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Datum |
22.
Oktober 2010 |
Position |
20°16,54´S,
174°48,36´Nuku`alofa, Tonga |
Seemeilen bisher |
14053 |
Wind |
ESE 3 |
Tage unterwegs |
557 |
wo liegt eigentlich Tonga?
Fehlstart nach Tonga
Wir schreiben den 21. September und Tag 528 nach
unserer Abreise aus Fehmarn, als wir bei einer
Gluthitze
um 12.10 Uhr in der Marina von Apia die Leinen lösen
und dann gleich in der Bucht das Großsegel
setzen.
Für unsere Überfahrt von Samoa zur Inselgruppe
des Königreichs von Tonga haben wir den Vollmond
gebucht. Die Wetterdienste versprechen uns für
die kommenden Tage einen Südost-Wind mit 4 bis
5 Beaufort. Wir rechnen damit, dass wir am dritten
Tag, also am Freitag, die nördlichste Inselgruppe
von Tonga erreichen werden, die zirka 380 Seemeilen
entfernte Vava'u-Gruppe.
Gleich
in der Bucht von Apia setzen wir unser Großsegel.
Mit voller Wucht schlägt der Wind plötzlich
das Segel von Backbord nach Steuerbord, die drittlängste
Segellatte bricht und die Splitter drohen das Segel
zu zerfetzen. Segel wieder runter, die bereits
verstauten Festmacherleinen und die Fender wieder
vorbereiten
für ein erneutes Hafenmanöver in der
Marina. Dort tauscht Uwe die zersplitterte Latte
gegen eine
Ersatzlatte aus, ganz zufällig ist eine Ersatzlatte
an Bord. Beim erneuten Segel setzen, draußen
in der Bucht, entdecken wir, dass auch die oberste
Segellatte
gebrochen ist, also wieder runter mit dem Großsegel,
Segellatte entfernen, Ersatz gibt es keinen mehr.
Das gibt Muskeln! Zum dritten Mal setzt Uwe das
Großsegel.
Um 13.30 schalten wir Sir Perkins ab, jetzt sind
wir wieder eins mit dem Wind und dem endlosen Pazifik.
unterwegs nach Tonga
Erste Nachtwache
Das Land verschwindet und um 19.00 Uhr abends verschwindet
auch Uwe in die Koje, seine Freiwache beginnt
und für mich die erste 4-Stunden Wache. Der
Abend ist warm und ich warte auf den Vollmond,
der auch
schon bald riesig und orangefarben über
dem Horizont aufsteigt und das tiefschwarze Wasser
aufhellt.
Nach zehn Tagen im Hafen ist die Einsamkeit auf
See wieder gewöhnungsbedürftig. Der
Wind bläst
konstant und Johannes, unser Windpilot, steuert.
Momo läuft mit 6 Knoten durch das Wasser.
Um 23.00 Uhr wecke ich Uwe und um 3.00 Uhr früh
weckt er wieder mich. Sonnenaufgang, jetzt darf
ich wieder schlafen. Nichts, gar nichts haben
wir gesehen
in der Nacht, kein Schiff, kein Wal, kein treibender
Container, trotzdem halten wir streng an den
Wachen fest. Wieder
mal sind
wir
zu schnell (Ihr wisst schon: wir wollen niemals
Nachts ankommen), 128 Seemeilen
Etmal liegen hinter uns in 24 Stunden.
Am zweiten
Tag beschäftigt uns der unregelmäßige
Wind mit Ein- und Ausreffen des Großsegels,
gleichzeitig wird der Seegang ungemütlicher
und damit auch das Leben an Bord. In der Küche
gibt es „Schaukelpfanne à la
Momo“. Irgendwie geht aber auch dieser Tag
vorbei. In der folgenden Nacht verliert unser GPS
für
eine Stunde seinen Fix, wir wissen nicht warum,
das Hand GPS funktioniert. Der Wind dreht von Ost-Südost
auf Südost der Stärke 5, der ungemütliche
Seegang wird zum schrecklich chaotischen Seegang.
Er beutelt Momo hin und her und einzelne ganz chaotische
Wellen schwappen übers Cockpit und bescheren
uns eine warme Salzdusche. Wir sind müde und
ich habe Kopfschmerzen. Die „kurzen“ Strecken
unter 4 Tagen sind unendlich lang, stellen wir
fest. Der Körper
braucht seine Zeit um sich umzustellen. Das Ankommen
ist auf längeren Fahrten nicht ständig
im Kopf, die Tage und Nächte kommen und gehen
dann einfach, einer nach dem anderen. Erst zwei
Tage
vor dem Landfall
realisiert man wieder die Zeit.
Tonga an Backbord voraus
Endlich, am 3.
Tag um 5.50 Uhr, ruft Uwe "Laaaaand in Sicht!".
Um 7.30 Uhr schiebt uns Sir Perkins zwischen den
Inseln zum Ankerplatz vor der Hauptstadt Neiafu.
Dem Kommando vom Skipper, weiter nach backbord
zu fahren,
widerspreche ich. „Da bin ich zu dicht an
Land,“ rufe
ich ihm vom Steuerstand aus zu. Uwe schaut sich
gerade die Route unten am Laptop an, wie der Blitz
ist
er oben und bemerkt: „die elektronische Seekarte
stimmt nicht!“ Sie ist um mindestens 250
Meter daneben! Seit Käpten Cook hat wohl niemand
mehr die Gegend hier vermessen. Es geht eben nichts über
die "Augapfelnavigation", problemlos finden wir
zwischen den Inseln die tiefen Durchfahrten. Wie
Tafelberge
sehen die verwitterten, grün bewachsenen Vulkanberge
aus.
Im Hafen Port of Refuge in der Vava`u-Gruppe
von Tonga!
Um 10.15 Uhr fischen wir die Leine einer Boje aus
dem Wasser dieses perfekten Naturhafens und machen
Momo damit fest. Am Hang über uns überragt
eine große weiße Kirche den Ort Neiafu.
Kaum sind wir fest, da kommen schon zwei Dinghys
angebraust und alte Seglerfreunde begrüßen
uns und erzählen gleich alles Wissenswerte über
die Einklarierung und die Versorgungslage vor
Ort. Heute ist auch nicht Freitag, sondern Samstag,
die
Behörden arbeiten erst wieder am Montag,
erfahren wir. Gestern und morgen ist gleichzeitig!
Klar, jetzt fällt es uns ein, auf dem Pazifik
zwischen Samoa und Tonga verläuft die Datumsgrenze,
die haben wir überfahren. Nach Kalender waren
wir einen Tag länger unterwegs, zum Glück
nicht wirklich, und zum Glück hatte keiner von
uns Geburtstag, der wäre nämlich ausgefallen.
unser Ankerplatz vor Neiafu
Wir sind im Kingdom of Tonga!
Wieder ist ein Etappenziel Wirklichkeit geworden,
wir können es kaum glauben. Das Königreich
Tonga liegt mit seinen 176 tropischen Vulkan- und
Koralleninseln (mal ein paar mehr oder
weniger – abhängig vom Tidenstand) im
Gebiet des Pazifischen Feuerrings, östlich
von Fidschi, südlich von Samoa und nördlich
von Neuseeland. Tonga dehnt sich auf eine Fläche
von insgesamt 748 Quadratkilometer aus, 750 Kilometer
Ausdehnung
in Nord-Südrichtung. Tonga ist der einzige
Staat in Ozeanien, der nie von Europäern kolonialisiert
wurde. Tonga ist eine konstitutionelle Erbmonarchie,
König
George Tupou (geb. 1948) ist der älteste Sohn
und Nachfolger von Taufa'ahau Tupou IV, der 88-jährig
2006 verstarb und 41 Jahre lang das Land regierte.
Bei der Krönung 2008 versprach George
Tupou V die Macht bis 2010 an das Parlament sowie
an die Regierung
zu übertragen. Die Forderung des Volkes nach
mehr Demokratisierung gipfelte am 16. November
2006 in Unruhen
in der Hauptstadt Nuku'alofa. In der Hauptgeschäftsstraße
in der Innenstadt wurden Regierungsgebauden und
viele Geschäften niedergebrannt. Trotzdem
genießt
die Monarchie große Unterstützung in
der Bevölkerung.
Gesprochen wird eine polynesische
Sprache, Tonganisch, man kann sich aber auch gut
auf Englisch verständigen.
Nur 120 000 Einwohner, 98 Prozent davon Polynesier,
Europäer,
Chinesen und Inder leben im Königreich. Ein
großer
Teil der tonganischen Bürger lebt permanent
im Ausland, vor allem in Australien, Neuseeland
und den
USA. Fast alle Tonganer sind Mitglied einer christlichen
Kirche, die vorherrschende Konfession ist die Free
Wesleyan Church. Stark vertreten sind auch die
Mormonen mit der Kirche Jesu Christi der Heiligen
der Letzten
Tage.
Tonga ist ein Agrarstaat, die wichtigsten
Produkte sind Kopra,Vanille,Treibhauspflanzen,
Hackwurzel, Kokosnüsse,
Kavapulver, Brotfrucht und Kokosprodukte für
den Export. Für den Eigenbedarf gibt es viele
Früchte,
Gemüse und Nüsse. Lebensmittel werden überwiegend
importiert aus Neuseeland, aber auch aus Singapur,
Fidschi, Australien, USA und China.Geschichte Tongas
Nach Meinung von Archäologen kamen die ersten
Siedler um 3000 vor Chr. aus Südostasien über
Mikronesien nach Tonga. Es entstand ein tonganisches
Imperium. Im 12. Jahrhundert waren die Tonganer eine
Gemeinschaft aus Seefahrern Häuptlingen und Abenteurern.
Ihr oberster Häuptling Tu'i Tonga war im gesamten
Pazifischen Raum bekannt. Die Stammesfehden häuften
sich. Im 15. und im 17. Jahrhundert kam es zu ersten
Kontakten mit Europäern: 1643 mit Abel Tasman,
1773 mit James Cook, der die Inseln noch weitere Male
1774 und 1777 besuchte. 1781 erreichte Francisco Maurelle
Vava'u und zwanzig Jahre später kamen die ersten
Missionare. Häuptling Siaosi Taufa'ahau Tupou
vereinte 1845 alle Inseln Tongas zum ältesten
polynesischen Königreich. 1875 wurde Tonga unter
Mithilfe des Missionars Shirley Waldemar Baker zu einer
konstitutionellen Monarchie. Zu einem britischen Protektorat
wurde Tonga im Mai 1900 im Rahmen eines Freundschaftsvertrags.
Tonga ist eigenständiges Mitglied im Commonwealth
und seit 1999 auch Mitglied der Vereinten Nationen.
Zwischen Tonga und Deutschland wurde 1876 ein immer
währender Freundschaftsvertrag abgeschlossen.
Die
gelbe Quarantäne Flagge weht noch unter der Steuerbordsaling
von Momo.
Trotz Landungsverbot - wir sind noch nicht einklariert
- stehlen wir uns von Bord zu einer kurzen Besichtigung
von Neiafu, lassen Tonga-Dollar (Pa'anga) mit dem
Bild des Königs Tupou IV aus dem ATM-Geldautomat heraus,
im Aquarium Café bekommen wir einen Internetzugang
und treffen die Seglerszene. Wir entdecken nette Lokale
und Cafés, wie die Giggling Whale Bar, die Coconet
Bar, die Mermaid Bar und die Bounty Bar. Zurück
auf Momo, kommt ein Einheimischer im Ruderboot längsseits
und bietet uns Flaggen an. Es ist Lofi,seine Frau kann
alle Gastlandflaggen nähen erzählt er uns.
Wir bestellen bei ihm die Flagge von Tonga, von Neuseeland
und von Vanuatu, die handgenähten Flaggen bringt
er uns schon am nächsten Morgen.
Über der Bucht
ertönt Chorgesang.
Am Abend schallt ein wunderschöner Chorgesang
von der katholischen Kirche St. Joseph zum Naturhafen
herab. Religion ist Lebensinhalt der Menschen
auf Tonga. Der Sonntag ist nur Gott und der Kirche
gewidmet,
die Kirche ist rappelvoll, der Chor ist stimmgewaltig,
man glaubt Profisänger zu hören. Wie
zu allen Feierlichkeiten und offiziellen Anlässen
sind die Einheimischen mit dem Ta'ovala bekleidet,
einer
fein gewobenen Matte aus den Pandanussblättern,
die mit einem Kiekie (Gürtel) um die Taille
geschnürt
wird. Zweimal im Jahr gibt es einen besonderen
Gottesdienst, die Gläubigen kommen ganz in
weiß, die Frauen
tragen auch weiße Hüte. Bei diesen Anlässen
werden von den Kanzel alle Namen aufgerufen und
jeweils die Summe genannt, die jede Familie gespendet
hat!!
Der Chor ist jedenfalls toll.
Kirche in Neiafu
Inzwischen ist es
Montag, wir klarieren ein.
Die Prozedur dauert einen halben Tag, ein Beamter
kommt nach dem anderen. Erst Tolu vom Ministerium
of Immigration,
dann Pino von Health und Agriculture und dann
Lee vom Customs. Alles verläuft ohne Eile ab, die
Beamten sind freundlich, trinken bei uns Kaffee oder
Cola, nehmen einen Softdrink mit für unterwegs,
auch Zigaretten, die wir schon seit Las Palmas zum
Verschenken mitführen, lehnen sie nicht ab.
Sie erzählen uns von ihrer Familie, ihren Kindern
und von ihrem Königreich. Wir erfahren was „Momo“ in
ihrem Sprachgebrauch bedeutet: ein kleines Stück
von ....(irgendetwas), in Schweden bedeutet Momo
Großmutter, in Panama wurde uns erzählt
dass Momo der King of Carneval sei und der Gott des
Meeres in Samoa. Wir dürfen jetzt einen Monat
im Königreich Tonga bleiben und Momo darf
sogar zwei Monate bleiben.
einklariert!
Uns Ausländer nennen die Einheimischen übrigens „Palangi“ (people
from the sky). Als Captain Cook nach Tonga kam, dachten
die Einheimischen dass die hohen Masten seines Schiffs
bis zu den Wolken reichen, also waren es Menschen aus
den Wolken.
Die Ankerplätze sind nummeriert
wie Pizzas
In Neiafu gibt es eine Charterbasis von „The
Moorings“, das Segelgebiet ist auch wirklich
ideal, über 40 Buchten mit geschützten
Ankerplätzen
gibt es allein in der nördlichen Inselgruppe
der Vava'u Group, weitere in Niuatoputapu, in
der Ha'apai Group und in Tongatapu. Die beste
Reisezeit
ist Mai bis November, in den übrigen Monaten
regnet es stark und häufig.
Wir fragen Elke
und Werner, die hier den Trans Ocean Stützpunkt
vertreten, nach den besten Ankerplätzen. Prompt
kommt die Antwort: Nummer 14, 13, 8, 30, 7 und
16, "Moorings" hat die Plätze in ihrem Revierführer
nummeriert, wie in manchen Lokalen die Pizzas.
Die Nummern
machen die Verständigung aber
leichter, bei Namen wie Vaka'eitu, Foeata, Hunga,
Nuku oder Kenutu,
Katafanga, Olo'ua oder Luaa Fuleheu. Wir lassen
uns bei Computer-Copy Solutions im gelb-roten Brettergebäude
an der Ecke diesen Moorings-Cruising-Guide „To
The Kingdom of Tonga“ kopieren und können
uns jetzt im Detail informieren.
Herrliches, unbeschwertes
Ankerleben
Es ist unmöglich in wenigen Tagen die vielen Inseln
und Buchten im Königreich Tonga zu besuchen. Wir
wollen deshalb nur wenige Ankerplätze anlaufen
und uns gemütlich treiben lassen, ganz ohne Plan.
Solange wir in Neiafu sind, gehe ich jeden Tag auf
den einheimischen
Markt Utukalongalu, nicht nur zum
Einkaufen, einfach nur um die fremde exotische Atmosphäre
zu schnuppern. Interessant sind auch die Kunstgewerbestände.
Holzschnitzer stellen ihre Figuren aus, Knochenschnitzer
verwenden alte polynesische Symbole für ihre Kettenanhänger
aus Kuh- oder Walknochen, auch aus polierten Muscheln
stellen die Einheimischen hübsche Ketten und Haarschmuck
her. Eine große Tradition hat auch das flechten
und Knüpfen von Körben und der Pandanusmatten und
die Herstellung von Tapas, einer Baumrinde, die lange
flach geklopft und anschließend mit Naturfarben
bemalt wird.
Einheimisches Gemüse wie Süßkartoffeln,
der Kürbis Cucurbita maxima (speziell für
den japanischen Geschmack gezüchtet, der Kürbis
wird sogar nach Japan exportiert), Christophine, Weißkrautköpfe,
Bohnen, Lu (sieht aus wie Seerosenblätter, die
zu einem Bündel aufgerollt sind), Gurken, Melonen
Papaia, natürlich Kokosnüsse, Vanille und
Ananas. Auf den langen Tischen liegt das Obst und Gemüse
in lauter kleinen Grüppchen. Tomaten, Gurken,
Tomaten mit Gurke, Christophine, usw., der Preis pro
Gemüseberg beträgt 5 Pa'anga, etwa 2 Euro
siebzig. Ich suche mir einen Tomatenberg aus und bezahle,
gehandelt wird nicht. Kavapulver im Beutel zu 5 Pa'anga
wird auch angeboten, zur Herstellung des traditionellen
Kavagetränks. Getrunken wird es aus polierten
Kokosnuss-Schalen, die ich beim Kunstgewerbestand auf
dem Markt kaufe, damit auf Momo mal eine Kavazeremonie
stattfinden kann.
Lange schaue ich Mary zu beim knüpfen
eines Korbes. Drei Tage arbeitet sie an einem Stück
von zirka 60 Zentimeter Durchmesser, erzählt
sie mir, der Preis ist 60 Pa'anga. Mir sechs geflochtenen
Körben in jeder Größe, Kavapulver,
Gemüse und Obst fahre ich voll beladen zur
Momo zurück. Ein Versorgungsschiff läuft
ein, die Menschen strömen zum Hafen, holen
ihre Angehörigen
ab oder ihre bestellten Waren, ein unglaublich
buntes Bild.
Im Straßenbild dominieren die Einheimischen
mit ihren um den Körper festgebundenen Matten,
die sind doch sicher warm und unbequem?
Hübsch
anzusehen aber sind die Kinder mit ihren Schuluniformen.
Das Post Office mit dem schlafenden Hund am Eingang
ist originell und auch der heute statt findende
Floh Markt mit den kunterbunten Auslagen wie Schuhe,
Soßen,
Waschpulver und bunte Kleidung, ein Treffen für
die Einheimischen aus Neia'fu.
Warenangebot
Hektik und Eile
sind auf Tonga ein Fremdwort, die Menschen strahlen
Ruhe
und Gelassenheit aus, sind nett und freundlich
und machen auf uns einen zufriedenen Eindruck.
Vor 200
Jahren hätten sie uns sicher verspeist, die
großen
hölzernen Gabeln aus der Zeit des Kannibalismus
konnten wir in einem Souvenirladen bestaunen.
Die Kannibalengabel
Das Sortiment der heutigen Läden, die meist von
Chinesen und Indern geführt werden, sind für
uns auch sehr gewöhnungsbedürftig, wir begnügen
uns mit den frischen Waren vom Gemüsemarkt. Der
Renner ist ein T-Shirt-Laden, der im Siebdruck Texte
und Motive ganz individuell druckt. Auch wir
tragen jetzt T-Shirts mit „Momo in the Kingdom
of Tonga“ aufgedruckt.
Wir finden auch einen
Segelmacher, der auf unseren Klüver einen neuen
Sonnenschutz-Streifen aufnäht, unser alter löst
sich in Fetzen auf. Das letzte Foto, das unsere in
Porto gekaufte Canon G10 knipst, ist ein Schwein, wie
es hinter der Kirche über die Straße flitzt.
Nach nicht mal einem Jahr kapituliert die teure Kamera
vor der Salzluft, Totalschaden!!
Schweine sind ein
Thema auf Tonga, sie dürfen bei keinem Festtagsessen
fehlen. Ab sofort gibt es keine Schnappschüsse
und keine Filme mehr, mit der Kamera haben wir kein
Schwein gehabt.
Mit Weihnachstmusikberieselung - in
der Südsee
im Oktober - entdecke ich im kleinen Buch- und Schreibwarengeschäft
unter einem riesigen Angebot von Bibeln ein kleines
Buch; „Making Sense of Tonga“, Visitors's
Guide to the Kingdom's Rich Polynesian Culture.
Das muss ich unbedingt gleich an Bord lesen. Tonga
ist
das konservativste Land im Pazifik, das sieht man
auch sofort an der Kleidung. Frauen tragen
Kleider immer bis über die Knie, ältere Frauen
(wahrscheinlich ab 20) müssen mit ihrer Bluse
die Ellenbogen verhüllen und der Rock der Männer
hat auch mindestens das Knie zu verhüllen, über
den Rock tragen sie die gewebte Matte, genannt tupenu.
Tonganer meiden die Sonne, sie baden meist abends und
dann komplett mit Kleidung. Den Regenschirm benutzen
sie nicht gegen den Regen sondern schützen
sich vor der Sonne.
Yes
Ich erfahre, dass die Tongans nicht unhöflich
oder schüchtern sind, wenn sie nicht in unsere
Augen schauen – sie bezeugen hiermit Respekt.
Auch antworten sie auf Fragen höflichkeitshalber
immer mit „ja“. Wenn ich z. B. frage, „geht
es hier zur Bank“, ist die Antwort immer „Yes“.
Landbesitz
Land kann auf Tonga nicht gekauft oder verkauft
werden. Land besitzt nur der König, der Adel oder der
Staat. Gegen eine Pacht kann das Land an das einfache
Volk oder Ausländer weitergeben werden.
Rangordnung
In Tonga ist die Klassengesellschaft besonders
ausgebildet. Es existiert ein Dreiklassensystem:
die Königlichen,
die Adligen und die Bürgerlichen. Diese
Klassen werden weiter vererbt. Der älteste
männliche
Nachkomme in jeder der 33 adligen Familien erhält
den Titel durch den König. Der Titel ersetzt
dann seinen Namen. Wie wichtig das Ranking Konzept
im Leben der Tongans ist, kann anscheinend kein
Palangi verstehen oder nachvollziehen. Begegnen
sich Tonganer,
so müssen immer die Rangniedrigeren den
Kopf tiefer halten als die Ranghöheren,
sie müssen
den Kopf beugen, sitzen oder knien. Wobei es
wohl nicht einfach ist, den Rang immer festzustellen.
Bevor das Ranking nicht klar ist, sprechen sie
sich
vorsichtshalber nicht an. Es gibt eine spezielle
Sprache, die nur mit dem König gesprochen
wird. Die Königsfamilie und die Adligen
haben wieder eine andere Sprache. Die „reguläre“ Tongan
Sprache sprechen die Bürgerlichen untereinander.
Der Respekt vor der königlichen Herrschaft
existiert, wie in den vergangenen Jahrhunderten,
noch weitgehend
unverändert, als die Oberhäupter als
heilig erachtet wurden. Kritik an der Monarchie
gilt als untongaisch
und wird als unhöflich abgelehnt. Der König
mit seiner Familie und einige einflussreiche Adlige
sowie die wachsende nicht-adlige Elite lebt in
Reichtum, die restliche Bevölkerung ist arm.
Eine Kavazeremonie am Königshaus könnte
uns das Rankingkonzept näher bringen, aber
leider sind wir nicht eingeladen. Wir trinken unser
Maka-Bier
in der Kneipe von Big Mama und da merkt man nichts
von Ranking.
Nach dem Dreiklassensystem folgt ein
weiteres Ranking. Männer sind höher im
Rang als Frauen, jedoch innerhalb der Familie sind
Schwestern höher im
Rang als die Brüder. Verwandte von Vaterseite
sind höher im Rang als Verwandte von Mutterseite
und ältere Personen sind höher im Rang
als jüngere Leute. Alles klar?
Essen – essen
- essen
Die Hälfte der Bevölkerung produziert
ihre Grundnahrungsmittel durch Fischerei, Viehzucht
und
Ackerbau selbst. Das Wichtigste, neben der Kirche,
ist gut und viel zu essen. Tonganer nehmen im
Durchschnitt 3000 bis 5000 Kalorien pro Tag zu
sich, laut
Gesundheitsministerium. Das verschafft der Bevölkerung
den größten
body mass index der Welt. König Tupou IV
brachte 209,5 Kilogramm Gewicht auf die Waage,
das brachte
ihm 1976 einen Eintrag ins Guinnesbuch der Rekorde.
Ein
Festtagstisch auf Tonga sieht so aus:
Auf einer Tapamatte liegen Bananenblätter aus,
darauf - ohne Besteck und Teller - im Erdofen geröstete
ganze Schweine und Hühner, Brotfrucht und Kokosnüsse.
Immer gibt es mehr als gegessen werden kann, die Gäste
werden mit einer Menge Essen heimgeschickt.
Die
Familie auf Tonga
Die Tonganer haben viele Kinder und die Familien
sind entsprechend groß. In der Familie der Palangis
gibt es einen Vater, eine Mutter, zwei Großmütter,
zwei Großväter, dazu Brüder, Schwestern,
Kusinen, Tanten und Onkel. Ein Tonganisches Kind
hat viele Mütter: die leibliche Mutter und deren
Schwestern; auch Väter hat es mehrere: den leiblichen
Vater und alle seine Brüder. Die Tanten und
Onkel sind also alle Mütter und Väter.
Bei 5 Kindern pro Familie ergibt das eine riesige
Verwandtschaft.
Der Tod ist Teil des Lebens in der
Kultur der Tonganer. Gott holt uns zu sich, wenn
es Zeit ist – that's
it. Warum eine Person stirbt ist nicht wichtig. Beerdingungen
sind große teure Angelegenheiten. Die Trauergäste
kommen schwarz gekleidet mit einem ta'ovala (gewebte
Matte) darüber. Große Geschenke werden zur
Feier mitgebracht, Schweine, Matten und Tapas. Ein
Kirchenchor singt non-stop von 9.00 Uhr abends bis
6.00 Uhr morgens.
Beerdigungsgesellschaft
Religion ist dominant im Leben der
Tonganer. Warum sie ihre Götter so schnell für
das Christentum aufgegeben haben weiß niemand,
aber es wird angenommen, dass das Versprechen der Missionare
auf ein Leben nach dem Tod den Ausschlag gab. Es verstößt
gegen das Gesetz am Sonntag zu Arbeiten. Sonntags gehen
alle Einheimischen zur Kirche, essen und schlafen – mehr
nicht. Die Straßen sind wie ausgestorben. Dass
Tonganer gerne und oft singen, davon konnten wir uns
schon oft selbst überzeugen, die Stimmen tönen
kraftvoll, nicht so schüchtern wie in den westlichen
Kulturen. Es gibt natürlich noch viel mehr
zu lesen, das soll aber an dieser Stelle reichen!
Jetzt
gibt es eine Kava-Zeremonie an Bord von Momo
Unsere finnischen Freunde, Helinä und Kalle
sind eingeladen zum Nationalgetränk der
Tonganer. Das Kavapulver wird in eine (saubere)
Socke gefüllt,
die man in eine Schüssel mit Wasser hängt.
Noch besser soll der Wirkstoff hervorgehoben
werden, wenn das Pulver vorher gekaut und mit
Speichel vermischt, ausgespuckt und dann wird
der Schleim mit Wasser aufgefüllt.
Das Wasser
nimmt
eine graue schmutzige Farbe an. Wenn das Getränk
einer Spülbrühe gleicht, entfernt man
die Socke mit dem Kavapulver und gießt
die köstliche
Brühe in Kokosschalen. Na dann prost! Wir
schlürfen
das nicht sonderlich gut riechende und noch weniger
gut schmeckende Getränk und warten gespannt
auf die Wirkung. Kava ist eine Droge, die aus
Extrakten
der Pfefferstrauchwurzel gewonnen wird und „einlullend“ wirkt.
.In der Pharmaindustrie wird es als Antidepressivum
verwandt. Die Männer auf Tonga trinken es
täglich,
da muss doch was dran sein, denken wir. Nach
der dritten Schale fühlt sich unser Mund
pelzig an – sonst
spüren wir keine Wirkung. Wir Palangis ziehen
ein herrlich kühles Bier am Abend vor.
Sanddollar
In der äußersten Ecke des Port of Refuge
entdecken wir beim Schnorcheln bisher noch nie gesehene
blaue und rosafarbene Seesterne und – auf dem
weißen Sandgrund, auf drei Meter Tiefe, liegen
Sanddollars. Skelette von Seesternen sind das, runde,
leicht zerbrechliche Gehäuse, mit einem Stern
darauf, wie ausgestanzt. Für mich der Anlass,
mich endlich einmal anzustrengen und abzutauchen um
die begehrten Dollar zu bergen. Nach 30 Stück
beenden wir die Tauchaktion, eine tolle Ausbeute.
ein Sanddollar
Elke und Werner vom Trans-ocean
Club
lernen wir jetzt persönlich kennen, über
Email und Funk hatten wir schon Verbindung.
Das Paar leitet den Stützpunkt des Trans-ocean
Clubs in
Tonga. Sie haben sich auf der kleinen Insel
Fofoa niedergelassen, nachdem sie zwanzig Jahre
lang um die Welt gesegelt
sind. Zur Zeit ist ihr Motorboot kaputt
und sie suchen jetzt, nach ihrem Einkauf in der
Stadt, eine Rückfahrgelegenheit
zu ihrer zehn Seemeilen entfernten Insel.
Wir bringen die beiden gerne nach Hause und verlegen
Momo in die
Blue Lagoon (Ankerplatz Nr. 14). Elke und
Werner navigieren uns zwischen den Untiefen hindurch
in die Bucht, sie
wissen auch ganz genau wo der Anker am
besten hält.
Die Blue Lagoon hält was ihr Name
verspricht, das Wasser spiegelt sämtliche
Blautöne
die man sich vorstellen kann.
Einladung zum
Sundowner und
Abendessen auf Fofoa
Stolz zeigen uns Elke und Werner ihr
Paradies unter Palmen. Das Grundstück ist riesig. Eigenhändig
haben sie ein Haus aus Stein und Beton gebaut, um
das Haus herum den Urwald gerodet und jetzt wachsen
Kokospalmen, Mango- und Papayabäume in ihrem
Garten, auch Wein hat Werner angebaut, Ananas, Bohnen,
Lu und Tomaten. Es gibt auf der Insel, wie überhaupt
auf ganz Tonga nur Regenwasser und das muss man sammeln
in großen Behältern. Jetzt aber schnell
zum Strand mit Blick über die Blue Lagoon und
den Pazifik. Jeden Abend genießen Elke und
Werner den Sonnenuntergang, heute dürfen wir
die Stimmung miterleben – wow.
Abend an der Blue Lagoon (Nr.
14)
Zum Abendessen
kocht Werner eine Art Spinat vom
Lu, frisch gepflückt
aus seinem Garten mit Süßkartoffel und
Spiegelei, einfach lecker. Seerosenblätter nenne
ich das Blattgemüse, also Seerosenspinat. Diese
Lu Blätter muss man mindestens eine halbe Stunde
köcheln und ja nicht roh probieren, da geht
einem nämlich die Luft aus. Geschehen vor einem
Jahr in der Karibik bei einer Kochsession auf der
SY Heimkehr, da kam fast schon Panik auf. Es gibt
noch so viel zu erzählen, der Gesprächsstoff
unter Seglern geht nie aus, doch wir dürfen
nicht zu spät mit dem Dinghy zur Momo zurückkommen.
Auf den schönen Tag in der herrlichen Bucht
folgt eine unruhige Nacht. Pünktlich zu Hochwasser,
wenn die Pazifikdünung übers Aussenriff
drückt, heute mitten in der
Nacht, tanzt Momo recht wild an
ihrer Ankerkette.
Hunga
Lagoon (Nr.
13)
Ruhiges Liegen wie in einem See,
eingebettet zwischen den Inseln
Hunga und Fofoa,
das verspricht der
Cruising Guide. Wir verlassen
also die Blue Lagoon und verholen
uns nur 5 Seemeilen weiter in
die
Hunga Lagoon. Unterwegs treffen
wir auf eine
Walfamilie
mit Babywal, es sind
Buckelwale oder auch Humbacks
genannt. Jedes Jahr kommen die
Wale aus
der Antarktis nach
Tonga und
bringen in den warmen Gewässern ihre Kälber
auf die Welt, dann geht ihre Reise nach Australien.
Ein Whalewatch-Boot ist auch schon da und die Gäste
schwimmen mit den Walen. Immer wieder tauchen die
Tiere auf, wir sehen die Bäuche, Flunken und
immer wieder Fontänen – ein atemberaubendes
Schauspiel. Die Einfahrt in die Hunga Bay ist nur
bei Hochwasser tief genug, aber das hat unser Skipper
schon richtig
getimed. In der Lagune liegen wir ruhig wie in Abrahams
Schoß. Inzwischen ist auch die SY Thule mit Rainer
und Ursula in unserer neuen Bucht angekommen. Gemütlich
sitzen wir zusammen beim Sundowner. Als die Dämmerung
einbricht, entdecken wir am Ufer der Insel Flughunde,
die von Palme zu Palme fliegen, schnell sind sie, keine
Chance für ein Foto. Die Flughunde haben im Gegensatz
zur Fledermaus keine Echoortung. Sie sind Vegetarier
und ernähren sich von Nektar, Pollen und Früchten.
Dieses
Foto haben wir von Davy ausgeliehen,
wir kamen
leider nie so dicht ran
Noch einmal, jetzt zusammen mit Ursula
und Rainer, besuchen
wir unser Aussteiger, Elke
und Werner auf ihrer Insel. Heute sind sie nicht
einsam,
insgesamt
sitzen die Crews von 5 Yachten
um den Kaffeetisch. Bevor wir wieder den Rückweg über die Insel
Fofoa und von dort mit dem Dinghy zum Schiff aufbrechen,
dürfen wir noch von Werner's selbst gebrautem
Bier kosten. Es ist ganz einfach herzustellen: man
braucht ein Bierkit, Zucker, Wasser und ein Fass und
Zeit – mehr nicht. Das Bierkit gibt’s in
Neuseeland in jedem Supermarkt klärt uns Werner
auf. Herrlich schmeckt das Bier. Wir verlassen das
Paradies und machen uns Gedanken ob das auch für
uns was wäre – immer Sommer, Palmen, Meer,
Sonnenuntergänge und Kirchenchöre - nein,
ohne Internet, ohne Kino, ohne Baumarkt und ohne Aldi
und nie Schnee, das würde uns im Paradies auf
Dauer fehlen.
Seglertreff im TO Stützpunkt
SPCZ, die Südpazifische
Convergence Zone
Die Zeit läuft, heute ist schon der 11. Oktober.
Vor uns liegt ein schwieriges Seestück nach Neuseeland,
was das Wetter betrifft. Spätestens Mitte November
wollen wir in Neuseeland eintreffen. Wir dürfen
nicht zu früh los, sonst erwischt uns vor Neuseeland
eventuell ein Wintersturm, aber auch nicht zu spät,
denn dann erwischt uns vielleicht ein erster Zyklon.
Wann ist die richtige Zeit? Das Wetter ist mal wieder
Thema Nummer 1 unter den Seglern, ständig wird
recherchiert. Momentan hängt die Südpazifische
Convergence Zone genau über
uns. ein Gebiet mit viel Regen,
Gewittern und Squalls.
Wir warten
mal ab,
verholen uns in die
Bucht Port
Maurelle (Nr. 7)
von dort machen wir einen
Dinghy-Ausflug in eine
riesige Wasserhöhle. Wir parken unser Schlauchboot mittendrin
und springen ins kristallklare Wasser. Etwas unheimlich,
so ganz allein in der Höhle. Über die Barre
vor der Höhle scheint die Sonne herein, so dass
wir den Grund in 20 m Tiefe glasklar sehen können.
Höhlenschnorcheln
Zurück in Neiafu, klarieren
wir vorsichtshalber mal aus. Das arbeitsfreie
Wochenende der Beamten
folgt
und wir wollen langsam Süd machen,
zur Inselgruppe Ha`apai
oder gar nach Tongatapu. Uwe erledigt auch noch
den Papierkrieg für die Einreise
nach Neuseeland,
die Mappe mit den Formularen gab es in einem Café in
Neiafu. Er füllt aus: „passenger
arrival card“, „temporary
import entry for
yachts“,.“inward
report for small
crafts“, „master's
declaration of bio
security“, „border
cash report“ und
per Email schickt
er die „advance
notice of arrival“ an
die Zollbehörde
in Neuseeland. 48
Stunden vor Erreichen
Neuseelands müssen
wir uns noch per
Funk anmelden und
zwei Stunden vorher
noch einmal. Inzwischen
war ich zum letzten
Mal auf dem Markt
und bringe frisches
Gemüse und Obst
für die Weiterfahrt
mit.
Vor der Insel Nuapapu
(Nr.15) fällt
unser Anker nach
nur
drei Stunden
Fahrt.
Das Wetter ist
zu unsicher, um
weiter zu fahren.
In der Ankerbucht
liegen
wir sehr
ruhig.
Hören
wir da nicht einen
Kirchenchor, aber
es ist doch gar
kein
Wochenende?
Jetzt entdecken
wir am Ufer schwarz
gekleidete
Polynesier
mit ihren
traditionellen
Bastmatten um den
Bauch.
Auf der Insel findet
eine Beerdigung
statt. Plötzlich
hängen zwei Jungen im Alter von 11 Jahren an unserer
Badeleiter und sagen – hallo! Sie heißen
Mikala und Iokua. Wird jemand beerdigt, fragen wir
sie auf Englisch? Ja, meine Mutter kommt prompt die
Antwort zurück von Mikala. Wir fragen die Kinder
noch nach ihrer Schule und Mikala erzählt uns
auch, dass er noch vier weitere Geschwister hat. Bevor
sie wieder los schwimmen, umarmt mich der Bub spontan.
Einem anderen Segler wurde erzählt, dass die Frau
die beerdigt wurde schon alt war, sie war ja schon
45 Jahre! Sicher ist, dass es ein großes Festmahl
mit vielen Schweinen gab. Der Steg vor der Insel ist
aus lauter übereinander gestapelten Sandsäcken
gebaut, hier fahren jetzt vier voll besetzte Boote
mit Trauergästen aus dem umliegenden Inseln ab.
Mikalas Mutter wurde gerade beerdigt,
aber das
Leben geht weiter auf Tonga
Am nächsten Morgen liegt ein Zettel im Cockpit,
vom Lehrer der Schule von Nuapapu. Wir sind in die
Schule eingeladen, Schulbeginn ist um 8.30Uhr. Zusammen
mit vier weiteren Crews marschieren wir zur kleinen
Schule mit Blick auf den Pazifik. 25 Schüler zwischen
5 und 11 Jahren begrüßen uns mit einem Lied.
Sie singen leise. Der Lehrer klärt uns auf, dass
heute und morgen nur leise gesungen werden darf, weil
gestern eine Beerdigung war. Die Gäste bekommen
alle einen betörend duftenden Tiare-Blütenkranz
um den Hals gehängt.
Schule in Nuapapu
Dann stellen sich die Kinder
vor, sie heißen
Moana, Noalani,
Malu, Kala,
Haukea, Sione,
Akoni; Mikala,
Kekoa, Joakua,
Siaosi, sie
wollen
später
mal Lehrer,
Krankenschweister,
Seemann, Soldat
oder Pilot
werden. Keiner
hat irgendeinen
handwerklichen
Beruf genannt.
Wieder singen
und tanzen
die Kinder,
den Takt machen
sie mit Kokosnusshälften.
Schon wieder
habe ich einen
neuen Nutzen
der Kokospalme
entdeckt.
Von uns Seglern
sind drei Lehrerinnen
dabei, auch
sie singen
den Kindern
ein Lied vor.
Zum Abschied
wollen
uns alle Kinder
die Hände
schütteln
und uns anfassen.
Ein herzerfrischendes
Erlebnis, war
dieser Schulbesuch.
Wir schenken
den
Kindern
Buntstifte,
Hefte, Blocks
und sieben
aufblasbare
Wasserbälle
als Weltkugeln
gab's auch
noch an Bord
von Momo. Tonga
hat ein gutes
Erziehungssystem
mit freiem
Zugang für
alle. Für
Kinder bis
zum zwölften
Lebensjahr
besteht auf
Tonga Schulpflicht,
Gebühren
für weiterführende
Schulen sind
gering und
es gibt Stipendien
für eine
Ausbildung
im Ausland.
Der Rückweg führt uns durch das Dorf mit
einfachen Hütten - die Heimat der fröhlichen
Kinder. Ein Junge klettert barfuß die Kokospalmen
hoch und wirft uns grüne Nüsse zu. Köstlich
schmeckt das frische
Kokoswasser.
Und noch
eine tolle
Bucht, Vakaeito, Nr16
morgens Regen,
nachmittags
wieder
Sonnenschein, aber wieder
kein
Wetter
für eine längere Fahrt.
Wir schnorcheln am Riff. Die Korallen und die Unterwasserwelt
ist lang nicht so bunt, wie wir sie von den Tuamotus
oder der Cook Insel Suwarrow kennen. Die bunten Seesterne
sind jedoch toll, auch schöne Muscheln finde
ich und die Sanddollars waren auch einmalig. Vor
ein einigen Jahren, so haben uns Werner und Elke
erzählt, war das Riff noch wesentlich bunter
und lebendiger. Ein paar sehr heiße Sommer
mit hohen Wassertemperaturen und ein Zyklon haben
es nachhaltig geschädigt.
Morgen
wollen
wir endgültig Strecke machen,
sonst warten wir noch ewig auf perfekte Segelbedingungen.
schnorcheln
bei Nr.15
Am
13. 10.
heißt
es
Kurs
Nuku'alofa,
eine
Nachtfahrt.
Um
11.00
Uhr
gehen
wir
Anker
auf,
wir
brauchen
das
Sonnenlicht
für die Augapfelnavigation durch
die Riffe. Unsere Cmap-Karten sind noch immer ungenau:
nach den Karten ankern wir auf Land und fahren über
Riffe. Besser dran sind die Segler mit den Navionicskarten,
die stimmen genau. Frei von den Inseln treffen wir
auf einen Wal und sehen zwei große blaue Fische
weit über das Wasser springen. Wir segeln nach
Südwest, der Wind foppt uns, erst kommt er von
hinten, dann schläft er ein, jetzt kommt er
von vorne, also Gegenwind. Unsere letzte Rettung
ist Sir Perkins, er motort uns brummend durch die
Nacht, eine Nacht von der ätzenden
Sorte.
Um
3.00 Uhr früh, pünktlich zum Wachwechsel
schleicht sich ein dicker Squall von hinten an, kommt über
uns, der Wind dreht um 180 Grad. Statt sich zu verziehen
schleicht der Squall wie ein Wurm um uns herum, wird
immer länger. Wir stecken in einer ausgewachsenen
Front mit Regen und 18 Knoten Wind von vorne, dazu
fürchterlicher Seegang. Sir Perkins muss mit
2500 Umdrehungen dagegen anknüppeln. Unser Ziel
Nuku'alofa verwerfen wir und laufen die nächstgelegene
Insel an.
so sieht unser Wetter zur Zeit meistens aus
Vor der Insel Nomuka in der Ha'apai
Inselgruppe
fällt
um 16.30 unser Anker nach langen 29 Stunden und
nur 112 Seemeilen. Nach Landgang ist uns absolut
nicht
zumute, wir ruhen uns an Bord aus und hoffen mal
wieder auf günstigeres Wetter für unsere
Weiterfahrt nach Tongatapu, der südlichsten
Inselgruppe von Tonga. Die Inseln und einsamen Buchten
der Ha'apai
Gruppe wären sicher auch schön zu entdecken,
aber wir wollen rechtzeitig an unserem gewählten
Startplatz auf Tongatapu sein, falls sich ein
günstiges
Wetterfenster für
Neuseeland ergibt.
Am 15. 10.
heißt
es mal
wieder Kurs
Nuku'alofa
Der
Tag ist
mal wieder
zu kurz
und die
Nacht zu
lange für die vor uns liegende Strecke. Wir sind uns
unschlüssig, sollen wir wirklich heute los oder
erst morgen, die Wolken um uns herum verheißen
nichts Gutes und für heute Nacht sind vereinzelt
Gewitter angesagt, aber morgen hätten wir laut
Wetterbericht mit Gegenwind zu kämpfen. Vielleicht
haben wir ja Glück und die Gewitter verziehen
sich. Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir Anker auf
und segeln mit 3 Reffs im Großsegel durch die
finstere Nacht.
da braut sich was zusammen!
Blitze und Donner halten noch anständigen
Abstand, aber um 3.30 Uhr, wieder mal in meiner zweiten
Wache zucken die Blitze direkt über uns, der
Wind legt schlagartig auf Sturmstärke zu. Schnell
noch den Klüver wegrollen, dann weckt mein
Hilferuf den Skipper, seine Freiwache mit Schlafen
kann er
vergessen, er wird im Cockpit gebraucht. Bis auf
die gespenstische „Blitzbeleuchtung“ ist
die Nacht stockfinster, der Regen peitscht waagrecht
und die Wellen steigen über das Cockpit.
Jetzt spüren wir mal wieder was Kälte
ist, in nassen Shorts und T-Shirts kühlen
wir ganz schnell aus, vor allem am Steuer. Johannes
dem Windpilot
und auch Anton dem Autopilot haben wir Schwerwetterpause
gegeben und steuern selbst. Der Wind zerrt am
Bimini, es droht fort zu fliegen. Momo hält
sich wacker. Immer noch
Nacht! Wenige Meilen vor
der Insel
Tongatapu versuchen wir zu
wenden, denn bei diesem Wetter können wir die
unmöglich zwischen Riffen die Insel anlaufen.
Endlich bringen wir Momo auf den anderen
Bug und laufen ab, weg von der Insel, bis sich
Wind und Seegang beruhigen.
Gegen 5.00 Uhr morgens nehmen
wir wieder Kurs auf Tongatapu, fahren noch zwei
Stunden den Weg durch die Riffe auf die Stadt Nuku'alofa
zu. Wir sehen den Königspalast am Ufer, fahren
jedoch noch eine Meile weiter und ankern vor der
Insel Pangaimotu. Ein traumhafter Ankerplatz, auf
der Insel eine originelle Bar, dazwischen ragt
der Bug eines alten Wracks aus dem Wasser. Wir fallen
erschöpft in einen tiefen Schlaf – es
ist morgens um 9.00
Uhr.
unser Ankerplatz vor Pangaimotu
Die
letzten Tage
in Tonga
Wann
unser letzter
Tag auf
Tonga ist
entscheidet nur das Wetter.
Uwe
ist
ständig auf der Jagd nach
neuen Informationen, in der Kneipe von Big
Mama im Gespräch
mit anderen Seglern, im Internet, auch holt
er
sich von Meno Schrader von der „Wetterwelt“ in
Kiel eine individuelle Wettervorhersage.
Ab 20. Oktober sind wir bereit, meldet Uwe.
Der Wetterdienst gibt uns
den Startschuss, sobald sich eine konstante
Wetterlage über
einige zusammenhängende Tage mit günstigem
Wind für unsere Fahrt nach Neuseeland,
Kurs Süd,
ergibt. Das hindert unseren Skipper aber
nicht, trotzdem selbst sämtliche
Wetterdaten zu analysieren.
Fische lieben Wracks, also kann man dort auch
gut schnorcheln
Unsere
Insel Pangaimotu ist so klein, dass wir sie zu Fuß in
einer Stunde umrunden können.
Es ist eine Koralleninsel, wie auch Tongatapu.
Wir tauchen mal wieder nach Sanddollars, sammeln
Muscheln
und Schnecken und entdecken am weißen Strand
Hunderte von kleinen runden flachen Plättchen
in Knopfgröße, alle mit einem Loch.
Ganz toll ist auch das Schnorcheln um und in
dem Wrack.
Korallen besiedeln den Schiffsrumpf und Schwärme
von Fischen umkreisen das Wrack, schwimmen
unter den Spanten hindurch, auch das Steuerrad
ist zum Spielplatz
der Fische geworden. Wir küren den Ankerplatz
vor Pangaimotu zu den Top Ten, ein Manko hat
der Platz, wir liegen jeden Tag in einer anderen
Richtung vor
Anker und es stellt sich dann die Frage, hält
wohl der Anker? Jeden Tag kommen neue Segelschiffe
an, wie die Zugvögel
warten alle
auf den
Abflug. Mit
dem
Dinghy fahren
wir nach Nuku`alofa
In
der Bucht
ist einst übrigens auch Captain Cook
gelandet. 24 000 Menschen leben in der Hauptstadt
und Königsresidenz von Nuku'alofa. Leider
haben wir den König nicht angetroffen,
sein Königsschloss
wird momentan renoviert, auch eine Mauer lässt
er um das Gelände errichten. Der Königspalast,
eine viktorianische Villa aus dem Jahr 1867,
ist übrigens
ein vorgefertigtes Holzhaus aus Neuseeland.
Nicht weit vom Palast sehen wir die Royal
tombs, genannt Mala'e
Kula, auf einem Feld so groß wie ein
Fußballplatz
sind hier die Könige beerdigt. An fast
jeder Ecke steht eine Kirche, dazwischen
Banken, viele Geschäfte,
Restaurant, Hotels und Bars, Gemüsemarkt
Talamahu, günstig und außer
Sonntags immer offen. Von der Stadt bringen
wir per Dinghy noch Kanister
mit Diesel und füllen unseren Tank
noch einmal ganz auf. Ausklarieren und
frisches Gemüse kaufen
gehört bei uns immer zusammen. Trotzdem
warten wir noch auf den Startpfiff.
Nuku`alofa ist eine richtige Hauptstadt
das Fertighaus des Königs wird gerade
renoviert
Grünes
Licht
Die
aufregende Abfahrt
rückt näher, am Donnerstag
fahren die ersten zwei Schiffe los, dabei auch das
Holländische Schiff Nye Fam mit Marietta und Paul.
An Bord von Momo herrscht Unruhe, unser Pactor funktioniert
nicht, und ins Internet kommen wir momentan auch nicht.
Der Skipper kriegt aber alles in den Griff. Unsere
Wetterwelt meldet ab morgen nahezu ideale Bedingungen
mit Wind aus Ost, mit 4 bis 5 Beaufort für die
kommenden 7 Tage, danach kommt mehr Wind, eventuell
sogar Sturm, aber bis dahin kann sich viel ändern.
Noch eine Nacht am Ankerplatz schlafen. Morgen früh,
am Freitag dem 22. Oktober um 9.00 Uhr starten wir
gemeinsam mit der SY Atlantis mit Ernst und Inge. Zehn
Tage rechnen wir für die heikle über 1000
Seemeilen lange Überfahrt
nach
Neuseeland.
die Wetterkarte vom 22. Oktober,
das Hoch links unten soll uns den
guten Ost Wind bringen (auf der Südhalbkugel drehen die
Winde genau anders herum als im Norden). Aber erst müssen wir noch
die Konvergenz Zone und die Okklusionsfront überwinden!
zusammen
mit der Atlantis machen wir uns
auf den Weg nach
Neuseeland
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