Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang

finden. Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 
Datum 16. November 2009
Position 28°08,50´N, 015´25,25´W - Las Palmas, Gran Canaria
Seemeilen bisher 2990
Wind NE 2 Bft
Tage unterwegs 189

Las Palmas, Gran Canaria
Auf Hochtouren laufen die letzten Vorbereitungen für die Atlantik Rally.

Management of Emergencies,
Route and Weather for an Atlantic Crossing und ein Rigging Seminar, im Real Club Nautico, steht heute auf dem Programm.


ARC Wetterseminar in Las Palmas

Die Atlantic Rally for Cruisers (ARC) ist seit Montag dem 9. November im Büro am Hafen mit 26 Betreuern, präsent. Die Tage und Nächte bis zum Start über den Atlantik sind gezählt. Genau noch zehn Nächte zum Durchschlafen!

Heute ist Donnerstag, der 12. November 2009,
schon einen Monat und zwei Tage leben wir auf Gran Canaria,
genauer gesagt im Hafen von Las Palmas und noch genauer – wir arbeiten an Bord von Momo. Das Schiff ist unsere Lebensversicherung auf dem Ozean, deshalb treffen wir jetzt noch einmal letzte Sicherheitsvorkehrungen. Auch das „Energiemanagement“ ist noch ein Thema.

Ich beginne mal der Reihe nach:
Wir liegen sehr schön am Steg des einheimischen Segelclubs mit Blick auf den Besuchersteg, und sind so ständig auf dem aktuellen Stand, welches Schiff ankommt. Im Hafen gibt es nur noch Plätze für die teilnehmenden 220 Schiffe der Atlantic Rally. Luxusschiffe von 20 Meter Länge bis zu den sportlichen Kleinen mit 9 Metern und Besatzungen von über zehn bis zu den double handed crews laufen täglich ein. So unterschiedlich die Schiffe, so unterschiedlich wird auch das „Abenteuer“ Atlantik ausfallen. Die Naturgewalten setzen den Kleinen, zu denen auch wir gehören, viel mehr zu und der Ozean wird Salzwasser frei Haus (Cockpit) liefern.


an den Stegen herrscht Hochbetrieb, überall wird gewerkelt und gestaut

Nebenan von uns wohnt „Elvis“
Es ist Clemsi aus München, er ist Orthopäde, und lebt hier schon seit zwei Jahren auf seinem riesigen Katamaran. Von ihm bekommen wir wichtige Las Palmas Insidertipps.

Das Oktoberfest
findet am Samstag in San Mateo statt. Mit dem Bus fahren wir ins bergige, Landesinnere. Wir freuen uns auf eine Mass mit Hendl oder Schweinshaxe oder Radi. Eher nüchtern stellt sich das Oktoberfest heraus auf dem Platz vor den Sporthallen. Das einheimische Bier trinken wir aus Plastikbechern, dazu wird ein Brötchen und ein gekochtes Ei gereicht, eine urige spanische Folkloregruppe macht die Musik. Lustig ist das Fest trotzdem. Auf dem großen Gemüsemarkt von San decken wir uns mit Frischem ein, erstehen einen riesigen Topf mit dem hier ganz seltenen Basilikum, bevor wir die Rückfahrt antreten. An jeder Haltestelle steigen voll gestylte Jugendliche ein, auf dem Weg zur Disko in die Hauptstadt.


Oktoberfest in San Mateo

König Ludwig Brot von der Bäckerei Zipf
Am Sonntag findet der Markt in Las Palmas statt, das Hauptangebot sind BH’s und hochhackigen Pumps. Was ganz besonderes ist aber der Stand vom deutschen Bäcker Zipf. An Bord schlemmen wir Bienenstich und deutschen Apfelkuchen. Zum Frühstück gibt’s Brezeln und ein König Ludwig Schwarzbrot.


Berzeln vom Bäcker Zipf

Das war nur der Auftakt, jetzt ist wieder Baustelle angesagt.

Das Solarpaneel
montiert Uwe auf einen Ständer am Heck. Das Gebilde kriegt keinen Designerpreis, aber effektiv ist es und bringt jetzt die doppelte Leistung.

LED’s
Sämtliche Lampen tauscht Uwe in stromsparende LED’s aus. Endlich ist es auch nach 19.00 Uhr noch hell, unter Deck.


das sind unsere LED Lampen, mit Glühbirnen haben die nichts mehr gemein

Montage Klo
Wir finden endlich eine Lösung für die gelegentlichen Überschwemmungen unserer Toilette. Vergaß man den kleinen grauen Hebel nach rechts zu legen, füllte sich die Schüssel mit Seewasser, das sich dann seinen weiteren Weg unter den Bodenbrettern entlang bis in die Bilge suchte. Eine größere Putzaktion war die Folge. Die letzte Panne passierte gerade in dem Moment, als Uwe Schläuche einkauft. Die Zu- und Abflüsse liegen jetzt über der Wasseroberfläche, verbunden mit einem Ventil, aber sichtbar an der Rückwand. Auch dafür gibt es keinen Preis, aber es ist endlich eine einfache und tolle Lösung.


Baustelle Bordtoilette

Elektriker an Bord

Zwei Tage ist der Elektriker beschäftigt das Lichtmaschinen-Batterie-Ladegerät anzuschließen, mit Schaltern dazwischen. Das Gerät läuft, lädt, aber jetzt entsteht eine gewaltige Hitze in dem Holzumschalten engen Motorraum, so dass das neue Ladegerät wegen Überhitzung der Lichtmaschine abschaltet. Nun versuchen wir die Wärme durch einen Schlauch(erst mal einen finden) über einen Ventilator abzusaugen. Ob es klappt muss die Praxis zeigen, vielleicht schaffen wir noch eine kurze Probefahrt bevor wir die 2700 Seemeilen-Strecke fahren. Mit 50 qmm dicken Kabeln verbindet der Elektriker die Ankerwinsch zum Shunt. Alle Bodenbretter sind jetzt offen, es herrscht so ein Chaos an Bord, dass ich verschwinde,

Zum Einkaufen
bei Hipo Dino erstehe ich zwei Einkaufswagen voll Getränke und haltbare Vorräte und von El Corte Inglés mit dem internationalen Angebot, gibt es ein paar Spezialitäten. „Elvis“ hilft mir bei der Auswahl der vielen spanischen Käsesorten. Las Palmas ist eine der größten Städte Spaniens, es gibt einfach alles. Aber auch Diebe. Mein Fahrrad ist weg, geklaut, von Deck, mitsamt dem Schloss.


das ist nur ein kleiner Teil von dem was wir für den Atlantik brauchen

Weg ist auch unser Paket 3 von 3
Zwei sind pünktlich an den Hafen ausgeliefert, das dritte fehlt. Wir lassen bei der spanischen Post Correos anrufen, wir erfahren aber nichts Konkretes, jeder sagt was anderes.

Im Paket 1 befindet sich ein weiteres Solarpaneel
Mit Paket 2 kommt die neue Lichtmaschine. Euphorisch macht sich Uwe ans Werk. Auf den ersten Blick passt sie nicht – doch, er muss sie nur drehen. Voller Glück zieht er jetzt aber die Schrauben so stark an, dass die Kohlen zerbrechen. Was nun? In Deutschland findet sich nach einigen Telefonaten ein neuer Regler zum Einbau. Wie kommt der aber nach Las Palmas?


Dauerbaustelle Lichtmaschine

Bert vom „Fischkutter“ Heimkehr,
zwischenzeitlich mit Marlene auch auf Las Palmas angekommen, fliegt kurz nach Hamburg, weil er einen Zahnarzttermin hat. Das passt doch riesig. Wir dürfen ihn gleich als Kurier für unseren neuen Regler einsetzen – und, da er schon mal in Deutschland ist, bringt er auch die bestellten Segelrutscher, das Nautische Jahrbuch und ein paar Kilo schönen Bünting Ostriesen-Schwarztee aus dem winterlichen Hamburg mit.

Lichtmaschine Teil 2 folgt
Neues Spiel, neues Glück. Diesmal baut Uwe den neuen Regler zusammen mit Nico (Freund von Elvis) ein, es darf jetzt nichts mehr schief gehen. Ganz genau passt das Teil jedoch nicht, die beiden müssen ein neues Gewinde bohren und zwei Plastikhülsen lassen sie weg, weil die nicht in die Bohrlöcher passen. Beim ersten Testlauf sind alle glücklich, beim Zweiten geht die Stimmung in den Keller, die Lichtmaschine erregt sich seltsam, die Spannung fährt rauf und runter. Da ist was schief gelaufen, aber was? Anhand von Fotos, die wir per mail an den Lieferanten schicken, stellt sich heraus, dass der Versand den falschen Regler verschickt hat. Reine Nervensache. Wie kommt jetzt Ersatz nach Las Palmas? Die Zeit läuft.


Im dritten Anlauf passt der Regler!

Julia heißt das Zauberwort!
Der Lieferant SVB schickt den Regler an Julia nach Hamburg, denn Julia fliegt nach Las Palmas. Was für ein Zufall, sie ist für ein paar Tage Gast auf der Heimkehr. Freitag der 13., ein Glückstag, da wird Julia landen mit unserem neuen Lichtmaschinenregler.

Paket 3 ist abholbereit bei Correos in der Stadt!
Mit 14 Tagen Verspätung holen wir mit der Sackkarre unser 30 Kilogramm schweres Paket bei der Post ab. Der Inhalt ist unsere letzte zusätzliche Energiequelle: ein Honda Generator. Er braucht an Bord nur ein paar Bohrlöcher, Haken und Gurtbänder. Die an Deck befestigten roten Kanister sind für ihn mit Benzin gefüllt. Laut Bedienungsanleitung mag der Generator beim Fahren auf der Straße keine starken Erschütterungen. Wir werden uns anstrengen müssen, fahren wir doch mit ihm die Passat-Route.


die letzten Fahrtenseglerinsignien sind an Bord: die roten Spritkanister

Besuche

Bekommen wir von Manfred aus Asperg (Nachbarort von uns zu Hause), dem Vorstand von Uwes Amateurfunkclub. Er sieht die Momo als Baustelle, was ihn aber nicht weiter stört. Wir freuen uns sehr über den Besuch aus der Heimat und auch über die mitgebrachten Maultauschen! Die waren klasse, Manfred!


Manfred vom Amateurfunkclub in Asperg

„ Momo“ „do ischd’ Susi ond Gaby“ hören wir plötzlich Stimmen am Steg. Freunde aus unserem Heimatort Kornwestheim stehen plötzlich vor uns. Vom Internet wussten sie, dass wir kurz vor der Atlantiküberfahrt im Hafen von Las Palmas liegen. Sie finden Momo in dem riesigen Hafen. Mit Susi und Gaby, Toni und Hans, quasseln wir bei Bier und Gin Tonic auf unserer kleinen Terrasse, dem Cockpit. Toni kann seine Augen nicht von den Schiffen losreißen, die Fahrt über den Atlantik, das würde ihn jetzt auch reizen!


Susi und Gaby und Toni und Hans

Die ersten Herbststürme.
Die fast windstillen Tage sind endgültig vorbei. Der Besuchersteg steht zur Zeit meistens leer, nur wenige Schiffe kommen noch an, die See ist zu rau. Blickt man vom Hafen zum Horizont, sieht man keine gerade Kimm, sondern eine Zackenlinie – Wellenberge! Der Fährverkehr zwischen Teneriffa und Gran Canaria ist zeitweise eingestellt. Schön, dass wir rechtzeitig Las Palmas erreicht haben. Die aktuelle Wellenhöhe in der Biskaya beträgt acht Meter, um das Kap Finisterre, das wir im Juli, am Momo-Heimkehr-Fotoshooting-Tag umrundeten, türmen sich zehn Meter hohe Wellenberge.

Fast täglich führt unser Weg zu den Zubehörläden am Hafen,
rote Benzinkanister, Kabel, Schläuche, Batterien, Haken, Schrauben, Ventile,
und – nach dem Sicherheitscheck der ARC, fehlen auch noch 4 Pfeifen, 3 Notlichter, 1 Rettungsring, 1 Treibanker und ein zusätzlicher Radarreflektor zum Vorheißen.


Momo bekommt auch neue Schoten und Fallen

Wo sind die vergangenen Wochen geblieben,
wir wissen es nicht und seit Montag verfliegt die Zeit noch schneller – tagsüber mit interessanten Seminaren, abends mit Happy Hours, Party mit Live Musik und Tapas. Endlich finden die ARC Teilnehmer zusammen, die an den vielen Stegen verstreut mit ihren Schiffen liegen. Beim Double Hand Seminar mit anschließendem Double Hand Dinner (für die zirka dreißig Schiffe mit Zweier-Crews) lernen wir speziell unsere „Gleichgesinnten“ kennen.


alle Schiffe sind schon über die Toppen geflaggt

Am Sonntag, dem 22. November um 14.00 Uhr deutscher Zeit ist der Start der 220 Boote im Internet live zu verfolgen unter www.worldcruising.com/arc.

Momo startet mit der Nummer 194.
Drückt uns die Daumen mit „Mast und Schotbruch“, oder „Blitzeinschlag und Kabelbrand“, wie uns Wilhelm Greiff als Widmung in sein Buch „Stromversorgung an Bord“ schrieb.

Je nach Wind, rechnen wir für die 2700 Seemeilen lange Strecke mit zirka 18 – 24 Tagen und Nächten (576 Stunden). Damit Ihr die Reise virtuell miterleben könnt, stellen wir täglich ein kleines Lebenszeichen in unser Logbuch unter www.momos-meilen.de, dort ist auch die jeweilige Position zu sehen, wo die winzig kleine Momo gerade segelt.


Momo ist startklar


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