Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang

finden. Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 
Datum 11. März 2010
Position 09°36,77´N, 079°35,22´W - Isla Linton, Panama
Seemeilen bisher 7085
Wind NNE 5 Bft
Tage unterwegs 304


Die Kuna-Indianerinnen sind ruhig, sehr selbstbewusst und äußerst beharrlich. Es ist fast unmöglich ihnen keine Mola abzukaufen.

Wir sind in Kuna-Yala (San Blas Inseln) angekommen, unsere zweitlängste Non-Stop-Fahrt liegt hinter uns. Falls jemand in Gedanken mitsegeln möchte und wissen will, wie auf über 700 Meilen Blauwasserfahrt die Tage vergehen, beginne ich den Bericht mit der Abfahrt in Bonaire.

Tag 1 und die Nacht vom 21. auf den 22. Februar sind schnell vorbei!
Wir verlassen die Harbour Village Marina von Bonaire um 11.30 Uhr, Kurs Nordwest. Klein Bonaire bleibt an Steuerbord und nun geht es gleich richtig zur Sache; der Wind bläst mit fünf, in den Böen mit 6 Windstärken aus Ost-Südost. In das Großsegel bindet der Skipper gleich zwei Reffs ein und den Klüver baumen wir aus. Wie immer ist es heiß und die Sonne brät uns, der starke Wind macht die Temperatur jedoch erträglich. Momo jagt mal wieder wie der Teufel über die aufgewühlte See. Sechs, sieben, acht, neun und dann surft sie mit über zehn Knoten über eine riesige Welle.

Um 19.00 Uhr trifft sich die Atlantikfunkrunde mal wieder auf dem abgesprochenen Kanal. Wir im Venezuelan Basin, die Heimkehr auf Antigua und auf St. Marteen die SuAn und Manatee. "Loud and clear" ist die Verbindung, wie eine Telefonverbindung zwischen Kornwestheim und Hamburg.

Wache
Der Skipper verabschiedet sich von der Funkrunde, er muss jetzt in die Koje und schlafen, denn um 23.00 Uhr heißt es wieder aufstehen und Wache schieben. Vier Stunden lang bis um 3.00 Uhr früh, dann weckt er mich ohne Gnade. 3.00 Uhr früh ist eine üble Zeit zum Aufstehen, der Mond hat sich schon verabschiedet und die Sonne geht erst in drei Stunden auf, positiv ist aber, dass es angenehm warm ist (kurze Hose und oder T-shirt reicht völlig). Um 7.00 Uhr, eigentlich Zeit zum Frühstücken, gehe ich wieder schlafen; theoretisch bis um 11.00 Uhr Mittags. Die Praxis sieht aber anders aus. Um 9.00 Uhr höre ich, trotz Ohrstöpseln, Uwe bei der Morgen-Funkrunde plaudern. Dann wird es bald so heiß im Schiff und die Sonne scheint durch das kleine Fenster, dass ich lieber aufstehe und schlaftrunken um Cockpit rumhänge. Dieser Wachrhytmus hat sich bei uns jedoch zu diesen Zeiten bewährt und wir bleiben dabei.

Die erste Nacht ist trotzdem immer hart, bis man sich erst wieder an den 4-Stunden Rhythmus gewöhnt hat, aber irgendwie geht die Nacht immer rum. Wir besitzen auch wieder einen Kurzzeitwecker, der alte Wecker aus Las Palmas hat die Atlantiküberfahrt nicht überlebt. Auf Bonaire habe ich den neuen Wecker beim Frisör zusammen mit "einmal Haare schneiden" gekauft. Mit dem Kurzzeitwecker kann man sich ein Kurzzeitnickerchen von 20 Minuten erlauben - bis zum nächsten Rundumblick.

Nur 15 Meilen von Venezuelas Nordküste entfernt liegt Aruba, die dritte der ABC Inseln, wir lassen sie in dieser Nacht weit an backbord liegen. Die Insel Curaçao liegt schon einige Stunden hinter uns.


unser Route führt entlang der venezolanischen und kolumbianischen
Küste nach Panama

Piraten vor Venezuela sind ein Problem.
Nach den vielen Seglergeschichten, die wir inzwischen gehört haben über die Piraterie vor Venezuela, halten wir einen Sicherheitsabstand von 50 Meilen zur Küste. Der Gedanke ist schon unheimlich, dass plötzlich ein Schnellboot mit bewaffneten Männern aus der Dunkelheit auftaucht. Sie nehmen alles mit was sie brauchen können. Neulich wurde ein Segelboot komplett ausgeraubt, einschließlich der an Bord befindlichen Lebensmittel. Den Kompass haben sie auf dem Schiff gelassen – immerhin. Die venezolanische Regierung unternimmt nichts dagegen, das ist das Problem.

Tag 2 und die Nacht
Momorekord!
Momo segelt ihr allerschnellstes Etmal: in 24 Stunden schafft sie 184 Seemeilen.

Der Wind hat auf Ost gedreht, bei unveränderter Windstärke und Momo kommt jagt über das Meer. Nachmittags am Punta Salinas, Kolumbiens nördlichstem Punkt, ändern wir unseren Kurs und legen 250 Grad an. Jetzt muss der Baum wieder weg. Verdammt schwierig, auf dem Vorschiff rumzuturnen, bei dem hohen Seegang und mit meinem unbrauchbaren Arm. Hoffentlich wird der bald besser.


Momo im hohen Seegang

Der Skipper hält gerade ein Mittagsschläfchen, als eine Welle zum Oberlicht einsteigt und er eine Salzwasserdusche bekommt. Eigentlich sollten alle Fenster während der Fahrt geschlossen sein, aber ohne Luftzug hält man es unten im Schiff nicht mehr aus. Der zweite Wassereinbruch folgt sogleich, eine 1,5 Liter Wasserflasche stürzt Niedergang hinab in den Salon und platzt. Wenigstens ist das Süßwasser.

Die Sonne brennt gnadenlos auf das Schiff und wir sind erleichtert, als sie gegen 18.30 hinter dem Horizont verschwindet. Viel schöner ist es jetzt bei Mondlicht. Die Wärme hält sich auch in der Nacht und ich sitze mit Kopfhörer und Walkman auf der neuen „Las Palmas-Matratze“ unter der Sprayhood. Jonny Cash und Bob Dylan vertonen die heiße Fahrt, bei der ab und zu eine ganz übermütige Welle sogar ins Cockpit spritzt. Schon liegt die kolumbianische Nordküste an backbord, auch zu ihr halten wir einen Sicherheitsabstand und ich hoffe, dass kein verdächtiges Licht auf uns zu kommt.


Nacht auf See

Um 21.00 Uhr schreibe ich die nach unserer bisherigen Fahrtzeit hoch gerechnete „Time to go“ vom GPS in unser Logbuch: sensationelle 81 Stunden nur noch!!!!! Aber die 9 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit sind niemals durchzuhalten. Wachablösung um 23.00 Uhr ich tausche den Kopfhörer gegen Oropaxstöpseln und Uwe beaufsichtigt Momo und Johannes, unseren braven Steuermann.

Flaute am Tag 3 und der folgenden Nacht.
Schlagartig um 14.00 Uhr ist der Wind wie weggeblasen. Laut Statistik gibt es in diesem Gebiet so gut wie keine Flaute und bis zuletzt habe ich der Vorhersage der Wetterwelt mit der Flaute keinen Glauben geschenkt, zumal wir jetzt in der windreichsten Ecke vor der Kolumbianischen Küste segeln, wo der Wind nicht selten mit 45 Knoten tobt.

Kaffeefahrt bei 51 Grad im Cockpit
Statt Starkwind ist bei uns jetzt „Kaffeefahrt“ angesagt, was mir ganz ehrlich auch lieber ist. Dafür weht kein Lüftchen und das Meer ist wie glatt gebügelt. Die Hitze schlaucht uns gewaltig. 51 Grad Celsius messen wir. Sogar die Windhutze (unseren Windsack über das Oberlicht) setzen wir in unserer Verzweiflung, um wenigstens einen Windhauch in das Schiff zu bekommen. Zum Abkühlen schwimmen wir, abwechselnd natürlich, hinter Momo her. Wenn wir unter drei Knoten segeln, muss die Maschine ran, beschließen wir. Es ist absolut nichts los auf dem spiegelblanken Meer, nur ein einziger Tanker unterbricht das endlose Blau. Die Nacht, sieht man mal vom Brummen von Sir Perkins ab, ist sehr geruhsam, fast so ruhig wie zuhause im Bett, so stelle ich mir das wenigstens nach 288 Tagen unterwegs auf dem Schiff vor.

Die Flaute hält auch noch am Tag 4 und der folgenden Nacht an.
Aus keiner Richtung weht mehr ein Wind, nicht mal Fahrtwind spüren wir. Mit 3 Knoten, wir haben zudem auch noch den äquatorialen Gegenstrom eingefangen, kleben wir fast auf dem bleiernen Meer. Es ist unerträglich schwül und jede Bewegung löst einen Schweißausbruch aus. Mit feuchten Tüchern im Nacken sitzen wir im Cockpit und trinken eine kühle Flasche Wasser nach der anderen. Nicht jammern, alternativ gibt’s in dieser Gegend nur Starkwind. Die CCNI Cartagena, ein deutsches Containerschiff, ist unsere einzige Begegnung. Uwe funkt mit ihm, man muss doch hallo sagen, wenn man schon mal ein deutsches Schiff trifft.

Der dritte Flautentag und unser 5. Tag auf See.
Ein miserables Etmal, nur 95 Meilen sind wir in den vergangenen 24 Stunden weiter gekommen. Seit gestern schon sind wir in einer neuen Zeitzone. Aber erst heute stellen wir unsere Uhr mit der Bordzeit um eine Stunde zurück – Zeit spielt mitten auf dem Meer keine Rolle mehr. Wir gewöhnen uns immer mehr an die Langfahrten. Was für ein Glückstag, endlich erfreuen uns mal wieder Delfine! Sie haben sogar Zeit und zeigen uns ihre Saltosprünge.

Die Flaute dauert auch in der Nacht an. Einzige Abwechslung, um 2.10 Uhr ist ein Funkkontakt mit dem Kreuzfahrtschiff Oceana. Sogar ein Kreuzfahrtschiff wie die Oceana muss der kleinen Momo ausweichen.


Morgenblauen auf See

.... und noch ein Tag auf See! Tag 6 und die Nacht
Etmal 98 Seemeilen -Fußgängertempo!
Wir haben jetzt den Punkt erreicht, wo wir uns Zeit lassen können. Wir wollen die Inseln von Kuna Yala wegen der vielen vorgelagerten Riffe nur bei Tageslicht anlaufen. Der Zeitplan passt mal wieder nicht, denn morgens erwischt uns die gemeldete Kaltfront aus New York. Blitzartig haben wir 5 Windstärken und ein chaotischer Seegang baut sich schlagartig auf. So wie es jetzt aussieht, erreichen wir die Inseln bei Nacht. Wie bremsen wir jetzt Momo ab?

Schlafen zu müssen ist heute Nacht eine Strafe. Man liegt in der Koje wie im Schleudergang der Waschmaschine. Unter freiem Himmel ist das Geschaukel leichter zu ertragen. Da gibt es auch noch ein Highlight in der Nacht: Der Mondschein schimmert golden vor Momos Bug. Noch 120 Meilen! 580 Seemeilen liegen hinter uns.

Um11.30 Uhr Mittags versuchen wir Momo abzubremsen und drehen bei. Momo steht jetzt fast ohne Fahrt auf einer Position im Colombian Basin. Die Wellen spielen mit dem Schiff ping pong. Total verrückt, jetzt ist Wind da und wir wollen nicht mehr weiter. Der Versuch zu schlafen oder wenigstens auszuruhen scheitert, das „Beiliegen“ ist mehr als ungemütlich, weil der Seegang einfach zu chaotisch ist. Nach vier Stunden Zwangspause sind wir wieder auf Kurs 240 Grad. Wieder folgt eine unruhige Nacht, aber endlich die Letzte.

Morgen früh werden wir ein Traumziel unserer Reise erreichen,
die 365 Inseln von Kuna Yala.


unser Traumziel: San Blas

Die Comarca Kuna Yala (auch San Blas Inseln genannt), sind ein autonomes Gebiet der Kuna Indianer an der südöstlichsten Küste Panamas im Atlantik. Über den östlichen Kontinentalschelf, zwischen 8°25 und 9°32 N und 79°20 und 77°8 W, erstreckt sich das Gebiet mit einer Länge von 181 Kilometern. Eine Kette aus etwa 365 Inseln und Inselchen bilden den Archipel San Blas, also eine Insel für jeden Tag im Jahr.
Der Hauptort ist die Insel El Porvenir. 36 000 Indianer leben auf einer Fläche von insgesamt 2393 Quadratkilometer, das sind 15 Einwohner pro Quadratkilometer.
Die Kunas sprechen ihre Stammessprache, aber auch Spanisch, jedoch spricht ein Indio ganz selten Englisch.

Auf den Inseln und in der Küstenregion zwischen Puerto Obaldia im Osten an der kolumbianischen Grenze und der Insel El Porvenir im Westen, leben 25.000 Angehörige des Stammes der Kuna Indianer. Die Kunas haben ihre Kultur und Traditionen von allen amerikanischen Stämmen am ursprünglichsten erhalten. Die Regenwaldgebiete sind völlig unberührt.

Die Kunas haben der Unterwerfung durch die Zentralregierung Panamas in blutigen Auseinandersetzungen getrotzt, die 1925 in einem Aufstand gipfelte. Die Flagge, die Kuna Yala seit 1925 führt, bildet eine Swastika ab. Diese stellt einen symbolisierten Oktopus dar, der nach der lokalen Überlieferung die Welt erschaffen hat.


Diese Flagge zu zeigen, ist für uns schon etwas seltsam!

1930 wurde ein politischer Vergleich geschlossen, trotzdem mussten die Indios noch jahrzehntelang kämpfen, bis das semiautonome Gebiet Kuna Yala etabliert war. Kuna Yala ist heute in vier Regionen unterteilt. Es gibt Gemeinden, die weniger von der westlichen Welt beeinflusst sind und Gemeinden mit einem vermehrten Einfluss. So ganz allmählich findet ein Übergang statt und es gibt Infrastrukturen wie Gesundheitszentren, Schulen, Aquädukte und Landepisten.

Endlich - am Samstag, dem 7. Tag ist Land in Sicht,
nach über Hundertvierzig Stunden Blau
„ Land in Sicht“, ruft der Skipper um genau 7.05 Uhr. Ganz zarte Linien zeichnen sich im Morgenlicht sind über dem Horizont ab. Sie zeigen sich bald kräftiger und zackiger und nach wenigen Meilen erkennen wir dann deutlich Palmen. Sie scheinen direkt im Wasser zu stehen.

Zwei Stunden später glauben wir die Südsee erreicht zu haben. An Backbord ist der Inselarchipel Chicime und noch bestimmt zwanzig weitere Inseln zu erkennen. D a s Klischeebild tropischer Strände. Riesige Kokospalmen wachsen auf den Inselchen, die sich kaum vom Meeresspiegel erheben. Wie zufällig erreichen wir bei Helligkeit das mit Korallenriffen gespickte Seegebiet. Stimmt nicht, gestern haben wir ja Momo für vier Stunden abgebremst.

Mit Seekarte, elektronischer Karte, GPS und Augapfelnavigation (wir sehen genau wo das Wasser an den Riffen aufläuft und weiße Gischt hoch schäumt und die Wassertiefen sind an den unterschiedlichen Blautönen zu erkennen) erreichen wir durch die vorgelagerten Riffe sicher den Ankerplatz vor der Insel Porvenir. Hut ab vor den Seeleuten, die nur den Sextanten zur Verfügung hatten. So manches gestrandete Schiff hängt im Riff, in der aufbrausenden Gischt, niemand holt es herunter, es steht da, wie ein Mahnmal.


Die Ansteuerung von Porvenir, das Gelbe sind die Riffe

Insel Porvenir
Porvenir ist der Hauptort und Einklarierungshafen für Kuna Yala und gleichzeitig für Panama. Wir sind einfach sprachlos, wir ankern im Paradies. „Da kann man die Tobago Cays in der Pfeife rauchen“, sagt der Skipper. Auf schmalen Einbäumen sehen wir die ersten Indianer paddeln, manche haben auf dem schmalen Einbaum sogar ein Segel gesetzt. Ein unglaubliches Bild, leider fehlt der blaue Himmel und die Sonne für das perfekte Foto. Wir hören Vögel zwitschern, die großen Pelikane schweben elegant über uns und stechen wie der Blitz ins Wasser, wenn sie Beute vermuten.


Ulu mit Segel

Schon rudert der erste Indianer in seinem Einbaum, dem Ulu, auf Momo zu und bietet uns ein Büschel Bananen zum Kauf an. Der Mann ist wie alle Kunas klein von Wuchs und sehr freundlich. Er nennt uns seinen Namen, gibt Uwe die Hand und interessiert sich sogar, wie lange wir unterwegs waren. 3 Dollar möchte er für die Bananen. Wir bekommen ihn für 2,50, mehr Kleingeld haben wir nicht, zum ersten Mal auf unserer Reise zahlen wir heute in US Dollar. Ob wir noch Öl hätten für seinen Fisch, fragt er und schöpft nebenbei emsig Wasser aus seinem Kanu. Seine Ware ist für heute verkauft, und ein italienisches Öl von La Vialle wechselt den Besitzer. Der nächste Indio ist da! Olah, olah – er möchte uns Hummer verkaufen. Zwei Indianerinnen, zwischen ihnen im Kanu steht ein wasserdichtes Fass, bieten uns Molas an. Von den Molas hatten wir schon gehört, es sind rechteckige, ca. 30 x 40 cm große mehrlagige Stoffe, die kunstvoll bestickt sind. Wir müssen die Frauen vertrösten, wir haben immer noch keine passenden US-Dollarscheine. 15 bis 25 Dollar kostet eine Mola.



Nach diesen Besuchen kommen wir endlich dazu unser Dinghy aufzublasen und fahren zum Einklarieren auf die Insel Porvenir. Sehr freundlich wird Uwe von Ricardo bei der Einklarierung empfangen, Cruising Permit, Zarpe und Einklarierungsgebühr mit Over time Gebühr kosten zusammen 120 Dollar. Jetzt dürfen wir uns zwei Monate in Panama aufhalten.


einklarieren bei Ricardo

Auf der Insel gibt es einen Flugplatz mit hellblauem Tower, ein grünes Hotel, ein Restaurant in typischer Bauweise der Indianerhütten, wir entdecken eine Toilette über dem Meer errichtet, also mit Fließwasser, ein kleines Museum, die Polizei, zwei Telefonzellen, betrieben mit Solarstrom, und last but not least – ein Kokosbaumwald. Porvenir ist flach wie alle Inseln auf San Blas und auf Sand und Korallen stehen die Hütten und wachsen die Kokospalmen.

Molas
Wir sind in einer anderen Welt angekommen, sitzen sprachlos wieder an Bord und schauen den Indianern zu. Die meisten paddeln mit nur einem Paddel, wobei der zweite Mann ständig Wasser schöpfen muss, andere fahren direkt über das Riff und stoßen sich zum Vorwärtskommen nur mit einer Stange ab. Wie eine Faust auf das Auge passt der Außenborder am Kanu, auch das gibt es ab und zu. Wieder kommt Besuch angepaddelt, eine Kunafamilie mit kleinem Sohn. Von ihnen erstehe ich die erste Mola mit einem Papageienmotiv und darunter ist mein Geburtsjahr gestickt, 1950. Der Bub wartet auf ein Candy.


traditionelle Molas


"marktorientierte" Molas

Die traditionelle Nähkunst der Kuna-Indianerinnen entstand Mitte des 19. Jahrhunderts und hat sich wohl aus der Körperbemalung abgeleitet. Die Mola-Applikations-Stickerei ist ein einzigartiges Kunsthandwerk Mesoamerikas. Dabei werden Stoffreste in mehreren Lagen miteinander vernäht und durch Heraustrennen und umnähen von einzelnen Flächen ergeben sich die Motive. Eine gute Mola zeichnet sich durch die Anzahl der verwendeten Stofflagen, die Feinheit der Nähstiche und die Gleichmäßigkeit und Größe der ausgeschnittenen Teile des Bildes aus.



Ursprünglich und noch heute schmücken Molas die Blusen der Frauen. Das rechteckige Motivbild reflektiert eine Mischung aus traditioneller Kuna Kultur mit Einflüssen aus der modernen Welt. Es gibt traditionelle Motive mit geometrischen Mustern, aber auch umgestaltete Industrielabels, z. B. San Blas Hard Rock haben wir entdeckt. Molas werden in Museen der ganzen Welt ausgestellt. Die Kuna-Indianerinnen sind ruhig, sehr selbstbewusst und äußerst beharrlich. Es ist fast unmöglich ihnen keine Mola abzukaufen. Vier Wochen nähen sie an einer Mola, die sie für 15 Dollar verkaufen. Obwohl jeder von uns eine andere Sprache spricht, verstehen wir uns mit den Kuna-Indios doch irgendwie.


selbstbewusste Kuna Frau

Ein stilisierter Oktopus schmückt die Kuna-Flagge.

Schon wieder ein Boot! Wir haben noch keine Kuna Flagge, die bieten uns die nächsten Indianerinnen an. Schweren Herzens schmücken wir Momo damit, obwohl uns das Motiv befremdet, aber die Flagge gibt es schon seit 1925 und stellt einen stilisierten Oktopus dar.

Das Indianerdorf Nalunega.
Rechts neben uns liegt die kleine Insel Porvenir und links sehen wir drei weitere Inseln, mit typischen Indianerhütten darauf. Mit dem Dinghy besuchen wir Nalunega. Ein Indianer, er spricht sogar Englisch, nimmt freundlich unsere Leine und bietet sich an, uns das Dorf zu zeigen. Unsere Schritte führen über Korallen und angeschwemmten Plastikmüll zur ersten Hütte, gebaut aus Zuckerrohr mit Palmdach. Ein großer hoher Raum, angenehm kühl und ganz sauber, das ist die Wohnung für eine 14-köpfige Großfamilie. Die Verbreitung des billigen einfachen Plastikstuhls ist wohl nicht zu bremsen, von vielen westlichen Kneipen und Terrassen hat er seinen Einzug bis nach Kuna Yala gefunden. Sobald die Indianerinnen uns sehen, breiten sie im Sand vor den Hütten ihre Molas aus. Unser Besitz an Molas wird ständig größer, aber wir können die Frauen nicht kränken.


Kirche in Nanulega, als Glocke dient eine rostige Gasflasche

So winzig die Insel vom Wasser her aussieht, so stehen hier doch unter Kokospalmen an die 400 Hütten. Hunde, Hühner, eine Katze und ein Schwein gehören auch zur Kommune. Wir sehen einem Indio zu, wie er ein traditionelles Ulu (Einbaumkanu) mit einer Art Ziehspatel aushöhlt.
Mit großen Augen schauen uns die kleinen Indio-Kinder an. Ein Bub fährt stolz mit seinem Plastikdreirad über den Sand. An den Kuna-Kindern geht der westliche Einfluss natürlich auch nicht vorbei. Im Dorf von Nalunega gibt es sogar eine kleine Schule, einen kleinen Laden und Wasserstellen mit fließendem Wasser. Das Wasser kommt über eine Leitung vom Festland herüber.


eine Kuna Familie


der Familienhund auf dem "Plastikstuhl"

In der größten Hütte, dem Versammlungshaus, treffen wir auf den Häuptling, er liegt in der Hängematte und sieht eigentlich gar nicht wie ein Häuptling aus. Organisiert und geführt wird das Volk der Kunas von Stammesführern. Jedes Dorf hat drei chiefs. Drei „Oberchefs“, die Caciques, führen die Nation als Ganzes , wovon einer von ihnen dann als höchster Führer gewählt wird. Die Stammesführer sind nicht nur für die Politik zuständig, sie sind gleichzeitig geistiger, medizinischer und geschichtlicher Führer. Übrigens darf kein Fremder auf Kuna Yala leben oder Land erwerben. Die Kunas dürfen nur untereinander heiraten. Ganz toll, dass die Kunas Fremde aber offen empfangen. Wir sind beeindruckt, und hoffen dass die Kunas ihre Kultur trotz des westlichen Einflusses noch lange bewahren können.

Kreuzfahrtschiff Club Med vor Porvenir.
Wir stellen uns das sehr schwierig vor, vor allem, als wir erstaunt am frühen Morgen das Kreuzfahrtschiff Club Med II vor der Insel Porvenir ankern sehen. Mit sehr gemischten Gefühlen verfolgen wir nun eine Invasion der Kreuzfahrttouristen, wie sie mit kleinen Booten zur Insel Porvenir und auch zu der Wohninsel Nalunega gefahren werden. Die Indianerinnen sind heute schön in Tracht gekleidet und mit buntem Perlenschmuck an Armen und Beinen geschmückt. Viele Frauen tragen auch noch den Nasenring, der zum ältesten Piercing gehört. Ihre Molas hängen die Frauen, das große Geschäft erwartend, an Leinen auf der Insel Porvenir auf. Die Präsentation ist so natürlich besser, als aus den Fässern. Die Franzosen sind keine gute Kunden, sie kaufen wenig, erzählt uns jemand. Aber die Momos erstehen mal wieder eine neue Mola.


Mola-Präsentation für die Kreuzfahrttouristen

Der Tag als der Regen kam.
In den kommenden Tagen trinken wir nur noch Regenwasser. Wir freuen uns wie Kinder, als wir nach bestimmt zwei Monaten mal wieder Regen sehen und spüren. Eigentlich ist im März noch Trockenzeit, die Regenzeit beginnt erst im April und dauert bis Dezember. Den ersten Wolkenbruch nützen wir für eine ausgiebige Dusche unter freiem Himmel. Dann sammeln wir begeistert innerhalb von zwei Stunden in unserem Sonnendach, das wir auch als Regensammelbecken mit seinem extra eingenähten Abfluss verwenden können, über 200 Liter Wasser. Der Wassertank und alle Wasserflaschen sind jetzt voll. Das beste Wasser seit langem, ohne Chlorgeruch. Wasser wird immer wertvoller und seltener auf unserer Fahrt. Wir haben keinen Wassermacher wie die meisten Fahrtensegler und sind auf das Wasser in den Supermärkten und auf den Regen angewiesen. In Bonaire haben wir destilliertes Wasser gebunkert, das dort als Trinkwasser genommen wird. Es war teuer und schmeckt scheußlich mit einem rauchigen Nachgeschmack, damit schmeckt nicht mal der Bünting Tee.



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endlich Regen

Chichime Cays
Von den 365 San Blas Inseln besuchen wir als nächste die Chichime Cays auf 9°35’22 und 78°52’90. Unser Anker fällt, geschützt hinter Riffen und zwischen den zwei Inseln Uchutupu Dummat und Uchutupu Pipigua. Noch ein Paradies. Vier einzelne Indianerhütten stehen auf den Inseln mitten im Kokospalmenwald. Die Kunas wohnen hier aber nicht ständig, sondern im Wechsel von Monat zu Monat.


Momo in den Chichime Cays

Auch auf Chichime dreht sich alles um die Kokosnuss,
deshalb habe ich mal näheres und interessantes über den riesigen Baum mit seinem dünnen Stamm nachgelesen:
Die Kokospalme, auch Baum des Himmels genannt, stellt hohe Wärmeansprüche, woran es ihr auf San Blas niemals fehlt. Der erstaunlich dünne, 20 bis 30 Meter hohe Stamm mit einem Durchmesser von nur ca. 30 Zentimeter ist extrem beweglich. Der Stamm hat eine verdickte Stammbasis und ringsum laufende dünnen Wurzeln verankern sich im Sand. Sogar Salzwasser verträgt der Baum. Der Schopf besteht aus dreißig gefiederten Blättern, die drei bis sieben Meter lang und in zahlreiche Blattsegmente aufgeteilt sind, damit sie dem Wind wenig Widerstand bieten. Die Kokospalme verträgt permanente starke Seewinde und übersteht starke Stürme, nur Orkane überfordern manchmal die Leistungsfähigkeit.

Die Kokospalme ist eine der großen Nutzpflanzen
Sie ist seit drei Jahrtausenden eine wichtige Nahrungs- und Rohstoffquelle. Früchte, Blätter und das Holz können verarbeitet werden und selbst die trockenen Fasern finden Verwendung, sie liefern hervorragendes Brennmaterial. Die Palme trägt das ganze Jahr über Früchte, die in ihrer Krone in Gruppen verschiedener Entwicklungsstadien wachsen. Reife Nüsse wachsen ständig nach. 50 bis 80 Früchte Ertrag bringt eine Kokospalme und erreicht ein Alter zwischen 100 und 120 Jahre.


im Kokospalmenwald

Die Kokosnuss gehört zu den selenhaltigsten Lebensmitteln. Sie enthält Wasser, Fett, Kalium, Calcium, Magnesium und Vitamin C. Auf Inseln ohne Quellen werden 3-6 Nüsse als Flüssigkeitsbedarf benötigt. Ein Vitamin-B-reicher Saft wird aus den Blüten gewonnen, auch zu Palmwein oder Essig vergoren oder süßer Palmhonig daraus hergestellt. Medizinisch kann das sterile und isotonische Kokoswasser unter Notfallbedingungen intravenös als Infusionslösung eingesetzt werden.

Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss geklaut?
Die friedlichen Indianer verstehen überhaupt Spass, wenn ein Tourist nur eine am Boden liegende Nuss mit nimmt. Jede Nuss hat auf Kuna Yala ihren Besitzer. Wir sehen einen farbigen Kahn mit Außenborder auf der Insel Kokosnüsse abholen. Die Nüsse werden zu 25 Cent das Stück nach Kolumbien verkauft. Vor dem Export entfernen die Indios in Handarbeit die äußeren Schichten bis zur steinharten 5 mm dicken inneren Schale. Zwei Methoden konnten wir beobachten: mit einer großen Zange öffnet eine Indianerin die fasrige Schale der Nuss, und ein Indianer stößt die Nuss mehrmals auf einen spitzigen Pfahl bis er die Fasern lösen kann. Beide Methoden erfordern sehr viel Kraft. Kokosnüsse sind, zusätzlich zu den Molas, die wichtigste wirtschaftliche Einkunftsquelle der Kunas.


eine Methode Kokosnüsse auszupacken -
und auf diesem Video sieht man eine andere


Heute haben wir Urlaub.

Fische, richtig bunte Fische beobachten wir im türkisblauen Wasser durch die Taucherbrille in der gegliederten Landschaft unter Wasser. Wir schwimmen über eine Wiese, wir machen uns ganz flach, denn die Grashalme kitzeln, so dicht darüber sind wir. Dann wird das Wasser plötzlich tiefer und unter uns sind Korallenbänke, der Lebensraum der Fische. Wir kämpfen auf dem Rückweg mit der Strömung. Kurz vor dem Strand baut sich plötzlich eine Sandmauer vor uns auf und die Wassertiefe von 10 Metern verringert sich auf 50 Zentimeter und hier scheint sich eine Gruppe von Seesternen so wohl zu fühlen wie wir uns. Heute ist Urlaub, heute wird nichts repariert.


Seesterne im glasklaren Wasser (Video)

Nur 15 Meilen entfernt liegen die unbewohnten Holandes Cays.
Ziemlich trickreich und auch nur bei Tage und hohem Sonnenstand anzulaufen sind die Holandes Cays. Ganz deutlich sehen wir aber die Durchfahrten zwischen den Riffen. Momo steht jetzt im „Pool“, über weißem Sand und nur noch e i n Meter Wasser ist unter dem Kiel. Den Anker hat der Skipper vor der Sandmauer auf 12 Meter Tiefe platziert, der hält ganz sicher, auch bei 6 Windstärken, die es in den nächsten Tagen gibt, haben wir ein sicheres Gefühl. Aber noch ist es ruhig, im so genannten Swimmingpool, in dem noch weitere 15 Yachten ankern.

Ein irrer Platz, dieser Pool.
Eine total ebene weiße Sandfläche im Durchmesser von ca. 500 m mit drei Metern Tiefe, lässt das Wasser unter dem blauen Himmel im Sonnenlicht in hellem Türkis leuchten. Diese Sandfläche fällt dann fast senkrecht ab auf 15 Meter Tiefe, so bekommt der Pool einen aquamarin-blauen Saum. Traumhaft anzusehen. Durch das kristallklare Wasser sehen wir unter Momo rote Seesterne leuchten. Rings um unseren Pool liegen Inseln mit Palmenwäldern, aus dem Meer zu wachsen scheinen. Nach Osten ist der Blick frei auf das offene Karibische Meer und deutlich markiert die Gischt die Lage des Riffs. Obwohl wir mitunter starken Wind am Ankerplatz haben, liegen wir ruhig und kein Schwell kommt über die Rifflinie.


Hollandes Cays

Das kleine Riff im Swimmingpool.
Wir ankern mit den Schlauchboot auf einer Sandfläche dem kleinen Riff, das mitten im Pool liegt. Der bisher tollste Schnorchelplatz liegt unter uns mit einer vielfältigen und bunten Phantasiewelt. Kugelrunde Mustard Hügel, hohe Finger- und Kaktuskorallen, kleine Golfballkorallen und die filigranen Seefarne, die sich in der Strömung wiegen, das ist die Welt der Fische. Eine verwinkele Korallenstadt, bewohnt von den unterschiedlichsten Fischen mit sonderbaren, witzigen Namen wie Yellow stingray, Green morey, rote Squirrel fishes, Blue and Indigo hamlet, im Kampfanzug der Harlequin bass, der Tobacco fish, der rote Glass eye und Big eye snapper, der Rainbow runner, und der Yellow tail snapper und der Candy bass ist rot-gelb gestreift, wie ein Lutschbonbon. Die Fische leuchten in allen Farben, auch in Neon und tragen die phantasievollsten Muster, als Designer würde ich sie mir als Vorlage nehmen. Die Vegetarier unter den Fischen knabbern an den Korallen herum, andere verschwinden erschreckt zwischen Ritzen und Hohlräumen, aber das Geschwader Stachelmakrelen kümmert sich überhaupt nicht um uns. Hinter dem Mustard Hügel taucht ein Trupp ständig grinsender Fische auf und die ganz Schüchternen verstecken sich hinter den Kaktuskorallen Ich sehe dich aber! Der ganz trickreiche, kleine weiß-gelbe Geselle schwimmt rückwärts, so sieht es jedenfalls aus. Das große „aufgemalte“ Auge hat er wohl nur zur Täuschung. Stundenlang könnte man über dieser fremden Welt schweben, aber trotz den 27 Grad Wassertemperatur wird es uns irgendwann kalt. Wir schnorcheln zurück zum Dinghy, der kleine Anker hat gehalten, da läuft doch unter uns auf dem weißen Sandboden eine große Conch-Schnecke, ja, sie läuft! Ein Krebs wohnt darin und geht mit ihr spazieren.

Coconut-Channel
Vier Tage hält uns das „schlechte“ Wetter mit 7 Windstärken bei 33 Grad Wärme auf den Holandes Cays fest. Solange unser Anker hält, und das tut er, bleiben wir gerne hier, wir können dann halt eine Insel weniger anlaufen. Die Buschtrommel funktioniert hier über Funk. Man kann auf den Coconut Cannels wie das „Panama Connection Net auf 8107 Khz oder das SW Caribean Net auf 6209 Khz alles Mögliche erfahren: wie viele Ankerlieger in einem bestimmten Ankerplatz sind, wo wer ist, zum Beispiel finden wir in unserer Umgebung zwei weitere „Momos“ aus Deutschland, zu erfahren sind Informationen jeder Art, auch wie viel eine Taxifahrt in Panama-City kostet und kaum zu glauben, aber manche Seglerinnen trommeln sich zum Yoga auf dem Strand zusammen. Dazu muss ich allerdings erklären, dass nicht jeder wie wir, die San Blas Inseln in 10 Tagen abhandelt. Manche sind monatelang, sogar für Jahre hier im Paradies und einige finden gar nicht mehr weg.

Auf die Frage von Mitseglern, wie lange wir schon unterwegs sind, kommt ein Erstauntes - erst? Auf die nächste Frage, wie lange wir unsere Reise veranschlagt haben, kommt ein Entsetztes - so schnell, warum denn das? Viele Segler, die wir jetzt antreffen, sind schon Jahre auf See und haben immer noch ein open-end, sie verstehen unsere „Hetze“ nicht.


Kokospalmen auch auf den Lemmon Cays
Statt des üblichen Passats bläst immer noch ein starker Nord-Westwind. Sehr ungewöhnlich für diese Zeit, sagt jeder. Hoch am Wind segeln wir zu den Lemmon Cays und am nächsten Tag gleich weiter, wieder zu unserem Ausgangspunkt, nach Porvenir zum Ausklarieren. Als der Zöllner hört, dass wir weiter nach Puerto Lindo wollen, gibt er Uwe Post mit für Guido. Momo ist also jetzt ein Postschiff.

Von der Karibik gefällt es uns auf Kuna Yala eindeutig am Besten. Interessant war es, die Indianer mit ihrer noch erhaltenen Kultur kennen gelernt zu haben, denn die Zivilisation wird immer mehr von ihrer Ursprünglichkeit rauben.

Noch ein paar Tage Traumurlaub wären schön gewesen, mit blauem Himmel und Sonnenschein. Wir müssen jetzt endlich zum Panamakanal. Die Momos haben es ja eilig, wie unsere Mitsegler bemerken.

Wir verlassen das Paradies Kuna Yala am 9. März, Colon am Panamakanal und eine der gefährlichsten Städte der Welt ist unser Ziel mit einem Zwischenstopp in Puerto Lindo.
Um 7.10 Uhr gehen wir Anker auf, kurz nachdem der Flieger direkt neben uns auf die kleine Landebahn von Porvenir herunter sticht. Hilfe, unser Mast! Ohne was zu denken ließen wir gestern Nachmittag unseren Anker in Verlängerung der Landebahn fallen. Zum Glück hat der Wind gedreht und wir sind aus der Einflugschneise geschwoit.



Grau verhangen ist der Himmel und der Wind ist gegen uns, so lange wir um das Riff von Porvenir im Canal de San Blas fahren. Das Meer schaukelt sich unangenehm in alle Richtungen auf. Bei 4 Windstärken plagen wir Momo ganz hoch an den Wind und umfahren die Escribanos Bank. Auch Sir Perkins brauchen wir zur Hilfe, denn wir möchten nicht in der Nacht ankommen. Puerto Lindo liegt 45 Seemeilen entfernt und die Tage sind kurz. Jetzt kommt mal wieder ein Spruch vom Skipper wie er so auf die Küstenlinie von Panama schaut: „Wie im Schwarzwald sieht es hier aus“! In verschiedenen Grautönen gestaffelt erheben sich die Bergketten im dunstigen Licht des heutigen Tages.

Nombre de Dios
Bevor wir Puerto Lindo erreichen, segeln wir noch an dem geschichtsträchtigen Ort an Panamas Küste vorbei, an Nombre de Dios (übersetzt Der Name Gottes). Kolumbus war hier bei seiner vierten Reise. In der Bucht musste er im Jahr 1510 die Karavelle Vizcaina wegen Schiffsbohrwurm aufgeben. (Das Wrack wurde im Jahr 2001 durch den Schatztaucher Warren White gefunden, es wurde wohl bisher immer an einem anderen Platz vermutet). Im Jahr 1510 war Nombre de Dios der Haupthafen der spanischen Erobererflotte.

Das Postschiff Momo läuft in Puerto Lindo ein.
Hoch schäumt die Brandung des Meeres an den dem Festland vorgelagerten kleinen Inseln, als wir in die Bucht von Puerto Lindo fahren und, wie uns empfohlen wurde, gleich hinter der kleinen Insel Linton ankern. Wir liegen wirklich gut und geschützt gegen den Schwell der in die Bucht drückt. Jetzt muss Uwe schnell noch Guido suchen und seine Post aus Porvenir abliefern. Mit dem Schlauchboot fährt Uwe ans Festland, vor dem urigen Restaurant von Hans (aus Holland) an und findet auch schnell Guido (aus Österreich).


die Idylle täuscht etwas,
Puerto Lindo ist ein ziemlich vergammeltes Kaff

Das Klima ist feucht und tropisch heiß, mit Regenwald bewachsen sind die Ufer wie auch sämtliche Berge im Umkreis. Um 19.00 Uhr Ortszeit ist es dunkel und es bleibt keine Zeit mehr die Gegend zu erforschen, so beschließen wir erst übermorgen zum Panamakanal weiterzufahren und genießen die letzte Nacht vor Anker.

Mittwoch 10. März wir bleiben noch eine Nacht in Puerto Lindo
Im Restaurant von Hans trinken wir einen köstlich kühlen, frisch gepressten Ananassaft und uns interessiert, wie es ihn so einfach von Holland nach Panama verschlagen hat. Heute Abend kommen wir wieder! Wir haben heute Hühnchen oder Oktopus in Kokosnuss-Soße meint der Holländer. Im Dorf treffen wir dann aber nur noch Einheimische, die Panamesen, sie sind Kariben und ziemlich dunkelhäutig. Wir kommen uns mit unseren kurzen Hosen, dem Rucksack und der Kamera sehr fremd vor. Manche geben einem freundlich die Hand, stellen sich vor und fragen wie es geht. Schlimm finden wir den überall am Ufer verstreuten angespülten Plastikmüll, hauptsächlich Flaschen und Flip Flops.


das findet man leider in der ganzen Karibik: Plastikmüll am Ufer

Am Tag 304 nach unserer Abreise ziehen wir unser Dinghy an den Strand der Isla Linton und werden schon argwöhnisch beobachtet.


wir werden schon erwartet!

Die unbewohnte kleine Insel, dicht mit Urwald bewachsen, gehört einem Engländer, erzählt man uns. Nur Affen leben auf ihr und unter denen hat es sich wohl schon herumgesprochen, dass zwei Touristen aus Schwaben heute zu Besuch kommen. Das Schlauchboot ist noch nicht auf den Strand hoch gezogen, da werden wir schon aus zwanzig Meter Höhe vom Wipfel der Palmen herab von zwei schwarzen Affen argwöhnisch beobachtet. Uwe macht schnell sein Teleobjektiv auf die Kamera und fotografiert sie von allen Seiten. Ich entdecke einen dritten Affen, der auf dem Fenstersims einer verlassenen Hütte träge in der Sonne sitzt. Aber auch er beobachtet uns. Ich gehe schon mal voraus, vielleicht lässt sich der Affe am Fenster ja fotografieren.

Jetzt spielt sich in Windeseile ein Affentheater ab!
Der schwarze Spider-Affe springt auf, statt abzuhauen läuft er auf mich zu und reckt dabei bedrohlich seine langen Arme in die Höhe. Nichts wie weg hier, zum Schlauchboot zurück. Was macht eigentlich Uwe? Der knipst immer noch die Zwei auf der Palme. Lautlos hat mich der Affe erreicht, packt von hinten zu mit seinen langen Armen und zieht mich auf den Sandboden. Hilfe!!! Alles geht jetzt rasend schnell. Ich sehe nur noch Schwarz, habe das Gefühl, dass mich X-Arme umklammern. Kein Ton, kein Geräusch. Der Affe beißt einfach zu. Keine Chance mich aus der Umklammerung zu lösen. Wieder beißt er, wieder und wieder. Völlig hilflos bin ich dem Affen ausgeliefert, er hat eine unheimliche Kraft. Hilfe, Hilfe – warum kommt Uwe denn nicht? Das war es dann wohl, denke ich und sehe mein Ende auf einer Urwaldinsel mit zerbissener Schlagader.


Angriff von hinten

Uwe ist bei meinem ersten Hilfeschrei noch am Ufer gestanden, drückt aber, ganz Sensationsreporter, noch vorher den Auslöser der Kamera, spurtet dann aber zum Kampfplatz, spielt den „Wilden Mann“ und grölt und schreit und fuchtelt wild mit seiner Kamera herum. Der Affe lässt von seinem Opfer ab. Wir rennen zum Strand, der verrückte Affe hinterher. Jetzt habe ich furchtbare Angst, nur weg von der Insel. Schnell ins Boot. Geschafft! An Armen und Beinen läuft das Blut herunter, der rechte Arm ist dick und schwillt an, verzweifelt halte ich den blutenden dicken Arm ins Salzwasser.


vom wilden Affen gebissen

Zurück auf Momo, ist Uwe als Sanitäter voll im Einsatz. Sieben Bisse zählen wir, dazu noch Prellungen und Blutergüsse. Auswaschen mit Mineralwasser, Desinfektion mit Betaisodona und darüber legt Uwe ein Antiseptisches Pflaster, und umwickelt jeden Biss mit Mullbinden. Am Ende sehe ich so gestreift aus wie ein Zebra, bin aber heilfroh, dass wir die gezackten Bisslinien nicht nähen mussten. Uwe schickt zur Sicherheit noch ein mail zu unserem Hausarzt in Ludwigsburg. Alles richtig gemacht, falls eine Rötung um die Wunden auftauchen sollte, muss der Patient Antibiotika nehmen, schreibt Doktor Ulmer zurück.

Heute Abend gehen, vielmehr fahren wir mit dem Schlauchboot zum Essen in das kleine Restaurant von Hans am Ufer der Bucht. Er hört sich die Affengeschichte an und meint, „ihr müsst den Affen Bananen oder Crackers mitbringen, sonst sind sie sauer“. Alles klar, die blöden Touris haben die Affen wahrscheinlich mit der Fütterung erst gefährlich gemacht.

Der Abschied von der Insel, die von drei Affen beherrscht wird, fällt uns nicht schwer. Wir verlassen sie am Donnerstag, dem 11. März. Die Schelter Bay Marina wird unser nächster Aufenthalt werden. Sie liegt direkt hinter dem Breakwater, vor der Einfahrt zum Panamakanal und gegenüber von Colon Town.



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