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Datum |
08.
April 2010 |
Position |
09°22,08´N,
079°57,07´W - Shelter Bay, Panama |
Seemeilen bisher |
7110 |
Wind |
NNE 3 Bft |
Tage unterwegs |
332 |
Am Donnerstag dem 11. März
heißt es nichts wie weg von Puerto Lindo
und den bissigen Affen, unser Ziel ist der Panamakanal.
Unsere Fahrt verläuft unspektakulär, nur
der Schiffsverkehr nimmt ständig zu. Nun liegt
Portobelo an Steuerbord. Portobelo wurde 1504 von Kolumbus
entdeckt und war während der Kolonialzeit ein
wichtiger, von mächtigen Forts beschützter
Hafen. 1980 wurden die Festungen in die Liste des
Weltkultur- und Naturerbe der UNESCO aufgenommen.
Man kann in der
Bucht gut ankern, die Festungen und die bekannte
schwarze Jesusfigur besichtigen. Uns zieht es aber
auf direktem
Weg zur Marina am Punta Shelter, direkt hinter den
Wellenbrechern in der Kanalzone. Momo ist ein Leichtgewicht
zwischen den Containerschiffen
Wie an der Perlenkette aufgereiht, kommen uns die
Riesen entgegen, weitere Containerschiffe liegen
auf den
ausgewiesenen Plätzen vor Anker und warten
auf ihren Schleusentermin.
Als im Jahr 1956 die Spedition
Mc. Lean den ersten Frachter Ideal X mit Aufliegergehäusen von Sattelschleppern
umrüstete, begann die Revolution des Containers.
Schon zehn Jahre später fuhren die wichtigsten
Liniendienste, mit Containern bestückt, im Nordatlantikverkehr,
die Seestrecke Europa-Australien und später dann
die Strecke Europa-Fernost-Südafrika-Karibik.
Der Versuch „round the world“ via Panama-
und Suezkanal zu fahren scheiterte, weil die Fahrstrecken
von Punkt A nach B sich als effizienter herausstellten.
Neunzig Prozent des Welthandels wird heute mit Containerschiffen
transportiert.
Die Frachtkapazität eines Containerschiffes wird
in TEU, Twenty-Foot Equivalent Units, Stellplatzkapazität,
angegeben. Die einzelnen Container messen 20, beziehungsweise
40 Fuß Länge, 8 in der Breite und 6 Fuß in
der Höhe. Dieses Maß hat sich international
durchgesetzt. Die wichtigste Kennzahl für die
Größe eines Schiffes ist die TDW, Tonnes
Dead Weight, die Last, die ein leeres Containerschiff
tragen kann. Die Schiffe fahren mit Hundertzehntausend
PS und einer Dauergeschwindigkeit von 25 Knoten! Die
Emma Maersk zum Beispiel hat eine TEU von 11 000 bis
14 000 (Stück Containern) und eine TDW von 156.907.
Elf Containerlagen im Rumpf, und neun Lagen an Deck.
Das Schiff, misst in der Länge 397,7, in der Breite
56,4, der Tiefgang ist 16 Meter. Die Emma Maersk gehört
zu den längsten Schiffen der Welt, die Maße
sprengen den Panamakanal, der Frachter muss den längeren
und gefährlichen Weg um Kap Hoorn fahren. Häufig
sehen wir aber Schiffe von „Hamburg Süd“,
diese gehören zur größten Reederei,
die sich auf den Transport von Kühlcontainern
von und nach Südamerika spezialisiert haben.
deutsches Containerschiff Cartagena mit Heimathafen
Elsfleth
Wir
sehen zu, dass wir nicht ausgerechnet mit so einem
Ungetüm die Engstelle des Wellenbrechers passieren,
Uwe meldet sich deshalb per Funk bei Christobal Signal
an. Am Punta Shelter geht’s links ab in die Marina,
davor liegt noch ein Riff und ganz idyllisch, am Ufer
wachsen Mangrovenbüsche. Im Hintergrund stehen
einige der verlassenen Häuser aus der Zeit, als
die Amerikaner noch die Hoheitsrechte über die
Kanalzone hatten und auf dem kleinen Flughafen startet
und landet manchmal ein kleiner Flieger. Neben dem
Hafengebäude gibt es einen Swimmingpool, darin
stehen überhitzte Segler mit einem kühlen
Drink im der Hand, gleich dahinter ragen Palmen auf,
die Marina liegt mitten im Urwald!
Shelter Bay Marina liegt mitten im Dschungel
Shelter Bay Marina,
Colon
Dies ist unsere neue Adresse für die nächsten
Tage und Wochen: Shelter Bay Marine, Steg D33, Colon,
Panama. Wir liegen mitten in der Pampa, das heißt
im Urwald, aber sicher, die Marina wird streng bewacht.
Als Service bietet die Marine einen kostenlosen Kleinbus
an, der zwei Mal täglich nach Colon, zum Supermarkt
Rey fährt.
Die Schiffe am Steg haben mit einer Yacht, wie sie
auf der Bootsmesse ausgestellt wird, wenig gemein.
Ganz individuell hat jeder Skipper an seinem Schiff Änderungen
für die Langzeitfahrt vorgenommen, gewachsen an
den Bedürfnissen und Erfahrungen seiner bisherigen
Reise. Unsere Nachbarn sind hauptsächlich Australier
und Amerikaner, aber auch ein Schiff mit Heimathafen
Basel liegt am Steg und neben uns legt ein französisches
Schiff an, die Maupiti mit Gerard und Catharine. Einige
Segler haben wir schon auf Bonaire und dann wieder
auf den San Blas Inseln getroffen, jetzt finden sich
viele wieder in der Shelter Bay. Die Australier sind
bald daheim, wenn man unseren Weg im Vergleich dazu
sieht, und die Amerikaner fahren die Westküste
hoch oder sind auch nur in der herrlichen Gegend
um Panama unterwegs. Wir sind in Panama - es ist
kein
Traum mehr, sondern Wirklichkeit!
Kurz ein paar Daten und die Geschichte der Republik.
Der Staat Panama ist der schmalste Teil der zentralamerikanischen
Landbrücke und grenzt im Osten an Kolumbien,
im Westen an Costa Rica.
Der Panamakanal durchquert das Land und verbindet
die Karibische See im Norden mit dem Pazifischen
Ozean
im Süden.
Die Fläche misst 75 517 Quadratkilometer, davon
sind 210 Quadratkilometer Binnengewässer und die
Küstenlinie ist fast 2000 Kilometer lang.
Die Hauptverbindungsstraße von Alaska bis Chile,
die Panamericana verläuft durch Panama, wird aber
im Urwaldgebiet Darién, das sich an Kolumbien
anschließt, unterbrochen. Das Sicherheitsrisiko
für den Bau der Straße ist wohl zu hoch,
weil das Gebiet von kolumbianischen Guerilleros gehalten
wird.Die Einwohnerzahl Panamas ist 3.230.000, wovon
die meisten Menschen in der Hauptstadt Panama City
und
in der Stadt Colon leben. Die Bevölkerung, die
Panamaer, sind zu Zweidrittel Indios und Europäer,
und einem Drittel Schwarze Afro-Panamaer.
Die Währung ist der Balboa, 1:1 gekoppelt mit
dem US Dollar. Die Zeitzone ist UTC minus 5 Stunden.
Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt im Sommer
sieben
Stunden.
Die größten Einnahmequelle der Republik
ist der Panamakanal, aber auch die vielen
Schiffsregistrierungen. Jedes fünfte Schiff läuft unter Panama-Flagge,
unkomplizierte Registrierung und geringe Steuern sind
der Grund dafür.Das größte Urwaldgebiet der Erde befindet
sich in Panama und Kolumbien. Der Vulcano Baru ist
die höchste Erhebung im Osten Panamas mit 3475
Metern. In dem tropisch feucht-heißen Klima werden
hauptsächlich Bananen, Plántanos, Zuckerrohr,
Reis, Ananas, Mais und Kaffee angepflanzt.Panama ist
seit 1821 von Spanien und seit 1903 von Kolumbien unabhängig
Neuer Hafen: Handwerker gesucht für
Momo!
Auf unserer Segelreise um die Welt lernen wir die
besten Mechaniker für unseren Perkins-Motor kennen. Unser
eigentliches Ziel, die Welt kennen zu lernen kommt
zur Zeit absolut zu kurz.Diesmal braucht aber zuerst
die vom Affen gebissene Crew einen Handwerker, beziehungsweise
einen Mediziner.
In meinen kurzen Hosen sind die verbundenen Bisse nicht
zu übersehen. Der Dockmaster und auch unsere mitfühlenden
Mitsegler empfehlen uns dringend in die Ambulanz der
Stadt Colon zu fahren, mit Infektionen in den Tropen
sei absolut nicht zu spaßen.
Colon ist die hässlichste Stadt, die wir je gesehen
haben
Colon Town, liegt
am Atlantik, am Eingang des Kanals
und ist ein bedeutender Handelsplatz mit wichtigem
Hafen. Die Stadt wurde 1850 gegründet, die Einwohnerzahl
ist mit dem Bau des Kanals ständig gestiegen.
Heute hat sie 40 Prozent Arbeitslose und noch größer
ist die Armutsrate. Colon gilt als eine der gefährlichsten
Städte der Welt und viele Reiseführer raten
davon ab, die Stadt zu besuchen. Als Tourist kann
man zu Fuß nicht mal die Straße überqueren.
Selbst für 300 Meter wird einem dringend ein
Taxi empfohlen. Zwei US Dollar kostet eine Fahrt,
die ist es wert. Jeden Monat werden in dieser Stadt
70 Menschen Opfer von Gewaltverbrechen. Colon Town
liegt von der Marina aus gesehen, genau gegenüber
auf der anderen Seite der Kanalzone. Fahrt zum
Hospital Colon, 4 Alto
Abdul (Empfehlung von „Chappy“ aus Australien)
holt uns mit seinem Taxi am Freitag früh ab,wir
fahren an der Kanalzone entlang und den verlassenen,
total
ausgeplünderten Häusern der Amerikaner, Gringos
werden sie hier genannt. Unsere holprige Straße
führt uns mitten durch den Urwald und nach zwanzig
Minuten erreichen wir die Gatun-Schleuse, über
deren Brücke wir fahren dürfen, sobald der
Panamaxdampfer durchgeschleust ist. Nun sehen wir rechts
die Baustelle des neuen Kanals und links wieder Urwald
mit einem Bach, in dem Krokodile leben. Wir passieren
inzwischen schon die vierte schwer bewaffnete Straßenkontrolle.
überall gibt es Strassenkontrollen
Die
Ambulanz im Krankenhaus überrascht uns positiv.
Eine schwarze vollbusige Empfangsdame, mit hautengem
Oberteil, versucht meinen Pass zu entziffern und füllt
ein Formular aus. Ohne Wartezeit werde ich an eine
Dame aus Nicaragua weitergereicht, die Fieber und Blutdruck
misst, dann dürfen wir auch schon dem Doktor die
Affengeschichte erzählen. Mit der Erstversorgung
war der Arzt sehr zufrieden, er will ein Blutbild machen,
noch mal Tetanus spritzen und verordnet für eine
Woche Antibiotika. Die Rechnung, die uns die Schokoperle
anschließend ausdruckt, haut uns um: 22 Dollar
für alles, mit Impfstoff! Und Rabatt bekommt
man auch noch!
Mit der Panama-Telefonkarte
von Movistar organisiert Uwe jetzt die Termine für
Momo.
„ Uwe Moser, Panama“, hört sich klasse
an.
Krantermin: zum Putzen und Streichen muss Momo aus
dem Wasser.
Dave, der Organisator der Werft, nennt uns den nächsten
Mittwoch zum Kranen, Abstrahlen, Schleifen und
Streichen der Antifoulingfarbe durch seine Männer.
Am Montag darauf soll es wieder ins
Wasser gehen.
Für Sir Perkins ist Andy der beste Mann.
Obwohl
er eigentlich keine Zeit hat, hört Andy sich schon
zwei Stunden später die Leidensgeschichte an und
verspricht die Injektoren auszubauen und mit der Werkstatt
in
Panama City zu sprechen, wo die Injektoren gewartet
werden müssen. Sobald Momo wieder im Wasser
ist verspricht Andy wieder zu kommen.
Kanaltermin
Stanley ist der beste Agent für die Organisation
der Kanaldurchfahrt. Fragebogen und sämtliche
Papiere sind ausgefüllt, der Termin ist offen,
wir wissen nicht wann wir startklar sind.Der Vermessungsangestellte
der Kanalgesellschaft, der „admeasurer“,
kommt am Sonntag und stellt fest, dass Momo 13,40 Meter
lang ist, gemessen von der überstehenden Windfahne
bis zum Anker. Einige Seiten mit Fragen gilt es zu
beantworten, u.
a. auch ob unsere Klampen stabil sind (es kommt wohl
vor, dass diese vom Zug der Leinen ausreißen),
ob wir mindestens 5 Knoten fahren können, ob wir
den Adviser während der Fahrt verköstigen
können und und und …
Stanley, der Kanalagent, erledigt alles für uns
... und der Admeasurer nimmt Mass
Ausflug in die Freezone, Colon Town.
Antifoulingfarbe für Momo brauchen wir noch und
Abdul, unser Taxifahrer fährt uns in die zweitgrößte
Freezone der Welt. Eine Stadt in der Stadt. Ein Geschäft
und Lagerhaus am anderen, ein Verkehr auf dem Straßen
wie in einer Großstadt zur rush hour. Wir kaufen
fünf Gallonen, 30 Kilogramm, Seaforce 90 von Jotun
und hoffen sehr, dass die Algen und Muscheln sich künftig
von Momos Rumpf fern halten. Abdul wartet auf uns noch
vor dem Supermarkt, solange kann er in seiner Bibel
lesen, die er immer bei sich hat, weiter fahren wir
zum Drive in Bankschalter und wieder zur bewachten
Shelter Bay zurück.
Uwe macht klar Schiff während die Crew noch Affenbiss-Schonzeit
hat. Den Roststellen geht er auf den Grund, sogar in
der Backskiste. Dort entdeckt er am Dienstag eine neue
Baustelle. Der Schwanenhals des Auspuffs, ein Kunststoffteil
von der Firma Vetus, ist undicht. Sofort gibt er eine
Bestellung zu SVB in Deutschland durch: Gooseneck,
passende spezial Schlauchschellen und noch Ersatzzündkerzen
für den Honda, denen wir schon seit Las Palmas
nachlaufen und nirgends gefunden haben. Wir sind ja
noch ein paar Tage beschäftigt, bis dahin ist
das Paket längst da, glauben wir zumindest.
das ist ein Gooseneck
Urwald
Die immerfeuchte tropische Klimazone lässt den
Urwald wachsen und uns schwitzen.
Die Temperaturen bewegen sich ganzjährig gleichmäßig
zwischen 28 und 31 Grad, im kühlsten Monat um
die 24 Grad. Fast jeden Tag fallen mehr Niederschläge
als im Wald verdunsten kann und die starke Verdunstung
regt dann wieder zu neuen Niederschlägen an.
Der Regen kommt und geht aber schneller, als wir
unser Sonnendach in ein Regenauffangbecken umbauen
können.
Wir haben das Regenwassersammeln momentan aufgegeben.
Die
Affen brüllen!
Vom Schiff aus hören wir jeden Morgen und Abend
die Affen aus dem nur 300 Meter von der Marina entfernten
Tieflandregenwald brüllen. Gezeigt haben sie sich
aber nicht bei unserer Wanderung. Vielleicht sehen
wir sie auch bloß nicht, auf den über vierzig
Meter hohen Palmenwipfeln. Vorsichtshalber bewaffnen
wir uns aber mit einem Stock, man weiß ja nie.
45 Prozent der Landfläche Panamas ist mit Urwald
bedeckt. Stockwerkbau ist das Erscheinungsbild des
Waldes, eine vertikale Staffelung von Wurzel- und Krautwerk über
Buschwerk, einer Schicht kleinerer Bäume, hinauf
zum dichten Hauptkronendach auf vierzig Meter Höhe
und darüber hinaus ragen einzelne Baumriesen bis
zu sechzig Metern empor. Der Panama-Mahagonibaum wird
so ein riesiges Exemplar. Sämtliche Palmen, die
wir in klein aus dem Gartencenter kennen, wachsen hier
in Hochhaushöhe, Hundert verschiedene Arten von
Gummibäumen, Lorbeerbäumen, auch orange und
lila blühende Bäume mischen sich als Farbtupfer
unter die Grüntöne. Die tropischen Regenwälder
weisen die höchste Artendichte, was Fauna und
Flora betrifft, auf.
Wir sehen blaue Schmetterlinge,
so groß wie
eine Hand, grün-rote Paradiesvögel, kleine
Kolibris, Geier der Ähnlichkeit mit dem Kondor
haben und den berühmten Harpyie Eagle, das Wappentier
Panamas. Es ist der mächtigste Greifvogel der
Erde mit einer Flügelspannweite von zwei Metern,
satt wird er nur von einem Affen oder einem Faultier.
Zwei Drittel der Tiere halten sich in den Baumkronen
auf,
das heißt wir sehen sie gar nicht. Den Panamanachtaffen,
den Mantelbrüllaffen, Geoffroy den Perückenaffen
oder den Weißschulterkapuzineraffen und gar nicht
traurig bin ich, dass auch der Braunkopfklammeraffe
sich Art gerecht verhält und Abstand zu uns
wahrt.
Auf den Straßen-Achtungsschildern ist ein Hirsch
abgebildet, der Weißwedelhirsch ist in Panama
heimisch, auch der Jaguar, der Puma, Langschwanz-
und Tigerkatzen und Kojoten leben im Urwald. Den
größten Teil der Tiere machen aber Insekten
aus, Spinnen, Krebstiere, Schlangen und Pfeilgiftfrösche.
Ganz besonders witzig finden wir die Blattschneiderameise.
Zu Tausenden sind sie unterwegs, ein endloser Zug
von Blatt-Transporteuren. Auf unserem Dschungelpfad
haben
sie sich 10 Zentimeter breite sauber gefegte Ameisenautobahnen
gebaut, für ihren Transportweg. Über sich,
wie Sonnenschirme, tragen sie grüne Blattfetzen,
die größer als sie selbst sind. Auf dem
Blatt sitzt manchmal noch eine winzig kleine Ameise,
sie fährt mit zwecks Luftverteidigung. Falls
wir aber die Ameisenstraße nicht ordentlich überqueren,
hätte sie gegen unseren Schuhabdruck keine Chance.
Ab und zu verschwindet die Ameisenstraße
im Dschungel, dort scheint das Lager zu sein.
Die Königin, der in den Tropen verbreiteten Ameise,
bringt 150 Millionen Arbeiterinnen zur Welt, von denen
zwei bis drei Millionen gleichzeitig am Leben sind
und in einer Art Fließbandkolonie beschäftigt
sind. Eine Kaste arbeitet als Erntearbeiterin und zerstückelt
das Blattwerk eines kleinen Baumes, kleinere Ameisen
sind für den Transport zuständig, andere
zerkauen die Blätter, die nächste Truppe
formt den Brei zu Kügelchen, die nächsten
Arbeiter transportieren sie auf einen Haufen, die kleinsten
Ameisen sind für die Kontrolle zuständig.
Sie betasten und säubern den Berg, auf dem sich
Schimmelpilze bilden. Diese Pilze, und nicht das frische
Blatt, sind die Nahrung der Blattschneiderameisen.
Sie wandeln also die pflanzliche Biomasse in Eiweiß um
und haben so eine Sonderstellung im Gefüge des
Urwalds. Eine Blattschneiderkolonie schneidet übrigens
täglich so viel Blätter wie eine Kuh frisst.
Jährlich gibt das eine Menge von 35 Tonnen Laub.
auf diesem
Video sieht man die Blattschneiderameisen
in Aktion
Mittwoch, die 17 Tonnen Momo hängt am
Kran, und das mit fast leerem Dieseltank.
Nach dem Abstrahlen
wird sie an Land gefahren und wir wohnen jetzt, über
eine Leiter zugänglich,
im 1. Stock mit Aussicht auf das Riff und die Kanalzone.
Die Arbeiten gehen gut voran, wir bekommen schon
beim Zusehen fast einen Hitzschlag.
im kühlen Norden haben wir das immer selber
gemacht! Hier ist das undenkbar
Gestrandet auf dem Riff
sehen wir eine Segelyacht am Samstag früh beim
ersten Blick von unserem „Balkon“. Das
Schiff muss über Nacht, beim Versuch die Marina
anzulaufen, auf dem Riff gestrandet sein. Niemand kommt
ihm zu Hilfe, keine Rettungsgesellschaft gibt es hier
und sonst ist wohl auch niemand zuständig
- unglaublich.
diese Strandung vor der Hafeneinfahrt war völlig unnötig
Der Panamakanal
Vom Karibischen Meer, dem Atlantik, zum Pazifischen
Ozean, den Städten Colon und Panama City, verläuft
der Kanal auf einer Länge von 81,6 Kilometern.
Die Durchfahrtszeit beträgt zirka 12 Stunden.
Der Wasserspiegel des Pazifiks ist nur 24 cm höher
als der Atlantik, dazwischen werden die Schiffe aber
um insgesamt 26 m auf das Niveau des Gatun-Sees angehoben,
um die kontinentale Wasserscheide zu überwinden.
Mit drei Schleusenanlagen wird der Höhenunterschied
ausgeglichen. Bergdurchstiche waren notwendig und Kanäle
mussten ausgegraben, in den späteren Jahren,
ausgebaggert werden.
Einfahrt in die Gatunschleuse
Die Schleusen und Durchfahrten
Es kann gleichzeitig in beide Richtungen geschleust
werden, da die Schleusen doppelt angelegt sind.
In Nord-Südrichtung:
Gatun-Schleuse mit 3 Schleusenkammern,
insgesamt 16,5 Meter Höhenunterschied.Danach schließt
sich der Gatun-See an, den man in einer Fahrrinne
durch fährt,unzählige
Inseln breiten sich auf ihm aus, wie Island Barro Colorado
mit der Forschungsstation. Da der See aufgestaut ist,
sind die jetzigen Inseln früher die höheren
Landerhebungen gewesen und die Tiere sind jetzt Inselbewohner.Den
Fluß Rio Chagres fährt man nun 8,5
km weit, dann folgt derGaillard-Kanal, den die Centennial
Brücke überspannt,
von Bilfinger &Berger erbaut.
Die Pedro-Miguel-Schleuse folgt
mit zwei Schleusenkammern, der Hub beträgt
9,5 Meter, abwärts. Weiter
im Miraflores-Lake, einem künstlichen See für
weitere 1,7 Kilometer bis zur nächsten Schleuse,
der Miraflores Schleuse mit zwei
Kammern und einem, von der Tide abhängigen, durchschnittlichen Hub
von 16,5 Metern. Es schließt sich der Einfahrtskanal
in den Golf von Panama an, überspannt von der
berühmten
Bogenbrücke,
der Bridge of the Americas, die
1962 eröffnet
wurde. Die Spannweite ist 169,2, die Höhe 118
Meter und sie galt jahrelang als längste und höchste
Brücke der Welt. Bis 2004 war die Bridge of the
Americas die einzige Verbindung zwischen Nord- und
Südamerika.
Bridge of the Americas, eine der berühmtesten Brücken
der Welt
Kosten
Für den Kanal arbeiten 8000 Menschen bei der Instandhaltung,
beim Betrieb und in der Verwaltung. Seit der Eröffnung
haben über eine Million Schiffe den Kanal durchfahren.
Der Preis wird nach Art und Größe des Schiffes
berechnet. Schiffe der Panamax-Klasse zahlen durchschnittlich
150 000 Dollar für die Durchfahrt. Ein Schwimmer,
Richard Halliburton, zahlte für seine 150 lbs.
0,36 US Dollar für das Durchschwimmen des Kanals
im Jahr 1928. Ein kleines Segelschiff wie wir, zahlt
auch nur „Peanuts", 1122 Dollar einschließlich
der Gebühr des Agenten, der geliehenen Autoreifen
und vier langen Leinen. Dazu kommen noch Kosten für
die Linehandler.
Der Kanal stößt heute
an seine Kapazitätsgrenzen
Seit September 2007 wird parallel ein neuer Kanal
gebaut und im Jahr 2014/15 soll das 8 Milliarden
US Dollar-Projekt
fertig sein. Wieder fällt man die Urwaldbäume,
aber heutzutage arbeiten sich schwere Maschinen durch
Stämme und die Erdmassen. Noch größere
Containerschiffe werden schon gebaut, die Super-Panamax,
sie werden dann genau in die 55 Meter breite und
427 Meter langen Schleusenkammern passen, die Fahrrinne
zwischen den Schleusen wird zwischen 152 und 304
Meter ausgebaggert werden.
Geschichte des Kanals
1513 überquerte als erster Europäer ,der
spanische Eroberer Vasco Nunez de Balboa, die Landenge
und erreichte den Pazifik.
1534 regte Kaiser Karl V die Möglichkeit einer
Wasserstraße
als Idee an.
1835 erklärten amerikanische Kundschafter den
Bau für unmöglich.
In den nachfolgenden Jahren beschäftigten sich
viele Wissenschaftler und Politiker mit dem Gedanken
einer Wasserstraße durch den Isthmus von Panama.
40 Jahre später entwarf der Franzose Ferdinand
Lesseps den Plan für den Kanalbau, ohne Schleusen.
Von 1881 bis 1889 starben beim Bau durch den Dschungel
22 000 Arbeiter an Gelbfieber und Malaria, das waren
7,5 Leute pro Tag. Der Bau durch den Urwald war wesentlich
schwieriger als durch die Wüste beim Bau des
Suez Kanals, den Lesseps auch plante.
Das Projekt endete
mit einem
Desaster und die Firma ging Pleite.
2. Bauphase:
1894 ging das Projekt an eine Auffanggfesellschaft über,
die den Gesamtkomplex dann
1902 für 40 Millionen US Dollar
an die USA verkaufte
1903 verlangten die USA von Kolumbien
die Abtretung des Panamagebiets, Militärs landeten und der unabhängige
Staat Panamas wurde ausgerufen.
1903 Theodor Roosevelt erwirbt die Baurechte für
den Kanal und 75 000 Menschen schufteten für das
bisher größte und teuerste Bauwerk. 200
Millionen Kubikmeter Erde wurden bewegt. Die Arbeiter
erhielten 20 Cent Stundenlohn. Während dieser
Zeit starben „nur“ noch 1,9 Arbeiter
pro Tag.Erste Durchfahrt war am 14. August 1914,
Vor dem Bau des Kanals war die schnellste Seeverbindung
von der Ost- zur Westküste Amerikas über
die 26 000 Kilometer lange gefährliche Umschiffung
des Kap Hoorns.
Die politische Geschichte:
Nach der Fertigstellung gab es immer wieder Spannungen
wegen der Hoheitsrechte der USA und deren militärischer
Präsenz in, obwohl die territoriale Souveränität
Panama zugesichert war. Bis zu 20 000 Soldaten waren
zeitweise auf dem strategisch wichtigen Militärstützpunkt
stationiert, auf insgesamt 84 000 Hektar Land im
Bereich der Panamakanalzone, einem Streifen von
je 8,1 Kilometern entlang des Kanals.
1964 kam es zum Streit zwischen
US-Militär und
panamaischen Demonstranten und es gab Tote.
1977 wurde Neutralität vereinbart
1989 wurde Panama von den USA angegriffen
und „Machthaber“ Manuel
Noriega entführt
1979-99 war der Kanal unter gemeinsamer
US-Panamaischer Kontrolle, beide Flaggen wehten über
dem Kanal
Seit 2000 sind die Hoheitsrechte
vollständig auf
Panama übergegangen. Jimmy Carter handelte die
Verträge aus. Die Siedlungen und Häuser und
Anlagen zeugen noch als Bauruinen von der Amerikanischen
Präsenz.
Maupiti heuert uns als Linehandler an
Gerne kommen wir mit und lernen das Schleusen schon
mal kennen, bevor wir selbst mit Momo durch den Kanal
fahren. Für die Bedienung der Leinen während des Schleusens
müssen vier Leute plus der Skipper an Bord sein. Sie bleiben eine Nacht
an Bord und wollen auch bewirtet werden. Entweder findet man Mitsegler am Steg,
die gerne mit gehen, auch am schwarzen Brett der Marina suchen Leute einen Linehandler-Job,
oder Schwarze, erfahrene Linehandler bekommt man über die Vermittlung
von Agenten.
Samstag, 20. März um 13.00 Uhr, gehen wir an Bord
der Maupiti
Zum Linehandeln außerdem noch dabei ist Oliver,
ein junger Franzose, der um die Welt radelt und ab
und zu eine Mitfahrgelegenheit sucht. Welches Schiff „Kanaltermin“ hat, sieht
man sofort. Wie an der 36 Fuß großen Ovni,
hängen dann in Plastiksäcke verpackte Reifen
zusätzlich zu den Fendern am Rumpf. Berge, vier
Mal vierzig Meter, von blauen Festmacher-Leinen liegen
an Deck, Tief liegen die Schiffe im Wasser vom Gewicht
des gebunkerten Poviants.
gemeinsam mit andern Yachten warten wir am Ankerplatz
"the flats"
auf unseren adviser
Lotsen, Adviser und Linehandlers
Ab 20 Meter Länge braucht jedes Schiff einen von
der Gesellschaft gestellten Lotsen an Bord während
der gesamten Überfahrt. Unter 20 Meter erfolgt
der Transit mit einem Transit-Adviser, der ist für
die meisten Segelboote, wie auch für die Maupiti
und bald auch für unsere Winzigkeit zuständig.Außerdem
müssen für die Festmacherleinen vier Linehandler
zur Verfügung stehen. Auf einem Schiff mit zwölf
Metern wird es kuschelig eng. Kein Transit unter Segel,
das steht in den seitenlangen Anweisungen der Kanalgesellschaft
und die Geschwindigkeit soll mehr als 5 Knoten betragen.
Zwölf Stunden dauert der gesamte Transit, man
schafft die Schleusen und die Strecke also keinesfalls
nur bei Tageslicht.
Pünktlich sind wir mit Maupiti am ausgewiesenen
Ankerfeld hinter den Piers von Colon Town zum heutigen
Schleusentermin, 12 Segelboote warten wie wir. Langsam
werden wir unruhig, erst mit dem letzten Lotsenboot
kommt unser Adviser an Bord. Inzwischen ist es dunkel.
Die Nachtfahrt erhöht die Spannung noch mehr. Überall
Lichter, Schiffe, Bojen und die helle Schleusenbeleuchtung
der ersten Kammer, auf die wir zu halten. Mit unseren
Adviser, Larry, haben wir einen Joker gezogen, er
ist unheimlich nett und hilfsbereit. Er ist in ständigem
Funkkontakt mit den anderen Advisern der gleichzeitig
mit uns durch die Schleuse fahrenden Schiffe.
Die
zwölf Schleusenkammern sind je 305 Meter
lang, 33,5 Meter breit und 26,3 Meter tief, die Schleusentore
messen 25 Meter Höhe. Die Kammern fassen je
101.000 Kubikmeter Wasser, die Füllzeit pro
Kammer beträgt
nur acht Minuten. Jede Schleusung verbraucht 197
Millionen Liter Süßwasser, das beim Absenken
ins Meer gespült wird. In Dürrezeiten muss
daher der Schiffsverkehr eingeschränkt werden.
bei Nacht laufen wir als "Päckchen" in
die Gatun Schleuse ein
Die Höchstmaße der Schiffe, die
den Kanal passieren können sind: 294,13 in der
Länge,
32,2 in der Breite und 12,04 Meter Tiefgang im Süßwasser
unter tropischen Bedingungen. (Auch wir werden im Süßwasser
tiefer im Wasser liegen. Hoffentlich schwimmen
wir da noch, voll beladen und mit 6 Personen)
„Päckchen“ fahren
in die Schleusenkammern
Wir Kleinen dürfen als Päckchen in die Schleuse
fahren, das heißt, unser Adviser weist Gerard
von der Maupiti vorher an, längsseits an dem Katamaran
festzumachen. Auf der anderen Seite des Kats legt ein
weiteres Einrumpfboot an. Es ist wohl eine Schleusung
nur mit Kleinschiffen organisiert worden. Vor uns,
mit weitem Abstand ein Zweierpäckchen und weit
hinter uns folgt noch mal ein Dreierpäckchen.
Da haben wir schon anders gefüllte Schleusen
erlebt!
Neben uns her laufen in 25 Meter Höhe, links und
rechts auf den Schleusenmauern, jeweils zwei Arbeiter,
die unsere Leine um einen Poller legen, sobald wir
unsere richtige Position gefunden haben. Wie kommt
unsere Leine aber hoch? Eine Affenfaust oder auch Monkey
fist, an einer Hilfsleine befestigt, werfen dazu die
Arbeiter den Linehandlern am Bug (Oliver) und am Heck
(Uwe) zu. Erwischt Uwe und Oliver den Ball auch? Klar!
Der Ball wird mit der Hilfsleine am Auge unserer 40-Meter-langen
Leine verbunden und jetzt zieht der Arbeiter die Leine
hoch, legt das Auge um den Poller und sofort müssen
jetzt die beiden Linehändler ihre Leine
dicht nehmen, am Besten gleich um die Winsch
legen, denn
es kommt ein mords Zug auf die Leine.
Achtung! die Affenfaust kommt angeflogen!
Das Gleiche passiert
parallel auf dem weiteren Schiff in unserem Päckchen,
nur die Besatzung des Katamarans in der Mitte hat mit
den Leinen nichts mehr zu tun. Alle sind fest, das
gewaltige Tor geht zu und wir steigen höher und
höher. Dicht nehmen, dicht nehmen. Das Tor geht
auf, wir bekommen die Leinen-Enden zugeworfen. Wir
schießen die ewig lange Leine wieder sauber auf,
es darf sich ja kein Knoten bilden, während unser
Päckchen in die nächste Kammer fährt,
wo das gleiche Spiel beginnt, aber alle sind
wir jetzt schon gelassener dabei. Fast schon
Routine
ist das
Handling in der dritten Kammer.
die Leinen immer schön dicht nehmen
Das Tor der letzten
Kammer öffnet sich, wir sind
16,5 Meter höher und wir befinden uns jetzt auf
dem Gatun-Stausee in stockfinsterer Nacht. Auf zwanzig
Meter Tiefe weist uns Larry einen Platz zum Ankern
an, bevor er von einem Wassertaxi abgeholt wird. 22.00
Uhr ist es inzwischen, höchste Zeit für
einen Anleger und ein paar Sandwiches und dann
ab in die
Koje.
Am nächsten Morgen, früh
um 5.30 Uhr steigt Adviser Larry wieder an Bord.
In
einer Fahrrinne durch
fahren wir den Gatun-See an, wäre es nicht so
heiß, könnte man
meinen in Finnland zu sein mit den unzähligen
Inseln, die sich vor uns ausbreiten. Es wird enger,
wir fahren inzwischen auf dem Fluß Rio Chagres
und erreichen nach zirka 8,5 Kilometern den Gaillard-Kanal,
der durch den Caillard-Cut, einen Felsen gesprengt
wurde. Zur Motivation der Arbeiter erzählte man
ihnen, von Goldvorhaben in dem Felsen, so ging die
Arbeit zügiger voran. Über den Cut spannt
sich die Centennial .Brücke. Jetzt wird es wieder
Ernst, die Pedro-Miguel mit zwei Schleusenkammern folgt,
wir schleusen 9,5 Meter abwärts. Ein kleinerer
See, der Miraflores-Lake schließt sich
an, dahinter liegt die Miraflores Schleuse mit
zwei Kammern.
Der
Hub ist je nach Tide des Pazifiks (bis zu 6,5
Meter Unterschied), im Schnitt 16,5 Meter.
im Gatun See
da kommt man den "Dicken" ganz schön
nahe
Mit der Öffnung des gewaltigen Schleusentors
befinden wir uns im Golf von Panama, im Pazifischen
Ozean!
Ein interessanter, gelungener Ausflug war das
für
uns, mehr Nerven hat der Transit sicher den Skipper
Gerard gekostet. Darauf Sante, am Ankerplatz
vor Panama City, mit einem selbst gemixten Drink
von
Gerard.
Sonntag,
der 21. März.
Niemals fahren wir wieder mit einem mürrischen
Taxifahrer!
Man kann sich auch mit dem Taxi nur zur Busstation
Aalbrook fahren lassen und von dort den Bus
nach Colon nehmen und dann mit dem Taxi zur
Shelter
Bay. Wir sind
aber müde, es regnet, zu umständlich ist
es uns auch und wir müssen vor Dunkelheit noch
ein paar Dinge an Bord von Momo erledigen, denn morgen
ist wieder Krantermin.
Taaaxiiiii! Der schwarze Taxifahrer
macht keinen glücklichen
Eindruck, als er den Bestimmungsort Shelter
Bay hört,
85 Kilometer entfernt. Mürrisch fährt
er mit uns aber doch los. Der Taxifahrer
spricht wohl
nur spanisch, jedenfalls spricht er kein
Wort. Erst fahren wir durch Panama City,
dann über
die Autobahn Richtung Colon. Nach der Zahlstelle
gießt
es wieder wolkenbruchartig. Uwe und ich
sitzen auf dem Rücksitz des gelben
Toyotas und ich möchte schon daheim
sein, mir gefällt die Fahrt nicht.
Wenn ein Dienstleister keine Lust hat seine
Arbeit zu machen, soll
er es sein lassen.
Jetzt geht alles ganz schnell, wir sind
auf der linken Fahrspur, das Fahrzeug
macht sich
selbständig,
macht aquaplaning, dreht sich zweimal im Kreis, knallt
links und rechts an die Leitplanke. Wir sind nicht
angeschnallt, es gibt keinen Gurt, instinktiv tauche
ich ab, ziehe Uwe auch runter, wir können sowiseo
nichts tun, sind völlig hilflos. Die immer gerne
gezeigte Filmszene kommt mir in den Sinn: Auto durchschlägt
die Leitplanke, stürzt die Böschung
hinab und brennt.
An der rechten Leitplanke bleibt unser
Wagen stehen, wir tasten uns ab, alles
noch ok?
Von der Kamera,
die im Rucksack neben uns stand, habe
ich einen blauen Fleck. Die Knie schlottern.
Unser Taxifahrer
ist
fassungslos,
wie ihm das passieren konnte und fragt,
ob wir ok sind. Plötzlich kann er
reden. Wirft dann seinen Kotflügel,
der am Straßenrand liegt, in seinen
Kofferraum und fährt weiter, bis
der Kotflügel wieder
auf der Straße liegt. Jetzt steigen
wir nochmal aus und schauen die Reifen
und die Spur genauer an.
Die Reifen haben sogar Profil aber die
Spur die hat schon einen Schlag weg.
Eigentlich will ich nicht mehr
mit fahren, aber wir sind auf der Autobahn
und unser Taxifahrer hat noch nicht einmal
Funk um Ersatz zu
rufen. Ganz zahm fährt er jetzt
bis zur Marina.
Oh wie schön ist Panama,
so der Titel vom Kinderbuch mit dem kleinen
Tiger, von Janosch
Wir feiern heute Geburtstag, seit heute
haben wir beide am 21. März noch mal Geburtstag!
Montag
kommt Momo wieder ins Wasser und Andy baut die Injektoren
aus.
Dienstag fahren wir mit dem Marina Bus, dann
mit dem öffentlichen
Bus ab Colon und dann mit dem Taxi in die Bosch-Werkstatt
und geben unsere Injektoren ab. Eine tolle Firma mit
freundlichen und kompetenten Leuten. Die Nadeln müssen
ausgetauscht und in den USA bestellt werden.
Diesen Freitag versprechen sie uns, werden
sie geliefert.
Samstag,
27. März, unser Skipper hat Geburtstag
und wir fahren nach Panama City.
Als
Geburtstagsgeschenk holen wir für
Uwe die Injektoren, bestückt mit
neuen Nadeln, beim Bosch-Dienst in Panama
City ab. (Da freut er sich mehr als über
Socken. Apropos Socken was ist denn
das für ein
unnötiges Kleidungsstück.)
Diesmal hat uns Segelfreund Oskar aus
Argentinien den Tipp mit dem
Taxifahrer Israel gegeben. Israel fährt
uns durch die total verstopfte Stadt,
erst zum Bosch-Dienst,
dann von Geschäft zu Geschäft,
wartet auf uns oder geht mit und übersetzt.
Für neun
US Dollar die Stunde. In Panama bekommt
man alles, hatten wir im Vorfeld gehört,
aber das können wir
für den Marinebereich nicht bestätigen.
Das wichtigste in unserem Gepäck
sind aber die Injektoren und die steckt
der Skipper sogar in die Hosentasche,
der Rucksack könnte ihm ja geklaut
werden. Aber Panama City ist im Gegensatz
zu Colon eine sichere
Stadt, erzählt uns Israel.
beim Bosch Dienst in "PC"
Panama City
wurde im Jahr 1519 vom Spanier Pedro Arias
Davila gegründet
und ist heute eine moderne Stadt mit 1,5 Mio Einwohnern.
Panama City ist ein Banken- und Offshore-Zentrum. 20
000 gelbe Taxis helfen mit, das unzureichende Straßennetz
total zu verstopfen. Die Stadt wächst rapide durch
Immobilienspekulationen und kolumbianischer Drogengeldwäsche.
permanentes Verkehrschaos in PC
Die Silhoutte von Panama zeigt
die größten
Hochhäuser Lateinamerikas. Neben modernen Gebäuden
gibt es auch noch historische, das Gebiet von Panama
la Vieja ist ein als Ruinengelände erhaltenes
Viertel, das 2003 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Auch hierher führt uns das Taxi von Israel. Wir
finden um die Plaza und die Kathedrale schön restaurierte
Bauten, die als Restaurants, Wohnbauten und öffentlichen
Gebäude fungieren. Der Grundstock der Gebäude
waren und sind Ruinen, anders kann man die zerfallenen
Gemäuer nicht bezeichnen.
so schön renovierte Viertel
sind selten in PC
Wir lassen uns am Busbahnhof
wieder absetzen. Bestimmt dreißig ausgemusterte
Schulbusse aus Amerika stehen auf dem Busgelände,
einer phantasievoller bemalt als der andere. Diese
Busse fahren im Stadtbereich einen heißen
Reifen mit ihren Ofenrohren als Auspuff.
die berühmten panamesischen
Schulbusse
Sherlock Holmes von Panama, alias
Andy löst den
Fall „Sir Perkins“
Nicht am Montag,
da versetzt er uns, Andy hat sicher
einen wichtigeren Fall. Am Dienstag aber nimmt
der
Krimi seinen Lauf.
Die vier Einspritzdüsen
mit den neuen Einspritznadeln wieder einzusetzen,
ist ein
Klaks, das kann man eigentlich selber machen,
hört
Uwe von befreundeten Ingenieuren. Unsere Düsen
setzt Andy ein, da gehen wir auf Nummer sicher.
Nachdem die Zylinder mit dem Staubsauger sauber
gemacht sind,
entdeckt Andy Wasser im vierten Zylinder. Betroffenheit
herrscht jetzt an Bord, wie kommt denn bloß Wasser
in den Zylinder. Sherlock Holmes geht an die
Arbeit, systematisch. Wo ist die undichte Stelle?
Andy baut
den Ellbogen aus, hier trifft Salzwasser auf
Abgas und so sieht das rußige Teil auch
aus. Negativ für die Lösung des Falls,
es ist kein Loch im Ellbogen, noch nicht! Seit
wir die Düsen
entfernt haben war keine Maschine an, wo
soll denn dann Wasser
her kommen?
Andy baut die Düsen ein
Drei Stunden später
sagt Sherlock Holmes alias Andy: es ist
nicht zu fassen, wir haben das Wasser selber
mit dem
Staubsauger
aus der Auspuffleitung in den
Zylinder gesaugt. Seltsam, hat da einer
eine falsche Spur gelegt?
Vier
Stunden
später
Die Einspritzdüsen sind eingebaut und der alte
Ellbogen auch wieder. Unsere Maschine ist wieder Sir
Perkins und läuft, und endlich können
wir wieder unsere Batterien mit der Maschine
laden.
Am nächsten
Tag
Kommt Andy wieder, der Fall muss vollständig gelöst
werden. Unter seinen Ersatzteilen hat er genau so einen
Ellbogen gefunden, den er jetzt gegen unseren alten
austauscht, der es auf keinen Fall bis Neuseeland geschafft
hätte. Beim Austausch entdeckt er wieder Wasser
in der Leitung und diesmal war kein Staubsauger am
Werk. Wieder verfolgt Sherlock Holmes die Spur. Der
Wasserzulauf müsste optimiert werden, aber jetzt
ist genug, wir lösen diesen Fall, indem wir künftig
nach jedem Maschinenstopp vorsichtshalber die Leitungen
am Ablasshahn über die Bilge leer laufen
lassen.
der Auspuffkrümmer, die Amis sagen "ellbow" dazu
Uwe
und Sir Perkins haben in den letzten Häfen
und Buchten die besten Mechaniker kennen gelernt.
Von
Jedem hat er Neues gelernt. Gelernt
haben wir auch, dass ein Unglück auch was Positives nach sich
ziehen kann. Den alten Ellbogen hätten wir ohne
das Staubsaugerdrama nie ausgebaut und den Rat mit
dem Wasser ablassen nehmen wir jetzt auch ernst. Wir
wissen jetzt, dass man in Panama nicht die passenden
Ersatzteile findet, es sei denn Andy hat es zufällig
in seiner Werkstatt. Aber einen neuen Motor würden
wir in Panama um die Hälfte bekommen als in Deutschland.
Durch Zufälle sind wir Sir Perkins wieder mal
viel näher gekommen.
Am nächsten Tag
macht Uwe gleich noch Getriebe-
und ÖlMaschinenölwechsel,
dann starten wir zur Probefahrt. Sir Perkins
läuft
und schnurrt, rußt nicht
mehr und der blaue Rauch ist
weg, nur die Stopbuchse muss
Uwe noch
nachjustieren. Vier Tage ohne
Schaden!
Wir wären jetzt startklar für den Panamakanal,
wenn endlich das Paket aus USA und das andere aus Deutschland
ankommen würde. Das Deutschlandpaket macht uns
großen Kummer. Wir bestellen nochmal ein Gooseneck
in den USA, besser zwei als gar keines. Wir warten
und sind froh über jeden
Tag, ohne Schaden.
Vier
Tage geht alles gut.
Die Crew schreibt
so emsig den Bericht fürs Internet,
dass dabei das Bein einschläft. Die Gelegenheit,
mal Pause zu machen. Ich stehe auf - und knackse einfach
um, liege auf den Boden im Salon und weiß sofort,
der Fuß ist kaputt.
Erstbehandlung: Eiswürfel drauf, die wir zwecks
Kühlschrankentlastung an Bord haben, und Bein
hoch legen. Die Bänder am Knöchel sind gerissen
oder stark gedehnt, so die Diagnose von Uwe und Augenarzt
Kalle aus Finnland, unserem neuen finnischen Segelfreund.
Kalle rät uns, morgen in die Klinik zum Röntgen
zu fahren, aber heute soll
ich noch zwei Diclophenac-Tabletten
einnehmen, ein guter
Tipp.
Jetzt wissen wir auch was Bänderdehnung
auf englisch heisst!
Hospital Colon zum
Zweiten
Mit der Gepäck-Transportkarre fährt mich
Uwe den Steg vor, bis zum wartenden Taxi. Im Krankenhaus
sind wir schon alte Bekannte und der Ablauf ist auch
der gleiche wie Freitag vor 14 Tagen: Formular, Fieber
messen, Blutdruck messen von der netten Dame aus Nicaragua,
auch der gleiche Doktor ist wieder da. Die Erstbehandlung
war mal wieder optimal, aber jetzt will er röntgen.
Zehn Minuten später sehen wir auf dem gestochen
scharfen Röntgenbild zum Glück keinen Bruch.
Starke Bänderdehnung, diagnostiziert der Arzt
und lässt einen Orthopäden hinzukommen, der
auch gleich eine elegante schwarze Schiene mitbringt.
Zum Abschluß noch eine Diglophenac-Spritze in
den Po, für zehn Tage Tabletten einnehmen und
eine Riesenpackung Schmerztabletten für den Notfall.
14 Tage soll ich den Fuß schonen. 180 US Dollar
für zwei Ärzte, Spritze
und Schiene, bei den Preisen
kann man jeden Freitag kommen
(lieber nicht).
Inzwischen
brauchen wir ein Visum für Panama, Fuß und überfällige
Pakete halten uns fest.
Jetzt können wir gelassen auf die Pakete
warten. Auch in Panama sind Osterfeiertage und
die Post dauert
noch länger. Der Skipper
macht die Wäsche,
muss kochen und Eiswürfelnachschub
in der Bar holen. Vom Aufräumen
haben wir grundsätzlich
andere Ansichten und es wird
Zeit, dass ich bald wieder
gehen kann. Das Bedienenlassen
nervt
mich. Aber, jeder
Schaden im Hafen ist ein guter
Schaden. Nicht auszudenken
so
eine Behinderung unterwegs
und auch noch bei
Seegang.
Pakete 1 - 2 - 3 sind da!
Ich bin wieder selbständig und kann langsam gehen,
kochen und aufräumen und
Werkzeug zu reichen.
Montag:
Einbau von Paket 1 aus Deutschland.
Das Gooseneck, den Auspuffkrümmer muss Uwe in
die enge, 50 Grad heiße Backskiste einbauen,
mein Beitrag beschränkt
sich auf das Zureichen der
Werkzeuge.
Beim Probelauf leckt noch
was, noch mal Schrauben fester
zudrehen
- passt.
Uwe Lieblingsplätzchen, die
Backskiste
Aber was macht denn
die Bilgepumpe
für ein Geräusch?
Eine weitere Baustelle
schiebt sich dazwischen, die Bilgepumpe, sie
war nicht vorgesehen.
Die Pumpe, sie ist unter der Bank am Kartentisch
angeschraubt und die Schläuche laufen in die Bilge. So haben
wir sie persönlich mal vor Jahren eingebaut, eng
und eigentlich unzugänglich.
Fünf Stunden
mühen wir uns ab mit weg schrauben, zerlegen und
wieder zusammenbauen. Jetzt leckt sie nicht mehr. Im
Schweiße seines Angesichts schraubt Uwe das Teil
wieder an – und, es ist nicht zu fassen, erneut
läuft schmutziges Bilgewasser aus der
Pumpe und verteilt sich unter den Bodenbrettern.
So eine solide Bosch-Pumpe kann nicht einfach
kaputt gehen, meint der Skipper, und die gleiche
Prozedur
wie vorher folgt. Jetzt schraubt er die große
Schraube vor der Membrane ganz fest zu. Eine
Bosch-Pumpe geht nicht kaputt, sie funktioniert
wieder! Nur noch
alle Bodenbretter öffnen, alle
bereits für die Weiterfahrt gebunkerten
Wasserflaschen müssen wieder hoch geholt
werden, Boden putzen, mit Süsswasser spülen
und alles wieder einräumen.
Sechs Stunden später
sind wir fertig mit der Arbeit und überhaupt,
warum tut man sich so was an, fragen wir uns
mal wieder.
Paket 2 ist ein weiteres, in den
USA bestelltes
Gooseneck,
weil wir mit Paket 1 nicht mehr gerechnet haben.
Goosenecks kann man aber nie genug haben, das
fährt
jetzt als spare part mit.
Dienstag, Einbau von
Paket 3 aus
USA,
Ein neues Landstrom-Batterieladegerät, im Austausch
gegen unser Phillippi-Gerät, das bei der kürzlichen Über-
oder Unterspannung auf der Werft seinen Geist aufgegeben
hat. Das Malheur habe ich seither verschwiegen. Auf
Momo war nur noch Sir Perkins fähig die Batterien
zu laden, aber natürlich nicht in der Injektorenlosen
Zeit und die Sonnenkollektoren, aber die bringen allein
zu wenig. Auch unser Honda-Generator braucht 220 Volt
und läuft nicht ohne den Charger.
Der Skipper,
erlernter Beruf Fotograf, ist etwas angespannt
bei der Montage des Mastervolt-Gerätes,
wird sie klappen? In nur zwei Stunden hat er
dan Lader angeschlossen
und es läuft und die Batterien laden.
Unsere Befürchtung
dass bei dem Spannungsproblem, es hatte ziemlich
gekracht in der Elektrik, noch mehr kaputt
gegangen ist, war
unnötig. Juhu, alles läuft (gerade)
und die Crew läuft
auch jeden Tag wieder besser!
Sofort ruft Uwe
Stanley, unseren Agenten an - „we
are ready to go!“
Am
Samstag, dem 10. April ist unser Termin für
den Panama-Kanal! Jetzt wird’s eng:
Bericht fertig schreiben, er war schon
mal fertig,
aber im Nirwana verschwunden,
der Computer lässt sich nicht mehr
starten. Proviant für ein halbes Jahr
bunkern - bis Neuseeland gibt es nur noch
das Nötigste
zu kaufen. Schiff umorganisieren, unsere “Lager“ müssen
wieder zu Kojen umgestaltet werden, aber
wohin mit dem Zeug? Der Smutje hat für
zwei Tage sechs Personen zu bewirten und
Sir Perkins
muss alle
transportieren.
We are ready to go - Pazifik,
wir kommen!
Paket Nr. 4
wird uns zugefedext. ? Das Paket haben
wir nicht bestellt! Und zum Glück auch nicht bezahlt! Wir hatten
nur mal angefragt.
Ein Gooseneck – Gooseneck
Nr. 3 – man kann nie genug Gänsehälse
haben haben.
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