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Datum |
21.
September 2010 |
Position |
13°49,66´S,
171°45,56´Apia, West Samoa |
Seemeilen bisher |
13580 |
Wind |
ESE 2 |
Tage unterwegs |
528 |
Momo segelt durch den
Feuergürtel!
400 Seemeilen nonstop nach Samoa, der ehemals deutschen
Kolonie, geht es am Mittwoch dem 8. September
um genau 11.00 Uhr.
Wir sind das sechste Schiff, das Suwarrow heute
verlässt
mit Kurs Samoa. Unsere Ankerkette holen wir mit
viel Gefühl in einer Slalomfahrt zwischen
den Korallenköpfen
hoch. Der Gezeitenstrom zusammen mit Sir
Perkins spülen uns mit achteinhalb Knoten
Fahrt aus dem Pass. Acht Tage Robinsonaufenthalt
auf Suwarrow sind
nun Vergangenheit. Das schöne Bild von Momo
im türkisklaren Wasser, einen Schatten werfend
auf den weißen Sand und das Bild der Vögel,
wie sich die türkis-schillernde Lagune in
ihrem Gefieder spiegelt, bleibt in unserer Erinnerung.Jetzt
freuen wir uns auf Samoa!

Kurs 266 Grad. Der Südostpassat
bläht Momos Segel und lässt
ihre 16 Tonnen fast schwerelos über die lang
gezogenen Wellen des tiefblauen Pazifiks tanzen.
Es wird ein
Tag zum Eingewöhnen an Bord, bei achterlichem
Wind und fünf Windstärken ohne Squalls,
dafür
Sonne pur – so lieben wir es. Oscar und Graciella,
unterwegs mit dem Katamaran Zenitude sind in UKW-Hörweite,
sie sind kurz vor uns auf Suwarrow gestartet. Die
Nacht wird schwarz und einsam. Die Schlafenszeit
wird wieder
in ein Mal vier und ein Mal drei Stunden eingeteilt – werden
wir uns jemals daran gewöhnen? Auf 130 Seemeilen
beläuft sich unser Etmal der letzten 24 Stunden
- wir sind damit zufrieden.

Johannes steuert
Am zweiten Tag queren
wir den Tongagraben.
Niemand braucht uns derzeit genügend „Wasser
unter dem Kiel“ zu wünschen, denn wir
haben mehr als genug davon. Hilfe, so tief kann
ich gar nicht
schwimmen! Aber Momo kann. Der Tongagraben erstreckt
sich als Tiefseerinne zwischen den Samoainseln
im Norden und den Tongainseln im Westen, zwischen
13° und 27° südlicher
Breite und 163° und 175° westlicher Länge.
Unvorstellbare 9000 Meter tief ist der Graben im
Schnitt, der tiefste Punkt, das Witjastief weist
sogar 10 882
Metern auf. Geologisch bildet der Tongagraben einen
Teil der Nahtstelle zwischen der Australplatte
im Westen und der Pazifikplatte im Osten, die mit
einer Geschwindigkeit
von 15 bis 24 Zentimetern pro Jahr westwärts
unter die Australplatte wandert. Dies bildet eine
Subduktionszone,
infolge der gegeneinander gerichteten Plattenbewegungen.
Spannungen im Gestein und vulkanische Aktivitäten
können entstehen mit verheerenden Ausbrüchen
von Vulkanen oder untermeerischen Seebeben. So
werden die gefürchteten Tsunamis ausgelöst.
Uns
lässt dieser Pazifische Feuerring aber ganz
cool. Unsere einzige Sorge gilt momentan den Squalls,
die uns immer häufiger erwischen und beschäftigen.
Wie mit dem Lineal gezogen sieht die Unterseite
der Wolkentürme aus, die man Squalls nennt.
Kommt die Linie näher und näher, dann
kriegen wir ganz sicher einen Regenguss ab, wenn
sie genau über
uns ist. Gleichzeitig legt der Wind zu. Wir verkleinern
rechtzeitig das Großsegel und heute binden
wir sogar drei Reffs ein. So sind wir beschäftigt
mit ein- und ausreffen, ein harter Arbeitstag ist
das. Auf gar keinen Fall dürfen wir zu viel
Tuch fahren und unser Rigg zu stark beanspruchen.

Squalls nerven!
Über
Amateurfunk bleiben wir mit unseren Seglerfreunden
in Verbindung.
Die SY Thule, ist inzwischen auf Suwarrow angekommen,
Lison Life hat uns schon vor Tagen verlassen und
liegt bereits auf American Samoa. Zum Verproviantieren
sehr günstig, die Einklarierungskosten von
150 US Dollar jedoch teuer, vor allem bei nur kurzer
Aufenthaltsdauer und der Ankerplatz vor Pago Pago
auf American Samoa
ist nach Schilderung von Dirk von der Lison Life
auch nicht der Hit. Jetzt ist unser Entschluss
gefasst,
wir fahren durch bis zum Hafen von Apia auf (West)
Samoa.
Auch die vierte Nacht ist stockfinster und tief
schwarz der endlose Pazifik Wir schlafen miserabel
und
langsam wird es Zeit, dass wir ankommen. Jetzt
beginnt auch
noch der fünfte und letzte Tag vor dem Landfall
mit Squalls. Der Wind legt zu, der Wind nimmt ab,
wir reffen ein und aus und stehen im Regenguss, aber
er ist warm – wir beklagen uns nicht.
Leuchtfeuer
Tapu Tapu - endlich
Morgens um 3.00 Uhr beim Wachwechsel sichten
wir das Leuchtfeuer von Tapu Tapu auf Samoa und
um
6.00 Uhr
sieht der Skipper Land. Seine Crew schläft wie
immer um diese Zeit und verpasst so den ersten Blick
auf Samoa. Die Wassertiefe nimmt jetzt kontinuierlich
ab, alle fünf Meilen haben wir 1000 Meter
weniger Wasser unter dem Kiel. Das Landschaftsbild,
das dem
Albtrauf gleicht, laut Uwe, zeichnet sich immer
klarer ab.

Apia voraus
Apia Marina
Samstag, 11. September, 9.20 Uhr Samoa-Zeit (UTC
-11). Obwohl wir den Katamaran Zenitude mit Oskar
und Gracialla
unterwegs nie zu Gesicht bekommen haben, läuft
er zeitgleich mit uns in den Hafen ein. Ein Schlauchboot
der Marina Apia begleitet uns zum Fingersteg.
Wir liegen zwischen zwei Booten aus Neuseeland,
Simon
und Craig helfen beim Festmachen und gleich wird
erzählt: woher, wohin und wie war die Überfahrt.
Schön, auch mal wieder im Hafen zu liegen.
Das letzte Mal ist ewig her - in Panama in der
Shelter
Bay Marina. Einklarieren ist heute zum Samstag
nicht möglich,
morgen am Sonntag erst recht nicht. Wir setzen
die gelbe Flagge, das heißt wir dürfen
nicht an Land. So erholen wir uns von den stressigen
Tagen
und Nächten auf dem Pazifik und schlafen mal
wieder richtig aus und unterhalten uns an den Stegen
mit vielen „alten
Bekannten“. Die Neuseeländer sind aber
eindeutig in der Mehrzahl, gefolgt von Amerikanern
und Australiern.
Gegenüber liegt noch ein Schiff mit Heimathafen
Heidelberg, eine Yacht aus Österreich und
Michele aus Italien mit seinem roten Schiff ist
auch da. Ist
das ein Luxus, Momo hat Landstrom, auch Wasser
können
wir unbegrenzt auffüllen und verbrauchen.
Endlich mal wieder Wäschewaschen mit viel
Wasser und Seife! Was braucht ein Segler noch?
Internet! Im Hotel Aggie
Grey's kaufen wir uns ins Internet ein: Fünf
Stunden für 60 Samoa Taler.

Montag 13. September
statt bei der Hochzeit unseres Sohnes im fernen
New York zu sein, warten wir im Hafen von Apia
auf
die Behörden. Einer nach dem Anderen kommt
an Bord, bekleidet mit der traditionellen Männermode,
einem Wickelrock, genannt Ie Faitaga. Zuerst
kommt der Beamte vom Gesundheitsministerium, fragt
nach
Pest an Bord oder sonstigen ansteckende Krankheiten.
Beim Beamten für Landwirtschaft deklarieren
wir eine Pampelmuse aus Tahiti, einen Kürbis
aus Raiatea und eine Aloe Vera Pflanze aus Porto
Santo. Wir dürfen das Gemüse und die
Pflanze freundlicherweise aber behalten. Unseren
Abfall müssen
wir aber im Anschluss auf dem Amt kostenpflichtig
abliefern. Wir versichern ihm außerdem
keine Ratten an Bord zu haben, vergessen aber
schnell wieder,
dass wir eine Rattenabwehr an unseren Festmacherleinen
anbringen sollen, damit nicht doch eine Momo-Ratte
auf Samoa an Land geht. Fleisch an Bord darf
auch nicht sein, aber bekanntlich ist Brigitte,
die Crew
ja Vegetarier und das Thema Fleisch ist schnell
erledigt. Die Büchsen und das Eingemachte
für
den Skipper ist gut versteckt und bleibt an Bord.
Jetzt läuft die Unterhaltung im Small talk
weiter. Der freundliche Samoaner fragt uns aus
welchem
Teil Deutschlands wir stammen – die Nachricht
von der Wiedervereinigung scheint noch nicht
in Samoa
angekommen zu sein. Auch interessiert ihn weshalb
unsere Momo Momo heißt. Zeit für den
nächsten
Herrn im Rock, er kommt von der Immigration.
Sobald sein Formular ausgefüllt und alle
seine Fragen beantwortet sind, stempelt er unsere
Pässe.
Zu guter Letzt erscheint noch der Zoll. Nach
fünf
Stunden sind wir einklariert und dürfen
die Flagge von Samoa setzen und endlich auch
offiziell
an Land gehen.
der Immigration Officer will mal Kapitän sein
Der "Independent State of Samoa"
ist seit 1962 ein unabhängiger Inselstaat im westlichen
Teil der Samoainseln. (Der östliche Teil gehört
zu den USA.)
Die gesamte Landfläche misst 2944 Quadratkilometer
und 170 000 Einwohner leben auf den vier bewohnten
Inseln. Die größte Insel ist Savai, gefolgt
von Opulu mit der Hauptstadt Apia mit dem Internationalen
Flughafen. Weitere bewohnte Inseln sind Manono und
Apolima. Die kleineren Inseln Fanuatapu, Manono, Namua,
Nuulopa, Nuulua, Nuusafee und Nuutele sind unbewohnt.Das
Klima ist tropisch-ozeanisch mit einer Trocken- und
einer von November bis April dauernden Regenzeit.
Die Temperaturen schwanken zwischen 20 und 30 Grad
und obwohl die Inseln nicht in der Haupteinfallslinie
der Cyclone liegt, werden sie doch hin und wieder von
schweren Stürmen getroffen. Gesprochen wird Samoanisch
und Englisch, bezahlt wird mit dem West Samoa Tala,
hört sich an wie Taler. Zweidrittel der Samoaner
sind in der Landwirtschaft beschäftigt, exportiert
werden Autoteile, Fische und BierGeschichte:
Schon vor 3000 Jahren wurde Samoa besiedelt. 1722
erreichte der erste Europäer Samoa, der Niederländer
Jakob Roggeveen, 1768 Louis Bougainville, er
nannte die Inseln „Navigator Islands“.
Schon 1830 kamen die ersten Missionare der Britischen
Church
Missionary und christianisierten schnell die
Samoaner. In den folgenden Jahren kämpften
die USA, die Briten und die Deutschen um die Macht
auf Samoa (Kanonenbootpolitik),
was im Jahr 1900 zur Teilung führte. Ost-Samoa
wurde amerikanisches Territorium und West Samoa
Deutsche Kolonie, England wurde mit anderen Inseln
zufrieden
gestellt. Zu Beginn des 1. Weltkriegs besiedelte
Neuseeland Samoa, in dieser Zeit starb ein Drittel
der Bevölkerung an der Spanischen Grippe,
die ein neuseeländisches Quarantäneschiff
eingeschleppt hatte. Am 1.1.1962 erhielt West-Samoa
als erstes fremd
beherrschtes Land Polynesiens seine Unabhängigkeit.
Und jetzt ist Momo im Hafen von Apia!

Die Hauptstadt Samoas, Apia, mit 45 000 Einwohnern,
liegt auf der zweitgrößten Insel,
Upolu. Apia ist die einzige Stadt der gesamten
Samoa Inselgruppe.
Von der Apia-Marina laufen wir die Uferpromenade
entlang Richtung Innenstadt. Recht beschaulich
wirkt die Stadt auf uns. Nur wenige Häuser
sind noch im Kolonialstil erhalten, die meisten
Gebäude
sind einfach nur zweckmäßig.

Mindestens
zwölf Kirchen zählen wir auf einer
Strecke von einem Kilometer. Das Straßenbild
wird von den bunt bemalten Bussen mit den offenen
Fensterscheiben
beherrscht, dem Verkehrsmittel der Samoaner.
Vor dem Regierungsgebäude können wir
die Flaggenparade des Polizeicorps miterleben.
Sie findet jeden Werktag
morgens um 9.00 Uhr statt, sofern es nicht regnet,
sonst würden ja die Musikinstrumente nass
werden. Achtung, Linksverkehr herrscht hier!
Wir erfahren,
dass erst seit zwei Jahren links gefahren wird,
aus dem einfachen Grund, weil Samoa rechts gesteuerte
Fahrzeuge billiger als die links gesteuerten
Fahrzeuge
importiert. Kurzerhand haben sie die Fahrtrichtung
gewechselt. Bei dem übersichtlichen Straßennetz
der Insel: eine Uferstraße und drei Straßen
quer über die Insel in Nord-Süd-Richtung,
war dies sicher kein Problem.

Man(n) trägt Rock in Samoa
Aber erst mal füllen
sich die Straßenränder der Stadt mit
riesigen Pfützen, denn drei Tage lang schüttet
es wie aus Kübeln, obwohl laut Kalender
erst nächsten
Monat die Regenzeit beginnen soll. Arbeiten an
Bord.
Die „Regenzeit“ verbringen wir mit Wartungs-
und Reparaturarbeiten. Als Erstes jedoch arbeitet Uwe
an einer aktuelleren Berichterstattung über unsere
Reise, einem Blog innerhalb unserer Webseite, zu finden
in unserem Logbuch. Momo- Express, eine Art Bildzeitung,
auf Empfehlung von Bert von der Heimkehr, der, wie
auch manche andere Freunde, gerne öfter von uns
hören will. An Deck entdeckt Uwe einen angebrochenen
Edelstahl-Toggle am Steuerunterbordwant. Der Beschlag
wäre unterwegs
schlagartig durchgebrochen und das Want, die Stahlseilverbindung,
hätte den Mast nicht mehr verstakt – nicht
auszudenken. Über Kanal 16 macht Uwe einen Rundruf
an die Segler im Hafen, ob vielleicht jemand mit einem
Ersatzteil aushelfen kann. Viele hilfsbereite Mitsegler
kommen vorbei, aber niemand hat den exakt passenden
Toggle. Auf den Tipp des Hafenmeisters geht Uwe zur
Werkstätte der hiesigen Reederei, die ihm aber
nicht selber helfen können. Der hilfsbereite Chef
fährt Uwe in seinem Wagen in eine andere Werkstatt
und es dauert keine zwei Stunden, dann biegen und sägen
ihm drei Mann hoch das kleine Toggle aus einem Stück
gewöhnlichem Stahl. Hundert Taler (umgerechnet
40 Euro) kostet das Ersatzteil – und es passt
genau. Bis Neuseeland hält es sicher durch und
dort müssen wir dann wohl in den sauren Apfel
beißen und das stehende Gut austauschen.

ein gebrochenes Toggle kann Mastverlust bedeuten
Auf
die geglückte Reparatur, in einem Land wo es keinerlei
Ersatzteile für Segelyachten gibt, stoßen
wir mit einem nach deutschem Reinheitsgebot gebrauten
Vailima Bier aus Samoa an. Das Bier ist nach dem Tal
genannt, wo 1890 der Schottische Schriftsteller Robert
Louis Stevensen (er schrieb u.a. „Die Schatzinsel)
vier Jahre lang, bis zu seinem Tod, gelebt hat. Das
Bier schmeckt jedenfalls sehr gut.
Hilfe unter Seglern
wird Groß geschrieben!
Endlich können auch wir mal ein Gutes Werk tun.
Der Katamaran Zenitude, gestern aus Apia ausgelaufen,
kommt wieder zurück. Der Gaszug ist gebrochen,
nachdem er schon 40 Meilen vom Hafen weg war. Mindestens
14 Tage würde es dauern, auf ein Ersatzteil zu
warten. Da uns auf einer unserer ersten Fahrten mit
Momo vor einer Schleuse in Holland, auch noch an einem
Sonntag, der Gaszug gerissen ist, haben wir für
unsere große Reise gleich zwei Gaszüge als
Ersatzteil mitgenommen und können jetzt Oskar
aushelfen.
Landausflug
Zusammen mit unseren neuseeländischen Nachbarn
Mary und Simon mieten wir uns für einen ganzen
Tag ein Taxi, unser Fahrer ist Tualasea. Wir fahren
entlang der Nordküste, vorbei am Flughafen, am
Royal Somoan Golf Course, durch üppigste Vegetation
und viele Dörfer mit noch mehr Kirchen. In jedem
der kleinen einfachen Dörfer gibt es mindestens
fünf Kirchen und eine Grundschule. Die traditionell
offenen Häuser, in runder oder ovaler Form sind
nur mit Holzstützen gebaut, darüber ein Dach,
keine Fenster, keine Türen. Fale nennt man sie.
Die Häuser stehen verstreut zwischen Kokospalmen,
Bananen-, Nonu- und Brotfruchtbäumen, viele Hühner
und Schweine laufen frei umher, auch die Durchgangsstraße
gehört zu ihrem Revier.

Die offenen Gebäude
eignen sich wohl auch gut zum Wäsche aufhängen, überall
flattert die bunte Kleidung. Eine große Bedeutung
hat in der Kultur der Samoaner die Großfamilie,
genannt Agia. Ganz ohne Bedeutung scheint in der offenen
Gesellschaft jedoch die Privatsphäre zu sein.
Ist das noch ein Übrigbleibsel aus der Deutschen
Kolonialzeit auf Samoa? Piksauber wird alles gefegt,
Häuser, Plätze, selbst die Blätter werden
von den Wiesen gekehrt – fast sieht es nach Schwäbischer
Kehrwoche aus. Jedes Dorf hat ein größeres,
wie auch die Wohnhäuser offenes, Versammlungshaus.

Hier trifft sich abends die Dorfgemeinschaft mit dem
Matai, dem Chef. Die Männer trinken das traditionelle
Kava Getränk, Frauen flechten Matten und Körbe
und es wird viel gesungen. Jedes der insgesamt 31 Dörfern
von Samoa kann über interne Angelegenheiten selbst
entscheiden und verwalten. Es gibt weder eine zentrale
Stadtverwaltung für Apia, noch eine Gemeindeverwaltung
der Dörfer oder ein Meldewesen. Über dem
Matai, dem Chef oder Häuptling des Dorfes steht
der Alii (der High chief), dann gibt es noch - wir
würden sagen einen Pressesprecher - auf Samoa
ist es der Tulafale, der Talking Chief.
Mit unserem
Taxifahrer Tualasea haben wir einen Glücksgriff
gemacht, er zeigt uns nicht nur touristische Sehenswürdigkeiten,
wir erfahren von ihm auch viel über sein Land
und die Kultur. Wir fragen nach Arbeitslosigkeit. Obwohl
es wenig Arbeitsplätze gibt, sind die Menschen
nicht arbeitslos klärt uns Tualasea auf.

Die Samoaner
leben autark, den Familien gehört ihr Land auf
dem sie wohnen und damit auch die Pflanzen und Bäume,
von denen sie täglich ihre Früchte pflücken
können. Noch ein paar Hühner und ein
oder mehrere Schweine, das reicht zum Leben aus.Drei
und
mehr Kinder hat fast jede Familie. Jedes Dorf hat
seine eigene Grundschule und die älteren Kinder fahren
jeden Tag mit dem Insel-Schulbus zur Schule nach
Apia und wieder nach Hause ins Dorf.
Die Religion
ist der
Lebensinhalt der Samoaner.
Aus Stein gebaut sehen wir in jedem kleinen Dorf
mindestens fünf Kirchen, zum Teil recht prunkvolle. Dies
im krassen Gegensatz zu den einfachen Fale Häusern
der Einwohner. Die Kirchenschulen, in die viele Kinder
gehen, sind natürlich nicht kostenfrei und,
wie ich aus dem Gespräch mit Tualasea heraushöre,
geben die Samoaner ihr letztes Geld den Kirchen.
Speziell der Sonntag ist Gott gewidmet mit drei Services
und gearbeitet wird an diesem Tag absolut nichts,
alles ist geschlossen, sogar die Hauptstadt ist sonntags
völlig ausgestorben. Mich interessiert wie viele
Kirchen auf der Insel Opulu stehen, aber unser Führer
versteht mich falsch und zählt die Religionsgemeinschaften
auf: Congregational Christion Church in Samoa, Römisch-Katholische-Kirche,
Methodisten, Kirche Jesu Christi der Heiligen Letzten
Tage, Pfingstbewegung, Siebenten-Tags-Adventisten,
Zeugen Jehovas, Bahai, Neuapostolische Kirche, Mormonen
und noch ein paar andere. Unglaublich und das auf
der kleinen Insel. Die Missionare haben ganze Arbeit
geleistet. Trotzdem bestehen anscheinend noch weiterhin
die traditionellen Vorstellungen, wie der Glaube
an böse Geister, weiter. Die prunkvollste Kirche
besichtigen wir auch von innen, hier hat Tualasea
persönlich die Stahltreppe und die Fenstereinfassungen
gemacht. Von Beruf ist unser Taxifahrer und Fremdenführer
auch noch Schlosser. Ganz stolz erzählt er uns,
dass er seine Tochter, die während der Bauzeit
der Kirche geboren wurde, auf den Namen „Basilica“ getauft
hat.

den Kirchen geben die Samoaner ihr letztes Geld
Landschaftlich ist die Insel wunderschön.
Bestimmt fünfzig Flüsse entspringen den Bergen
im Landesinneren, Wassermangel herrscht auf dieser
Südseeinsel also nicht und entsprechend üppig
sprießt die Vegetation. Hinter der Parkanlage
des Methodisten Theological College finden wir einen
Fels-Pool, den Piula. Mary und Simon versäumen
nicht, in diesem Süßwasserpool zu schwimmen.
Weiter queren wir nun die Insel von Nord nach Süd.
Kaum ein Auto ist unterwegs. Einheimische „Straßenarbeiter“ rücken
dem Urwald rechts und links der Straße mit der
Machete zu Leibe und andere transportieren auf ihren
Köpfen Kokosnüsse und Papayas in Körben
aus Palmblätter geflochten.

Einen der vielen Wasserfälle, den Fuipisia Waterfall,
zeigt uns Tualasea von einem Aussichtspunkt aus, dort
ist auch ein kleiner Garten mit sämtlichen heimischen
Pflanzen angelegt. Obligatorisch laufen Hühner
mit ihren Küken und krähende Hähne herum.
Sofort sind sie zur Stelle, als uns Tualasea zeigt,
wie man eine Kokosnuss knackt: Mit einem harten Gegenstand
schlägt man die braune Nuss in Längsrichtung
auf, genau zwischen den „Augen“, dann bricht
sie sofort auseinander. Der Reihe nach trinken wir
das Kokoswasser ab. Jetzt geht’s um die Verarbeitung
des Fruchtfleiches. Unser Alround-Taxifahrer setzt
er sich auf eine Art Schemel, vorne ist eine Raspel
angebracht, ganz easy lässt sich nun das Fruchtfleisch
in feine Flocken raspeln. Was auf den Boden fällt
stibitzen die gackernden Hühner. Überall
wo Kokospalmen wachsen, ernähren sich sämtliche
Tiere von den Kokosfrüchten: angefangen von den
Krebsen, Ratten, Schweinen und Hühnern. Jetzt
gibt’s Kokosmilch für uns. Dazu packt Tualasea
die Kokosflocken nicht in ein Tuch, sondern zwischen
Fasern (sieht aus wie Holzwolle) und presst mit seinen
Händen die Masse aus – weiße sämige
Kokosmilch läuft in die Holzschale – köööööstlich
und so frisch!

frisch gepresste Kokosmilch
Tsunami-Katastrophe vor fast genau
einem Jahr.
Auf zirka 7 Kilometer folgen wir der Uferstraße
Richtung Süd-Osten mit weißen Traumsandstränden.
Links von uns, wenige Meter über Meereshöhe,
sehen wir traurige Reste von Dörfern und Siedlungen,
es waren die Orte Vavau, Aufaga und Lepa. Nur die Gräber,
die mal vor den Gebäuden standen, haben den sechs
Meter hohen Tsunamiwellen vom 30. September 2009 getrotzt.
140 Menschen hatten keine Chance zu entkommen, die
mit Urwald bewachsene Steilwand hinter ihren Häusern
versperrte ihnen den Rückzug. In zehn Kilometer
Tiefe bebte der Meeresboden relativ dicht vor der Insel,
so dass der Bevölkerung nur 15 Minuten blieb,
um sich vor der Flutwelle in Sicherheit zu bringen.
Die Region Samoa mit dem Tongagraben gehört zur
aktivsten Erdbebenregion der Welt.Ein Jahr nach der
Katastrophe liegen die Touristen wieder am Sandstrand,
das Leben geht weiter.

hier hat der Tsunami zugeschlagen
Auch wir
essen im kleinen Strandlokal Fish and Chips und genießen
die Aussicht auf die Mini Insel Nuutele Island. Weiter
geht’s die Uferstraße Richtung Westen,
stolz zeigt uns unser Fremdenführer das Sinalei
Reef Resort, das sei der Platz für Honeymoom!
Wirklich wunderschön.
Eine Wasserloch in einer
alten Lavahöhle lockt Simon wieder zum Baden,
Uwe und ich schauen am Strand der Gischt zu, wie sie
auf den schwarzen Lavafelsen Fontänen aufwirft.
Noch einmal geht’s quer über die Insel,
von Süd nach Nord und die Uferstraße zurück
zum Hafen. Wir verabschieden uns begeistert von unserem
Taxifahrer, der uns in neun Stunden kreuz und quer über
die Insel gefahren hat. Eine Woche lang war ein Tanzfestival
in der Stadt, leider genau vor unserer Ankunft. Uns
bleibt jetzt
nur noch, wollen wir die traditionellen Tänze
sehen, ein Besuch im berühmten Aggie Grey's Hotel.
Der halbe Hafen ist anwesend, aber auch Neuseeländische
Hoteltouristen und Einheimische besuchen das Spektakel.
Die Samoaner tragen farbenfrohen Kleidern mit floralen
Mustern, die sich eng um die runden Körperformen
der Damen spannen. Das Schönheitsideal der Polynesier
unterscheidet sich völlig von dem Europäischen.

Apropos Alter: Wir mit unseren
60 plus zählen
auf Samoa zu den Uralten, die meisten sind bis
zu diesem Alter schon verstorben. Ein Polynesier
im ehrfürchtigen
Alter von sechzig Jahren sitzt nur noch vor seiner
Hütte und lässt sich von der Familie
bedienen. Auch das wissen wir von unserem Fremdenführer
Tualasea, der uns ernsthaft auf 20 Jahre jünger
geschätzt hat. Die traditionelle Samoan Show – Fiafia – beginnt.
Temperamentvoll, farbig und froh. Ist das ein Schuhplattler
- mit Palmenröckchen und Haifisch-Zahn-Kette
um die Körper der jungen Samoanern? Feuerschlucker,
im Spiegelbild des Hotelpools dürfen natürlich
auch nicht fehlen. So viel Tanz macht hungrig,
wir freuen wir uns auf das Samoan Buffet.
Sicher
hat schon
ein Leser bemerkt, dass kaum mehr ein Datum in
den Berichten erscheint, die Tage fließen
ineinander, wir leben von Sonnenaufgang zu Sonnenuntergang.
Schiffe im Hafen kommen und gehen, sie fahren aber
alle nur noch in eine Richtung – Neuseeland über
das Königreich Tonga. Auch für uns wird
es jetzt Zeit, am Dienstag dem 21. September wollen
wir
den Hafen von Apia verlassen. Richtung Neuseeland über
Tonga – natürlich. Die Pazifikbeleuchtung,
der Vollmond ist bestellt. Das gute Vailima Bier
(in 0,7 Liter Flaschen) ist gebunkert, auch Kürbisse,
Bananen, Avocados, Auberginen, Tomaten und Gurken
waren auf dem einheimischen Marketi
Fou in der Fugalei Street zu bekommen. Ein riesiger
Markt unter einem Dach, durchgehend geöffnet,
jeder Stand verkauft im Prinzip das Gleiche. Unter
den Markttischen wird auch geschlafen, die erst
wenige Tage alten Säuglinge gestillt und die
Männer
versammeln sich zu Brettspielen im Außenbereich
des Marktes, wo es auch einfache Imbissstände
mit einheimischer Kost gibt.

Markt
Am Samstag ist die
Hölle
los auf dem Markt. Mit den bunten Bussen reist
die Bevölkerung mit dem Nachschub von frischer
Ware an, volle Körbe schleppen sie in die
Markthalle. Entweder ist es eine Wahlveranstaltung,
oder es ist
eine christliche Versammlung – vor der Markthalle
wird gepredigt und gesungen. Eine andere Welt!
Ursprünglich,
fröhlich, bunt, einfach. Morgen verlassen
wir nach 10 Tagen Aufenthalt Samoa. Wir sind jetzt
sehr
gespannt auf Vava'u, die nördlichste
Inselguppe im Kingdom of Tonga, vier bis 5 Segeltage
entfernt.

der Vollmond beleuchtet unseren Weg nach Tonga
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