Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang

finden. Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 
Datum 05. Juli 2010
Position 16°26,60´S, 143°57,02´W - Makemo Atoll, Tuamotus, Polynesien
Seemeilen bisher 11 917
Wind SE 5
Tage unterwegs 419


Polynesien in Sicht!



Am Mittwoch früh, dem 16. Juni 2010, genau um 6.40 Uhr, sehen wir zum ersten Mal seit Galapagos, nach nur 19 Tagen und langen 3112 gesegelten Seemeilen wieder Land! Um 14.05 fällt unser Anker in Lee der Insel Fatu Hiva, auf der südlichsten Insel der Marquesas. genau auf Position 10°27'87 Süd und 138°40'11 West, in der Bay of Virgins. Die längste Seestrecke unserer Reise liegt jetzt hinter uns.

Unseren Landfall verschieben wir auf morgen, heute reicht uns der faszinierende Blick auf das spektakulärste Landschaftsbild des Archipels. Steil emporragende Basaltkegeln, schroffe Felswände, die bis zu den Gipfeln hoch üppig grün bewachsen sind, und tiefe Schluchten auf beiden Seiten der Bucht, so liegt Momo im tiefblauen Wasser vor Anker. Im Vordergrund öffnet sich die Bucht, eine kleine Anlegestelle und ein Dorf ist auszumachen, dahinter staffeln sich zehn bis zu Tausend Meter hohe Vulkanberge, die sich als Kette über die ganze mit Regenwald überwucherte Insel ziehen.


Baie des Vierges in Fatu Hiva, Marquesas

Wir fallen in einen Tiefschlaf. Die Schlafentzugs-Folter hat ein Ende, seit neunzehn Nächten dürfen wir heute erstmals wieder eine ganze Nacht durch schlafen. Trommeln dröhnen. Was wird heute gefeiert? Gibt es immer noch Menschenopfer an diesem Ort mitten im Pazifik? Der Wind pfeift von den Bergen, lässt Momo in der Bucht ganz schön am Anker tanzen und das bei Trommelfeuer. Morgen werden wir der Sache mal nach gehen. Fallwinde und Trommelwirbel sind uns jetzt völlig gleichgültig.

Fatu Hiva
Die Bucht wurde früher Bay of the Phalli genannt aufgrund der Form der Felsen, bis sie die Missionare in Bay des Vierges, übersetzt Jungfrauenbucht, umtauften. So wurde aus der Phallusbucht eben eine Jungfrauenbucht. Bis auf wenige Buchten ist die Küste von Fatu Hiva unzugänglich, da die starke Brandung die Küste ungeschützt trifft und sich nirgends ein Saumriff gebildet hat. Da Fatu Hiva als einzige der bewohnten Inseln keine Landebahn hat, ist sie eine der ursprünglichsten Inseln der Marquesas. Sie misst sechs Meilen in der Länge und drei Meilen in der Breite.



Die Polynesierinnen.

Seit Gaugan die polynesischen Schönheiten porträtiert hat, stellen wir beim Landgang fest, haben vor allem die Frauen und Mädchen etwas an Körperfülle zugelegt. Gekleidet sind die Frauen auf Fatu Hiva in ein buntes (mit den Pfunden mit wachsendes) Tuch und das Ohr ziert immer eine Blüte, meistens die duftende weiße Tiare.


Gauguins Modelle heute

Tauschgeschäfte im Dorf Hanavave
Die seit Tagen nur noch von Büchsenproviant lebenden Segler sind süchtig nach den frischen reifen Südfrüchten aus diesem Garten Eden. Die Einheimischen geben gerne etwas aus ihren Gärten ab, gegen Parfüm, Lippenstifte, Angelzeug – aber am liebsten gegen Rum und Munition. Die Polynesier auf Fatu Hiva sind nur auf Selbstversorgung ausgerichtet, die reifen Früchte hängen an den Bäumen, sie brauchen nur gepflückt zu werden. Für Parfüm, Lippenstifte und Spielzeugautos bekommen wir Grapefruits so groß wie ein Kinderkopf, Orangen, kleine Limonen und alles frisch vom Baum. Endlich gibt es wieder Vitamine an Bord von Momo. Manche Einheimische verkaufen oder tauschen Schnitzereien aus Eisenhölzern und vom Papiermaulbeerbaum fertigen sie bemalte Tapa-Rindenbaststoffe.


Grapefruits, gross wie ... Kinderköpfe

Auf Fatu Hiva gibt es keine Infrastruktur mit Hotels, es fehlen auch jegliche Sightseeing Touren. Unterwegs im Dorf, laufen uns ständig gackernde Hühner und Hähne über den Weg, wir schaffen es aber nicht, frische Eier zu tauschen. Es ist sicher zu mühsam die Eier zu finden. Man sieht den Häusern auch nicht an, ob man dort was kaufen kann oder was zu Essen bekommt, man muss die Leute einfach ansprechen, auf französisch natürlich! Skipper Florian von der SY Flina organisiert ein Abendessen bei einer Einheimischen Familie. Nach 19 Tagen Einsamkeit auf See ist dieses Zusammentreffen von 16 Seglern aus Neuseeland, Australien, Schweiz, Österreich und Deutschland eine willkommene Abwechslung. Gegrillten Papagaifisch, Berge von gegrillten Hähnchen, rohen Fischsalat, Nudelsalat auf polynesisch, Banane eingelegt in Kokosnussmilch und Schnitze von Pampelmusen tischt uns die Polynesierin auf - einfach und gut.


wir essen gegrillten Papageienfisch

Das Geheimnis der Trommeln.
Auf dem Heimweg zum Hafen hören wir wieder die Trommeln. Aus der Gemeindehalle kommen die Töne und wir staunen nicht schlecht, denn das ganze Dorf ist zusammen gekommen für Proben zum Fest am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag. Im Trommelwirbel und dem Gesang der Frauen (mit Figuren wie Samurai-Ringer) tanzen mitreißend und temperamentvoll Frauen und Männer unter Leitung eines gestrengen Choreographen. Unsere Kameras laufen heiß.





Nach fünf Tagen, inzwischen sind wir fast erholt von der vergangenen langen Fahrt. Die Netze von Momo sind gefüllt mit Pampelmusen und es ist mal wieder Zeit weiter zu segeln. Hiva Oa ist unser nächstes Ziel, dort müssen wir auch dringend einklarieren.

Wissenswertes zu französisch Polynesien:
Politisch gehört Polynesien, mit den Marquesas, zum französischen Überseeland und ist damit auch der EU angegliedert.

Als Währung gilt der an den Euro angebundene CFP-Franc, der Franc der französischen Überseekolonien. Geologisch wurden die Inseln aus einem Hotspot der Pazifischen Platte gebildet und sie bewegen sich mit einer „Geschwindigkeit“ von 103 bis 118 Millimeter Pro Jahr in Richtung West-Nord-West. Die Basaltischen Gesteine sind 1,3 bis 3,7 Millionen Jahre alt.

Das Klima, im Tropengürtel der Erde, variiert von feucht-heiß im Küstenbereich bis feucht-kühl in den Bergregionen. Die von den Passatwinden mitgeführten Wolken stauen sich an den hohen Gipfeln und regnen häufig und ergiebig ab. Die Inseln sind üppig bewachsen mit Regenwald. Die Brotfrucht und Kokusnuss sind die wichtigsten Nahrungsmittel, auch Bananen-, Grapefruit-, Orangen-, Limonen- und Mangobäume wachsen überall.


Pampelmusen direkt vom Baum

Die Insel Hiva Oa

ist die Hauptinsel der südlichen Marquesas mit einer Fläche von 387 Quadratkilometern. Die vulkanischen Aktivitäten sind bis heute noch nicht erloschen und von Südwesten nach Nordosten zieht eine schroffe Gebirgskette über die Insel und bildet tiefe Schluchten und steile Felsgrate.

Montag, 21. Juni.
An diesem herrlichen Segeltag begleiten uns bestimmt hundert Delfine, sie nehmen Momo als Spielball in ihre Mitte. Nach 45 Seemeilen erreichen wir die Insel Hiva Oa mit ihrer engen Ankerbucht unterhalb von Atuona. Wir müssen Momo zwischen die vielen ankernden Schiffe unter Bug- und Heckanker fest machen. Ein ganz schöner Aufwand, nach dem Fallen unseres Hauptankers hilft uns ein hilfsbereiter Brite fährt unseren Heckanker mit seinem Dinghy aus, nach dem Fallen unseres Hauptankers.


unser Ankerplatz in Atuona, Hiva Oa

Zum Ort Atuona trampen wir und melden uns ganz unkompliziert bei der Polizeistation an. Wir fahren jetzt unter französischer Gastlandflagge. 2300 Einwohner zählt die Insel und 1500 leben im Ort Atuona, der über eine Radiostation, Bank, Hospital, Kirche, Läden, Restaurants und wenige Hotels verfügt. Das Wichtigste für unseren Bordhaushalt ist jetzt aber frisches Grünzeug. Endlich finden wir frischen Salat, Auberginen, Gurken, Krautköpfe und im Laden gibt es französischen Käse und Wurst.

Landausflug
Zusammen mit Sabine und Frank von der SY Enola mieten wir einen Wagen. Die Straße führt in die Berge, mitten in den tropischen Regenwald hinein. Am tollsten finden wir den Schraubenbaum, der auf einem Gerüst von Luftwurzeln sich in die Höhe schraubt. Unser Allradauto schraubt sich auch die Schotterstraße rauf und runter, plötzlich sind wir in einer Sackgasse gelandet und entdecken so zufällig einen Farmer in einem Feld mit Vanillepflanzen! Ab sofort riecht es in unserem Auto nach frischen Vanilleschoten, auch einen Sack mit 20 Kilogramm Grapefruits erstehen wir. Frischer kann man nicht einkaufen!


hier bekommen wir frische Vanille

Im Puamau-Tal finden wir Ipona, die größte historische Kultstätte der Marquesas. Sie liegt mitten im Urwald, ist in drei großen Terrassen angelegt und reicht bis zum Fuß einer steilen Felswand. Wir finden acht zyklopische Statuen, sogenannte Tikis. Der größte ist Tiki Takai mit 2,43 Metern, der Schutzgeist des Tales. Tiki bedeutet übersetzt Mann, Mensch, erster Mensch. Die Ahnenfiguren, aus Holz geschnitzt oder aus Stein gehauen, sind im Ahnenkult der Südseekulturen gleichbedeutend mit Götterfiguren. Eine weitere Kultstätte finden wir im Tal von Taaoa, westlich von Atuona mit riesigen Bayanbäumen.


Tiki Takai, der grösste seiner Art


die Kultstätte von Taooa

Für einen Besuch des pittoresken Friedhofs Atuona Cemetière Calvaire, auf einem die Bucht übersehbaren Hügel oberhalb von Atuona, reicht das Tageslicht leider nicht mehr. Paul Gauguin und Jacques Brel, die beide auf der Insel gelebt haben, sind hier begraben.

Tahuata,
die kleinste der bewohnten Inseln des Archipels mit nur 61 Quadratkilometern ist unser nächstes Ziel, nachdem wir mühsam, mit vereinten Kräften, unseren Heckanker in der Bucht von Hiva Oa ausgebrochen haben. Durch den Canal Du Bordelais geht’s zur zehn Meilen entfernten bergigen Vulkaninsel Tahuata. Unser Anker fällt in der Baie Hanamoenoa auf zwölf Meter Tiefe im weißen Sand. Da macht es richtig Spaß nach dem Anker zu schnorcheln. Wie es sich gehört, hat er sich sauber in den Sand eingegraben. Jede einzelne Muschel ist im glasklaren Wasser zu erkennen. Blaue Fische inspizieren Momos Unterwasserschiff, da gibt’s nämlich schon wieder was abzugrasen. Endlich mal ein ruhiger Ankerplatz, kein Schwell, keine Fallwinde und wir sind fast alleine, nur drei weitere Schiffe liegen noch in der Bilderbuchbucht. Nichts als glasklares Wasser, weißer Sandstrand mit Palmenwald und im Hintergrund mit Regenwald bewachsene Vulkanberge. Die Hanamoenoa-Bucht auf Tahuata gehört ab sofort zu meinen Lieblingsbuchten. Wir haben Urlaub, kein Wasserbunkern, kein Einkaufen, oder Internet hält uns vom Schnorcheln und Fische gucken in den Steinkorallen ab. Korallen und Fische fühlen sich so wohl wie wir hier, ein Sprung von Momo und wir sind in der märchenhaften Unterwasserwelt. Dazu darf das Barbeque bei Vollmond am Strand zusammen mit der SY Mojo aus Südafrika und der SY Ceolmor nicht fehlen.


am Strand von Tahuata

Ua Pou [wapoo]
haben wir uns als nächste Insel ausgesucht. Es wird ein längerer Schlag von 75 Seemeilen. Um 4.00 Uhr früh krabbeln wir aus der Koje und verlassen die Bucht noch bei Dunkelheit. Sir Perkins steht ein langer Tag bevor, der Wind ist so schwach, dass wir bis Ou Pou motoren müssen.




Ua Pou an Steuerbord voraus

Die Skyline entlang der Westküste von Ou Pou ist schon grandios, aber der Blick der sich uns bietet bei der Ansteuerung der Bucht Hakahau an der Nordküste ist fast nicht mehr zu toppen. Es ist spät am Nachmittag, der Ozean ist in orangefarbenes Abendlicht getaucht, Felsen türmen sich rechts und links neben uns auf und mitten in einer Oase im Vordergrund scheint ein kleines Dorf zu sein, dahinter staffeln sie Bergspitzen, Türme, Zinnen, Kegel, durchsichtige zarte Wolkenfetzen umhüllen die höchsten Bergspitzen. Ein Dinghy rast auf uns zu, Sylvie und Dirk von der Lison Life heißen uns willkommen! Auf Galapagos haben wir uns zuletzt gesehen, jetzt trinken wir gemeinsam ein Momo-Anlegerbier.


Silvie und Dirk empfangen uns und schiessen dieses tolle Foto


Momo läuft in die Bucht von Haka Hetau auf Ua Pou ein

Wieder machen wir uns auf die Suche nach frischen Früchten. Von zwei Einheimischen werden wir zu den Grapefruit und Orangenbäumen geführt, bekommen die Früchte frisch gepflückt, zusätzlich noch kleine Paprika und zwei Salate, die Tomaten sind von den Ziegen aufgefressen worden, klärt man uns auf. Heute bezahlen wir in CFP-Franc, die jungen Männer waren nur an Rum oder Munition im Tausch interessiert. Wieder ist es Zeit zum Aufbruch, Lison Life macht sich auf den Weg zu den Tuamotus und wir wollen unsere letzte Insel des Marquesa Archipels anlaufen:

Nuku Hiva,
die Hauptinsel der Marquesas ist ein Port of Entry und wir werden hier ausklarieren für die Tuatomus. Die Fahrt verläuft kurz und schmerzlos, die 28 Meilen treibt uns der Ostwind mit 5 bis 6 Windstärken direkt in die Baie de Taiohae, in einen einstigen Vulkankrater. Felsklippen säumen beide Seiten der weiten Bucht und an den Caldera-Wänden entlang erstreckt sich die Stadt Taipivai.


Nuku Hiva empfängt uns mit Regen, eine Seltenheit für uns

In Charlie`s Charts of Polynesia ist die Bucht als sicherster und wichtigster Ankerplatz der Marquesas verzeichnet, der Schwell der in die Bucht drückt vertreibt uns jedoch bald wieder. Am 1. Juli wollen wir gemeinsam mit der SY Thule mit Ursula und Rainer und dem Katamaran Vela von Holger und Marion die Reise auf die Tuamotus machen. Taipivai könnte überall sein, neu gebaut sind die Häuser und Plätze, Post, Bank, Polizei, Krankenhaus – alles ist da. Finanziert von Frankreich und der EU, wären nicht überall die tropischen Pflanzen, könnte der Ort überall sein. Wir finden kaum eine Gelegenheit uns zusammen zu setzen, vermissen eine Bar oder ein Café und finden lediglich eine einzige Pizzeria mit sündhaft teurem Bier.
Wir rätseln: ist die Bedienung eine Frau oder ein Mann? Marion weiß Bescheid, denn die Vela liegt hier schon vier Wochen vor Anker: Wenn sich eine polynesische Familie eine Tochter wünscht, erzählt sie, und einen Sohn bekommt, so wird der Sohn einfach als Mädchen groß gezogen. Der Sohn der uns bedient, ist schon ein erwachsenes Mädchen.


Rainer von der "Thule" hilft mit Rat und Tat

Vor der Abreise von Nuku Hiva zerlegt Uwe noch das Steuer, denn manchmal knackst es verdächtig. Rainer von der Thule, Schiffsbauingenieuer, hilft ihm dabei. Wesentliches können die Beiden aber nicht feststellen. Die Crew wäscht in der Zwischenzeit Wäsche und macht die Momo wieder für mehrere Tage reisetauglich.

1. Juli, Konvoi zu den Tuamotus
Die „Flotille“ zusammen mit der SY Thule, Momo und Vela klappt nicht, wie am Abend zuvor beim Bier besprochen.
Nach einem fürchterlichen Geschaukel in der Baie de Taiohae während der Nacht gehen wir um 8.00 Uhr Anker auf. Thule hat sich am Abend noch in die ruhigere Nachbarbucht verholt und segelt schon sechs Meilen voraus, wie wir über Funk erfahren. Die Vela will erst nachmittags starten. Wir versuchen vergeblich Rainer und Ursula von der Thule näher zu kommen auf ziemlich grantiger See mit über 7 Knoten Fahrt.


auf zu den Tuamotus

Vier bis fünf Tage und Nächte bis zu den Tuamotus liegen vor uns, der Wind und der Seegang soll sich auch morgen noch nicht beruhigt haben, das verspricht nichts Gutes. Wir wollen unbedingt am 11. Juli die totale Sonnenfinsternis erleben und das Atoll Haou ist der beste Platz, liegt aber sehr weit östlich, unser Kurs wäre so hoch am Wind, dass die Fahrt mehr als ungemütlich wäre. Über Funk disponieren wir um: Makemo heißt das neue Ziel, ein Kompromiss, wir sind nicht mehr komplett im Kernschatten, aber wir erreichen Makemo gemütlicher.

Wieder eine Änderung. Der Wind legt zu auf 35 Knoten, Stärke 7,und um 11.00 Uhr bestimmt Uwe „Wir laufen Ua Pou an, eine freiwillige Nacht bei dem verrückten Seegang und dem Wind muss ich mir nicht geben“.

Die Insel Ua Pou liegt querab, was liegt näher als sofort den Kurs zu ändern. Leider hat die Thule inzwischen, um Strom zu sparen, ihr Funkgerät abgeschaltet und glaubt uns weiter hinter sich. Die SY Thule läuft also weiter Kurs Tuamotus. Schon um 12.50 Uhr fällt Momos Anker in unserer bekannten Bucht Haka Hetau vor der Insel Oa Pou. Hier liegen wir geschützt und ruhig, schlafen uns nochmal richtig aus und morgen sehen wir weiter. Mit dem Termin, am 5. Juli auf den Tuatomus zu sein, wird es jetzt allerdings knapp, habe ich mir doch so sehr gewünscht, zu meinem Geburtstag wenigstens nicht auf hoher See zu sein!

Zweiter Start zu den Tuamotus mit neuem Ziel: Atoll Makemo.

Freitag, 2. Juli, 7.45 Uhr Ortszeit gehen wir endgültig die nächste lange Strecke an: über 500 Seemeilen und drei bis vier Tage und Nächte entfernt liegt das Paradies.
Mit zwei Reffs im Großsegel fahren wir los, der Seegang hat sich etwas beruhigt, der Wind ist böig. Sämtliche Luken müssen heute verschlossen bleiben wegen der überkommenden See und unter Deck wird es unerträglich heiß. Morgen wird es bestimmt besser.


unterwegs zu den Tuamotus

Samstag, der 3. Juli wird nicht unser Tag.
Er beginnt mit einer unangenehmen Überraschung. Gleich nach dem Aufstehen sehe ich Uwe auf dem Vorschiff sitzen. Was macht er denn da mit dem Unterwant auf der Backbordseite? Das kann nichts Gutes bedeuten. Fast täglich kontrolliert er die Stahlseile auf Brüche und tatsächlich sind jetzt zwei Kardeele gebrochen. Mit Stahlstropps und Drahtseilklemmen, die wir zum Glück für so einen Notfall dabei haben, schient er das Want. Nicht auszudenken, wenn das Stahlseil ganz durch bricht, im schlimmsten Fall knickt der Mast um. Es sind wahnsinnige Kräfte, die das Rigg aushalten muss. Uwe's Reparatur sieht gut aus, bis Tahiti muss das Provisorium jetzt halten.

Gar nicht gut sieht am Nachmittag die Mannschaft und bald danach auch der Skipper aus. Sind wir seekrank, haben wir das Mittagessen, den Schreck mit dem gerissenen Want oder alles zusammen nicht vertragen?


aus diesen Squalls kommt Regen und viel Wind, aber hübsch anzusehen sind sie

Am 4. Juli und Tag 3 auf dem Pazifik ist an Bord von Momo alles wieder ok. Einige Regenschauer lassen wir über uns ergehen, dafür zeichnen sich auch viele Regenbogen über dem Horizont ab. Der Wind bläst konstant mit 5 Bft. und wir fahren 7 Knoten über Grund. Diesen Schnitt müssen wir auch in der Nacht und morgen beibehalten, um rechtzeitig noch bei Tageslicht in der Lagune zu sein. Sind wir zu spät dran, müssen wir uns noch eine weitere Nacht auf dem Ozean um die Ohren schlagen, einfahren bei Nacht geht nicht!

Montag, 5. Juli, ich habe Geburtstag und was für einen!
Mein einziger Geburtstagswunsch war, an Land und nicht unterwegs zu sein. Der kann nicht in Erfüllung gehen, hoffentlich kommen wir aber wenigstens abends auf dem Atoll Makemo an. Am 5. Juli um 1.30 Uhr, in der Nacht weckt mich der Skipper. Nicht mit herzlichen Glückwunsch, sondern „wir müssen reffen!“ Also kurz aufstehen und 15 Minuten später darf ich wieder weiter schlafen, als wäre nichts gewesen. Um 3.00 Uhr, eineinhalb Stunden später, weckt mich Uwe schon wieder: „Zeit für die Wache!“ So fängt kein gemütlicher Geburtstag an und er wird auch nicht gemütlich enden, aber noch sind wir unterwegs. Um 13.40 Uhr ist Land in Sicht! Kaum zu erkennen, nur eine ganz dünne Linie durchschneidet das Wellenbild am Horizont. Nach 2 Stunden trennt uns noch eine Meile bis zum Pass Tapuhiria im Nordosten der Insel, hinter dem Pass glauben wir Thule dann anzutreffen.


Atoll Makemo

Rings um das Atoll Makemo verläuft ein Korallenriff, nur zwei Pässe (Durchfahrten) ermöglichen die Einfahrt in die Lagune. Die Ein- und Ausfahrt in den Pass ist, vor allem beim ersten Mal, ein sehr aufregender Moment. Nicht nur das Korallenriff, auch die starke Strömung des ein- oder auslaufenden Wassers (bedingt durch die Gezeitenströme) mit konfusen Wellenbergen machen die Durchfahrt zum Erlebnis. Alle Luken von Momo sind dicht, der Niedergang ist zu, vorher schlüpfen wir noch schnell ins Ölzeug und haken uns mit den Gurten der Schwimmweste im Cockpit ein. Wir vertrauen jetzt auf Sir Perkins, die Segel sind geborgen, der Adrenalinspiegel steigt, jetzt heißt es rein in das Wildwasser.

Theoretisch ist die beste Zeit um so einen Pass zu befahren bei low-still Water, das ist eine Stunde nach Niedrigwasser. Die Angaben in den Handbücher sind mager und aussuchen können wir uns momentan die beste Zeit auch nicht. In der Praxis brauchen wir unbedingt noch Sonnenlicht bis zum Ankerplatz, damit wir die Korallenköpfe in der Lagune unter der Wasseroberfläche sehen und ausweichen können. Genau jetzt müssen wir also durch den Pass, auch wenn uns die Strömung entgegen kommt und das Wasser „kocht“.


Ausguck auf der Saling: Wo ist tiefes Wasser?!

Um 16.20 Uhr, später hätten wir nicht eintreffen dürfen, fällt unser Anker auf acht Meter Tiefe in den weißen Sand, die Ankerkette jedoch verläuft über scharfe Korallenhügel. Morgen erst müssen wir die Kette wieder hoch bekommen, jetzt atmen wir erst Mal auf. Wir sind wirklich da! Tuamotus. Makema. Atoll. Paradies. Palmen. Weißer Sand – unglaublich!

Die untergehende Sonne taucht das um uns liegende mit Palmen bewachsene Riff in warme Rottöne, Momo liegt einsam und ganz alleine in der Lagune und die Besatzung genießt in dieser Stimmung ein erfrischenden Bier. Geburtstagsgäste, das erfahren wir über Funk, kommen heute nicht. Es liegen zwar drei deutsche Schiffe in unserem Atoll Makemo, aber jedes ankert in einer anderen Ecke, irgendwie wurde am Funk aneinander vorbei geredet. Lison Life, schon seit vier Tagen da, ankert 15 Meilen entfernt bei Sandy Spit, Thule, gestern angekommen, am Pass Arikitamiro und Uwe hat Momo soeben an der nordöstlichen Ecke Makemos durch den Tapuhiria Pass gesteuert. Die Sonne geht unter, das Atoll um Momo ist nun tiefschwarz, unsichtbar lauern jetzt die Untiefen um uns herum und Momo liegt mittendrin gefangen. Zum Glück ist es windstill. Dieser Ankerplatz kann auch zur Hölle werden, das werden wir noch mit eigenen Augen sehen, aber nicht heute – an meinem Geburtstag.





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