Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang

finden. Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 
Datum 05. Januar 2010
Position 14°04,32´N, 060´56,55´W - St. Lucia, West Indies
Seemeilen bisher 5681
Wind E 4 Bft
Tage unterwegs 239



19. Dezember 2009 St. Lucia, die Insel unter den Winden

ARC Preiszeremonie im Gaiety Nightclub in Gros Islet. Andrew Bishop, Vorsitzender des Worldcruising Clubs ehrt heute die Preisträger der ARC 2009. Dieses weltgrößte Segelevent wurde vor 24 Jahren von Jimmy Connell ins Leben gerufen unter dem Konzept: safety and fun Ralley. Der Start am 22. November und die kommenden drei Wochen waren von idealen Wetterbedingungen geprägt. Ein schnelles Rennen, jedoch der bisherige Rekord aus dem Jahr 2006 konnte nicht gebrochen werden. Das aller erste Schiff aus der Racing Devision, die SY Big One, erreichte nach 11 Tagen, 18 Stunden und 32 Minuten St. Lucia und verpasste um 13 Stunden den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2006.

Auf der Bühne des Festsaals stehen die vielen Preise und Pokale.
In der Racing Division gewinnt die Segelyacht Nightlife.
Overall Winner der Cruising Division ist die Schwedische Yacht Amoress 2.
Als Double-Hand Sieger werden Brigitte und Uwe Moser von der Momo auf die Bühne gerufen.

Momo gewinnt drei Preise

Momo ist auch nach corrected time, nach Berücksichtigung des Handicaps, die zweitschnellste Yacht und bekommt auch hierfür einen Preis. Insgesamt ist Momo die fünftschnellste Yacht in der Wertung insgesamt (unter ca. 175 Schiffen), hinter der Yacht Cheri aus Deutschland, der Akanara und Marinara aus Großbrittanien und der Amoress 2 aus Schweden, übrigens alles Swan Yachten. Wir waren die einzige Koopmans unter den vielen Swan, Oyster, Amel, Najad, Hallberg Rassy, Dufor, Elan, Finngulf, Sunbeam, Hanse, Discovery, Hunter, Pogo, Lagoon, Ovni, Moody, Grenada, Jeanneau, Contessa und wie die Yachten sonst noch alle heißen.

Weitere Preise gibt es für die Best Family Performance, den jüngsten Teilnehmer, die kleine Lani mit 18 Monaten vom Katamaran Linokat, als schönste Yacht wurde die SY Hartbeat gekürt und für die beste Beschreibung des Lebens auf See bekamen die drei jungen Schwedinnen auf Cantare einen Preis. Auch der „Basilikum-Preis“ geht an Momo. Die Pflanze erstanden wir Anfang Oktober auf dem Bauernmarkt in San Mateo auf Gran Canaria. Mit Mineralwasser (unser Tankwasser ist gechlort), täglichem Abklauben von Raupen (Caterpillars), schützen vor der grellen Sonne, der salzigen Seeluft und dem überkommenden Salzwasser, ist das Pflänzchen als schönstes in der Karibik angekommen.

Standing ovations nun für die Crew der SY Silver Bear, für die Begleitung der Segelyacht Star Fire. Star Fire verlor ihr Ruder und hatte noch eine Distanz von 2000 Meilen mit einem aus einer Türe gebauten Ersatzruder über den Atlantik zu fahren. Silver Bear begleitete das Boot, das übrigens nicht mit der ARC fuhr, über 2000 Meilen bis St. Lucia. Für diese vorbildliche Seemannschaft bekommt die Crew den Preis „Spirit of the ARC“. Mit einer Confetti Dusche endet dieses großartige Event der ARC 2009.

Während den vergangenen zwei Monaten wurden viele Freundschaften geknüpft. Über Funk konnten wir uns auf vereinbarten Kanälen austauschen: das wichtigste Thema zu Beginn, das Wetter, dann folgten die technischen Probleme, die Stromprobleme, Ärger mit der Windfahne, viele Probleme traten mit dem Rigg auf, der Autopilot von Jan Wellem steuerte nicht, verdreckten Diesel im Tank hatte Su An, gesundheitliche Probleme traten auf, wie geht’s mit der Wache, mit dem Rollen des Schiffes in den Wellen, wir plaudern über’s Kochen, den Fischfang und und und. Bert von der SY Heimkehr war während der ganzen Überfahrt der aktivste Teilnehmer unserer Runde. Die Schiffe, weit verstreut über den Ozean, doch niemand fühlte sich allein. Eine großartige Sache!



Der erste Morgen auf St. Lucia, der 11. Dezember 2009. Durchgeschlafen, eine ganze Nacht, Frühstücken ohne Geschaukel, ohne Rutschmatte – ist das ein Traum! Rastamänner putzen, auf Surfbrettern stehend, die Schiffe neben uns. Putzen können wir selber, denken wir und versuchen den blauen Rumpf von Momo mit Schlauch und Bürste zu bearbeiten. Was ist denn mit dem Lack los? Salz wird das sein, aber der Rumpf ist mit einer dicken Schicht Kalk überzogen. Essig heißt das Zauberwort. Wir überlassen die recht aufwendige Arbeit jetzt doch besser einem schwarzen Fachmann. Der Rastaman singt bei der Arbeit und macht einen „good job“ und das will er von uns auch immer wieder bestätigt hören.



Auch für uns gibt es noch genug zu tun. Nicht nur wir, auch Momo hat unter der dreiwöchigen salzigen Schaukelfahrt gelitten. Die zwei Vorsegel müssen zum Segelmacher und am Vorliek ausgebessert werden, die Windfahne komplett zerlegt und mal wieder gefettet werden, einige Fallen und Schoten ausgetauscht, teilweise hat der Lack an der Holzreeling gelitten, alle Edelstahlteile auf Deck haben Rost angesetzt und müssen behandelt werden. Von der Flensburger Segelyacht Procion ist uns Klaus, von Beruf Elektriker, mit Rat und Tat bei der Fehlersuche mit dem Radar behilflich. Wir bekommen es wieder in Schuss und sparen uns die Anschaffung eines neuen Gerätes. Beim Yachthandel im Hafen bekommen wir einen Propeller für den Schleppgenerator geschenkt. Das gebrauchte ältere Teil, das sein Dasein in der Garage fristete, darf jetzt mit auf „Große Fahrt“.

Schon nach wenigen Tagen ist die Atlantik-Strapaze Vergangenheit und wir beschließen weiterzusegeln. Der Erfahrungsaustausch mit den Mitseglern kommt trotz Arbeit aber nicht zu kurz und zum Glück ist es auch um 19.00 Uhr stockdunkel, und dann wird nur noch gefeiert. Wieder organisiert die ARC eine Party nach der anderen, 144 Gallonen Rumpunsch fließen in die trockenen Kehlen der Atlantik-Überquerer, alle jetzt in gelöster Stimmung nach der Anstrengung. Steel Bands, Barbecues, Straßenfeste und zwei Kochvorführungen von einheimischen Köchen unter dem Motto „Cooking Onboard“ und „Fun with different tight-spaced Boat Food“, lasse ich mir auch nicht entgehen.


"double handed" Rumpunsch





Noch kurz zu St. Lucia, sprechen müssen die Bilder:
Die Insel vulkanischen Ursprungs liegt nördlich von St. Vincent und den Grenadinen und südlich von Martinique, sie gehört zu den Inseln unter den Winden. St. Lucia ist ein unabhängiger Inselstaat im Commonwealth of Nations mit einer Fläche von 619 qkm, einer Küstenlinie von 158 km und einer Einwohnerzahl von ca.175 000, die Hauptstadt ist Castries. Die Sprache ist englisch. Die Einheimischen, sie stammen zum Großteil von Schwarzafrikanern ab, die während der Kolonialzeit auf die Insel gebracht wurden, sprechen auch kreolisch. Gefahren wird links und die Währung ist der ostkaribische Dollar. Kolumbus entdeckte die Insel im Jahr 1500 bei seiner 3. Reise. Im Jahr 1650 besiedelten die Franzosen die Insel, 14 Mal wechselte der Besitz der Insel zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich. Früher wurde hauptsächlich Zuckerrohr, heute werden Bananen angebaut und exportiert.

Inselausflüge
Eine Tour führt uns zunächst nach Castries. Einfachst sind die Holz- und Blechhäuser der Einwohner, die besseren Hütten sind farbig angepinselt. Vor den Eingängen werden Bananen verkauft. Hühner und staksige Hunde laufen frei über die Straße, im Kontrast dazu sehen wir im Hafen von Castries vier riesige Kreuzfahrtschiffe liegen. Immer steiler wird die Straße nun, Cobra-Schlangen werden den Touristen am Straßenrand vorgeführt. Wir sehen nur noch Grüntöne. Keine Karibikinsel ist üppiger bewachsen als St. Lucia.


bunte Häuser und Wellblechbaracken


Soufriere mit den Pitons

Ein außergewöhnlicher Ausblick auf den so genannten Busen der Karibik, die zwei 800 Meter hohen Pitons bietet sich uns von der Terrasse eines Hotels. Die Vulkanberge zählen zum Weltnaturerbe. Weiter führt unsere Fahrt zum einzigen „drive-in-volcano“. Jetzt riecht es faulig, denn wir nähern uns dem immer noch aktiven Volcano und den sulphur springs. Er misst zwölf Kilometer im Durchmesser. Die Lava blubbert heiß aus den Löchern, es qualmt und stinkt.

der tropische Regenwald
Eine weitere Tour führt uns durch den Regenwald im Südwesten der Insel. Mehr als abenteuerlich ist schon die Autofahrt hier hoch über den regennassen holprigen steilen Weg, vor allem, weil unser Fahrer unterwegs noch den Autoreifen provisorisch flicken ließ und wir null Profil auf den Reifen entdeckten.


Reifenreparatur bei üppiger Profiltiefe

Für die eineinhalbstündige Wanderung durch den Regenwald, der übrigens seinem Namen alle Ehre macht, es regnet wie aus Kübeln, müssen wir einen Guide mieten. Joshua ist recht lustig, yeah. Seinen Joint, yeah, bewahrt er in den Hosenaufschlägen auf, bis zum Wasserfall und dort genießt er ihn, yeah.


Joshua braucht ein Päuschen

Wie Zwerge kommen wir uns vor zwischen den Farn-, Bambus, Riesenpalmen und Baumriesen. Ein Märchenwald. Bäume aus denen Weihrauch gewonnen wird zeigt uns der Rastaman, Kautschuk, Mahagoni und Muskatnuss-Bäume. Der Regen und die Feuchtigkeit lässt uns mehr schwitzen als in der Sauna, außerdem geht der Pfad auf und ab und das mit unseren Seglerbeinen! Ziemlich fertig erreichen wir wieder unseren Kleinbus, aber missen möchten wir die Tour auf keinen Fall, ein tolles Erlebnis! Grapefruits, Muskatnüsse, Bananenblätter und einige Blüten erinnern an Bord an den Ausflug. Die heimischen Früchte stammen alle aus diesem Regenwaldgebiet.


staunend stehen wir im Wald



Lilli
Die Szenerie im Hafen ändert sich langsam, Crews fliegen heim und Angehörige, meist die Frauen und Kinder, kommen im Hafen von Rodney Bay an, auch unser Enkelkind Lilli mit Papa Florian und Mama Christine aus New York (schneebedeckt) besuchen uns für 10 Tage. Rechtzeitig zum 24. Dezember. Das schönste Weihnachtsgeschenk für Oma und Opa.


Lilli ist da!

Endlich ist was los an Bord von Momo. Für vier große und eine kleine Person ist unsere Momo natürlich kein AIDA-Kreuzfahrtschiff. Vom Hafen in Rodney Bay verholen wir uns auf den Ankerplatz in der Bucht, toll die Kulisse der dichtbewaldeten bergigen Insel. Mit dem „Baby-Boot“, so nennt Lilli das Schlauchboot, fahren wir an den Strand, sandeln und baden.


Marigot Bay

Noch schöner ist es aber in der drei Stunden entfernten Marigot Bay, zu der wir jetzt segeln. Boat Boys versuchen Geschäfte zu machen mit Muschelketten und Bananen.Unter den schwarzen Kindern ist unsere blonde hellhäutige Enkeltochter der Star. Und Papa Florian wird sogar zum Lebensretter einer dunkelhäutiger Mama. Die Frau planscht am Strand mit ihrer Tochter auf dem Arm.. Plötzlich kreischen sie, ich denke mir, wie alle anderen am Strand, noch nichts dabei. Nur Florian und Christine rennen sofort ins Wasser, als auch schon Mutter und Tochter untertauchen. Geistesgegenwärtig taucht Florian und schiebt das Gewicht der Mama hoch, während Christine das Kind packt. Die Zwei konnten nicht schwimmen und sind wohl in zu tiefes Wasser geraten. „Ein weißer Mann hat mich gerettet“, sagt nachher die kleine Tochter, als sie sich bedankten. Abends gibt’s für uns Happy Hour mit Sundowner in der netten Kneipe am Strand, während Lilli zwei neue schwarze Freundinnen findet.


Lilli mit ihren Freundinnen

Sylvester/Neujahr 2010 feiern wir in Rodney Bay! Wir segeln mit 4 Windstärken am 31. 12. zurück, die Dünung ist relativ stark, als wir am Horizont einen gelben Punkt entdecken. Eine Boje kann es nicht sein und für ein Schiff ist der Punkt zu klein. Wir fahren hin, entscheidet der Skipper. Bald sehen wir mit dem Fernglas einen Jetski-Fahrer. Was macht er so weit draußen? Wo will der hin? Nach Honduras? Wir erreichen ihn. Er hat tatsächlich ein Problem, sein Jetski springt nicht mehr an und das vier Meilen vom Ufer entfernt, mit ablandigem Wind. Wir lassen ihn in Lee, werfen ihm eine Leine mit Schlinge zu und versuchen ihm klarzumachen, dass er diese um den Lenker legen soll. Jetzt haben wir ihn im Schlepp, aber nicht lange, da kippt das ganze Fahrzeug um. Der Mann schwimmt im Wasser! Während Uwe Kurs auf die Person nimmt, postiert sich Florian mit dem Wurfsack in der Hand (als alter Kajak-Fahrer der Sicherste im Werfen) und wartet den günstigsten Moment ab - wirft und trifft. Über die Badeleiter nehmen wir den Mann an Bord. Ein Amerikaner aus New York! Wir sind sicher, dass er sich seiner kritischen Lage nicht wirklich bewusst war. Der Wind und die Dünung hätten ihn schnell weiter auf den offenen Atlantik getrieben. Jetzt wacht Lilli auf, sie hat im Arm ihrer Mutter gemütlich geschlafen.


wir haben einen dicken Fisch an der Angel

Papa hat einen großen Fisch geangelt erklären wir ihr, als sie sich über den fremden nassen Mann wundert. In der Ankerbucht angekommen, suchen die Betreiber der Jetski ihren Vermissten. Die zwei Schwarzen sind überhaupt nicht erfreut, maulen sogar noch herum und binden ihr Fahrzeug von unserer Leine los. Unseren geangelten Ami holen die zwei dann im Hafen ab. Ob er uns wohl noch für seine Rettung einen Sekt vorbeibringt? Unverantwortlich, diese Fahrzeuge unbeobachtet aus der Hafenbucht fahren zu lassen.

Nach so viel guten Taten, lassen wir das Jahr zusammen mit unseren Freunden Bert und Marlene, auf der Heimkehr, karibisch, mit gegrillten chicken ausklingen. Übrigens ohne Sekt von unserem Geretteten.

Morgen, am 6. Dezember 2010 startet von St. Lucia die World ARC. Am Freitag, dem 15. April 2011 sind die Segelyachten dann wieder auf St. Lucia zurück. Diese Weltreise zusammen mit einer Gruppe, ist zwar bequemer, weil alle Formalitäten von der ARC erledigt werden, vielleicht auch sicherer, aber sie geht streng nach Fahrplan, und für uns zu schnell. Unsere Gäste sind wieder wohlbehalten im minus 10 Grad kalten New York und wir starten, wahrscheinlich morgen, erst mal nach Martinique.


die Rodney Bay in St. Lucia


mehr Fotos


nach oben

 

 

 
 
Partner
 
Zoonar  
 
sika wetterwelt