Pro und contra, die Entscheidung fällt!
Vielen Dank an unsere Freunde für die Aufmunterungen
zur Weiterreise. Mindestens einmal pro Tag gab es
während
der Bequia-Zeit bei uns ein pro und contra - zurück
nach Europa oder weiter in den Pazifik. Gerade erreicht
uns noch eine Mail von Mäxchen. Sie schreibt
unter Anderem: „wir
diskutieren gerade, wie viel Zucker in den Salat
gehört“.
Das gibt den letzten Ausschlag. Ich will nicht zurück
in den Finkenweg in ein voll geregeltes Leben - noch
nicht. Ich überwinde meinen inneren Schweinehund
und sage zum Skipper: „Von mir aus können
wir weiter fahren“. Wir fassen wieder Mut,
wollen mehr von der Welt sehen, weiterhin zwischen
Himmel
und Meer leben, fremde Kulturen erleben, Menschen
kennen lernen, Freunde finden, Länder entdecken
und auch die folgenden Ozeane mit ihren Naturgewalten
meistern,
wie wir es uns mal vorgenommen hatten und uns mit
der Weite des Horizonts auf das Wesentliche besinnen.
Niemals
möchten wir das bisher Erlebte missen – die
Reise geht weiter.
Ein spannender Moment, wie Fixman die Pumpe wieder
einbaut.
Momo ist wieder fit. Viele Fittinge hat Uwe eingebaut,
neue Dieselschläuche verlegt, eine neue Pumpe
installiert, dann hat er mit dem Schlauchboot den fertigen
Tagestank von Fixmans workshop abgeholt und den Tank „gschwind“ unter
der „Hundekoje“ eingebaut und gleich
noch eine winzige undichte Stelle am neuen Tank mit
Spezialkleber
geflickt.
Robin Smith ist Fixman
Ratz fatz geht der Einbau der neu reparierten Pumpe;
routiniert baut der Ferrari Mann unser teures Stück
ein. Der Testlauf an der Boje funktioniert. Uns fällt
ein Stein vom Herzen. Da wir aber vorsichtige Schwaben
sind, muss sich Sir Perkins in der Praxis bewähren.
Zwei Stunden jagen wir ihn, zeitweise unter Volllast,
Richtung St. Vincent und wieder zurück. Die Maschine
läuft und gibt uns ein gutes Gefühl. Wieder
fest an der Mooring entdecken wir an der Badeleiter
schwarzen Russ, vom Auspuff muss das sein. Haben wir
uns zu früh gefreut? Die Einspritzdüsen müssten
eigentlich auch noch geprüft werden, aber darauf
ist niemand spezialisiert - nicht auf Bequia und nicht
auf den Nachbarinseln, also das können wir erst
mal vergessen. Später werden wir uns mal fragen,
warum wir die Düsen nicht gleich nach Hamburg
zum Prüfen mitgeschickt haben – später.
Endlich wieder auf See - Kurs Süd – Bequia,
Canouan, Tobago Cays, Bonaire!
Am 8. Februar, nach 23 Tagen auf Bequia, heißt
es jetzt Gas geben, beziehungsweise Segel setzen.
Leinen los von „Africans“ Boje.
Da schwimmt doch gerade in dem Moment Momos Schildkröte
am Bug vorbei. Wenn das kein gutes Zeichen ist!
Auf dem Weg zu den Tobago Cays ankern wir nach nur
zwanzig Meilen in der Charlstown Bay auf der Insel
Canouan in glasklarem türkisfarbenen Wasser, das
sich sogar in den Salingen wieder spiegelt. Auf der
tropischen Insel Canouan kann man mit dem nötigen
Kleingeld gepflegt Urlaub machen in den Villen vom
Resort Raffles, baden am kilometerlangen weißen
Sandstrand, schnorcheln und auf dem 18-Loch Platz
Golf spielen und abends noch das Casino besuchen.
Eine Luxustourismus-Insel,
so wie die Nachbarinsel Mustique die Prominenteninsel
ist.
Wir machen in der Bucht von Canouan nur einen kurzen
Stopp zum Übernachten, Schwimmen und Abkratzen
von Momos grünem Algenpelz.
Momo wird "untenrum" geputzt
Die Tobago Cays sind ein „Must“.
Acht Meilen segeln wir nach Südwesten und erreichen
die legendäre Inselgruppe der Tobago Cays, an
der kein Karibiksegler vorbeifährt. Das Gesamtgebiet
umfasst 66 Quadratkilometer, welches von dem 4 Kilometer
langen Riff, dem Horseshoe Reef zum freien Atlantik
hin geschützt ist. Von den umliegenden Koralleninseln
ist Mayreau, Catholic Island, Jondall und Mayreau Baleine
bewohnt, die kleineren wie Petit Bateau, Petit Rameau,
Jamesby, Petit Tabac und Baradal sind unbewohnt. Zwei
große Kreuzfahrtschiffe sind auch schon da, als
wir uns zwischen den Riffen in die ausgewiesene Ankerbucht
vor Petit Bateau vortasten. Trotz des frühen Morgens
liegen auf dem schönsten Ankerplatz der Karibik
schon zirka fünfzig Schiffe vor Anker oder an
den Bojen. Die Dünung des Atlantiks bricht sich
am Riff, weshalb die Schiffe hier sicher und ohne
Schwell liegen, aber mit freiem grandiosem Blick
auf den Atlantik.
in den Tobago Cays
Boat boys
Die Boat boys, die mit PS-starken Booten ihre Geschäfte
machen wollen, sind hier besonders zahlreich: Banana
bread, the best from my wife, sowie Fisch und T-Shirts
bieten sie am Schiff an, das big business ist mit den
großen Charter-Katamaranen mit zehn Mann Besatzung
zu machen, weniger mit den Langzeitseglern. Nicht wenige
Segler haben uns geraten, die Karibik so schnell wie
möglich wieder zu verlassen, weil es eine schlimme
Abzokke und eine Plage mit den boat boys sei. Aber,
die Karibik ist ein ideales Segelrevier mit konstantem
Wind und Sonnenschein und mit boat boys hatten wir
nie Probleme, ein paar nette Worte wechseln helfen
immer!
"Surprise" nennt sich dieser boat boy
Das Riff und seine Bewohner
Wir tauchen ab in die karibische Unterwasserwelt
und schnorcheln im Horseshoe-Riff. Schwärme regenbogenfarbener
Fische nehmen uns in ihre Mitte, andere dagegen glotzen
erschreckt zwischen den Spalten der Korallen hervor.
Echte Karettschildkröten und Suppenschildkröten
soll es in den Cays massenhaft geben. Nur eine Einzige
zeigt sich uns, sie schwimmt an unserem Dinghy vorbei.
Die auf den Cays übliche türkis-blaue
Wasserfarbe kommt heute nicht richtig zur Geltung,
der Himmel
ist zu diesig.
Unser Absprunghafen, Union Island
Ein Katzensprung von 7 Seemeilen ist es nur nach
Union Island, wo wir direkt hinter dem halbkreisförmigen
Riff vor Clifton Harbour ankern, auf Position 12°35’72N
und 61°24’74W. Von hier aus haben
wir die Landebahn des kleinen Flughafens im Blick.
Dort werden wir am 12. Februar dann auch ausklarieren,
lange genug hing die Gastlandflagge von St. Vincent
and the Grenadines unter der Steuerbordsaling.
Wir erstehen für die Weiterreise frisches
Obst und Gemüse von den Gemüseständen
im Ort. Uns gefällt es auf Union Island. Abends
gönnen
wir uns einen Sundowner in Jantis uriger
Bar, das heißt wir versumpfen mit der Besatzung
der Moana-Vanua. Die Bar hat Janti auf das Riff
gebaut, mit Conch Muscheln noch verfestigt, vier
Palmen darauf
gepflanzt und seine Bar darauf errichtet.
unser toller Ankerplatz in Clifton Harbour
Sundowner in Jantis Bar
Der kommende Tag ist wieder ausgefüllt mit Vorbereitungen
für die Abreise:
Mit dem Setzen unserer Passatsegel und dem
Ausklarieren. Zusammen mit einigen Ziegen laufen
wir die Straße entlang zum Flughafen, um unseren
Ausreisestempel abzuholen.
Es ist unglaublich, wie
viele Dinge wieder ordentlich verstaut und verzurrt
werden müssen, auch das Schlauchboot kommt wieder
in die Tasche und der Außenborder ans Heck
von Momo. Vorsichtshalber bereitet der Smutje (Bordkoch)
noch ein paar „Basics“ vor. Bei angesagten
5 Windstärken für die nächsten Tage
kann das nicht schaden. Kartoffelsalat, der Rest
der Kartoffeln wird zu Brei verarbeitet; eine Packung
Rigatoni
gekocht, denn bei Schräglage mit kochend heißem
Wasser zu hantieren ist nicht ungefährlich.
Der Smutje ist ein gebranntes Kind. Dann verarbeite
ich
noch Christophine zu einem Gemüsecurry. Jetzt
gilt es noch die Schränke und Schubladen der
Pantry fahrtauglich aufzuräumen und auszustopfen,
um wenigstens einige Geräusche an Bord einzudämmen.
Einbahnstraße zur ABC Insel Bonaire,
12. Februar
Jetzt gibt es endgültig kein Zurück mehr
für ein Segelboot! Um 9.30 Uhr geht der Anker
auf in Clifton Harbour. Knapp drei Tage und
zwei Nächte sind wir mit Momo jetzt allein
zwischen Himmel und Meer. 11.00 Uhr, wir sind fertig
mit der
Arbeit an Bord: Zwei Bäume sind gesetzt (Gartenarbeit
an Bord eines Segelschiffs?), der Propeller vom Schleppgenerator
speist seinen Atlantik-Strom in die Batterien ein,
und unser Windpilot steuert inzwischen auch den von
uns gewünschten Kurs. Immer 270 Grad, ohne Kursänderung,
bis zur Niederländischen Insel Bonaire, ganz
einfach. Keine Karibiksegler und Antlantikrückkehrer
und kein einziger der vielen Katamarane der Chartergesellschaften
ist mehr zu sehen. Ganz allein wären wir jetzt
ohne unser Funknetz. Schön, dass wir uns auf
8122 kHz mit unseren alten Freunden zur vereinbarten
Zeit
wenigstens noch unterhalten können. Draußen
auf See steht die Verbindung „loud and clear.
Momo ist wieder unterwegs
Tag 1 und die Nacht
Ein herrlicher Segeltag und wir können uns langsam
wieder an Seegang und Wind gewöhnen.
Das Meer ist fast glatt, bei gleichmäßigem
Wind mit 4 Beaufort. Johannes, unser Steuermann arbeitet
selbständig, ist ruhig, braucht keinen Strom und
nichts zu Essen. Für uns ist es Zeit zum Mittagessen:
Kartoffelsalat mit Spiegelei gibt es heute an Bord.
In der warmen, sternenklaren Nacht läuft unsere
Momo mit 7 Knoten durch das ruhige Wasser. Die Gelegenheit
mal einem Hörbuch zu lauschen: Frank Schätzing
spricht passend über das Meer und die Riffe
mit ihren Bewohnern. Toll auch die Nachrichten aus
einem
unbekannten Spektrum und der Tag als das Meer verschwand.
Zum Glück verschwindet das Meer nicht solange
wir unterwegs sind. Momo läuft wie am Schnürchen über
die 4000 Meter tiefe See, nur ein leises wispern
von Wind und Wellen - ein Blick nach oben, dort ist
das
Kreuz des Südens ganz deutlich am Himmel auszumachen.
Eine Nacht zum Träumen! Erst auf Uwe’s
Wache taucht um 2.35 Uhr der Tanker Chalonia auf
Kollisionskurs
auf. Der Skipper funkt ihn auf Kanal 16 an, worauf
der Tanker seinen Kurs ändert.
Mit einem Hörbuch vertreibt sich die Crew die Zeit
der langen Wache
Tag 2 und die Nacht.
Wir lassen einen Sicherheitsabstand von 35 Meilen
zur Venezolanischen Küste. So verlockend
die Inseln und die Buchten an dieser Küste
sind, so wird immer mehr davor gewarnt Venezuela
mit dem Schiff
anzulaufen. Die Piraterie nimmt mehr und mehr zu,
zumal von der Regierung nichts dagegen unternommen
wird, ja sogar gut geheißen wird. Genug mit
der Eingewöhnung. Das Meer atmet - heute schwer.
Während die Sonne ihren Weg läuft, schaukelt,
rollt und stampft Momo die vier bis 5 Meter hohen
aggressiven Wellenberge rauf und runter. Unser
Propeller vom Schleppgenerator tanzt auf und ab,
die Leine
hat sich schon um die Hälfte verkürzt – wenn
das mal gut geht?! Der gestrige Tag und die Nacht
waren eindeutig angenehmer.
In der unruhigen Nacht haben wir kein Licht, kein
Schiff und keine Piraten gesichtet. Momo wird getrieben
und getrieben, dabei soll sie höchstens den vorausberechneten
Schnitt von 5 – 6 Knoten laufen. Aber schon
jetzt ist abzusehen, dass unser errechneter Zeitplan
mit
Ankunft auf Bonaire, am dritten Tag morgens bei Helligkeit,
nicht klappen wird. Momo ist halt eine Rennziege.
Morgens entwirren wir die Propeller-Leine, sie hat
sich vor lauter Knäuel um die Hälfte verkürzt,
und stellen fest, dass die Befestigung, die Edelstahlbeschläge,
sich verformt haben.
Uwe funkt mal wieder mit der „Atlantikfunkrunde“.
Witzig ist, obwohl Momo am weitesten entfernt ist von
den anderen, sind wir die Relaisstation. Wir hören
alle an der momentanen Runde Beteiligten, Heimkehr
hört aber z. B. SuAn nicht, (diese beiden Schiffe
sind aber nur wenige Meilen voneinander entfernt) und
so geben wir das Gesagte von SuAn dann an Heimkehr
weiter.
Heiß ist es unter Deck, vor allem beim
Kochen, so kommt heute nur ein einfaches 30°-Schräglage-Schaukelessen
aus der Kombüse: ein Kartoffelbreiberg in einem
roten See von Tomatensoße mit weißen und
schwarzen Bohnen, während Momo läuft und
läuft. Wir haben ihr Segelfläche weggenommen,
trotzdem segelt sie im Schnitt unbeirrt 7,5 Knoten
schnell, unterstützt noch vom mitlaufenden Strom.
Die Nachtansteuerung auf Bonaire
ist unausweichlich. Vor Einbruch der Dunkelheit
bergen wir unsere Bäume und schon bald erkennen
wir Lichter an der total flachen Südspitze
der Insel. Jetzt steigt der Adrenalinspiegel,
noch einige Meilen
segeln wir an der Leeseite der Insel entlang, bis
in die weite Bucht vor der Inselhauptstadt Kralendijk.
Unser Radargerät irritiert Uwe, wir sehen
Signale wo eigentlich nichts sein kann, dagegen
sehen wir
keine Uferlinie. Wir sind müde, bis zur Ankunft,
die wir auf ca. 24.00 Uhr schätzen, sind wir
natürlich beide an Deck präsent. Als
Orientierung in der weiten Bucht vor
Kralendijk nehmen
wir das hell beleuchtete Kreuzfahrtschiff, das
an der Pier vor der Stadt liegt. Dann tasten wir
uns
mit dem Suchscheinwerfer weiter, suchen Masten,
denn hier sollen laut Handbuch Mooringbojen ausliegen.
Ankern ist an der ganzen Küste von Bonaire
verboten. Total angespannt, nehmen wir doch die
Fische wahr,
die in Schwärmen im Schein der Lampe in Form
einer Welle hoch springen. Tausende! Ein Horrorfilm
könnte das sein mit den Fischen.
Sir Perkins lässt uns mal wieder im
Stich.
Eine Horrorszene kommt jetzt aber von ganz anderer
Seite! Eine freie Boje ist in Sicht. Mit Lampe
und Bootshaken bewaffnet stehe ich am Bug und
glaube
es nicht – die Maschine setzt aus. Der Skipper
verschwindet unter Deck - wir treiben. Ich stehe
ganz cool da, das muss ein böser Traum sein.
Da, Sir Perkins brummt wieder, ist das ein schönes
Geräusch, die Maschine läuft wieder! Jetzt
habe ich sie gleich, die Mooring. Stille – schon
wieder? Sir Perkins ist verstummt und der Skipper
wieder verschwunden. Rechts und links von uns liegen
weitere Schiffe und wir manövrierunfähig
dazwischen. Noch stehen wir kurz vor der Boje, da
fällt Uwe ein, was los sein könnte, die
Maschine kriegt keinen Sprit. Er stellt, solange
ich immer noch regungslos mit Lampe und Haken da
stehe, die Spritzufuhr vom Tagestank auf den Haupttank
um und siehe da, Sir Perkins springt wieder an, just
in time. Boje schnappen, festmachen. Fertig.
Das
höchste Glück ist jetzt eine Dusche mit
Süßwasser, runter mit der Salzkruste
vom Körper. Alle kühlen Getränke
machen wir jetzt nieder, plötzlich sind wir
nicht mehr müde, obwohl es 1.00 Uhr morgens
ist. Montag, der 15. Februar und unser 280ter Tag
seit unserer
Abreise. 420 Meilen liegen hinter uns seit Union
Island.
Momo in guter Gesellschaft vor Bonaire
Feiertag und Karneval
Montag früh, Uwe fährt mit dem Schlauchboot
an Land zum Einklarieren bei Zoll und Immigration.
Die Menschen auf Bonaire
sind freundlich und hilfsbereit, die Hautfarbe der
Niederländischen Kariben ist schokoladenbraun.
Es scheinen auch viele Niederländer hier zu
wohnen, zumindest arbeiten viele hier. Ein paar Monate
in den
Niederlanden, ein paar Monate auf Bonair, das hört
sich großartig an. Heute ist Feiertag und die
Geschäfte sind geschlossen.
Deshalb hat sich Momo so beeilt, zum Karneval auf
Bonaire wollte sie pünktlich da sein.
Wir sehen uns das Spektakel an und erfahren dabei,
dass der König des Karnevals in Brasilien "Rey
Momo" ist!
Auf den Straßen von Kralendijk findet eine Grand
Parade mit verschiedenen Gruppen und unterschiedlichen
Themen statt, wie die Crazy Happy People mit be careful
what you wish for, oder die De Juk Duikers mit Dutch
Folklore, oder Nos Beyisima mit Fantasio du Universo
und viele andere. Vor jeder Gruppe vorneweg ein Truck
mit der ohrenbetäubenden Musikanlage und Verpflegung,
dahinter die begeisterten verkleideten Einheimischen.
Man spürt deutlich die Nähe zu Venezuela,
Brasilien und Kolumbien im Aussehen und Temperament
der Bevölkerung.
Carneval in Bonaire
Aber wie ist unser derzeitiges Motto? Nicht neue
Insel neues Glück, sondern neue Insel nächste
Reparaturen.
1. Die Ursache warum Sir Perkins uns beim Anlegen
im Stich ließ, ist schell gefunden. Ohne Sprit
läuft er nicht. Die Entlüftung am Tagestank
hat noch nicht richtig funktioniert, Sprit bekam
die Maschine erst wieder, nachdem Uwe in der Nacht
schnell
auf den Haupttank umgeschaltet hatte. Uwe holt sich,
wie schon so oft, einen Tipp von Bert. Die Heimkehr
ist inzwischen über 800 Meilen entfernt, aber
die Funkverbindung klappt und eine ganz simple Notlösung
wird gefunden. Ganz oben am Tank muss man zum Entlüften
eine Schraube aufdrehen, dann funktioniert’s.
Momentan pumpt die Pumpe: tuk tuk tuk......
2. Die Wellenhüpfer vom Propeller haben die Edelstahlbeschläge
total verformt, wir müssen einen Metallbauer
finden und neue machen lassen.
3. Einen Hardware-Händler brauchen wir für
eine ganz spezielle Schraube, die Johannes unterwegs
verloren hat.
4. Das Problem, dass aus unserem Auspuff schwarzer
Rauch kommt ist natürlich auch nicht von allein
verschwunden, vielleicht finden wir hier jemand der
die Injektoren prüfen kann.
Max schweisst neue Beschläge für den Schleppgenerator
Das ist das unser Pflichtprogramm. Damit das Thema
abgehakt werden kann nehme ich gleich vorneweg was
wir „geschwind“ geschafft haben. Einen
netten Metallbauer finden wir für die
Propellerbeschläge, die Schraube suchen wir
bei drei Hardware-Läden
und lassen sie beim Metallbauer absägen. Dann
kaufen wir noch eine neue längere Leine für
den Propeller, damit er sich in den Wellen
besser
austoben
kann.
Für
die Maschine und die Injektoren versetzen uns zwei
Mechaniker, das Thema wird uns für
die nächste
Insel bleiben. Schluss jetzt!
Bonaire
Bonaire, Curaçao und Aruba, genannt die ABC
Inseln gehören zu den Leeward Islands, den Niederländischen
Antillen, sie sind ein Teil der Niederlande.
Die Insel Bonaire ist ca. 70 Kilometer lang und 20
Kilometer breit.
12500 Menschen leben hier, die Sprache ist Niederländisch
und Papiamentu, die Sprache der Holland Caribbean.
Ein Kauderwelsch aus portugiesisch, spanisch, niederländisch,
französisch, englisch und einem Mix aus afrikanischen
Dialekten. Masha danki = thank you very much.
Bezahlt wird in Gulden, auch Florin genannt, the
Netherlands Antilles’ guilder. Bebildert sind die Scheine
mit Flamingos. Mindestens einmal täglich fliegt
eine Maschine vom internationalen Flamingo Airport
nach Amsterdam. Der Hauptstadt Kralendijk mit dem einzigen
Einklarierungshafen der Insel, sieht man den Ableger
der Niederlande an. Ein blitzsauberes kleines Städtchen
mit pastellfarbenen Häusern, im klassischen mustard
gelb das Zoll- und Postgebäude. Von wirtschaftlichem
Interesse ist die Salzförderung und der Tourismus,
speziell Tauchresorts sind überall zu finden.
Eigentlich wollen wir auch mal einen Tauchkurs machen,
aber wann?
karibisch-holländische Architektur in Bonaire
Auf der Riffinsel ist es sehr trocken, hauptsächlich
wachsen Kakteen und gumbo limbo Bäume. Der bergige
Norden der Insel, mit ihren ausgetrockneten Wüstenseen
unterscheidet sich von der südlichen flachen Hälfte,
hier finden sich die Salzseen und wachsen Mangroven
in den Buchten.
Bonaire, umringt von Riffen, ist das Tauchparadies,
ideal zum Schnorcheln und tauchen in dem, laut Prospekt,
klarsten Wasser der Karibik. Unterschiedlich, je
nach Sonnenstand spiegelt sich im Meer ein breites
Spektrum
von Blau- bis Grüntönen und macht die Unterwasserwelt
bis ins Detail sichtbar. Momo schaukelt an ihrer
Boje im Curaçaofarbenen Wasser. Unsere Nachbarn
sind Segelyachten hauptsächlich aus Australien,
England und Venezuela. Regelmäßig laufen
auch Kreuzfahrtschiffe das Paradies an, im Laufe
der Woche sehen wir die „Hochhäuser“ Noordam,
Enchantment of the Seas, Freewinds, AidaAura, Ocean
Dream, Oceana, Sea Princess und die Sea Cloud II,
manchmal verdecken sogar zwei Schiffe gleichzeitig
die Stadt,
die vielen Souvenierläden und Boutiken machen
dann ihr Geschäft.
Bonaire, aus Sicht eines 4-rädrigen Fahrzeugs,
auf Tour mit dem Toyota.
Unser touristisches
Programm beginnt, nachdem wir unsere Pflichtübung mit Hardware Stores und Handwerker
aufsuchen absolviert haben. Ohne den kleinen gemieteten
Toyota, alle Jeeps waren an die Taucher ausgeliehen,
hätten wir uns in der Inselhauptstadt Kralendijk
die Füße wund gelaufen. Verloren gehen kann
man auch nicht auf der Insel, sagt man uns, es gibt
nur wenige Straßen. Mit unserem kleinen Toyota
und einem noch kleineren Inselplan vom Informationszentrum
fahren wir, wie auch in den Niederlanden üblich,
auf der rechten Straßenseite, Richtung Norden.
Ein Tauchresort und eine Tauchschule folgt der anderen.
Die ganze Leeseite der Insel ist ein Schnorchelrevier.
Am Schnorchelpunkt 1000 steps hält uns nichts
mehr im Auto. Mit Flossen und Taucherbrille unterm
Arm laufen wir zum Ufer, die tausend Stufen sind höchstens
mal hundert. Korallen-Überreste in allen Formen
klirren unter unseren Badelatschen. Wir schwimmen über
weißen Sand und schon beobachten uns, halb eingegraben
im Sand, Gesellen mit Höckeraugen und Horden durchsichtiger
Fische mit dunklen Augen schwimmen eilig davon. Jetzt
schweben wir über dem türkisfarbenen flüssigen
Lebensraum der Korallen in allen Formen mit ihren schillernden
Bewohnern. Die Fische tragen wohl noch ihre Karnevalskostüme,
so einfallsreich und bunt, manche sogar neonfarben,
sind sie. Wir können uns nicht satt sehen. Sogar
eine Schildkröte lässt sich direkt neben
uns blicken. Wieder am Ufer laufen kleine Schneckenhäuschen
umher, kleine Krebse, die darin wohnen laufen mit den
Häuschen herum.
ein kleiner Einsiedlerkrebs
Noch eine Tour auf 4 Rädern
Am kommenden Tag fahren wir am Flamingo-Flughafen
vorbei, immer Richtung Süden. Überall stehen die
Jeeps und Pickups am Ufer und wir sehen die Taucher
im Neoprenanzug, dem wichtigsten Kleidungsstück
auf Bonaire, über die angeschwemmten Korallenreste
dem türkisfarbenen Ufer zustreben.
Nach dem Punt Vierkant Lighthouse liegen links neben
der Straße die riesigen Salzseen. Die Wasseroberfläche
leuchtet und glitzert in rose und fliederfarben. Flamingos
staksen mit ihren langen Beinen nach Futter suchend
im Salzwasser umher. Am Rande des Sees bilden sich
große Salzkristalle und weißer Schaum.
Im Hintergrund sehen wir dekorativ drei riesige schneeweiße
Salzberge. Die berühmte Lac Bay, ein Windsurf
Eldorado, streifen wir nur kurz. Ein Traum von Bucht
mit feinem weißem Sand bis weit hinaus auf
das Meer, aber uns ist der Platz zu touristisch.
die Saline in Bonaire
Durch den Kakteenwald.
Statt die geteerte Straße nach Kralendijk zurück
zu nehmen, fahren wir an der Ostseite der Insel Richtung
Norden, sehen erst Mangrovenbäume, dann folgen
bald haushohe Kakteen, während wir der „unpaved
road“ folgen. Im rechten Winkel gehen Korallenschotterwege
ab, mal rechts, mal links, und bald müssen unsere
Reifen über immer spitzigere Steine und tiefere
Furchen fahren. Zurück finden wir nicht mehr,
aber es kann doch nicht mehr sein, bis wir auf die
Hauptstraße stoßen, also weiter. Kein Mensch
ist hier unterwegs. Es folgt ein kurzer, steiler, holpriger
Anstieg und vor uns breitet sich eine ebene Hochfläche
aus.
Mit dem Kleinwagen durch die Wüste.
Ein ausgetrockneter See. Roter Sand mit Reifenspuren,
die aber auseinander führen. „Da geht’s
lang“, meint der Skipper auf die rechte Spur
deutend. Er steigt kurz aus und testet wie hart die
neue Sandfahrbahn ist. „Das geht“, fahr
zu, meint er kurz, als ich zögere. Die kleinen
Reifen graben sich in den Sand, der Staub holt uns
ein und hüllt uns in eine rote Wolke und nimmt
uns jede Sicht. Der Scheibenwischer wischt die Frontscheibe
frei von Sand. „Gib Gas“, meint mein
Beifahrer, aber entnervt halte ich an. Uwe fährt
nun beherzter durch die Wüste, er bildet sich
ein in einem Jeep zu sitzen. Der Sand prasselt an
den Karosserieboden, lange hält das Auto nicht
mehr durch. Immerhin führen wir 30 Liter Wasser
(Schiffsvorrat) mit uns, verdursten werden wir nicht,
aber finden wird uns heute auch niemand mehr. Bezeichnungen
wie Orinoco, Gurubu, Wayakano und Bolivia stehen
auf dem kleinen Plan vom Tourismusbüro. Eine
Ewigkeit erscheint mir die Fahrt. Endlich wieder
ein Pfad an einer Riff-Steilküste entlang, auf
der in der Abendsonne Kugelkakteen glänzen..
Irgendwann war wohl die ganze Insel unter Wasser,
so wie wir die Landschaft hier erleben. Im Zick-Zack
holpert nun das rotbraunstaubige Auto wieder über
spitzige Steine des Wanderwegs.
gerade nochmal gut gegangen!
Stunden später -
„
Sie haben ihr Ziel erreicht“, die Hauptstraße,
die Kaminda Tras di Montaña, sie führt
uns in den Ort Rincon. Dort biegen wir an der Tankstelle
links ab Richtung Gotomeer. Uwe hält an, um auf
dem See ein paar rosafarbene Flamingos zu knipsen.
In Ermangelung eines Besens wische ich den Sand mit
einem Lappen vom Auto. Nein!! der linke Hinterreifen
ist platt! Auch das Ersatzrad ist platt! Niemand
ist unterwegs, der uns helfen könnte. Langsam
tasten wir uns zurück zur Tankstelle von Rincon.
Keine Hilfe erwartet uns da, die Frau sitzt hinter
einem
Schalter und weiß nicht, wer Reifen flicken
kann. Ein Schwarzer, der gerade seinen Pick up auftankt
ist
uns behilflich, leiht uns seinen Wagenheber und fährt
mit Uwe und dem platten Reifen ins Dorf. Für
umgerechnet 5 Euro bekommt er den Reifen sofort geflickt.
Der Einheimische
bringt Uwe wieder zur Tankstelle und wartet bis er
seinen Wagenheber wieder mitnehmen kann.
Ab in die Waschanlage mit dem kleinen Auto, auch
ohne Bürsten funktioniert das hier. Von Hand bekommen
wir das kleine dreckige Auto gewaschen. Wie Schokoladensoße
läuft das Wasser an ihm ab, obwohl ich es inzwischen
mit dem Lappen komplett abgewischt hatte. Wir sind
heute der letzte Kunde, da haben wir doch noch mal
Glück gehabt, morgen früh bei der Rückgabe
hätten wir mit dem Sandauto bestimmt Ärger
bekommen.
Am Samstag machen wir klar Schiff
morgen
geht’s
mal wieder auf Langfahrt. Kennt jemand die San
Blas Inseln? Die wollen wir besuchen. Unser
Bojennachbar Marco, ein
Venezolaner, hilft uns das Passatsegel zu bergen.
Die Crew hat nur noch einen funktionierenden
Arm. Der linke Arm hat die viele Wasserflaschen vom
Dinghy hoch an Bord von Momo gestemmt. Marco
und Uwe versuchen das wild um sich schlagende Segel
zu bändigen, als Uwe etwas ins Auge bekommt.
Sieht böse
aus. Statt abzureisen sehe ich uns schon einen
Augenarzt aufsuchen, aber eine Stunde nach
dem Malheur sieht
der Skipper schon wieder klar und wir legen
ab zur nahegelegenen Marina zum Wasser bunkern.
Unsere
letzten Gulden legen wir beim Argentinier in ein
dickes Steak und Fishermans Pasta an. Jetzt freuen
wir uns auf eine letzte ruhige Nacht mit Durchschlafen.
Das wissen aber die Moskitos zu verhindern, sie
saugen uns aus und einige reisen sogar als blinde
Passagiere am nächsten Tag mit uns.
Wo liegen jetzt die San Blas Inseln? In Panama.
Unsere zweitlängste Fahrt liegt vor uns,
fünf
bis sechs Segeltage mit 700 bis 800 Meilen, parallel
zur Venezolanischen und Kolumbianischen Küste.
Meist herrscht eine Starkwindzelle in diesem Gebiet,
weshalb wir unsere Route in großem Bogen
um die Küste gelegt haben. Nach drei Tagen
soll uns dann eine Flaute erreichen. Flauten
gibt es
laut Statistik mit Null Komma noch was %, wir
werden sehen.