Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang

finden. Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


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Datum 19. Juni 2009
Position 49°10,83´N, 002´06,71´E -St.Helier, Jersey
Seemeilen bisher 890
Wind W 3-4 Bft
Tage unterwegs 40

England - wir kommen, pünktlich zum D-Day
Das Erste was wir unterwegs auf der Straße von Dover im englischen Radiosender BBC hören, dass die Vorbereitungen der Feierlichkeiten zum morgigen D-Day laufen, dem Jahrestag der alliierten Invasion in der Normandie.


Gitti hat zum Einlaufen in Dover ihr Outfit an die D-Day Feiern angepasst

Die Hauptverkehrsstraße im Englischen Kanal, die Straße von Dover zu queren, ist der Grund, warum unser Skipper heute sehr angespannt ist. Alle Tanker, Frachter und Fähren dürfen nur auf dem eingezeichneten Weg fahren, den wir auf unserem Kurs nach Dover queren müssen. Hoffentlich macht der angesagte Nord-Nordwestwind mit 4 – 5 Beaufort auch mit, denn es sind auf dem kürzesten Weg lange 10 Meilen über dieses Verkehrstrennungsgebiet.


Mit solchen Pötten haben wir es im Verkehrtstrennungsgebiet zu tun

Auf der Straße von Dover, über den Englischen Kanal
Das meistbefahrene Verkehrstrennungsgebiet der Welt ist eine Einbahnstraße („Autobahn mit 10 Meilen Breite“), in beiden Richtungen jeweils fünf Meilen breit, die Riesenpötte laufen erst von unten, aus Süden kommend, dann von Norden, vor und hinter uns durch - wie eine Mauer - und die kleine Momo nehmen sie in die Zange. Unsere Vergnügungsyacht hat auf dieser Straße keinerlei Vorfahrt, auch nicht unter Segeln. Wieder sind wir froh an unserem neuen AIS-System. Mehr als einmal müssen wir wenden, damit wir den stur geradeaus fahrenden Frachtern nicht in den Weg kommen. Der Wind lässt uns jetzt auch im Stich. Wir segeln auf „Norwegische Art“ und lassen die Maschine mitschieben. Um 10.45 Uhr ist die insgesamt 10 Meilen breite Straße überquert und die Küste von England in Sicht. Hunderte von Schiffswracks modern unter uns im Wasser, ein komisches Gefühl beschleicht mich da immer wieder. Wir müssen uns beeilen, der mitlaufende Strom hält nicht mehr lange durch. Der Adrenalinspiegel steigt an, die Hafeneinfahrt von Dover mit den zahlreichen schnellen an- und abfahrenden Fähren ist für uns ein neues Abenteuer. Zweihundert Meter vor der Hafenmauer melden wir uns bei der Port Control an, in schönstem Englisch werden wir angewiesen, zur Umfahrungstonne im Hafen zu fahren um dort den Hafenmeister anzufunken. Auch dieser meldet sich sehr freundlich und schickt uns zum Granville Doc auf Platz 99. 13.30 Uhr legen wir an, Englische Sommerzeit erst 12.30 Uhr. Das waren vielleicht aufregende 48 Seemeilen!


Dover ist erreicht

Ungewöhnlich für uns sind die hohen Hafenmauern.
Sie sind nötig, weil der Wasserpegel, bedingt durch Hoch- und Niedrigwasser, sieben Meter variiert. Dass die Schiffe im Hafen nicht ganz trocken fallen bei ablaufendem Wasser, wurde vor der Einfahrt zum Yachthafen eine Mauer gebaut, ein sogenanntes„Sill“, so bleibt ein bestimmtes Soll Wasser im Hafenbecken. Will man ein- und ausfahren, so ist man von der Tide abhängig. Das bedeutet aber auch: im 6-Stunden-Rhythmus gefangen im Hafen. Wir hatten Hochwasser bei unserer Ankunft (war nicht Zufall, hatte der Skipper berechnet) und konnten deshalb einfach über die Mauer fahren. Bei Niedrigwasser muss man vor dem Hafen warten, eine rote Ampel zeigt Durchfahrt verboten, und zusätzlich schließt sich in Dover noch ein Tor.

Zum D-Day am 6. Juni herrscht typisch englisches Nieselwetter.
Der Hafen und die Stadt Dover sind in kühles Grau getaucht. Unser Freund und Skipper von der Hakuna Matata, Dietmar, trifft um die Mittagszeit ein. Im Gepäck auch unsere Schrauben für unseren Johannes, die Windfahne. Wir freuen uns sehr über den Besuch, an Bord von Momo wird jetzt Kölsch und Schwäbisch gesprochen, es gibt viel zu erzählen. Dann geht’s aber an die Arbeit, die Windfahnensteuerung muss repariert werden.


Dietmar fährt ein paar Tage mit

Kreidefelsen auf dem Weg nach Newhaven
Sobald sich das Hafentor am 7. Juni um 8.00 Uhr öffnet, lösen wir die Leinen am Steg, fahren über die jetzt unsichtbare Sill-Mauer und gleichzeitig funkt der Skipper mit Channel 74, ob unserer Ausfahrt nichts im Wege steht. Das ist eine Sache mit drei paar Händen, Ruckzuck sind die Leinen und Fender verstaut und die Segel gesetzt, schon sind wir auf Kurs 224° nach Newhaven.

Der Ost-Nord-Ost-Wind startet zum Eingewöhnen mit angenehmen 4 Windstärken. Der Versuch mit Johannes zu steuern scheitert, er schein sehr sensibel zu sein, etwas stimmt noch nicht. Der Wind will unserem Gast zeigen wie in England gesegelt wird und legt auf 6 Beaufort zu. Wir rasen vorbei an Dungeness, dem Leuchtturm Royal Sovereign, Beachy Head und den Kreidefelsen Seven Sisters. Erst allmählich lässt der starke Seegang nach und der Wind beruhigt sich, als wir um 18.30 Uhr in der Marina Sleeper Hole in Newhaven einlaufen. Drei freundliche Engländer von den Nachbarschiffen stehen am Steg und helfen beim Anlegen. Noch zwei Meter sollten wir vor fahren, doch da reicht die Wassertiefe nicht mehr. Momo steckt mal wieder im Schlamm. Gelassen leinen wir sie trotzdem an, das Wasser steigt ja wieder, ablegen dürfen wir halt nicht bei Niedrigwasser. Uwe und Dietmar machen auf Deutsch-Englische-Freundschaft und spendieren unseren Helfern ein Schwarzwälder Kirschwasser. Ganz schön groggy sind wir nach den hinter uns liegenden 65 Seemeilen. Zur Belohnung sticht jetzt die Sonne durch den englisch-grauen Vorhang..


der Leuchturm von Newhaven

Portsmouth, unser nächster Streckenabschnitt liegt laut sämtlichen Wettervorhersagen nicht günstig. Wir bleiben in Newhaven, pumpen das Schlauchboot auf und Uwe und Dietmar denken sich noch mal in die Konstruktion des Windpiloten hinein, schrauben, sprühen und montieren ihn wieder fest, vielleicht will er sich morgen mal an der Arbeit an Bord beteiligen. Uwe bessert noch unseren ersten Kratzer am blauen Rumpf aus, keine Ahnung wo der her ist.


Wir feiern die Überschreitung des Nullmeridian

00°00’00 East/West
Nordostwind! Kurs 165°, legen wir am 9.Juni an und stechen um 8.00 Uhr in See. Eine Stunde später passieren wir den Nullmeridian auf 00°00’00 E/W, ein wichtiger Grund mit einem Likör anzustoßen. Stolz segelt Momo im Segelmekka von England, im bekannten Solent, zwischen dem Festland und der Isle of Wight. Portsmouth liegt an steuerbord, aber wollen wir wirklich in die große Stadt? Die Stimmung, aber nicht an Bord, um uns herum im typischen Grau, Momo ist jedoch noch gut unterwegs und Johannes, unser Windfahnensteuermann, hat endlich mal seinen eingestellten Kurs gesteuert. Warum segeln wir nicht weiter?? Wir sind ganz flexibel, neues Ziel: die Isle of Wight, der berühmte Seglerhafen Cowes.. Seit 1931 findet hier die weltberühmte und in ihrer Art größte Segelregatta rund um die Isle of Wight statt. 1500 Boote mit 16 000 Seglern segeln rund um die Insel. Auch der Admirals- und Commodores Cup startet auf der Isle of Wight. Auch heute finden wir ein Regattafeld vor, wir müssen uns die Einfahrt in den Hafen hart erkämpfen und uns im Zick-Zack-Kurs zwischen den Seglern durchfädeln, eine große IKEA-Fähre kommt uns auch noch in die Quere. Um 19.00 Uhr, nach 57 Meilen, liegen wir fest in der modernen Marina. Wir belohnen uns für den harten Arbeitstag, mit einem bis zwei Guinness im Pub, zum „Anchor“


in Cowes dreht sich alles um Segeln

10. 6. Cowes kann man nicht gleich wieder verlassen, ohne durch die quirlige Hauptstraße zu streifen; interessante Geschäfte, Segelläden, Kneipen und Pubs reihen sich aneinander. Da wird erst was los sein, wenn die großen Segelregatten anstehen. Ein weiteres Bild von der 35 Kilometer langen und 20 Kilometer breiten Insel machen wir uns mit einer Busfahrt über die Inselhauptstadt Newport im Inneren, weiter nach Ryde an der Nordküste und von dort mit der kürzesten, 13,6 Kilometer langen Eisenbahnlinie nach Shanklin an der Ostküste. Die Eisenbahn schüttelt uns gehörig durch, es verkehren die ab 1938 ausrangierten antiken aber unbequemen alten Londoner U-Bahn-Züge. Viele Schüler, alle in hübschen Schuluniformen, fahren auf dem Rückweg mit. Übrigens fand auf der Isle of Wight in Jahr 1970 das berühmte Woodstock Rock Festival mit den Doors, the Who, Miles Davis, Leonhard Cohen und Jimmi Hendrix statt. Paul Mc Cartney schrieb während seines Aufenthalts auf der Insel „when I’m sixty-four.


im alten U-Bahnzug fahren wir über die Isle of Wight


Yarmouth auf der Isle of Wight, unser nächster Hafen.
Bevor wir erneut den Kanal queren, laufen wir auf der Ostseite der Isle of Wight den Hafen Yarmouth an. Nach einer kurzen aber rasanten Segelei, hoch am Wind, bei 4 – 5 Windstärken, trauen wir unseren Augen nicht. Vor der Hafeneinfahrt empfängt uns im Schlauchboot der Berthing Master: „follow me“ sagt er und weist uns einen Platz am Steg an. Schubst mit seinem gummigepufferten Boot unseren Bug etwas an, dass das Anlegemanöver noch einfacher wird. Sagenhaft der Service! Wir schießen noch einige Fotos vom hübschen Städtchen Yarmouth und gehen dann an die komplizierten Navigationsberechnungen. Wo und wann trifft uns der Gegenstrom am wenigsten hart, ist die Frage. Auf der langen Strecke erwischt er uns auf jeden Fall. Sicher ist, wir müssen bei mitlaufendem Strom hier los, denn der setzt mit bis zu 5 Knoten Geschwindigkeit. Fertig: wecken ist um 4.00 Uhr englischer Sommerzeit! Schnell in die Koje.


Yarmouth ist ein hübsches Städchen

Das Meer bewegt sich mit uns!
Tag 32, gleich nach Sonnenaufgang um 4.40 Uhr gehen wir die nächste Kanalüberquerung an.
Heute fahren wir nicht über das Meer. Als ob Momo in ihrem vollen Segelkleid an einem Punkt darauf festgeklebt wäre, bewegt sich das ganze Meer mit uns. Momo läuft über Rumpfgeschwindigkeit, mit 10 Knoten Fahrt. So lassen wir uns mit Meer, Strom und Welle durch die Engstelle „The Needles“ spülen. The Needles sind freistehende hohe Kreidefelsen an der äußersten Spitze der Insel Wight.


ein ganz berühmter Ort an der englischen Küste, die Needles

Wie Nadeln, ragen die Felsen malerisch aus dem Meer. So hoch wie möglich segeln wir am Wind, denn der Strom versetzt uns so stark vom Kurs, dass wir 20 Grad vorhalten müssen. Mein Magen verträgt die in den Wellen hin- und her rollenden Bewegungen an Bord heute nicht. Wären wir doch schon drüben, in Cherbourg, wünsche ich mir. Die 2 Mann Besatzung hat dagegen weniger Probleme, obwohl Dietmar diese Schräglage vom Katamaransegeln auch nicht gewöhnt ist. In knapp 11 Stunden, trotz zeitweiligem Gegenstrom, schaffen wir die 68 Meilen sensationell schnell


in Cherbourg liegen wir in einer riesigen Marina

Eine halbe Meile laufen wir entlang der mit Palmen und riesigen Rosmarinbüschen geschmückten Hafenpromenade bis wir endlich das Hafenbüro entdecken. Der Skipper muss beim Anmelden im Hafen all sein Französisch auskramen. Ziemlich viel Informationen will der Hafenmeister von uns wissen: Länge, das ist klar, dann Schiffsname, Schiffstyp, woher wir kommen, wohin wir wollen, Anzahl der Crew, unsere Namen usw.. Einen Stadtausflug sparen wir uns. Das Lammfleisch zum Abendessen wird mit frischen Rosmarinnadeln vom Hafen aus Cherbourg gewürzt. Nach der anschließenden Tide- und Stromberechnung steht fest, es gibt kein Frühstart, erst um 11.30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit müssen wir los für die Strecke um das Kap de la Hague, den Alderney Race, zu den Kanalinseln.

Freitag der 13., nein es ist erst der 12. Juni
An Bord laufen die Abreisevorbereitungen. Zum Frühstück gab es wieder keine Croissants, dafür eine böse Überraschung.


böse Überraschung, wir kommen uns vor wie Drogendealer

Plötzlich stehen blaue Hosenbeine an Bord von Momo, durch das kleine Lukenfenster aus gesehen. „Der Hafenmeister“, sage ich spontan und krame nach der gestrigen Quittung. - Moment mal, der Typ steht ja auf der Wasserseite! Überrascht stecken wir alle gleichzeitig die Köpfe aus dem Niedergang. Wir trauen unseren Augen nicht! Ein Zollboot hat lautlos an unserer Momo festgemacht. Die blauen Hosen gehören einem französischen Zollbeamten und jetzt steigen noch zwei weitere und noch eine Zollbeamtin über Momo’s Bordwand. Wir sollen uns eine Jacke anziehen machen sie uns verständlich. Was soll denn das? Zwei Stunden verdammen sie unseren Gast und mich, draußen im Cockpit zu warten, so lange die Zollbeamtin auf uns aufpasst und Uwe unten im Salon den drei Zollbeamten Frage und Antwort stehen muss. Auf französisch versteht sich, in Frankreich spricht man n u r französisch! Sämtliche Dokumente, selbst Schiffspläne wollen sie sehen, Fragen nach woher, wohin, wie lange wir unterwegs sein werden, nach Arznei, Morphium, Tabak, Fragen unseren Gast betreffend. Ein Zollbeamter fährt mit seinem Boot jetzt unsere komplette Dokumentenmappe an Land, zur weiteren Kontrolle durch seinen Chef. Die an Bord gebliebenen Beamten packen ihre Handschuhe aus. Sie durchsuchen das Schiff. Die Zollbeamtin übernimmt die Schränke und Koje von Madame. Der Chef der Vier untersucht persönlich das Klo. Unglaublich, diese Durchsuchung innerhalb der EU, in unserem Nachbarland. Wir kommen uns vor wie Verbrecher. Den Zoll werden wir noch öfter an Bord haben, aber in Frankreich hätten wir so eine Aktion ganz gewiss nicht erwartet. Zum Abschluss machen sie noch Innen- und Außenfotos von Momo, als auch ich den Foto zücke, winken sie ärgerlich ab. Wie sie uns dann endlich, nach zwei Stunden in ihrem Zollboot verlassen, knipse ich doch noch ein Andenkenfoto von den Vieren, beim Wegfahren. Schnell fort aus Frankreich und wieder in Britisches Hoheitsgebiet.


Die Kanalinseln stehen auf unserer geplanten Route.

Kanalinseln?
Wo liegen denn die, sie waren seither weiße Flecken auf der Karte für mich.
Die Inseln Guernsey, Sark, Alderney, Herm und Jersey:


hier liegen die Kanalinseln

Lage: im Ärmelkanal,
sie werden auch die normannische Inseln genannt oder als kalifornische Channel Islands bezeichnet, sie sind die Britische Seele im Herzen der Normandie

Politischer Sonderzustand:
sie sind unterteilt in Amtsbezirke Guernsey und Jersey und sie haben eigene Parlamente
sie sind autonom, nicht Mitglied der EU, gehören aber zu derem Zollgebiet, galten als attraktive Steueroase
Sprache ist Englisch, das Englische Pfund ist offizielle Währung, sie drucken aber auch ihre eigene Währung. Die Zeit richtet sich nach der Englischen, auch auf den Straßen wird links gefahren.

Auf der Insel Sark herrschte bis Dezember 2008 noch der Adel, sie war die letzte Hochburg des Feudalismus.

Klima: gemäßigt, mediterran

Einwohner: insgesamt 160 000

Geologie:
Gipfelreste des Armorikanischen Massivs, bestehend aus 2 Milliarden altem Tiefengestein. Sie wurden nach dem Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit zu Inseln. Durch Erosion entstand die heutige Oberflächenfläche mit den Plateaus und den hohen, steil abfallenden Küsten.

Die Inseln waren Teil des Atlantikwalls, viele Bunker und bedrückende unterirdische Gänge gibt es noch zu besichtigen.

Als erste der Inseln laufen wir Guernsey an.
Sie liegt mitten im Kanal, jedoch dichter an Frankreich, ca. 50 Meilen, als vor der 80 Meilen entfernten englischen Küste. Navigatorisch ist unsere Fahrt heute nicht einfach, erst gilt es mit mitlaufendem Strom um das Kap de La Hague zu kommen, dann durch den Alderney Race, mit angegebenen 7 bis 8 Knoten Geschwindigkeit Strömung, und weiter durch den Little Russel mit zahlreichen Untiefen. Zeitweise fährt Momo wieder über ihrer Rumpfgeschwindigkeit, 10,2 Knoten zeigt sie an.


Guernsey wird von der riesigen Festung dominiert

Wir sind deshalb zu früh auf der Insel Guernsey. Der Hafen ist noch nicht passierbar, die ankommenden Schiffe liegen bis zum nächsten Hochwasser vor dem Hafen an einem Steg auf Warteposition. Organisiert wird das Chaos der ankommenden Schiffe durch zwei im Schlauchboot umherflitzende Hafenmeister. Wir genießen die Kulisse, vor allem das wuchtige Castle Cornet., und das rege Treiben um uns herum, dann schenken wir uns wieder eine Stunde Zeit, indem wir die Uhr umstellen. Das Anlegerbier und das Dinner mit Fehmarn-Kartoffeln mit Salz und Butter, ziehen wir vor, während wir im Päckchen am Steg auf das Hochwasser warten. Endlich im Hafen St. Peter Port, begeistert uns das Städtchen mit seinem ganz besonderen Flair, unterschiedlichste architektonischen Stilrichtungen, ein Monaco und St. Moritz Mix stellen wir fest, gemütliche Lokale laden zum Essen und die Läden locken zum mehrwertsteuerfreiem Shoppen.


St.Peter Port, eine Mischung aus St.Moritz und Monaco

Auf der nur 78 Quadratkilometer großen Insel Guernsey erleben wir zwei ganz außergewöhnlich schöne Tage. Wir erkunden erst den Stadtkern per Fahrrad und dann geht’s mit dem Explorer-Bus ringsum die Insel. Kostenlos, denn heute ist der 100-jährige Jahrestag der Verkehrsbetriebe. Wo es uns gefällt steigen wir aus, wie an der Pembroke Bay am Mont Cuet, an der Grandes Roques Bay und auch auf der West Show Site, einem ganz besonders schönen Fleckchen und genießen die Aussicht hinüber zu Lihou Island. Kaum zu glauben, aber bei Ebbe führt ein Weg rüber zur Insel, momentan ist von ihm nichts zu sehen. Wir kommen vorbei an herrlichen Buchten, Sandstränden, Steilküsten, Forts, Castles und kleinen hübschen Dörfern. Für Golfspieler gibt es im Norden und Westen der kleinen Insel sogar einen Golf Course. Auf der „falschen Straßenseite“ fährt der Bus dicht und zentimetergenau an den, auch in England üblichen, hohen Hecken und Mauern vorbei. Im milden mediterranen Klima wachsen auf Guernsey Palmen, Zypressen, Bananenstauden und ganz intensiv bunte Blumen. Immer wieder holt uns aber auch die Geschichte ein, zur Besichtigung stehen die vielen bedrückende Bunkeranlagen von 1940 - 45, „Events that have shaped the Island“.


die Momo-Crew vor Lihou-Island


Isle of Sark
Der kleinen nur 3 Meilen breiten und 12,5 Meilen langen Insel gilt unser nächster Besuch.
Guernsey und Sark liegen nur 8 Seemeilen voneinander entfernt, aber auf den paar Meilen bekommen wir deutlich zu spüren, wie der Strom, wenn er von der Seite kommt, das Schiff in der Richtung versetzt. Der Kompass zeigt mitunter 30 Grad mehr oder weniger an, als das GPS mit dem Sollkurs. Zu unserem Ausflug haben wir Bilderbuchwetter mit Schäfchenwolken bei den Wetterfröschen bestellt, türkisfarben, karibisch anmutend liegen die vielen Buchten der Insel vor unserem Bug.


unser Ankerbucht auf der Isle of Sark

Wir entscheiden uns für die Bucht La Grève und machen an einer Boje fest. Um an Land zu kommen, müssen wir jetzt das Dinghy wieder aufblasen. Drei Portionen Bohnen mit Speck und Ei, dann paddeln wir auch schon an Land und wandern über den Zickzack-Weg die Steilküste auf das Plateau der Insel hinauf. Auf Sark gibt es nur 600 Einwohner, keine Steuern, keine geteerten Straßen und keine Autos, aber ein Fahrradgeschäft finden wir. Wir mieten drei bycycles und los geht’s zur Erkundungstour über die ruhige, idyllische Insel. Es ist eine andere Welt, die Zeit macht hier Pause und hat ihren eigenen Rhythmus.


der Verbindungsgrat zwischen Great und Lttle Sark

Die Isle of Sark ist geteilt in Great und Little Sark, verbunden mit einem schmalen Grat. Wir genießen die herrliche Aussicht. Der Weg auf dem Grat wurde 1945 von deutschen Kriegsgefangenen betoniert, sagt uns eine Hinweistafel. Wir finden die Hauptstraße, die Avenue, mit Läden und Lokalen, aber sonst liegen die Häuser und die kleinen romantischen Hotels weit verstreut auf der Insel. An Sehenswürdigkeiten gibt es die St. Peters Church von 1820, ein Mini-Gefängnis von 1856, eine Windmühle von 1571, eine Silbermine und das Wohnhaus des Seigneurs. Viel mehr beeindruckt uns aber die Landschaft mit den mediterranen Pflanzen, die Ausblicke auf die Buchten mit türkisfarbenem klaren Wasser, das lockt mich sogar nach unserer Heimkehr auf das Boot zu einem Bad. Das Atlantikwasser ist aber ganz und gar nicht karibisch warm. Traumhaft so an der Boje zu liegen und mal nicht am Steg in einem belebten Hafen.

Isle of Jersey
Unser Gast muss wieder heim, Saint Malo in Frankreich wäre ein guter Absprunghafen, aber leider macht der Wind mal Pause. Wir disponieren um und laufen noch eine weitere Kanalinsel an: die Isle of Jersey, den Hafen in Saint Helier. Von Jersey aus bekommt Dietmar einen günstigen Flug. Zug, Flugzeug, Fähren, Auto – alle Verkehrsmittel sind auf die Stunde planbar, die Ankunfts- und Abfahrtszeit von einem Segelboot aber nicht, die bestimmt hauptsächlich der Wind und der lässt sich nicht in einen Fahrplan pressen, er überlistet sogar manchmal die Meteorologen. Der Segler braucht Zeit, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

24 Seemeilen lang segeln wir bei herrlichstem Sonnenschein und mit bis zu zwei Meter hoher Dünung zur Isle of Jersey. Genau um 12.00 Uhr liegt der Point Corbiere mit seinem weißen Leuchtturm querab. Von weitem sah er aus wie ein vor Anker liegendes Kriegsschiff. Der Leuchtturm ist 19 Meter hoch und sein Leuchtfeuer ist bis zu 30 km weit am Horizont auszumachen. Wir segeln an der Südküste vorbei, wo sich Steilküsten und weite Sandbuchten abwechseln, die St. Brelade’s Bay und die St. Aubin’s Bay. Dann sehen wir das Elizabeth Castle und erreichen kurz darauf den Hafen.


der Sill im Hafen von St.Helier auf Jersey

Im Hafen von Jersey, Saint Helier, blinkt die Ampel grün und wir rutschen ungestreift über den Hafensill, die große digitale Wasserstandsanzeige zeigt uns 4,60 Meter an. Von Momos Liegeplatz aus können wir diese Anzeige sehen, wie sie sich ununterbrochen verändert: Alle sechs Stunden geht sie auf 4,60 Meter hinauf und auf 0,00 wieder hinunter. Wer den Sill nicht schafft mit seinem entsprechenden Tiefgang am Boot, muss am Steg vor dem Hafen warten. Jersey ist die größte der Kanalinseln mit 116 Quadratkilometern und seine Hauptstadt, Saint Helier, sehr modern. Ab dem super organisierten, modernen Busbahnhof machen wir eine Tour mit dem Linienbus an der Ostküste entlang bis zum Mont Orguell Castle. Inzwischen ist Ebbe und die Küste liegt im Trockenen mit all den festgemachten Booten, deren Leinen und Ketten liegen jetzt flach auf dem Schlamm.


Gorey Pier, alle 12 Stunden fallen die Schiffe trocken

Wir gehen weiter auf Entdeckungsreise, sehen jetzt von der Landseite aus die St. Aubin’s Bay und die St. Brelade’s Bay im Süden der Insel. Jersey ist eine vielseitige Insel, sie bietet neben dem Wassersport und den breiten Sandbadestränden vor kristallklarem Wasser auch herrliche Wanderwege, ein verzweigtes Netz von Fahrradwegen, viele gepflegte Gärten und Parks und sogar eine Lavendelfarm. Museen und Burgen kann man besichtigen, aber auch die schrecklichen Kriegstunnel aus der fünfjährigen Besatzungszeit, die eine dauerhafte Erinnerung an die deutsche Besatzung von Jersey bleiben sollen. Auch für uns nicht zu übersehen, die kilometerlangen Befestigungsanlagen an den Sandstränden der Südküste. Sonnenhungrige nutzen die Mauern heute als Windschutz.

Morgen, am Samstag, dem 20. Juni verlassen wir Jersey, bevor Momo Algen und Muscheln ansetzt. Wir werden die freundlichen Briten vermissen! Vor der Abreise bunkern wir noch einen neuen Vorrat an Zoll- und Mehrwertsteuerfreiem „Grolsch“ und „Bavaria“ Bier von Boat Fayre Ltd. Duty Free. Von Marks and Spencer kaufen wir noch etwas Frisches: Royal Potatoes und Tomatoes von der Insel Jersey und noch etwas sliced ham. Die Bordküche war auch in den letzten Tagen etwas British angehaucht, so gab es zwei Mal baked beans, ab und zu muffins und Süßigkeiten mit mint, aber nur ein Mal sausages, die kamen weniger gut an. Dass wir nah der Normandie sind merkt man auch am Brot, wir kriegen hier leckere Croissants und Baguettes.


adieu Jersey und Channel Islands

Wir sind jetzt seit 40 Tagen unterwegs und Momo ist 890 Meilen bisher gefahren. Unsere Position auf Jersey liegt auf 49°10’83 Nord und 02°06’71 West.

...... und wieder geht’s über den Englischen Kanal, wohin, das kommt im nächsten update.

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