „Hai Hai“ brülle ich. Es ist ein Schwarzspitzenhai, er ist zirka 2,50 Meter lang, grau/braun, seine Flossen haben eine schwarze Spitze mit einem schwarzen Saum an der Schwanzflosse, die erste Rückenflosse hat eine ganz auffallende schwarze Spitze, die oft über das Wasser ragt. Der Schwarzspitzenhai ist ein kleinwüchsiger Hai, er hat eine stumpfe Schnauze und ist in der Regel nicht gefährlich sondern eher scheu. Nur wenn die Riffhaie sich provoziert oder in die Enge getrieben fühlen, greifen sie Menschen an. Wir sind im bevorzugten Gewässer dieser Haie. Da, im unverwechselbaren Schwimmstil sehen wir noch einen – und noch einen! Wir gewöhnen uns an sie, auch an den mit der weißen Spitze, den Weißspitzhai.


ein Schwarzspitzenhai mit angedocktem Putzerfisch



Ein massiger Napoleonfisch, ein schwimmendes Schränkchen vom Aussehen, schwimmt vor uns. Wir nehmen sofort die Verfolgung mit unserem kleinen Unterwasserknipser auf. Kleine Napoleons gibt’s hier einige, aber dieser ist ein Prachtexemplar. Der Napoleonlippfisch kann sogar bis zu 200 kg schwer werden, er ist einer der größten Korallenfische. Sein Fleisch wird mit bis zu 175 US $ pro Kilogramm gehandelt, leider ist dieser Raubfisch von der Ausrottung bedroht.

Jedes von uns besuchte Riff hatte seine besonderen Korallen und Bewohner. Im Atoll Makemo waren es die Mördermuscheln, sensationell heute sind die Haie, die Napoleonlippfische, aber auch Schwärme von türkisfarbenen Fischen in Form und Größe einer Zigarre, wie Pfeile schwirren sie um uns herum.





Das Schnorchelerlebnis brauchen wir nochmal und nochmal, am Steg des Tauchclubs steigen wir wieder ein ins Schlauchboot, fahren die Passage raus und lassen uns mit der Strömung wieder ins Atoll treiben. Fast normal finden wir inzwischen die Anwesenheit der kleinen Haie, wir wären ein viel zu großer Happen für sie. Ein Nurse Hai schwimmt im nur ein Meter tiefen flachen Wasser, zum Glück sitzen wir schon wieder im Dingy, mit dem wollen wir doch lieber nicht in Tuchfühlung kommen.

Von Fakarava Süd nach Fakarava Nord
Zwei vermessene Fahrstraßen führen durch das Atoll, das ungefähr viermal größer ist als unser Bodensee. Wir folgen dem mittleren, breiten Fahrwasser über 29 Seemeilen weit. Trotzdem müssen wir auf Untiefen und vor allem auf Fischertonnen achten, vor allem kurz vor Fakarava Nord. Einmal stecken wir mitten drin, jetzt hilft nur noch die Maschine in den Leerlauf schalten und durch, und hoffen, dass keine Leine an der Schraube hängen bleibt. Wir ankern vor dem kleinen Ort Rotoava gegenüber der kleinen Kirche. Endlich, nach Tagen der Enthaltsamkeit, können wir unseren Biervorrat wieder auffüllen, teuer aber was nützt das Paradies, ohne Sundowner Bier.

Auf der Perlenfarm von Günther
Perlenfarmen gibt es auf vielen Atollen, aber hier gibt es die Perlenfarm von Günther , mit einer Polynesierin verheiratet. Wir bekommen eine Führung auf seiner Perlenfarm auf Deutsch.



Günthers Perlenfarm

Die Hütte ist über das Wasser gebaut, so dass die Boote einfahren können und die Muscheln in ihren Körben darin aufhängen, bis sie nach nach bearbeitet werden. Erst sehen wir wie die Muschelschalen mit Wasser abgestrahlt und gebürstet werden, der nächste Arbeiter öffnet die Schale ein Stück weit und gibt sie dann dem Fachmann weiter.


Wie ein Chirurg entnimmt er mit einer Pinzette die Perle und wenn es eine „gute“ Muschel mit einer brauchbaren Perle war, pflanzt er nun einen neuen und zwei Millimeter größeren Perlmuttrohling ein. Diese Muscheln werden dann wieder zu den Muschelplätzen in die Lagune gefahren und nach 18 Monaten entsteht dann um den Fremdkörper eine neue glänzende Perlmuttschicht. Von den für die Perlenzucht unbrachbaren Muscheln wird das Muskelfleisch entnommen und zum Verzehr weitergegeben.

Wie wird die Zuchtperle gewonnen?
In das Fleisch der Muschel wird eine kleiner Perlmuttrohling eingepflanzt, das perlbildende Weichtier, hier auf den Tuamotus ist es die Tahiti-Muschel, beschichtet den Kern nun mit Perlmuttschichten und innerhalb 18 Monaten entsteht eine Perle von 8 Millimeter Durchmesser. Diese wird dann entnommen, ein weiterer, diesmal 2 Millimeter größerer Rohling eingepflanzt und 18 Monate später wieder entnommen. Ist die Muschel und die Perle ok, dann wird zum Dritten und auch letzten Mal wieder ein Rohling eingepflanzt, wieder größer. Nach 18 Monaten, verläuft alles nach Plan, wird eine Perle im Durchmesser von 16 mm entnommen. Dreimal einsetzbar ist aber bei Weitem nicht jede Muschel, sie endet meist vorher im Kochtopf.



90 Prozent der Perlen sind Ausschuss, erzählt uns Günther. Die Farbe der Perle ist abhängig von der Art der Perlmuschel, ihrem Lebensraum und der Wassertemperatur. Die Tahiti-Perlen schillern in Schwarz, Gold, Grün und rötlichen Tönen. Die Größen gehen von 8 bis 16 Millimeter, ganz selten auch bis 18 Millimeter. Rund, semi-rund, tropfenförmig, oval, geringt und barock sind die Formen der Perle.



Für die Qualität einer Perle sind folgende Kriterien verantwortlich:
Die Größe (sie werden gewogen, das Gewicht wird in Grain angegeben), der Lüster (beschreibt den Glanz der Oberfläche, hervorgerufen durch Lichtbrechung und Reflexion des Lichts durch die feinen Schichten der Kristalle), die Reinheit (kleinere Unebenheiten und Spots wie Vernarbungen und Vertiefungen in der Oberfläche) und die Farbe (sie ist jedoch unerheblich auf die Qualität, jedoch ein Kriterium das je nach Nachfrage differenziert). In Günthers Perlenboutique können wir die Schmuckstücke bestaunen. Mein Favorit ist die typische schwarze Perle.

Hunger macht so ein Farmbesuch
Was für ein glücklicher Zufall, wir entdecken auf dem Rückweg ein Strandlokal versteckt hinter Palmen, direkt an der Lagune, einige Tische stehen sogar im Wasser. Es ist ein Lokal wo alles passt, es ist uns unmöglich da vorbei zu gehen. Stachelrochen schwimmen am Tisch vorbei, zwei buddeln sich in den Sand ein. Hai, Hai, ein Nurse Hai gehört wohl auch zum Haus, langsam schwimmt er zwischen den Tischen im Wasser durch. Wir sitzen übrigens auf der Terrasse, die Wassertische sind wahrscheinlich eher Deko und nicht belegt, denn die Stuhlflächen schließen eben mit der Wasseroberfläche ab. und wahrscheinlich nicht so bequem. Ein netter freundlicher Polynesier, nur mit Handtuch um die Hüfte, bedient uns, das Essen ist was ganz besonderes für uns, das Ambiente des Lokals sowieso, wir werden noch lange davon schwärmen!


Restaurant mit Naturaquarium ...


... mit Stachelrochen

Auf zum letzten Atoll, Toau
gehen wir heute dem 20. Juli um 6.00 Uhr Anker auf. Wir verlassen Fakarava durch die größte befahrbare Lagunenpassage, Garuae. Der Wind ist zu schwach und wir fahren die 48 Seemeilen unter Maschine. James Cook hat 1774 dieses Atoll als Erster gesichtet. Das 19 Seemeilen lange Atoll hat einen Pass im Südwesten und einen weiteren auf der Nordwestseite, Anse Amyot. Dieser Pass endet aber als Sackgasse in einem Riff. Sobald wir den mit Riffen und Korallenbänken umschlossenen 65 Meter engen Durchgang passiert haben, liegen wir inmitten einem riesigen grünblauen Pools. So viele grün-blau Farbabstufungen gibt es doch gar nicht. Das flache Wasser bietet sich für die 24 Einwohner des Atolls für Fischfallen an. In einer Falle, so lassen wir uns erzählen, sind unter anderen Fischen auch verschiedene Haie und Rochen zu sehen. Nichts wie hin mit dem Dingy, raus und ----- Hai Hai! Ein Nurse Hai kommt auf mich zu! Jetzt habe ich schreckliche Angst, er schwimmt nicht weg wie gewohnt. Ist er vielleicht aggressiv, kommt er vielleicht aus der Fischfalle? Der Hai ist wieder weg, die Angst bleibt, erst recht wie ich die Tiere in der Falle eingepfercht sehe. Lustig sind die langen grünen Fische, wie Pfeile, die als Schwarm durch das Wasser ziehen. Über dem Wasser gefällt es uns heute jedoch besser als Unterwasser. Ein letztes Erlebnis für uns auf dem Atoll ist das Hummeressen bei der Familie auf dem Motu Matarina bei den Klängen der Ukulele.



Adele Tuatmotus, dem Highlight unserer bisherigen Reise! Die Einfachheit und Ruhe war es, die uns so fasziniert hat. Die Lagune umgeben von einem Ring mit Riffen und kleinen Motus, darauf Kokospalmen, Sand, Einsiedlerkrebse und die märchenhafte Unterwasserwelt.
Tahiti, wir kommen, am 23. Juli machen wir wieder Strecke!


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