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Datum |
18. November
2011 |
Position |
Port
Elizabeth, Südafrika |
Seemeilen bisher |
26568 |
Wind |
Nord-Ost 4 Bft |
Tage unterwegs |
921 |
Christmas
Island, ein Vulkanspot mitten im Indischen Ozean
Gelandet
in der Flying Fish Cove Bay:
wir landen mit Momo, nicht wie im Jahre 1643 Captain
William Minors von der Royal Mary an Weihnachten
auf Christmas Island, unser Anker fällt in das
schwarze Wasser auf 15 Meter Tiefe genau 368 Jahre
später, am Sonntag dem 14. August 2011
exakt um 1.46 Uhr nachts.
Aus dem Handbuch wussten
wir bereits, dass der Ankergrund der Flying Fish
Cove Bay mit Korallen bedeckt ist und
der Anker schlecht hält, außerdem starker
Schwell in der Bucht das Ankerliegen ungemütlich
macht. Es bleibt uns aber nichts anderes übrig
als zu ankern. Rainer und Ursula sind zwei Tage vor
uns in Darwin ausgelaufen und an der einzigen verbliebenen
halblebigen Boje hängt jetzt die SY Thule. Um
2.00 Uhr nachts sitzen wir jedenfalls im Cockpit von
Momo
bei unserem wohlverdienten Anlegerbier - nach zwölf
Tagen und Nächten auf dem Indischen Ozean. Langsam
fällt die Anspannung ab - wir können wieder
eine Etappe abhaken. Eine Traumfahrt zur Weihnachtsinsel
unter Passatsegel und Spinnaker im Wechsel.
"idyllischer" Ankerplatz in der Flying Fisch Cove
Die zurückgelegten 1520 Meilen durch die Timor
Sea zwischen der Nordküste Australiens und den
nahe liegenden Inseln von Indonesien (manchmal nur
50 Seemeilen entfernt), gehören zum gemütlichsten
Abschnitt unserer Reise. Sonnenschein, Passatbewölkung,
laue Nächte unter dem hellen Schein des Vollmondes,
glutrote Sonnenuntergänge, manchmal, wenn die
Atmosphäre klar ist, mit dem imaginären grünen
Blitz, genau im Moment des Verschwindens der Sonne
hinter dem Horizont.
erstmal ist es uns gelungen, den "grünen Blitz" auf
den Chip zu bannen
Bis auf drei Frachter, die uns
begegnen, gehört uns das Meer allein. Aus der Luft
werden wir allerdings regelmäßig
von Big Brother beobachtet, das Flugzeug der Australischen
Coast Guard überfliegt uns regelmäßig
in den ersten fünf Tagen. Über Funk werden
wir kontrolliert und befragt nach Namen, Rufzeichen
wie viel Personen an Bord, Zielhafen, und und und....
Immer um 17.00 Uhr. Als wir das Ashmore Reef erreichen,
fährt uns sogar das Zollschiff Triton entgegen – wieder
die gleichen Fragen, aber das war die letzte Kontrolle.
Der Wind variiert zwischen drei und sechs Windstärken
und die See ist ruhig. Meist laufen wir unter Passatsegel,
aber auch unter unserem bunten Spinnaker, sogar über
Nacht lassen wir ihn einmal stehen, als dunkles Ungeheuer
im Mondschein!
Unsere Hauptbeschäftigung an Bord
ist den Spinnaker zu setzen und zu bergen. Die Momo
läuft so ruhig durch das Wasser mit dem Spi, dass
wir im Cockpit sogar Karten spielen können. Wir
lesen ein Buch nach dem anderen, der Duft von frischem
Brot und Pizza kommt aus der Kombüse, wir genießen
die Sonnenuntergänge und sogar die Nachtwachen
sind entspannt bei hellem Mondschein. Ob die Fahrt
ein- zwei Tage länger dauert, spielt keine Rolle
bei diesem gemütlichen Tempo. Eines Nachts leistet
uns eine Seeschwalbe Gesellschaft. Sie landet auf dem
Sperrholzbrettchen von Johannes, unserem Windpilot,
dann schläft sie auf Deck ein und verlässt
uns erst wieder am frühen Morgen.
Unter Spi auf dem Indik
Delfine, Fregattvögel
und Boobies
Am 12. Tag, unserem letzten, fliegen kurz vor Sonnenuntergang
Tausende von Fregattvögel und Tölpel, hier
heißen sie Boobies, über uns hinweg, auch
ihr Ziel scheint Christmas Island zu sein. Gleichzeitig
sehen wir, wie vor uns im goldschimmernden Wasser
der untergehenden Sonne Hunderte von Delfine auf
Momo zuschwimmen. Bronzefarben glänzen ihre
hoch springenden Körper im Abendlicht – ein
ergreifendes Schauspiel. Gerade noch rechtzeitig
bevor die Sonne unter geht, glutrot natürlich,
heißt es noch: Laaaand in Sicht! Noch ein ganz
kleiner Haken schmälert die Traumfahrt, die
letzten zwanzig Meilen ziehen sich endlos, auf Momo
klappern Töpfe, knarren die Bäume, die
Schoten knirveln, an Schlaf denkt keiner mehr von
uns. Wir müssen in die Flying Fish Cove von
Christmas Island bei Nacht einlaufen, was laut Führer
machbar, aber nicht zu empfehlen ist.
Christmas Island, politisch
seit 1958 zu Australien gehörend, liegt im Indischen
Ozean auf 10°24'6
Süd und 105°40' Ost. Java liegt 190 Seemeilen
südlich von Christmas Island, 530 Meilen westlich
die nächste Insel Kokos Keeling, weitere 2050
Meilen sind es bis Rodrigues, weitere 350 Meilen entfernt
liegt Mauritius, 135 Meilen weiter kommt Réunion
und dann, dann noch weiter im Westen treffen wir
auf Festland, auf Afrika, vorher aber werden wir noch
im Süden um Madagaskar herumsegeln.
Obwohl es Sonntag
ist, werden wir herzlich und unbürokratisch
von den Behörden auf Christmas Island empfangen,
nicht im Zollgebäude sondern gleich am Strand,
am Barbeque Platz. Zurück an Bord ankern wir ganz
schnell um, mit Schrecken stellen wir nämlich
fest, dass wir heute Nacht zu dicht vor der schroffen
Küste geankert haben. Christmas Island erhebt
sich aus 2000 Metern Tiefe steil aus dem Indischen
Ozean und erhebt sich 350 Meter über den Meeresspiegel.
Eine angenehme Ankerlinie mit 15 Meter Tiefe zu finden
ist gar nicht einfach.
Momo in der Flying Fisch Cove
Der Anker liegt jetzt auf 20 Meter Tiefe und festgekeilt
zwischen riesigen Table Corals. Die Form der Korallen
gleicht einer Tischplatte mit einem Fuss, der Aufenthalt
von Fischen in allen Farben und Mustern. Kein guter
Platz für einen Anker. Hoffen wir mal, dass der
Anker hält und dass wir ihn beim Ablegen auch
wieder hoch bekommen.
Die schroffe Kalksteinsteilküste ist ein Paradies
für die brütenden Vögel, von unserem
Ankerplatz aus beobachten wir die Tiere stundenlang.
Abends, wie die Weißbauch-Fregattvögel
den Abbott-Tölpeln oder den Brown Boobies und
den Red-Footed Boobies ihre soeben gefangenen Fische
wieder
abjagen und morgens, wie sich die Vögel aus
ihren Felsnischen in Gruppen zu Hundert zusammenschließen
und als Schwarm hinaus aufs Meer fliegen. Tausende
von Vögeln – abends fliegen sie alle wieder
zurück zu ihrer Felsnische. Während unserer
Vogelbeobachtung beim üblichen Sundowner schallt
der Gesang des Muezzins über die Bucht.
Eine
riesige Verladestation beherrscht die Bucht. Über
ein Förderband vom Berg herab wird das Phospat
auf die Schiffe verladen, die wegen des starken Schwells
in der Bucht nicht an einem Verladesteg sondern an
riesigen Moorings liegen.
Auf Christmas Island wird
seit 1888 Phosphat abgebaut und mit Frachtern in
alle Welt verschifft. Die Mehrzahl der nur 1200
Einwohner zählenden Insel sind Chinesen, Inder und Malayen.
Die „Thules“ erzählen uns, dass sie
gestern zwei Schiffe mit je 300 Flüchtlingen beobachten
konnten, die die Flying Fish Cove ansteuerten. Christmas
Island ist das australische „Lampedusa“.
Die meisten Flüchtlinge sind aus Asien, aber sie
kommen auch aus Afganistan oder dem Iran. Auf der Insel
gibt es ein großes Lager für die illegalen
Immigranten . Sie haben große Chancen in Australien
aufgenommen zu werden. Uwe und ich haben keine Chance
Citizen von
Australien zu werden, wir sind zu alt.
Ein Mix aus
Natur, Kultur und Staub
Im Ort Flying Fish Cove stehen noch einige Gebäude
aus vergangenen Zeiten, auch gibt es eine Moschee,
einen Buddhisten-Tempel, eine Katholische Kirche, Postamt,
Bank mit Cash-Automaten, Informationszentrum, Scooter-Verleih
und Supermarkt. Die Einheimischen wohnen in Steinhäusern,
der ganze Ort wirkt sauber und aufgeräumt, überzogen
mit einer feinen Phosphatstaubschicht. Noch nirgends
sonst sind uns so freundliche, hilfsbereite
und kontaktfreudige Menschen begegnet. Als Fußgänger
am Straßenrand wird man von fast jedem Autofahrer
gefragt wo man hin will und bereitwillig mit genommen.
Sogar mit einem Polizisten sind wir so „getrampt“ und mit unserer 12 Liter schweren Gasflasche werden
wir auf dem Weg zur Gasfüllstation mit dem Auto
mitgenommen.
Mit dem Scooter durch den Urwald der bergigen
Insel.
Autos gibt es keine zu mieten, so leihen wir uns
kurz entschlossen zwei Motorroller für die Inselerkundung.
Für mich ist dieses Gefährt neu, in Ermanglung
eines Übungsplatzes fahre ich gleich auf die
Straße und zweimal um den Kreisverkehr – es
wird schon klappen. Am Ende des Ortes erstrecken
sich entlang der Straße die Friedhöfe:
auf der Seeseite der Muslimische und der Christliche,
auf der Gegenseite liegen die Chinesischen Gräber.
Weiter zum Christmas Island Golf Club. Zehn
Dollar kostet eine Runde, die man in einer Plastikbox
hinterlegen
kann. Auf der Scorecard stehen einige Local Rules,
so gibt es z. B. Erleichterung wenn der Ball
an einer toten Krabbe liegt oder neben Kokosnüssen im
Bunker. Wir sehen niemand spielen und fahren weiter.
Neben der Straße liegt eine Grotte, mitten
auf der Wiese ein kleiner Buddhistischer Tempel,
dann sehen wir das Casino, einst ein großartiges
Gebäude mit weitem Blick über die Steilküste
auf den Ozean. Inzwischen ist es dem Verfall preisgegeben.
die blaue Grotte
Serpentinen hoch in die Berge mit dem Scooter!
Noch ist die Straße gut geteert, aber staubig.
Ein kurzer Abstecher zum Airport, wo Flüge von
und nach Jakarta und Perth abgehen. Wir fahren an Bagger,
Raupen, Förderbändern und Silos vorbei. Der
Phosphatstaub hat sich auch auf den Urwald entlang
der inzwischen mit Schlaglöchern übersäten
staubigen Straße gelegt. Entgegenkommende Trucks
mit 39 Meter Länge stauben uns ein.
auf staubigen Strassen über die Insel
Wir sind froh,
endlich Richtung Strand abbiegen zu können. Statt
durch Staub fahren wir jetzt aber auf einem schmalen
zerfurchten Weg durch den Urwald.
Das Lenkrad fest umklammert komme ich ganz schön
ins Schwitzen. Ein Rinnsal läuft über die
Straße, Matsch – geschafft, nein, jetzt
kippt der Roller doch noch um. Nichts passiert! 30
Prozent Gefälle und ein Schild nur für 4-Wheel-Drive
lässt uns den Scooter parken und zu Fuß durch
den tropischen Regenwald weiter gehen, zur Greta Bucht. Über
steile Treppen erreichen wir schönen Sandstrand, übersät
mit Flip Flops und anderen angeschwemmten Sachen,
meist aus Plastik.
Plastikmüll am Greta Beach
Auf dem Rückweg stoppen wir kurz
für ein Foto, als ein Einheimischer im Auto anhält
und uns fragt ob alles ok sei. Auf unsere Bestätigung
hin fährt er wieder zurück, der Fahrer
hat sich um uns wohl echt Sorgen gemacht!
Die Weihnachtsinselkrabben.
Uns fallen die kleinen Tunnels auf , die ständig
unter der Straße durch führen, die sind
sicher für die roten Krabben gebaut, damit sie
auf ihrem Weg aus dem Urwald zum Meer nicht überfahren
werden. Ob sie das wohl schnallen, dass sie unten durch
sollen? Wir treffen nur auf drei vereinzelte Krabben
auf der Straße und können sie mühelos
umfahren. Aber bei Beginn der Regenzeit im November,
die rot gefärbte tellergroße Weihnachtskrabbe
richtet sich nach der Mondphase, wandern sie zu Millionen
vom Hochland Richtung Meer zur Eiablage. Die Invasion
bedeckt die Insel an diesen Tagen mit einem roten Teppich,
weshalb auch spezielle Fahrregeln gelten. Die Massen
laufen über alles und durch alles was ihnen in
den Weg kommt: Straßen, Gärten, Häuser,
und Autos bis sie das Meer erreichen und ihre Eier
in Felslöcher ablegen.
wir treffen nur eine einzelne Krabbe
Wohlbehalten treffen wir
wieder in Flying Fish Cove ein, die Fahrt mit dem
Scooter war ganz schön
anstrengend. Im Ort sehen wir eine große Tafel
mit Straßenbezeichnungen und closed und open
Schildchen, wie sie auch bei uns in Wintersportgebieten
anzutreffen sind – dort wegen Schnee und Lawinengefahr – auf
Christmas Island werden die Straßen closed wegen
Krabbenwanderung. Eine tolles Fleckchen diese Weihnachtsinsel – wäre
da nicht der besch... Ankerplatz.
Nach vier tollen
Tagen gehen wir kurz vor Mittag,
am
Donnerstag dem 18. August, Anker auf. Mit viel
Gefühl
holen wir die zwischen den messerscharfen Tischkorallen
im Zick-Zack-verlaufende Ankerkette und den Anker an
Bord. Ganz schön aufregend ist das Manöver,
die Kette und der Anker dürfen nicht abreißen,
sonst haben wir ein großes Problem. Die Kettenglieder
haben sich an den Korallen ziemlich blank gerieben,
um eine neue Verzinkung der Kette werden wir nicht
herum kommen – gelegentlich. Wir sind froh,
mit Momo wieder auf dem Ozean zu schaukeln.
Rauschefahrt
nach Kokos Keeling
Kokos Keeling ist die entfernteste australische
Insel, über
500 Seemeilen zu segeln für uns und wir rechnen
mit fünf Tagen. Die Grib Files und die Wetterwelt
melden gute Bedingungen. Konstanter Ost und Ost-Südostwind
ist angesagt. Lassen wir uns überraschen, jedenfalls
legen wir schon in den ersten fünf Stunden auf
einer gewaltigen Dünung eine Rauschefahrt mit
durchschnittlich 7 Knoten hin. In der dunklen Nacht
kommt uns um 3.20 Uhr ein Frachter entgegen, die Princess
Mary, wenn sie weiter diesen Kurs fährt wird uns
das Ungetüm zu Nahe kommen, auf nur 0,39 Seemeilen,
abzulesen auf unserem unschätzbaren Automatischen
Identifikationssystem. Da unser Klüver ausgebaumt
ist und wir den Kurs nicht ohne größere
Umstände ändern können, bittet Uwe über
Funk die Princess um eine Kurskorrektur. Auf der Princess
Mary muss erst der Kapitän geweckt werden, klärt
man uns auf. Kurz darauf ändert das Schiff seinen
Kurs!
Der Freitag verläuft normal bei 4-5 Windstärken
und am dritten Tag, dem Samstag ist klar, wir sind
mal wieder schneller als gedacht und geplant. Auf der
flachen Koralleninsel Kokos Keeling ist eine Nachtansteuerung
nicht drin. Schade, wir können den schönen
Südost-Passatwind nicht voll nützen, wir
müssen trödeln und das bedeutet reffen. Drei
Reffs im Großsegel und der Klüver gerefft
in Taschentuchgröße. Bremsen ist schrecklich,
jetzt haben wir zu wenig Fahrt für die hohen Wellen
und das Geschaukel ist fürchterlich. Wie sagt
Rainer, der Thule-Skipper "Momo humpelt"
Kokos Keeling kommt in Sicht
Laaand (Palmen)
in Sicht, am Montag um 7.37 Uhr!
Zuerst sichtbar sind die Palmen der ganz flachen
Insel. Als wir den Pass erreichen, erkennen wir
zehn aufragende
Masten in der Ankerbucht vor Direction Island.
Ein unglaubliches Farbenspiel, nur im Blaubereich – so
schimmert die Lagune von Kokos Keeling. Jetzt gilt
es nur noch den richtigen Weg durch die Korallenbänke
zu finden, nach Sicht schlängeln wir uns um
die dunklen Korallenstöcke herum auf hellblauem
und türkisgrünem und türkisblauem
kristallklarem Wasser. Geschafft, um 9.45 Uhr fällt
unser Anker in feinsten weißen Sand vor Direction
Island. Jetzt schnell die Schnorchelbrille auf und
ab ins erfrischende Wasser um den Anker zu kontrollieren.
Aber wer begrüßt uns denn da? Vier kleine
Blacktip Haie umkreisen neugierig die blaue Momo.
Ich warte lieber noch kurz mit dem Baden, aber lange
halte ich es nicht mehr aus an Bord, das klare Wasser
lockt und die „Kleinen“ werden mir
schon nichts tun.
Kokos, ein Traum in blau und grün
13 Tage Südseeurlaub auf Kokos Keeling
auf 12°05,48
Süd und 096°52,90 Ost!
Ein Paradies, wie wir es seit den Tuamotus nicht
mehr gefunden haben. Zum ersten Mal entdeckte Kapitän
Keeling 1609 die Insel. Kokos Keeling umfasst zwei
Atolle: North und South Keeling und diese bestehen
aus 27 flachen meist unbewohnten Koralleninseln, die
die Lagune umschließen – sie ist vielleicht
sechs Seemeilen im Durchmesser. Bewohnt sind die Inseln
Home und West Island. Auf Home Island befindet sich
eine Ansiedlung lauter gleicher
Gebäuden, sie sind alle im Jahr 1980 von der Australischen
Regierung geliefert und finanziert worden. Zum Straßenbild
gehören die Muslimischen Frauen in Quads.
Die vielleicht 500 Einwohner von Kokos Keeling sind
Kokos Malaien und Australier. Übrigens ist gerade
Ramadan und das einzige Café am Ort ist geschlossen.
Muslime beherrschen das "Stadtbild"
Im kleinen Museum erfahren wir, dass im November
1914 die SMS Emden vor Kokos Keeling gesunken ist.
Ins Internet kann man sich in einem Büro einmieten,
im kleinen Postamt gibt’s Briefmarken, aber keinen
Geldautomaten oder eine Bank, im kleinen Supermarkt
kaufen wir gefrorenes Grillfleisch für das abendliche
Grill- und Lagerfeuer. Zum Preis von einer Tomate gibt’s
normalerweise ein ganzes Kilo zum Preis von einer Flasche
Wasser bekommt man sonst einen 12-er Pack. Auf West
Island liegt der Flugplatz, der gleichzeitig auch als
Golfplatz genutzt wird. Golf darf nur gespielt
werden wenn kein Flieger kommt. Momentan kommt einer.
Wir erleben die Ankunft einer Boeing 737, eine Sensation
für die Menschen hier. Endlich gibt’s in
den kleinen Läden auf Home- und Westisland wieder
frisches Toastbrot, Kartoffeln, Karotten, Äpfel
und Eier. Sämtliche Lebensmitteln und Verbrauchsgütern,
auch Treibstoff muss aus Australien eingeführt
werden.
Der Versorgungsflieger hat frische Zwiebeln mitgebracht
Eine unbeschwerte Zeit auf Direction Island.
Für uns Segler ist die unbewohnt Direction
Island das Paradies. Tausende von Kokospalmen wuchern
auf
der Insel, einige Hühner laufen frei herum,
das Ufer wird umsäumt von Korallen und feinem
weißen
Sand auf dem rote Einsiedlerkrebse und durchsichtigen
White Ghost Crabs wuseln. Keine Zeitverschwendung
in der Welt des Internets, denn es gibt keine Verbindung.
Die kostbare Zeit ist ausgefüllt mit tollen
Lagerfeuern, angefeuert mit trockenen Palmwedeln
und Kokosnussschalen.
Einen riesigen Spaß haben wir zusammen mit
zwanzig weiteren Seglern beim Werwolf Spiel beim
Knistern des
Feuers, rauschen der Palmen und unter dem freien
Sternenhimmel.
Kokosnüsse sammeln und knacken macht richtig müde,
mit Haien und Delfinen schwimmen ist aufregend, Muscheln
sammeln kann man nie genug und wenn uns die „Decke
auf den Kopf fällt“ steigen wir ins Dinghy
und fahren zur winzig kleinen Prison Island zum Wasserschildkröten
angucken oder nach Home Island zum Wasser in Kanistern
holen oder bei der Jukongs Regatta zuzusehen, die
nach dem Ramadanfest in der Lagune stattfindet. Sogar
zum
Basteln ist Zeit. Wie vor uns schon viele Segler,
so befestigen auch wir eine Erinnerungstafel an der
Palme
am Sundowner-Grillplatz: Momo war hier!
Prison Island
Jukonk Regatta vor Home Island
Momos "Duftmarke" am Palmenstamm
Eine Delfinschule
besucht uns am Ankerplatz.
Das aufregendste Erlebnis in der Lagune beschert
uns aber der Besuch einer Delfinschule, die, inzwischen
sind wir 11 Boote, uns direkt am Ankerplatz einen
Besuch abstatten. Sofort machen sich alle Ankerlieger
klar zum Schwimmen und Schnorcheln, das Dinghy
ist
vorsichtshalber dabei. Die fünfzehn Tiere kümmern
sich überhaupt nicht um ihr internationales
Publikum, sie ziehen ihre Show ab. Uwe und ich wechseln
uns ab, immer einer bleibt im Dinghy, der andere
schwimmt mit den Delfinen, über und Unterwasser,
sagenhaft. Uwe entdeckt plötzlich einen zwei
Meter langen grauen Hai am Rand der Delfintruppe,
ich kann gar nicht so schnell schauen, wie er sich
ins Schlauchboot zurück hechtet. Wenig später
meint er, jetzt könnte ich schnorcheln. Für
mich scheint der graue Hai wohl nicht gefährlich
zu sein, also wieder rein. Ich beobachte einen
Delfin wie er einen bunten Riffisch vor seinem
Maul jongliert,
es scheint der Clown unter der Truppe zu sein.
Am
Samstag landet unser neues Crew Mitglied Uwe auf
dem Golf- bzw. Flugplatz von West Island.
seit Uwe an Bord ist, wissen wir endlich, wie Segeln
geht!
Uwe Reckefuß, unser neues Crew Mitglied ist gelandet!
Er kommt aus München über Perth in Australien,
Zwischenlandung auf Christmas Island, mit der Fähre
geht’s dann von West Island nach Home Island,
wo Skipper Uwe das Dinghy zur Weiterfahrt nach Direction
Island geparkt hat. Die „Blauwasserfahrt“ durch
die Lagune zum Ankerplatz auf Direction Island mit
zwei Personen und schwerem Gepäck wird recht
nass. Gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang
und rechtzeitig
zum Lagerfeuer kommen die zwei Uwe's an und sofort
ist unser neuer Uwe in die Seglergemeinschaft integriert.
Mit dem Tradewind nach Rodrigues.
Am Montag früh, dem 5. September starten wir
bei Sonnenschein mit neuer Crew nach Rodrigues.
Lange zwei Wochen werden wir unterwegs und dabei
über 2000 Seemeilen zurücklegen. Gerade mal einen
Tag hatte unser neues Crewmitglied zum
Regenerieren
nach seinem langen
Flug. Bei zwei mutigen Schnorchelgängen
durch den Pass The Rip, zwischen Direktion und
Prison Island,
lernt er aus nächster Nähe die Black
and White Tip Sharks kennen und natürlich
auch die bunten Rifffische wie den Cocos Anglefish
und die Rainbow
Runners.
Der Wind und der Indische Ozean zeigen
sich uns in den kommenden Tagen von all ihren tückischen
Seiten. Momo hebt und senkt sich im drei bis vier
Meter hohen
Schwell, die Wellen klatschen dumpf auf ihren Rumpf.
Wir müssen deshalb trotz der Hitze die Luken
geschlossen lassen. Dass wir keine „Kaffeefahrt“machen,
ist uns jetzt schon klar, aber mit drei Personen
an Bord sind Segelmanöver und die Nachtwachen
wesentlich entspannter, es kommt sogar vor, dass
wir uns manchmal
morgens ausgeschlafen fühlen.
Der Gesprächsstoff
geht nicht aus und Uwe Reckefuß, der Spezialist
für alles, weiß immer einen
Rat. Vergleiche zwischen Uwe´s Benetton „Jan
Wellem“ und der Koopmans „Momo“,
die Maschine, die Batterien mit der Stromversorgung,
das Rigg, die Segel, der Computer an Bord – die
Themen sind unerschöpflich. Oder aber Neuigkeiten
von daheim – sogar einen neuen „Spiegel“ hat
Uwe im Gepäck zusammen mit Ersatzteilen für
Momo und neue Arznei für die Besatzung. Uwe
R. installiert uns u. a. die Datenübertragung
von unserem Iridium Satelliten Telefon auf den
Laptop.
So dass wir eine weitere Option der Wetterdatenübertragung
haben, falls die Verbindung über Kurzwelle
von Sailmail, über die wir täglich die
Wetterdaten der „Wetterwelt“ in Deutschland
erhalten, nicht mehr funktionieren sollte.
Uwe R. (rechts) an seinem Lieblingsplatz
Der
Indik ist
crazy!
Das Wetter schlägt Kapriolen, es hält sich
nicht an die Daten, die wir von der „Wetterwelt“ bekommen,
auf der graublauen Wasserfläche des Indiks auf
der Momo segelt, sieht die wirkliche Wetterwelt anders
aus. Chaotischem Seegang und hohem Schwell folgt Regen
mit vielen Squalls, verbunden mit kurzzeitiger Zunahme
des Windes, was jedes Mal Segel reffen und anschließend
wieder ausreffen bedeutet. „Scheiß Wettervorhersage“ hat
jemand, es war sogar der Skipper persönlich, am
Mittwoch unserem dritten Tag auf See, in das Logbuch
geschrieben. Nachts müssen wir den Wachrythmus ändern,
vier Stunden am Stück sind zu lang und zu anstrengend.
Uwe R. Funkt über Kurzwelle seinen Freund Klaus
in Deutschland an. Klaus liefert uns nochmal einen
detaillierten Wetterbericht, was aber das Sch. Wetter
und den Sch. Seegang auch nicht ändert. Ganz extreme
Wellen steigen sogar ins Cockpit ein – alles
in allem eine nasse, salzige Angelegenheit, zudem noch
Süßwasser in Form von Dauerregen von
oben.
Am 5. Tag zeigt sich die Sonne. An Bord die Gelegenheit
mal die Angel raus zu hängen. Zwei Fische beißen
an, schaffen es aber sich wieder los zu reißen.
Der Sonnenuntergang mit Delfinen soll uns wohl für
die nächsten grauen Tage mit Schauern und unserem
bisher schlimmsten Seegang mit über fünf
Metern aufbauen. Niemand zu sehen – trotzdem
sind wir nicht allein auf dem Ozean, die Funkrunde
verbindet uns Segler unterwegs.
Täglich zweimal funkt unser Skipper mit
den Schiffen, die am gleichen Tag wie wir auf
Kokos Keeling gestartet
sind: mit Rainer von der Thule und mit Renate
und Dieter von der Symi, mit Blawe Penguin und
mit dem Katamaran
Shearwater, den David als Einhandsegler steuert.
Die Positionsdaten werden ausgetauscht und dabei
sehen
wir, dass uns die Thule mal wieder davon fährt.
Am Tag 7 erfahren wir von Symi dass ihr Windpilot
ausgefallen ist, einen zusätzlichen elektrischen
Autopiloten besitzen sie nicht. Das bedeutet,
die Zwei müssen jetzt ununterbrochen von
Hand steuern, sie machen das im Einstundenrythmus
- Tag und Nacht
und das bei diesen Bedingungen, hoffentlich halten
sie diese Belastung durch! Über Funk versuchen
wir Renate und Dieter immer wieder aufzubauen – mehr
können wir nicht tun, noch halten sie sich
ganz wacker, aber die Ärmsten haben noch
nicht einmal Halbzeit! So gesehen verläuft
bei uns an Bord alles super. Heute entdecken
wir am Klüver drei
kleine Löcher, wissen aber nicht woher die
stammen. Mit ein paar Umdrehungen um das Vorstag
gerefft, können
wir das Segel aber weiter fahren.
Bergfest
Am Montag dem 12. Sept. und unserem 8. Tag, können
wir das „Bergfest“ feiern, die halbe Strecke
liegt im Kielwasser, Tausend Meilen. Kurz sticht zur
Feier des Tages die Sonne vom Himmel, für den
Smutje ist dies die Gelegenheit zum Brot backen. Herrlich
wenn es mitten auf See nach Bäckerei duftet. Die
Sonne geht unter, der Vollmond zeichnet Konturen in
das Schwarz der Nacht. Ach könnte die Seefahrt
immer so sein!
Das ist Fahrtensegeln, im Teekessel ein Leckstopfen
und das Brot mit Röstaromen
Südost- gegen Nordostwind – wer ist der
Stärkere?
Schlechtwetter kündigt uns die Wetterwelt
an. Was hatten wir dann seither? Nach einer ganz
kurzen
sonnigen Phase, sofort strömt aus der Küche
Pizzageruch, legt der Wind zu. Früher als
angekündigt
pfeift der Starkwind mit sieben Windstärken.
Gerade noch rechtzeitig haben wir das Großsegel
komplett geborgen und laufen jetzt nur noch mit
stark gerefftem
Klüver. Gewaltige Wellenberge walzen auf
Momo zu, heben sie hoch hinauf mit darauf folgendem
Sturzflug
ins Tal. Mal wieder Achterbahn gratis. Auch in
der Nacht beruhigt sich das Wettergeschehen nicht,
in Böen
bis 36 Knoten. Kein Mondschein dringt heute durch
die Wolkendecke, stockfinstere Nacht. Genau so
ruppig verläuft der neunte und zehnten
Tag inklusive Nacht. Erst am elften Tag setzen
wir wieder das Großsegel mit drei Reffs,
aber nur kurz, schon wieder muss Uwe vor an den
Mast und das Großsegel
bergen. Richtig Arbeit! Tag 13: Nach einer bockigen
Nacht, dreht der Wind von Südost auf Ost-Südost,
wir müssen
die Segel schiften. Am 14. Tag setzt sich kurz
der Ost-Nordost durch, nicht lange, dann bläst
der kalte Südost. Dieser ständige Windwechsel
wirft eine chaotische See auf. Auf unseren Breiten
kommen übrigens die kalten Winde aus südlicher
und warme Winde aus nördlicher Richtung.
Fisch satt.
Trotz der Arbeit mit den Segeln müssen die Männer
nochmal ihr Angelglück versuchen und tatsächlich,
kurz vor Sonnenuntergang, und ausgerechnet zur Funkrunde,
beißt ein Wahoo an. Das wunderschöne Tier
misst ganze 1,20 Meter. Hektik herrscht an Bord – ein
Schlachtfest findet statt, ganz und gar nichts für
den vegetarischen Smutje. Die zwei Uwe's sind jedoch
stolz und glücklich. Täglich zwei Fischgerichte
stehen ab sofort auf dem Speiseplan. Bedingung ist
aber, dass der Fisch von den Anglern in saubere Filets
zerlegt wird. Aus dem ganz frischen Fisch gibt’s
Sushi, dann gebratenen und als nächstes gedünsteten
Fisch auf Gemüse. Ständig ein neues frisches
Fischgericht muss sich der arme Smutje einfallen lassen – und
die Küche steht niemals still, der Herd schaukelt,
Pfannen rutschen und dann drohen die fertig dekorierten
Teller noch mit Abflug. Anschließend Geschirr
abwaschen, zum Wasser sparen erst mit Salzwasser, bevor
es kurz mit Süßwasser geschwenkt wird. Habe
ich schon mal erwähnt, dass auf hoher See das
Nudelwasser zu einem Drittel aus dem salzigen Ozeanwasser
besteht? So kann man Salz und Süßwasser
sparen.
einhundertzwanzig
Zentimeter Wahoo, Juhuu!
Vor Rodrigues taucht ein Wal zur Begrüßung
auf.
Am Montag, dem 19. September um 7.20 Uhr morgens
nach 15 Tagen auf See, sehen wir endlich Land – Rodrigues!
Zu unserer Freude taucht ein Wal zu unserer Begrüßung
aus dem dunkelblauen Wasser auf. Um 10.30 Uhr liegen
wir fest am Zollanleger. Uff - jetzt wissen wir endlich
wie Segeln geht. Die vergangene 2050 Seemeilen lange
Strecke haken wir als das bisher unangenehmstes Seestück ab.
Immigration, Coastguard und Customs bringen wir
hinter uns, bevor wir uns auf das Ankerfeld vor
dem Riff verholen.
Die Thule wartet schon mit Kaffee auf uns, sie
sind vor uns da – wie immer.
Port Mathurin, Rodrigues
Die Insel
Rodriques gehört zur Inselgruppe der
Maskarenen, wie auch die Inseln Mauritius und
Réunion.
Alle sind sie vulkanischen Ursprungs.
Die Inselbewohner sind Afrikaner, hauptsächlich
Kreolen, sie sprechen untereinander rodriguais, ein
französisch kreolisch. Die Yachties und die wenigen
Touristen auf der Insel müssen sich auf französisch
verständigen, obwohl die Amtssprache englisch
ist, versteht niemand englisch. Port Mathurin, so heißt
unser Hafen wie auch die Hauptstadt, ist ein ruhiger
und beschaulicher Ort. Die Frauen sitzen an Tischen
entlang der Straße und verkaufen scharfe bunte
Salsa in Gläsern, die sie selbst eingekocht haben,
Körbe in jeder Größe und für alle
Zwecke und in den kleinen Läden in den meist einstockigen
schlichten gemauerten Häusern finden wir ein kunterbuntes
Sortiment an Klamotten, Eisenwaren, Tante Emma Läden
und Cafés mit bunten süßen Kuchen
und auch nette Restaurants.
Sauber, freundlich, billig, Rodrigues
Alles ist spottbillig,
für uns Ausländer zumindest. Endlich schwelgen
wir wieder in frischem Gemüse, selbst kochen lohnt
sich kaum, ein Restaurantbesuch ist so unglaublich
günstig und auch viel geselliger. Vor dem Informationszentrum
in einem hübschen Garten gelegen, finden wir einen
Internetzugang und in der Bücherei, etwas langsam
aber kostenlos. So haben wir auf Rodrigues wieder alles
was ein Segler braucht.
Uwe Reckefuß verlässt
uns.
Der passende Ost-Süd-Ostwind für die Überfahrt
nach Mauritius lässt auf sich warten und das gesetzte
Zeitlimit für Uwe Reckefuß läuft ab.
Statt von Mauritius nach Hause zu fliegen, bucht er
jetzt kurzfristig von Rodrigues über Mauritius
nach München. Mit dem local bus in dem außer
uns nur Afrikaner sitzen, schaukeln und schnaufen wir über
die bergigen Straßen der zerklüfteten Insel
Richtung Norden zum Flughafen und verabschieden uns
dort von unserem Freund, schade dass er nicht noch
bis Mauritius mit konnte, jetzt wird’s
wieder einsam an Bord von Momo.
Ein Auto vom Chinesen.
Ein „Chinese“ in der Stadt, im Kaufladen
alles was man sich denken kann, vermietet auch seinen
Jeep – völlig easy. Für umgerechnet
18 Euro, ohne Papierkram, lediglich eine Unterschrift
mit Datum in einem Buch hinterlassen wir. Die Insel
misst eine Länge von 18 und eine Breite von 8
Kilometern, die Hügel und Schluchten lassen das
Auto aber nur langsam vorwärts kommen. Wir fahren
wieder links. Überall wird übrigens links
gefahren, nur nicht in Europa und in Amerika – vielleicht
gibt’s noch ein paar Ausnahmen wie auf Samoa,
auch da ist Rechtsverkehr. Rauf und runter kurvt Uwe
auf der bergigen relativ dicht (40 000 EW) besiedelten
Vulkaninsel.
Riesenschildkröten lassen sich
kraulen.
Wir steuern das Schildkrötenreservat an, die letzten
Kilometer holpern wir über einen ungeteerten Weg.
Eine zweistündige Tour führt uns erst durch
eine riesige Höhle, bildhaft erklärt uns
der Tourguide die Stalagmiten und Stalaktiten als Dom,
eine große Kathedrale, die Jungfrau Maria, ein
Krokodil und und und – man braucht nur die Phantasie
unseres Führers.Wie wir endlich wieder Tageslicht
sehen, stehen wir auf einer weiten Wiese mit Bäumen
innerhalb einer Schlucht. Das Paradies und ein Schlemmerland
für die wiedereingeführten Schildkröten.
Bestimmt Hundert große wirklich schöne Exemplare
schlafen unter den Bäumen, traben auf der Wiese
oder fressen sich satt. Sogar Blätter auf 1,20
Meter Höhe können sie abknabbern. Diese von
den Seychellen eingeführte Spezies hat lange Beine
und einen langen Hals, sie ist sehr mobil und beweglich,
bis zu 80 Kilogramm wiegen die Schildkröten und
können bis zu 200 Jahre alt werden. Die Tiere
sind friedlich, sie lassen sich an ihrem faltigen Hals
kraulen, grinsen einen dabei und drücken sich
mit allen Vieren gleichzeitig vom Liegen hoch. Man
könnte sie als lebendige Wagenheber verwenden.
Lieber nicht. Im Jahr 2006 wurde dieses 18 Hektar große Francois
Legnat Reservat angelegt. Die Wiederansiedlung der
Riesenschildkröten wurde am 30. 10. 2006 mit Segamusik
und Ansprachen von Politikern gefeiert, als wären
die Schildkröten VIPs. Inzwischen leben schon
1000 Schildkröten hier, wer möchte kann eine
Patenschaft für ein Tier übernehmen, was
dann einen monatlichen Beitrag kostet und das „Patenkind“ bekommt
eine Nummer auf den schönen Panzer gestempelt.
Kassiopeia lacht
Im 17. Jahrhundert wurde von Tausenden auf der
Insel lebenden Riesenschildköten berichtet. Hundert
Jahre später waren sie von den Kolonialmächten
vollständig ausgerottet, sie dienten als Nahrungsquelle
und Proviant. 1794 wurde das letzte Tier gesehen. Viele
Tiere mussten ihre erste und letzte Seereise antreten,
sie mussten als pflegeleichtes und gutes Lebendfutter
für die Seeleute her halten. Mehr als 15 Wochen
haben die Schildkröten ohne Fressen und Wasser überlebt.
Wir fahren runter an den Strand, der schwarze basaltische
Korallenschutt reicht von über 50 Meter über
dem Meer empor. Touristisch ist die Insel noch ein
Waisenkind, aber ein gepflegtes Resort mit Strandbar
verführt uns doch zu einer Kaffeepause während
wir den Skitesurfern zuschauen. Süßwasser
ist Mangelware, keine Flüsse entspringen auf der
Insel und seit Monaten hat es nicht mehr geregnet,
trotzdem ist die Insel recht grün, es gedeihen
Palmen, die Aloe Vera Pflanze, Pandanus Bäume
und die Kasuarinen Bäume mit ihren überlangen
Nadeln. Der nächste Taifun muss dann die Wasservorräte
wieder auffüllen. Die meisten Einheimischen leben
ziemlich karg, leben von Fischfang, Viehzucht und Kunsthandwerk,
sie machen einen glücklichen und zufriedenen Eindruck
und begegnen uns freundlich und hilfsbereit.
Rodrigues
Insgesamt
lassen wir es uns zehn Tage auf Rodrigues gut gehen.
Am Mittwoch endlich bläst ein Ost-Südostwind
mit 5 Beaufort und nach dem Lauf durch die Stadt mit
den Pässen und Schiffspapieren von einem Amt zum
anderen, obwohl wir nur auf die Hauptinsel Mauritius
segeln wollen, verlassen wir am 28. September Rodrigues,
die nächste Insel will entdeckt werden.
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