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Unser Logbuch
hier
gibt`s das Neueste von unserer Reise.
Die
Einträge hängen
davon ab, wann wir einen Internetzugang
finden. Wir
werden natürlich versuchen, möglichst
aktuell zu sein
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Datum |
11.
August 2009 |
Position |
38°41,44´N,
009´25,16´E -Cascais |
Seemeilen bisher |
1943 |
Wind |
N 5 Bft |
Tage unterwegs |
93 |
Für den Portugalpassat trägt Momo ihr „Passatkleid“
Unsere Passatsegel lassen sie wie ein Schmetterling über
die Atlantikwellen nach Portugal fliegen...
Aber
noch sind wir in Spanien!
Am 25. Juli erreicht uns
der Funkspruch von Bert:„Momo, Momo, hier
ist Heimkehr“, hören
wir ihn im Hafen von Aguete. „Combarro ist
ganz toll, schöner Hafen, malerische Altstadt
mit vielen kleinen Speichern,“ meldet er uns
begeistert. Das hören wir doch gerne und fahren
den kurzen Abstecher, nur 3,3 Seemeilen weit, unser
bisher kürzestes Tagesetmal, quer über
die Ria de Pontevedra.
In Combarro erwartet uns ein super toller, nagelneuer
Hafen, und ein malerisches Fischerdorf, eingebettet
in eine herrliche Küstenlandschaft. Das charakteristische
Bild liefern die Hòrreos, die auf Pfeilern
erbauten kleinen Steinhäuschen, die als Kornspeicher
genutzt wurden. Vorrömische Siedlungen an
der Küste waren der Ursprung des Dorfes Combarro.
Im 12. Jahrhundert wurde es dem Kloster von Poio
gestiftet und bis zum 19. Jahrhundert standen die
Einwohner unter der Herrschaft des Klosters. Vielleicht
sind deshalb noch so viele der historischen alten
Granithäuser erhalten geblieben? Eine lange „Tapas-
und Meeresfrüchte Meile“ erstreckt sich
entlang des Ufers in den historischen Mauern. Ein
Fotomotiv nach dem anderen. Appetit auf Schwimm-
und Teufelskrabben, Venus-, Jakobs-, Kamm- und
Herzmuscheln, auch nach den Kopffüßlern
wie den Kraken, Glasaalen und Lampreten haben wir
jedoch nicht. Wir bunkern Vorräte im gutsortierten
Supermarkt und karren sie durch die Altstadt im
Einkaufswagen bis zum Hafen.
Horreos heißen die kleinen Getreidespeicher
mit den Steintellern gegen die Mäuse
Mit dem Nordwind rauschen
wir in Combarro los. In der Ria de Pontevedra ist
noch Kreuzen angesagt:
von der Sandstränden der Nordufer, an Sanxenxon
vorbei, zu den Stränden des Südufers, kreuzen
wir im Zickzack. Rechtzeitig vor den Holzflößen,
an denen die Miesmuscheln gezüchtet werden,
müssen wir wenden. Die Ria weitet sich trichterförmig,
der Atlantik ist erreicht. Auf dem direkten Weg laufen
wir jetzt bei herrlichem Sonnenschein und „halbem
Wind“ die Isla de Cies an. In der Ferne sehen
wir an Steuerbord die Hafenstadt Vigo.
Südseefeeling
auf Cies
Der englische Guardian hat den Strand der Insel Cies
im Jahr 2007 zum schönsten Strand der Welt
gekürt.
Genau auf Position 42°12’81 Nord und 08°54’17,
vor dem langen karibisch türkisfarbenen Strand
der spanischen Insel Cies fällt unser Anker.
Wir sind nicht die Einzigen, vielleicht 30 – 40
Motor- und Segelboote hatten heute das gleiche Ziel.
Der Strand mit dem tiefen, feinen weißen Sand
lockt täglich ca. 3000 Tagesgäste an, die
mit den Fähren von Baiona und Vigo rüberfahren.
Am Abend sind sie aber alle wieder weg, auch die
Ankerlieger haben sich halbiert.Wir erkunden das
Naturreservat.
schon in der Südsee?
Sobald wir sicher sind,
dass Momo sicher an ihrer
Kette vor Anker liegt, fahren wir mit dem Dinghy
an Land. Die Inseln sind ein Naturreservat, und
unbewohnt.. Im Mittelalter war Cies von Angehörigen
der Mönchsorden bewohnt , auch die Römer
hatten auf der Insel wohl schon gelebt.
Der gut ausgebaute Weg führt durch Eukalyptuswälder
zum 173 Meter hoch gelegenen Leuchtturm Faro. Mit
toller Aussicht auf „unsere“ Insel und
auf die kleinere Nachbarinsel. Wir merken bald, dass
der Weg den Möwen gehört, sie weichen uns
Fußgängern nicht aus, beschimpfen uns
aber lauthals, wenn wir zu dicht an ihren Nachwuchs,
den noch flugunfähigen Möwen heran kommen.
Die Kleinen sind schon so groß wie die Eltern,
tragen aber ein graues Gefieder und lassen sich noch
laut schreiend füttern. In dem maritimen Ökosystem
brütet Spaniens größte Kolonie von
Mittelmeermöwen. Eine Vielfalt von Fischen,
Weich- und Krustentieren, außerdem 200 Arten
von Algen und verschiedene Delfinarten findet man
außerdem in den Gewässern um Cies.
die Insel gehört den Möwen
Ein
Funkspruch aus den Wolken
Der Skipper sucht Funkkontakt: „C Q, C Q, C
Q, this is Delta Juliett five Uniform Bravo maritime
mobile. „C Q, C Q, C Q„C Q, C Q, C Q,
this is Delta Juliett five Uniform Bravo maritime
mobile. Im 20 Meter Band
hört ihn jemand in den Wolken. Nicht ein Engel,
aber ein Pilot, unterwegs mit einer Boing 737, auf
dem Flug von Casablanca nach Amsterdam, meldet sich.
Unglaublich, glasklar (5 und 9 heißt das im
Amateurfunkerjargon), ist der Empfang. Vom blauen
Atlantik zum blauen Himmel hoch plaudert der Momo-Kapitän
mit dem Flugkapitän auf 14325 kHz. Zwei herrliche
unbeschwerte karibisch/spanische Urlaubs- Sonnen – Strand – Badetage
dürfen
wir hier erleben. Wie der Wind gerade in die Bucht
bläst schwoien wir um unseren Anker bei untergehender
Sonne auf der Gartenterrasse von Momo und essen Pimientos
auf Spagetti mit roter Soße.
Vorsicht! Jede siebte ist sauscharf!
Eine Horde Möwen
schwimmen, auf Häppchen wartend, im Wasser,
die ganz Frechen sitzen auf dem Schlauchboot, da
sehen sie fast auf unseren Tisch. Unruhige Nächte
sind aber der Preis für
diese Idylle. Wir ankern auf 8 Meter Tiefe auf feinstem
Sandboden mit unserem 30 kg Spade Anker und 45 Meter
Kette, jedoch der Schwell den uns der Atlantik in
die Bucht spült, lässt Momo in alle Richtungen
schaukeln. Nachts tigern wir durch das Schiff auf
der Suche nach allen möglichen Geräuschquellen.
Nur ein lautes tiefes boomm – boommm – bommm,
können wir nicht orten. Oropax stecken wir uns
in der Verzweiflung in die Ohren – boom - es
hilft nicht. Am nächsten Morgen entdecken wir
den Quälgeist, die letzte Stufe im Niedergang,
die abnehmbare Holzverschalung um den Motorblock
- Holz auf Holz - hat ganz wenig Spiel und bewegt
sich um Millimeter bei der Schaukelbewegung. (Vielleicht
hilft Vaseline?)
Kurs Baiona!
Mit der selbstgebastelten Fernbedienung holen wir
den Anker auf: blitzsauber, kein Schlamm, keine
Algen, läuft Meter um Meter der Ankerkette
vom sandigen Grund der Insel Cies hoch. Die wenigen
Seemeilen nach Baiona segeln wir nur mit dem Klüver
bei 4 Windstärken und einer dem Atlantik entsprechenden
hohen Dünung. Hinter der Halbinsel Monterreal
mit der großen Festung machen wir im Puerto
Deportivo de Baiona fest. Ich freue mich auf eine
ruhige, schwellfreie Nacht. Wir waschen die Salzkruste
von Momo ab, auch poliere ich die Edelstahlstützen
blitzeblank und Uwe bessert drei Roststellen aus.
3,54 Prozent Salzgehalt hat das Wasser des Atlantischen
Ozeans und setzen unser Stahlschiff einem Korrosionsdauerangriff
aus.
Baiona bei Nacht
Baiona, die 12 000 EW zählende Stadt,
ist wieder ein richtiger Treffpunkt für die
Fahrtensegler. Die Flaggen von England, Irland,
Portugal, Deutschland,
Holland, Frankreich, Spanien und USA wehen im Hafen.
Die „No Agenda“ mit Harry und Margo aus
England treffen wir, Pierre und Ann Marie aus Frankreich
mit ihrem Schiff Jubilare. Die zwei haben versucht
die Azoren anzulaufen, mussten aber wegen starkem
Gegenwind aufgeben. Jetzt erholen sie sich in Baiona.
Pierre lädt uns zur Sardinenparty auf dem Steg
ein. Alte Bekannte laufen noch ein, wie die Spirit
of Aeolus mit Elsbeth und Willem, und die „Heimkehr“ lässt
sich auch wieder blicken. Wir kommen zu nichts, eine
Einladung jagt die andere. Unser Lebensrhythmus gleicht
schon dem Spanischen, es wird immer später nachts.
Annemarie und Pierre aus Frankreich
Uwe versucht sich mit Instandhaltungsarbeiten. Weltweite
Kommunikation ist aber auch wichtig, also funkt er
zur Abwechslung: C Q, C Q. Ablenkung verspricht auch
immer wieder ein am Steg entlang kommender gleichgesinnter
Segler, mit dem man unbedingt Wetterberichte, Erlebnisse
und Tipps austauschen muss. Ich mache einen Rundgang
um die Burg mit den Bastionen und Batteries vom Fort
Monterreal, das auf der Halbinsel vor uns liegt.
Schon die Kelten, Phönizier und Römer lebten
hier. Der endlose Atlantik liegt vor mir, die Insel
Cies im Westen und unter mir Baiona mit
dem Hafen.
Außer Momo und noch vielen anderen
Schiffen liegt auch ein Nachbau der Caravelle Pinta,
eines
der drei Entdeckerschiffe von Kolumbus auf der Reise
nach Indien, das 1493 in Bayona unter Kapitän
Alonso Prinzòn eintraf. Sie hatte 3 Masten,
ein Gewicht von 60 Tonnen, eine Länge von 21
Metern, eine Breite von 7 Metern und ganze 26 Mann
Besatzung! Alljährlich wird das Ereignis mit
einem mittelalterlichen Fest in Baiona gefeiert.
Versteckt hinter den gewöhnlichen Hochhäusern
entlang der Hafenstrasse finden sich in den schmalen
Gässchen der Altstadt noch gut erhaltene Häuser
aus dem 16. und 17. Jahrhundert. In der Altstadt
treffen sich viele spanische Touristen und die typischen
Restaurants und Bars sind abends rappelvoll. Wir
sehen uns im Open Air Kino Mamma Mia auf spanisch
an! In der kleinen Kapelle hören wir uns ein
Konzert von Händel an.
Am Samstag dann gehe
ich mit Marlene zum Frisör. Ein Erlebnis! Leider
kann man mit uns nicht so lebhaft quasseln wie mit
den spanischen Kundinnen. Aber der Haarschnitt findet
unsere Zustimmung. Die gesamte Besatzung der Heimkehr
und der Momo laufen mit der Sackkarre zum „biggest
supermarket“, zu Eroski, Getränke und
frische Lebensmittel müssen aufgefüllt
werden.
Wir sind schon wieder zu lange an Land, außerdem
bläst inzwischen ein passender Nordwind, der
Momo Skipper wird ungeduldig. Mit dem Nord will er
nach Süden und gleichzeitig die Passatbesegelung
testen. Im Hafen schlagen wir unser neues Passatsegel
am Vorstag an, das seither im Segelsack in der Kajüte
verstaut war. Es wird neben dem Klüver in der
zweiten Nut am Vorstag eingeführt und jetzt
kann man beide gleich großen Segel zusammen,
praktisch als „Roulade“, einrollen. Zum
Setzen beider Segel müssen dann die Bäume
noch eingehängt werden. Das hört sich jetzt
nicht kompliziert an, ist es aber und für uns
total neu und eine größere Aktion vom
handling her. Die Segelfläche am Bug ist jetzt
verdoppelt, also insgesamt 100 Quadratmeter. Dem
Auslaufen morgen steht nun nichts mehr im Weg. Zuvor
erleben wir an unserem letzten Abend im Hafen noch
ein unvergessliches Feuerwerk. Mit Logenplatz auf
der Brücke der Heimkehr, keine 200 Meter entfernt
von der Kaimauer, der Startrampe. Der Sternenregen
entfaltet sich über uns, spiegelt sich im Wasser,
wir hören das Knallen, Zischen und Knistern.
Oh, ah, toll, Wahnsinn – Palmen, Blüten,
Funkelfeuer, unglaublich schön und wir sind
mitten drin!
Stolz blähen sich die Passatsegel
von Momo vor dem Wind
Die Testfahrt mit der neuen Besegelung an diesem
Sonntag, dem 2. August von Baiona in Spanien, nach
Pòvoa de Varzim in Portugal verläuft
super. Wenn die Segel gesetzt sind und stehen, ist
die Mühe mit der Turnerei bei hoher Dünung
auf dem Vorschiff vergessen. Für die Premiere
haben wir auch den Fotografen Bert vom der Heimkehr
bestellt. Per Funk verständigen wir uns von
Schiff zu Schiff: „fahrt mal nach backbord,
da seit ihr besser im Licht“! Uwe, der Momo
Fotograf, macht im Gegenzug Bilder von der Heimkehr,
auch sie mit Passatbesegelung. Es ist ein ideales „Fotoshooting“ für
unsere in den Wellen segelnden Schmetterlinge: schönes
Licht, blauer Himmel und 3 – 4 Windstärken.
Hunderte von Fotos werden auf beiden Seiten geknipst,
zum Glück nicht mehr auf teures Filmmaterial.
Per Funk liefert uns Bert noch ein passendes Gedicht
von Ringelnatz. Wir haben einen riesen Spaß dabei.
Ein australischer Segler beteiligt sich auch noch
an der Fotoaktion. Vielleicht treffen wir uns in
irgendeinem Hafen, dann tauschen wir auch diese Fotos
aus.
Momo und Heimkehr
stolz blähen sich unsere Passatsegel
Zeit die Gastlandflagge
von Portugal zu setzen. Die Küste ist jetzt gerade, wie mit dem Lineal
gezogen und Hochhäuser säumen das Ufer
hinter breiten Sandstränden, sie erinnert mich
an Belgien.
Die Seeschlange
Zirka drei Meilen vor der Küste sehen wir die
Markierungsbojen für die weltweit erste Wave
Farm, die seit 2008 in Betrieb ist. Die Wellen des
Atlantiks werden dabei zur Energiegewinnung genutzt.
Ideal dazu sind 50 Meter Tiefe zum sandigen Meeresgrund
und eine kontinuierliche Wellenhöhe von 3 bis
6 Metern. Diese Voraussetzungen sind hier an der
Küste alle gegeben. 40 Kilowatt pro Meter Wellenkamm
werden so gewonnen. Eine unerschöpfliche Energiequelle – die
Wellen kommen - immer. Auf einer Länge von 150
Metern liegen dafür verankerte Stahlrohrsegmente,
Strom aus der Seeschlange.
Böllerschüsse begrüßen uns
im portugiesischen Hafen Pòvoa de Varzim
Drei Delfine, direkt neben unserer blauen Bordwand
begrüßen uns, kurz bevor wir unseren ersten
portugiesischen Hafen anlaufen, Pòvoa de Varzim.
Alle portugiesischen Atlantikhäfen sind nicht
leicht anzulaufen, da es keine weiten schützenden
Flussmündungen mehr gibt, wie in Spanien. Mit
dem Schwell des Atlantiks läuft man ungeschützt,
zwischen den Molen in den Hafen. Bei Niedrigwasser
und hohem Seegang ist das Einfahren besonders kritisch. Wir
rollen die Passatsegel ein, turnen bei der Dünung
aber nicht auf dem Vorschiff herum, sondern lassen
die Bäume am Vorstag dichtgeholt stehen.
Laute
Böllerschüsse begrüßen uns.
Ist hier schon wieder ein Fest? Nur eine enge Fahrrinne,
daneben ist es flach, führt zu den Fingerstegen,
an denen wir um 19.45 Uhr fest machen. Den Kopfsteg
lassen wir für die 16 Meter lange Heimkehr frei,
die knapp eine Stunde später, wir haben inzwischen
alles aufgeklart, auftaucht. Ein gemeinsamer „Anleger“ wird
jetzt getrunken, der Internetzugangscode und die
Bilder ausgetauscht. Pòvoa de Varzim ist ein
traditionelles Fischerstädtchen
und ein Ferienort der Portugiesen.Mein erster kurzer
Spaziergang durch die ersten Gassen hinter dem Hafen
enttäuschen mich.
der Erste Eindruck von Portugal ist ein Schock!
Zusammengebaute,
einfache, zwei bis dreistockige Häuser rechts
und links der engen Gassen, manche intakt, andere
halb oder fast ganz verfallen, mit Dach, ohne Dach,
ohne Fenster, die farblich unterschiedlichsten Kacheln
scheinen so manche Fassade zusammenzuhalten. Es ist
Nachmittag, Siesta, nur wenige Menschen sind unterwegs,
Männer sitzen vor dem Kirchplatz neben der Igreja
da Lapa Kapelle und spielen Karten. Mit den Fahrrädern
bekommen wir einen besseren umfassenderen Überblick
von der Stadt. Ein endloser Strand mit Strandpromenade,
dahinter die Hochhäuser,
führt nach Norden. Vorbei am Casino und an den
Ständen mit Büchern, Strandcafes und Strandkörben,
alle in geraden Reihen nebeneinander aufgestellt.
Vor der Konservenfabrik steht eine Festung, die früher
zum Schutz vor Piraten diente. Hinter dem Casino
verlaufen hübsche Sträßchen, blau/weiß-gekachelte
gepflegte historische Gebäude mit Läden
im unteren Stock.
auf den zweiten Blick ist Povoa de Varzim sehr hübsch
Es duftet verführerisch.
Die unzähligen Bäckereien verkaufen die
herrlichsten Süßigkeiten. Im Gegensatz
zu Spanien bekommt man hier einen Kaffee zusammen
mit kleinen Kuchen. In Spanien bekommt man im Café nur
Kaffe ohne Kuchen, Kuchen gab es nur in den Panaderias
zu kaufen. Eine große Markthalle, überwiegend
wird Fisch verkauft, aber auch ganz frisches Obst
und Gemüse und die landesüblichen Tonwaren.
Da gibt’s auch für die Momo pantry vier
Teller aus Ton, das Stück zu 1,50 Euro. Für
besondere Anlässe nur, da die zerbrechlichen
Teller bei unserer oft holprigen Fahrt gut verpackt
werden müssen.
der Hafen von Povoa
Die Tage und Nächte verbringen wir in Pòvoa
de Varzim, im netten, aber geräuschvollen Hafen.
Von täglichen
Böllerschüssen, morgens, mittags, abends,
dem täglichen Baulärm auf der Hafenmauer,
dort werden ständig 15 Tonnen große Granitbrocken
mit dem Tieflader gebracht, immer vier solcher Steinchen
mit einer Ladung. Der Radlader transportiert die
Brocken dann zum Bagger, der
wiederum setzt sie (mit einem Höllenlärm)
akribisch genau vor die Hafenmauer, ein Stein in
den anderen verkeilt – als Schutz gegen die
Wucht der Atlantikwellen. Tag für Tag - aber
das ist noch nicht alles, die Hafensirene schwillt
im 40
Sekunden
Rhythmus an und ab, und zwar bei Niedrigwasser und
bei Nebel. Niedrigwasser kommt regelmäßig
alle sechs Stunden und Nebel hat es drei Nächte
in Folge und auch sonst, wir wissen nicht warum,
läuft die Sirene. Segler sind ja nicht zimperlich,
die Baustelle ist interessant, auch dient sie unserem
Schutz und toll ist es immer wieder, wenn die Sirene
verstummt.
Die Fische von Hitchcock
Der erste Blick morgens auf das Hafenwasser ist fast
wie ein Hitchcockfilm: Nebel – auf der grauen
Wasseroberfläche sind lauter Wasserkringel
zu sehen – regnet es ? Nein! Aus einem Kringel
springt ein schwarzer glitschiger 30 Zentimeter
langer Fisch – platsch –platsch – platsch – Tausende!!!!!
Morgens scheinen sie sich hier zu treffen. Irgendwann
werden wir mit Momo fest stecken, in den glitschigen
Fischleibern. Die Meeräschen, so heißen
die schwarzen Teufel, haben wir schon in allen
Häfen von Frankreich über Spanien angetroffen
und jetzt auch in Portugal, aber heute sind abartig
viele da.
Die unendliche Paketgeschichte
Wir warten in Pòvoa de Varzim auf zwei Pakete
aus Deutschland und richten uns auf ein paar Tage
Wartezeit ein. Die unendliche Geschichte mit den
Paketen nimmt gerade ihren Lauf, denn die Sendungen
machen eine Portugaltour im Lastwagen und kommen
nicht bei uns an. Zum Glück gibt es hier den
nettesten Hafenmeister, der uns auch bei der telefonischen
Verständigung behilflich ist.
Wir verbringen so einige „Urlaubstage“ in
Pòvoa de Varzim, fahren Rad und Walken, unsere
Stöcke werden von den Portugiesen bestaunt.
Sind das vielleicht Pilger?
Nachdem wir Pòvoa
jetzt kennen, machen wir mit der neu erbauten
Metro-Linie einen Ausflug nach Porto. Wir fahren
60 Kilometer weit, halten an 30 Stationen, sehen
Dörfer, Maisfelder, fahren kurze Strecken durch
einen Eukalyptuswald, sehen ein langes Aquädukt
mit einem Kloster. Dann wird der Zug immer voller,
wir nähern uns Porto, der heimlichen Hauptstadt
Portugals.
Porto
Man sagt, in Porto wird gearbeitet und Geld verdient,
das dann in Lissabon mit vollen Händen ausgegeben
wird.Porto liegt am Fluss Douro vor dessen Mündung
in den Atlantischen Ozean. In Porto regnet es viel,
auch herrscht häufig Nebel. Die Stadt hat über
200 000 Einwohner und ist nach Lissabon die zweitgrößte
Stadt des Landes.
Porto ist mit seiner Textil-, Lederwaren-,
Metall-, Genussmittel- und chemischen Industrie,
der Erdölraffinerie, dem Überseehafen Leixões
und einem internationalen Flughafen die wichtigste
Industrie- und Handelsstadt und außerdem das
Verkehrszentrum des Landes. Porto zeichnet sich insbesondere
durch seine Brücken,
seine Altstadt und zahlreiche Barockkirchen aus.
Bekannt ist Porto durch seinen Portwein.
das prachtvolle Zentrum Portos
Von der Metro
aus orientieren wir uns Hang abwärts
und stoßen auf die Avenida Dos Aliados, die
von prunkvollen Palasthäusern, umsäumt
ist, Banken sind darin untergebracht – natürlich.
Ein Künstlerprojekt „Man T“ mit
Hundert unterschiedlichen Figuren stehen auf dem
Platz der Republik. Prachtvolle Gebäude ziehen
sich auch Hang abwärts, leider nagt an den meisten
von ihnen aber der Zahn der Zeit. Geschäfte
befinden sich in den Untergeschossen, die oberen
vier Stockwerke stehen aber meist leer. Wir kommen
zum Bahnhof, großzügig, lichtdurchflutet,
blaue Kachelbilder, eine tolle Architektur. Es ist
sehr heiß heute, Schatten spenden uns
die engen, gewundene Gassen mit der dichten Häuserbebauung
hinab zum Nordufer des Douro.
Seit 1996 ist die Altstadt
als Weltkulturerbe bei der UNESCO eingetragen. Durch
den regen Handel in den Geschäften wirkt die
hügelige Altstadt am Tage sehr belebt, nicht
jedoch am Abend. Ein Großteil der denkmalgeschützten
Häuser steht leer oder ist lediglich im Erdgeschoss
mit Geschäften bezogen. Die Mieten und Instandhaltungskosten
für die teilweise verfallenen Gebäude sind
zu hoch, dass die Einwohner lieber Wohnungen am Stadtrand
bewohnen. Uns schockiert die schlechte Bausubstanz,
aber wahrscheinlich ist der Erhalt unbezahlbar. Für Bauarbeiten
hat nicht einmal ein Auto, oder ein Lastwagen, geschweige
denn ein Kran in den steilen engen Gassen Platz.
Für Touristen sehen die kopfsteingepflasterten
Gassen mit den dicht an dicht aneinandergebauten
vierstockigen schmalen Häusern romantisch und
idyllisch aus. Vereinzelt flattert Wäsche vor
den Fenstern, hier ist Leben, aber viele Fenster
sind zugehängt, vergittert, oder stehen einfach
offen. Dabei gibt es so herrliche Details: Glaskuppeln
mit Windanzeiger, kleine schmiedeeiserne Balkone,
Kacheln an den Wänden, wunderschöne Türen
und Fenster und, obwohl aneinandergebaut, kein Gebäude
gleicht dem anderen, jedes Haus ist ein Unikat.
Wir
sind hin- und hergerissen, einerseits finden wir
die Altstadt ganz toll, andererseits finden wir sie
bedrückend. Ich wünsche mir einen Blick
in die Stadt Porto zu ihrer Blütezeit! Besser
erhalten und renoviert dagegen sind die historischen
Gebäude am Ufer des Flusses. Hier tummeln sich
die Touristen in den unzähligen kleinen Restaurants.
Cafe Majestic
Schöne Geschäfte gibt es in der Rua de
Santa Catarina, dort trinken wir im berühmten
alten 1920 gegründeten Cafe Majestic einen Kaffee,
laufen durch die große Markthalle und lassen
uns dann die Sehenswürdigkeiten der Stadt von
einem Sightseeing Bus im Schnelldurchgang zeigen:
Kathedralen, mit auf blauen Kacheln gemalten Geschichten,
den Torre dos Clérigos, Casa da Mùsica,
Palácio de Cristal, Castelo do Queijo, Praça
da Liberdade, Museu do Carro Eléctrico. Wir
fahren durch Stadtviertel mit Villen und Palästen,
dann wieder durch einfache Viertel mit baufälligen
Gebäuden, davor wachsen aber die schönsten
Palmen.
Porto nennt man auch die Brückenstadt.
Gustave Eiffel hat 1876-1877 die Eisenbahnbrücke
Maria-Pia entworfen und gebaut.
Die Dom-Luís-Brücke, die Porto mit dem
Gebiet auf der anderen Flussseite, Vila Nova de Gaia über
172 Meter Spannweite verbindet, ist ein Prunkstück.
Sie wurde vom Schüler von Gustave Eiffel, von
Théophile Seyrig entworfen und durch die Société Willebroeck
von 1881 bis 1886 gebaut. 3000 Tonnen Schmiedeeisen
wurden für die Brücke verwendet. Fast könnte
man meinen, der Eiffelturm liegt hier flach. Kennt
noch jemand den Märklin Baukasten? Der fällt
uns beim Bestaunen der Brücke ein. Vom unteren
Stahlträger springen einige Jugendliche in den
schnell strömenden Rio Douro, als Mutprobe.
Wir fahren die zweistöckige Brücke einmal
mit dem Bus in die Unterstadt und ein zweites mal überqueren
wir sie oben zu Fuß, machen Fotos von der Stadt
und dem Fluss und erreichen die Oberstadt.
Porto und der Portwein
Bekannt ist Porto vor allem durch den Portwein. Dieser
Wein war schon bei den Römern beliebt,. später,
im 18. Jahrhundert bei den Engländern,15 Prozent
der damals 60 000 Einwohner waren Engländern.
Heute erinnern noch die Boote der Portweinkellereien
auf dem Douro an diese Zeit, die fahren heute aber
nur noch Touristen den Fluss hoch.Vila Nova de Gaia
auf der Südseite des Flusses
ist die Hauptstadt der Portweinherstellung. Wir überlegen
eben in welche der vielen Portweinkeller wir zur
Portweinprobe gehen sollen, als uns Marlene und Bert über
den Weg laufen. Ganz zufällig treffen wir Schiffsnachbarn
uns jetzt in Porto. Gemeinsam gehen wir jetzt zu
Calém, lassen uns die beeindruckenden Weinkeller
mit den riesigen Weinfässern zeigen mit obligatorischer
Weinprobe hinterher. Fast nebeneinander liegen die
Caves do Vinho do Porto: Calém, Ramos Pinto,
Barros, Cockburn`s/Martinez, Croft, Ferreira, Burmester,
Kopke, Offley Forrester, Osborne, Quinta Do Noval,
Veal Companhia Velha, Romariz, Rozés, Sandeman,
Taylor, Vasconcellos, Grahem, Wiese & Krohn.
Alle haben sie ein Monopol, nur die im Regua Piñao
angebauten Weine dürfen zu Portwein verarbeitet
werden. Sie verdanken ihre naturgegebene Qualität
den auf steilen Weinbergen und auf Schieferböden
gewachsenen Reben. Alle Portweine werden in Portugal
gelagert, 10, 20, 30, 40 Jahre und mehr, dann werden
sie von hier verschifft. Eine Flasche Portwein von
1908 sehen wir - ob der noch schmeckt?
Portweinprobe
Zurück auf Momo, warten wir auf weniger Wind,
der Schwell ist vor der Hafenmauer bis zu vier Meter
hoch und wir haben die nächste Nachtfahrt vor.
Warten wir ab, trinken ein Glas Portwein. Warten
noch einen Tag ab, machen eine Radtour (mit dem Wind)
zum Kloster Santa Clara, zu dem damals ein phänomenales
Aquädukt gebaut wurde mit 999 Bögen. Unglaublich
wie sie damals das Gefälle auf die Entfernung
von fünf Kilometer Länge berechnet haben.
Aquädukt von Santa Clara
Zurück fahren wir (gegen den Wind) mit der Metro!
Heute ist Grillabend, es gibt Doraden, auf der Heimkehr.
Wie das so ist beim Grillen, auch in Nordportugal
nicht anders, nichts mit „Heimkehr-Terrasse“,
dichter Nebel zieht auf und mit dem Nebel heulen
die Sirenen, 8 Sekunden lang, 8 Sekunden Pause, 8
Sekunden Geheul usw. den Abend, die Nacht durch.
Ein Tag, eine Nacht, ein weiterer Tag.
170
Meilen nonstop nach Cascais
Am Montag, dem 10. August, an unserem 91.Tag (nach
der Abreise) ist es dann soweit. Momo und die Heimkehr
legen gleichzeitig ab. Wir wollen „Strecke
machen“, wenn alles gut läuft, wollen
wir den Hafen Cascais, über 170 Seemeilen südlicher
anlaufen. Moderater Nordwind und 2 - 3 Meter Dünung
sind vorhergesagt von Wetterwelt, unserem treffsicheren
Wetterlieferanten, Auch Ugrib und Passageweather
sind der gleichen Meinung – also los!
Die Sonne
scheint, die „Bäume“ sind
gesetzt. Die Nebelsirene ist verstummt, zum Abschied
läuten uns die Glocken der Kirche: „Freude
schöner Götterfunken“. Nach sieben
Tagen im Hafen von Pòvoa de Varzim , atmen
wir wieder frische Seeluft, der Wind bläst über
das Gesicht und Momo bekommt ihr „Passat-Segelkleid“ hochgezogen.
Der Seegang ist heute auszuhalten, aber das Rollen,
25 Grad nach steuerbord, dann wieder 25 Grad nach
backbord, machen die Bewegungen an Bord schwierig,
daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen.
Essen kochen ist reinste Akrobatik. Wie wir schon
in den vergangenen Tagen beobachtet haben, ist der
Wind morgens schwach, briest gegen Mittag kräftig
auf und schläft nachts ein. Auch heute, segeln
wir gemütlich, zu gemütlich, der Skipper
nützt dies und hängt seine Schleppangel
aus, aber ohne Erfolg. Mittags rauschen wir mit 7
Knoten durch die Wellenberge und lassen die Heimkehr „stehen“.
Bert und Helene brauchen mit ihrem schweren Kutter
mehr Wind als wir mit dem "Leichtgewicht" Momo. Trotzdem
werden wir aber nach 33 Stunden gleichzeitig im Hafen
von Cascais einlaufen. Als der Wind nämlich
in der Nacht tatsächlich einschläft und
beide Boote Maschinenunterstützung brauchen,
ist die Heimkehr im Vorteil.
Unter Maschine fährt uns die Heimkehr davon
Delfinshow
Kurz vor der ersten Nacht an Bord beginnt unsere
Delfinshow. Um 18.00 Uhr schwimmen kleine wuselige
Delfine neben uns, an den Bug vor wollen sie uns
locken! Schnell die Schwimmwesten an und die ganze
Mannschaft verlässt das Cockpit, Johannes
der Windpilot steuert allein - die Show beginnt:
Wie Torpedos jagen bestimmt neun Tiere durch die
Wellenberge; Drehungen, Saltos, mal synchron zu
zweit, manchmal eine Truppe gestaffelt zu dritt
und viert, nach steuerbord und backbord, hin und
her, dann linst mal einer mit einem Auge hoch.
Guckt ihr auch zu? Zu schön das Schauspiel.
Nach 50 Minuten muss die lustige Truppe wohl weiter
und verlässt uns.
Delfinshow
Auch die Sonne versinkt
als Feuerball am Horizont und lässt unseren „Tellerrand“ hell
orange aufleuchten. Die Momo Mannschaft wird in
Wachen zu je drei Stunden eingeteilt. Der Skipper
legt sich erst schlafen, mit Oropax in den Ohren.
Ich sehe die ersten Sterne aufgehen und warte jetzt
auf den Mond. Der lässt sich Zeit, erst um
22.15 steigt er im Osten auf, orangefarben, nicht
mehr ganz voll, mit einer leichten Beule. Schön,
dass er uns die über neun Stunden dauernde
Nacht aufhellt. Um 23.00 Uhr, unterschreiten wir
mit Momo den 40. Breitengrad, eigentlich die Gelegenheit
mal wieder zu feiern, aber der Skipper schläft,
verschieben wir’s auf den 30! Langsam werden
meine Klamotten feucht, ich stehe am Steuer, 3
Stunden lang, weil mich Johannes im Stich läßt.
Ich denke an Marlene, sie schaukelt zwar auch,
aber sie kann in ihrem gemütlichen Führerhaus
sitzen, eine Tür hat sie wahrscheinlich offen,
damit ein bisschen Seefeeling reinkommt,– schön
für sie. Ich stehe auf unserem „Cabrio“ direkt
unter dem Sternenzelt, bin zufrieden, solange es
nicht regnet oder Nebel aufzieht. Navigatorisch
ist unsere Strecke heute kein Problem, meilenweit
immer 196 Grad, keine Tonnen und keine Untiefen
sind zu beachten, die Fischerfahnen, denen wir
tagsüber oft ausweichen, sind sicher nachts
auch da, aber wir sehen sie nicht. Es wird schon
vorbei reichen. Besondere Aufmerksamkeit müssen
wir aber beim Starten der Maschine walten lassen,
falls wir doch unbemerkt über ein Netz gefahren
sind.Die Toilette funkelt bei Nacht.
Wenn immer möglich, lassen wir jegliches Licht
an Bord aus, es dauert sonst zu lange bis sich die
Pupillen wieder an die Dunkelheit draußen gewöhnt
haben. Die Toilette finden wir im Dunkeln. Mit dem
Seewasser pumpen wir lauter Sternchen hoch. Meeresleuchten
in der Toilettenschüssel! Dieses Phänomen
der Biolumineszenz erzeugt eine Ansammlung von Mikroorganismen.
Diese Kleinstlebewesen senden nach einem Berührungsreiz
mehr oder weniger lang andauernde Lichtsignale aus.
Der Toilettengang wird so zu etwas Besonderem. 24.00
Uhr, Wachwechsel
Zeit für den Wachwechsel
Der Skipper löst mich ab, keine Vorkommnisse
außer Sonnenuntergang und Mondaufgang und Sterne
am Himmel und Meeresleuchten im Klo. Statt der ausgemachten
drei Stunden lässt er mich vier Stunden schlafen.
Es ist schon 4.00 Uhr morgens, als ich wieder meine
Wache antrete. Uwe ist gerade eingeschlafen, da rufe
ich schon um Hilfe. Ein großer Fischtrawler
kommt sehr schnell und direkt auf Momo mit einem
Feuerwerk von Lichtern zu – er wird doch noch
abdrehen, hoffe ich. Mit Momos Passatbesegelung kann
ich nicht so schnell ausweichen! Der Skipper schlaftrunken: „nach
steuerbord“, doch in diesem Moment weicht auch
der Fischtrawler aus, ungemütlich so eine enge
Begegnung bei Nacht. Auf Uwe’s Wache fährt
ein Segler ohne Beleuchtung in der Dunkelheit, erst
wenige hundert Meter vor Momo macht der Spaßvogel
sein Licht an. Wie gewohnt bringt uns der Nordwind
nach nächtlichem Schwächeln morgens wieder
etwas zügiger voran, trotzdem schlagen die Segel,
knarren die Wanten und knirveln die Leinen, immer
wenn Momo hart in ein Wellental fällt. Das nervt
ziemlich.
Und wieder geht die Sonne auf
Die Küste von Portugal wird bergiger. Morgens,
115 Seemeilen liegen im Kielwasser, die Inseln der
Berlengas liegen an steuerbord und an backbord das
Cabo Carvo. Frühstück besteht nur aus Müsli
und zwei Schüsseln vor dem Flug zu bewahren
ist schon eine Leistung. Heute gibt’s wieder Ärger
mit Johannes, er verweigert präzise zu steuern.
Der Heißluftföhn
Nachmittags steuern wir um das Cabo Raso und segeln
jetzt im Flussdelta des Rio Tejo, als der Heißluftföhn
an geht. Die seither angenehme Lufttemperatur steigt
urplötzlich um gefühlte 20 Grad an, beim
gleichen nördlichen Wind! Marina de Cascais
Im pikfeinen, gut organisierten Hafen von Cascais
machen wir am 11. August am Wartesteg fest, wie
im Hotel melden wir uns an der Rezeption an, bezahlen
und werden vom „Empfangschef“, hier
im Schlauchboot, zu einem der vielen Fingerstege
geleitet. Dort wartet das „Zimmermädchen“,
nimmt unsere Leinen an und macht sie fest. Ich
habe fast nichts zu tun, überlege, ob da auch
ein Trinkgeld angebracht ist? Nach über 33
Stunden steht Momo endlich still, unser Loggestand
zeigt 175 Seemeilen an, Meine Halsmuskeln können
sich wieder entspannen. Die ununterbrochene Bewegung
lässt sämtliche Muskeln ständig
arbeiten, keine Ruheposition gibt es, nicht einmal
im Bett, auch da rollen wir trotz Verkeilung in
Kissen und Leesegel hin und her. Anstrengend waren
die vergangenen Stunden, ich konnte keinen Rhythmus
finden, bin müde und habe Kopfweh. Was wetten
wir, morgen ist das schon vergessen, da gibt es
Cascais zu entdecken und Lissabon und dann, dann
wird es wieder Zeit, dass uns der Wind um die Nase
bläst.
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