Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang finden.

Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


  16. Juli 2008, Standort Sandnessjoen, Position 66°01,34N, 012°37,73E


Ein Schnippchen schlagen wir nun dem ständig anhaltenden Nord-Ostwind und planen unsere Weiterfahrt zurück nach Süden.


wir verlassen den Nordkapphafen Honningsvåg

Die ausgesetzte Fahrt über die Barentsee bis Kirkenes, bei Gegenwind und 6 Grad, schenken wir uns deshalb. Die Mitternachtssonne scheint am Nordkap noch bis zum 29. Juli, aber wenn kein Sonnenstrahl mehr durch die dichten Wolken auf die kahle Bergwelt trifft, haben wir schon nach vier Tagen das Gefühl, dass der dunkle Winter naht. So verbringen wir die düsteren Starkwindtage auf der Magerøy-Nordkapinsel mit wandern, wichtigen Schiffswartungsarbeiten und dem Recherchieren aller nur erhältlichen Wetterberichte.
Kurs Süd, heimwärts.


unsere Route vom Nordkapp nach Vœrøy


Am 21. Juni lösen wir im Hafen von Honningsvåg unsere Leinen mit dem Etappenziel Havøysund. Depressives Grau mit Regenschauern und ein Nordwind der Stärke 3 – 4 macht uns den Abschied nicht schwer. Wir segeln zwischen der Südseite der Insel Magerøy und dem Festland durch, wo unter dem Meer ein 17 km langer Tunnel verläuft. Ein komisches Gefühl, dass unter uns Autoverkehr herrscht. Unglaublich, aber sogar manche Rentiere, die auf Magerøy im Sommer weiden, schwimmen quer über den Sund auf das Festland hinüber, wo sie im Winter auf Futtersuche gehen. Schon mittags sind wir vor der Insel Mosøya, genau an dem Punkt, an dem wir vor vier Tagen, zum Glück, spontan den Kurs Richtung Nordkap geändert haben. In Havøysund haben wir genug und legen nach nur 27 Seemeilen Fahrt bei Regen im Fischerhafen an. So und wahrscheinlich noch viel schlimmer sind die Wintermonate im Norden.


wir verlassen den unwirtlichen Norden

Den Hafen Sandbukta, im Westen auf der Insel Kvaløya (auf der Ostseite der Insel liegt Hammerfest), laufen wir am kommenden trüben Tag an. Einziger Lichtblick heute sind die Wale. Unterwegs sehen wir ein paar kleine und vor der Sandbukta tauchen plötzlich fünf vielleicht 8 Meter lange Wale auf. Ganz dicht sind sie bei uns, aber mit der Kamera Wale rechtzeitig beim Auftauchen zu erwischen, ist schwierig. In eine gemütliche, landschaftlich reizende Bucht mit ein paar Häuschen, Fischerbooten und der obligatorischen Fischfabrik laufen wir jetzt ein. Am Betonsteg hilft uns ein Fischer mit seiner kleinen Enkelin beim Festmachen. Sie interessieren sich für Momo und kommen kurz an Bord. Heute gibt es keinen Strom für den Heizlüfter, da hilft nur der warme Schlafsack!

Der 23. Juni, Mittsommer, beginnt mit Dauerregen. Erst als er um die Mittagszeit aufhört, brechen wir zur Sandbukta auf, sie liegt auf der Insel Stjernøya. Auf der Sterneninsel hat der Skipper eine Traumbucht auf der Seekarte ausgemacht. An backbord, kurz vor Hammerfest sehen wir wieder Melkøy, die „Gasinsel Schneewittchen“. Meilenweit segeln wir lautlos vor dem Wind, als ein Wunder passiert: die Sonne dringt durch die Wolken und mit ihr leben wir wieder richtig auf. Momo rauscht mit Schmetterlingsbesegelung durch den Sørøyasundet und weiter in den Rogn Sund. Endlich ist das herrliche Licht wieder da und schnell vergessen sind die vergangenen Regentage.


die Crew genießt die Sonne und das lautlose Segeln vor dem Wind

Kurz vor der engen Einfahrt zwischen Felsen und Schären zu „unserer“ Ankerbucht Innerpollen, hängt Uwe noch kurz seine Angel ins Wasser. Ein kleiner roter stacheliger Fisch beißt an, da er ist zu klein ist, darf er wieder schwimmen, als Dank beißt er noch in Uwes Finger. Unbeschreiblich, einfach umwerfend, die enge Durchfahrt öffnet sich, jetzt stehen wir staunend in einem runden Pool, ringsum von Bergen umgeben. Auf 15 Meter Wassertiefe lassen wir den Anker fallen. Ganz allein steht Momo in einer völlig unberührten Natur. Blanke Felswände, Adler fliegen ein und aus, Wasserfälle rauschen von den schneebedeckten Felsgipfeln herab bis in unsere Ankerbucht. Nur einmal brummt ein Motorboot in unseren Pool. Der Fahrer schaufelt sich Schnee vom Ufer in sein Boot, was er wohl damit vorhat? Wir können uns nicht satt sehen und sitzen gemütlich im Cockpit, Uwe versucht vergeblich einen Fisch zu angeln, die Fotos kommen zu kurz, weil wir uns nicht aufraffen können unser Schlauchboot aufzublasen. Nur die Erinnerung an unsere Traumbucht wird bleiben. Wir haben heute Mittsommer, die Sonne weiß was sie für die Norweger bedeutet und hält durch bis in den frühen Morgen.


unser Pool "Innerpollen"

08.10 Uhr beim Ankerlichten ist die Sonne wieder weg. Wir segeln zur Insel Skjervøy. Vorbei an der bergigen und total franzeligen Insel Stjernøya. X-Forde trennen die bis zu 900 Meter hohen Bergzüge, der Store Kjerring Fjord, Lille Kjerring Fjord, Smalfjord, Nordfjord, Sørfjord, der Sternsundet und der Øksfjord. Der Isfjordjøkkelen-Gletscher zeigt sich an backbord. Mit viel Arbeit verbunden ist heute das Segeln, zum sechsten Mal baumen wir jetzt unseren Klüver ein und aus, ständig dreht der Wind, außerdem regnet es mal wieder.

Die Insel Silda liegt hinter uns, die Insel Loppa lassen wir an Backbord liegen, da sieht Uwe mit dem Fernglas vor der Insel Loppekalven ein rotes Schiff mit zwei Masten. Es kommt uns entgegen. Das kann nur die Nor Viking mit Ragnar sein, meint Uwe. Wir funken, keine Antwort, wir fahren direkt auf ihn zu, jetzt erkennt uns Ragnar. Wir fahren nebeneinander her, rufen uns woher und wohin und wie geht’s zu und sagen wieder adjø. Ragnar fährt nach Kirkenes weiter und wir sind auf Südkurs. Das war ein Zufall, tagelang, wochenlang, monatelang fahren wir nun schon durch die norwegischen Gewässer und nie treffen wir unterwegs auch nur einen Segler an – und jetzt Ragnar, den wir vor 8 Wochen in Maløy kennen gelernt haben!


mitten auf dem Meer treffen wir Ragnar mit seiner "Nor Viking"


Um 19.15 Uhr laufen wir bei Regen im Hafen auf der Insel Skervøy ein, 55 Meilen liegen im Kielwasser.

25. 6., Hafentag in Skervøy. Es gibt eine Waschmaschine in dem netten Hafen, im Städtchen ein gemütliches Café mit Internet und eine Pizzabar mit Großbildleinwand, da schauen wir uns die Fußball EM, das Spiel Türkei/Deutschland an.

Regen auch am Donnerstag, dem 26. 6., dazu sind "shifting winds" vorhergesagt. Trotzdem verlassen wir Skervøy Richtung Tromsø. Wir kennen uns hier fast wie zu Hause aus, schon zweimal sind wir die Strecke von Süd nach Nord gefahren und einmal mit der Hurtigrute, beim „Landausflug“ von Skjervøy nach Tromsø. Eine trübe Fahrt wird es allemal. Die herrlichen Lyngen Alpen stecken in den Wolken, auffallend jedoch, die Ufer sind saftig grün geworden. Die shifting winds lassen uns ständig mit den Segeln arbeiten im Lyngenfjord und im Fugløyfjord bis zum Nordklubbenpoint, dann stoßen wir im Grøtsundet auf starken Gegenwind, so dass uns nur noch die Maschine Tromsø näher bringen kann.
Um 21.00 Uhr sind wir wieder an unserem gewohnten Schwimmsteg in der Stadt fest und pünktlich zum Fußballspiel Russland/Spanien, finden wir uns in der schon bekannten Sportbar ein. Diesmal ist sie bis auf den letzten Platz belegt, das wird heute ein Bierumsatz!


ein letzes Mal die Tromsösund Brücke mit der Eismeerkapelle
in der Mitternachtssonne


Der 27. 6. Die Regenzeit ist vorbei! Ein Tag Pause in Tromsø. Wir schauen den alten Seehundtrawler am Polarmuseum an. Käse gibt es ausnahmsweise aus dem Feinkostladen. Der Vorrat an Allgäuer Käse ist längst aufgegessen und der norwegische ist nach meinem Geschmack ohne jeglichen Geschmack. Anders jedoch die Lieblingskäsesorten der Norweger, Gutbrandsdalsost oder Geitost, braune Klötze, die nach Erdnussbutter und Karamelbonbons schmecken, aber diese Geschmacksrichtung passt meinem Gaumen auch nicht. Die Norwegischen Produkte sind übrigens die besten der Welt, so steht es in einem Prospekt. Die Kartoffeln (Kartoffler) schmecken alle sehr gut, sogar Mittsommerkartoffler habe ich entdeckt. Die wachsen Tag und Nacht in der Mitternachtssonne. In den Supermärkten bekommt man in den Kühltheken massenweise Fischfertiggerichte wie Fiskeboller, Fiskekaker, Fiskepudding, Lutefisk (gewässerter Stockfisch), Torsketunger (Dorschzungen), gefrorene Fische gibt es auch, aber keine Frischfischabteilung. Jeder fängt hier seine frischen Fische wohl selbst.

Jetzt geht es aber weiter zur Insel Senja, zum Hafen Senje-Hopen. Wir versuchen jetzt, immer andere Strecken zu wählen als auf der Süd-Nord-Route. Diesmal segeln wir die ausgesetzte äußere Route um Senja herum. Im Rystraumen, der Engstelle kurz hinter Tromsø, erwartet uns ein schwacher Gegenstrom, die Tide-Berechnung von Uwe geht nicht ganz auf. Wir blicken noch einmal zurück auf die Bergkulisse um Tromsø, sie ist lang nicht mehr so verschneit wie vor Tagen aber immer noch atemberaubend. Weiter segeln wir im Straumsfjord und im Melangen, an backbord jetzt die von Fjorden tief eingeschnittene Insel Senja. Auf der Seekarte hat sie die Kontur einer Sonnenblumenblüte.


Senja ist allein schon eine Reise wert

Jetzt folgt die flache Engstelle zwischen Senja und der kleinen Insel Hekingen, zum Glück ist der Abschnitt ausnahmsweise gut betonnt. An den Felsnasen vorbei und den dazwischen liegenden Fjorden, Baltsfjord und Øyfjord fahren wir jetzt in den Mefjord hinein, an backbord ragt eine steil aus dem Wasser aufsteigende Felswand, drei Meilen fahren wir an ihr entlang, bis wir nach steuerbord in den gut geschützte Fischereihafen Senje-Hopen abbiegen. Der ganze Schwimmsteg ist belegt mit Fischerbooten, wir machen am Betonkai vor einer baufälliger Fischfabrik fest, vier weitere säumen noch das Ufer. Der Blick mit den Fabriken im Rücken, ist aber sensationell, der Breidtinden 1010 m hoch am Ende des Fjords und andere Riesen, vor uns die Bergkette, sie wirkt wie eine Styroporkulisse. Massenhaft Möwen sitzen auf den Dächern und lachen sich halbtot, so ein Geschrei aus Vogelschnäbeln, wie Schulmädchenkichern, gackern, quietschen, bellen, ein mäh und muh, alles wild durcheinander, haben wir noch nie gehört.


Senje-Hopen, Fischerhafen unter senkrechten Wänden


das Geschrei der Vögel ist unbeschreiblich. Hier jagen zwei
Austernfischer eine Möwe


Sonntag 29. 6. Der Segeltag überhaupt! Nach Andenes, aber erst mal raus aufs Blauwasser, raus zum Kontinentalschelf, immer weiter nach Westen, wo wir die Wale vermuten. Die Sonne verwöhnt uns und der Nord-Ost treibt uns stundenlang, lautlos nach Westen, Grönland entgegen. Aber wie immer hier im Norden, weiß man nicht wie lange der Wind anhält, auf Position 69°45’06 Nord und 16°30'068 East wenden wir und nehmen Kurs auf die Insel Andøya, ohne einen einzigen Wal gesehen zu haben. Nach weiteren fünf Stunden erreichen wir den Hafen von Andenes. Wir beißen uns durch die chaotischen Wellen kurz vor der Insel, sie stören uns nicht mehr nach diesem herrlichen Segeltag. Zum zweiten Mal laufen wir diesen Hafen an und haben keine Probleme mit den seltsam gesteckten Stangen im Gegensatz zu dem nach uns kommenden größeren Schiff. Wir haben Momo gerade am Gästesteg festgemacht, da sitzt das Schiff auf dem Stein fest und rührt sich nicht mehr von der Stelle, der Skipper hat den Weg zwischen den zwei grünen Stangen gewählt. Er wird jetzt auf das kommende Hochwasser warten müssen. Wir suchen in der Stadt eine Hotelhalle, wo wir das EM-Endspiel Spanien-Deutschland verfolgen können.


Andenes ist ein ganz windiges Eck, vor allem der Seegang ist chaotisch

Montag 30. 6. in Andenes schwindet die Hoffnung einen großen Pottwal aus nächster Nähe zu sehen – aus und vorbei, unser Skipper macht keine geführte Waltour mit, nicht mal die weltweit größte und beste der arktischen Walsafaris in Andenes (er ist zu knickrig, außerdem fährt er nur mit Momo).

Vorwindkurs , äußere Route um Andenes nach Stokmarknes auf der Insel Hadseløy. Der Nord-Ost-Wind, schaukelt uns die von Untiefen gespickte Westküste von Andenes entlang und nach 6 Stunden erreichen wir die Südspitze im Vavlfjord. An steuerbord die große, durch Fjorde zersplitterte Insel Långøy, die westlichste der Inselgruppe der Vesterålen. 18 ° zeigt das Thermometer, Sonne, Sommer, Wind von hinten, der ist aber leider zu schwach für unsere schwere Momo, wir dümpeln. Lange schweigt der Skipper, motoren kommt für Uwe heute nicht in Frage, er packt den Spinnaker aus, das 140 qm große bunte Tuch schafft es tatsächlich, Momo mit 5 Knoten vorwärts zu bringen.


der Spi verleiht uns eine sehr angenehme Geschwindigkeit

Die Insel Hinnøy fliegt an backbord an uns vorbei, grüne Wiesen säumen die Ufer, dazwischen kleine Ortschaften, im Hintergrund türmen sich über 1000 Meter hohe Schneeberge, irre. Vor der Sortlandsbrücke bergen wir den Spinnaker vorsichtshalber, wir kennen den raschen Richtungswechsel des Windes inzwischen. Vor uns der sagenhafte Blick auf die Lofoten Inselgruppe. Es ist schon 22.00 als wir die Brücke im Langøysund zwischen der Insel Langøy und Hadseløy durchqueren, noch um die kleine Insel Børøy, dann legen wir nach 67 Seemeilen am kleinen Schwimmsteg von Stokmarknes an. Momo steht in glasklarem Wasser, unter ihr Seeigel und Fische.

Der nächste Tag wird wetterbedingt zum Hafentag, hier lassen wir uns von einer deutschen Crew erzählen, dass die Andenes Walsafari das tollste Erlebnis ihrer Norwegenreise war, obwohl deren Skipper sich auch nur schwer dazu überreden ließ. 15 Meter große Orkas haben die gesehen, schön für sie! Ich darf dafür heute mal wieder auf den Mast steigen, die Wanten an den Salingen fetten, das beste Mittel gegen das Knarren im Rigg.

Am Mittwoch, dem 2. 7. lautet die Streckenplanung: Stokmarknes nach Henningsvœr an der Südwestecke der Lofoteninsel Åustvågøya, aber nicht durch den Raftsund sondern durch den Gimsøystraumen. Wir sind gerade im Hadselfjorden, eine Sonne-Wolken-Stimmung, die Berge tragen Wolkenkappen oder Schals um die Gipfel, da fällt dem Skipper ein, dass wir mal wieder Fisch essen könnten.


Inzwischen steckt die Angel griffbereit am Radarmast
und es dauert auch keine 5 Minuten, da zappelt schon ein Seelachs am Haken.

Wir nehmen wieder Fahrt auf, von der Westküste fahren wir durch den Gimsøystraumen, der die Inseln Åustvågøya und Vestvågøya trennt. Herrliche weiße Sandstrände tauchen zwischen Wiesen und den Schären auf, aber keiner badet. Ein Traum ist die Fahrt heute.


die Sonne löst die letzten Wolken auf. Wir nähern uns den Lofoten von der Atlantikseite her

Wir erreichen den Vestfjord und suchen die Einfahrt zwischen den Schären zum Fischereihafen Henningsvœr. Der Ort liegt auf kleinen Inseln verstreut, die durch Dämme und Brücken miteinander verbunden sind. Malerischen Holzhäuschen säumen den Hafen, auch so manche Fischfabrik ist als Holzhäuschen verpuppt. Ganz hinten, kurz vor dem Damm, am Gästeschwimmsteg nimmt unsere Leinen ein Ehepaar aus Karlsruhe entgegen, ihr Boot liegt gegenüber am Steg. 43 Seemeilen und eine Bilderbuchfahrt liegt hinter uns. Der Seelachs aus dem Hadselfjorden wartet im Kühlschrank. Die Crew serviert ihn heute paniert mit Kartoffelsalat, auf der Momo Terrasse. Ein Rundgang durch das 400 Einwohner zählende Dörfchen mit Läden, Hotel, Wohnhäusern, Fischlokal - urig und gemütlich, bestätigt: Henningsvœr ist d e r Fischerort auf den Lofoten. Wir steigen noch auf eine Schäre für einen Rundumblick und genießen die Aussicht, unter uns leere Stockfischgestänge, die Fische sind inzwischen in Italien.


Henningsvaer ist vielleicht der malerischste Lofotenhafen


Donnerstag 3. 7. wir brechen zu unserem kürzesten Schlag auf, von Henningsvœr nach Stamsund, kurze 12 Seemeilen nur. Sturm ist vorhergesagt, und den wollen wir im sicheren Hafen von Stamsund abwettern. Unterwegs begegnet uns der Walfangtrawler, der vor 4 Wochen am Steg in Stamsund vor uns lag. Die Strecke, die Schären, die Einfahrt, der Steg – alles wie gehabt.

Aber heute haben wir viel Zeit und jetzt wird der steile Felsen hinter unserem Hafen bestiegen. Obwohl Uwe sich im Hotel erkundigt hat und die Dame meinte, es sei eine schöne Wanderung über den Mannfallet zum Steinstinden, wird es wieder das übliche norwegische Bergerlebnis. Steil, noch steiler, ausgesetzt, tolle Standpunkte für die Kamera, schmale Grate, senkrecht die Wand abwärts, klettern - meine Knie schlottern, wo ist überhaupt der Weg? So erreichen wir den ersten und höchsten Gipfel, weitere der Bergkette sollten noch folgen, aber da ist ein rotes s t o p auf den Felsen gemalt. Wir klettern die Steilstelle am Gipfel abwärts, da steht ein rotes h e j a (heißt vielleicht WEG), aber keine erkennbare Trittspur, ein steiles Hangstück ohne jeglichen Halt zum Abgrund. Ob das sein kann? Wir drehen um, die zwei Stunden Rückweg werden zwar hart, aber wir kennen den Weg. Über die weiteren Berggipfel bis zum Schilift und wieder zurück zum Hafen, wie geplant, wären wir erst nach Mitternacht zurück gekommen, vom Licht her kein Problem, eher von der Kondition.


beim Wandern in den Lofoten muß man schwindelfrei sein


die Mühe wird mit herrlichen Ausblicken belohnt

Im Hafen hat gegenüber ein schönes Holzboot festgemacht, der Skipper und drei Damen, Flagge russisch, stellt Uwe fest. Peinlich, unsere Nachbarn sind Tschechen und sprechen fließend Deutsch. Sie zeigen uns ihr Schiff und laden uns zu Slivovicz ein.
Zusammen machen wir am nächsten Tag ein Landprogramm und fahren mit dem Bus über die grüne Hochebene der Insel nach Lengnes, steigen um nach Borg. Dort, im schönsten Wiesenhochtal, umgeben von den Bergspitzen und mit Sicht zum Wasser, hatten sich schon 1000 n. Chr. die Wikinger angesiedelt. Das größte, je gefundene Langhaus mit 83 Meter Länge wurde hier ausgegraben, nachgebaut und gibt es hier zu bestaunen. Ein Häuptling muss es bewohnt haben. „Wikinger“ nähen Schuhe, sticken, weben, bemalen Stoffe, eine Lammsuppe steht auf dem offenen Feuer und es wird uns erklärt, warum die Gläser (sie hatten tatsächlich schon Gläser zum Trinken), keinen Fuß zum Aufstellen haben. Das Glas wird in der Hand gehalten, gefüllt, ausgetrunken und mit der Öffnung nach unten auf den Tisch gestellt, niemand konnte so heimlich Gift in das Getränk schütten.


das Langhaus der Wikinger von Borg


Kurs Amerika

Am Wasser steht das 28 Meter lange Wikingerschiff Lofotr (Nachbau, das Original steht im Museum in Oslo). Wir sind gerade an Bord geklettert, als auch schon der Steuermann im Wikingerlook losfährt. Das war ein Zufall, nur einmal am Tag wird diese 20 minütige Ruderfahrt gemacht. (Unauffällig schiebt ein Motorboot, denn die Männer und Frauen am Ruder sind halt keine Wikinger.)

Abends kommt die tschechische Crew zu uns an Bord. Wir erzählen so lange, bis ich um Mitternacht ein Jahr älter werde. Zur Überraschung bekomme ich drei blaue Serviettenrosen, eine Original tschechische Hartwurst und eine Flasche Becherovka. Jaroslav, Dr-phil. und ein großes Musiktalent, holt seine Gitarre und die taghelle Nacht verklingt mit tschechischen Volksliedern Wir sind überwältigt, so nette Nachbarn aus der Tschechei kennen gelernt zu haben. So sind die drei Tage Sturm bei schönstem Sonnenschein mit einzigartigen Erlebnissen wie im Fluge vergangen.


Jaroslav entpuppt sich als Stimmungskanone

Am Sonntag, dem 6. Juli fahren wir los, das tschechische Schiff nach Norden und wir wollen die kleinste Insel der Lofoten aufsuchen, die Insel Røst, sie liegt im Südwesten ziemlich ausgesetzt mit hunderten kleiner Inseln, Schären und unzähligen Unterwasserfelsen davor. Auf Røst soll der Export der Stockfische im 15. Jahrhundert seinen Anfang genommen haben, als ein gestrandeter italienischer Seemann diese Köstlichkeit dem Vatikan präsentiert hat. Wir segeln den Vestfjord in Südwestlicher Richtung, zwischen den folgenden Inseln Moskenesøy und Vœrøy fließt der gefürchtete Moskenestraumen, er wird als der stärkste und gefährlichste Malstrom der Welt bezeichnet. Der Strom fließt mit über 6 Knoten und in jeder erdenklichen Richtung, entgegen jeglicher Tidenlogik. Je nach Tide, Wind und Wetter verwandelt sich die Durchfahrt dann zu einem unkalkulierbaren Whirlpool und ist nur mit entsprechend starker Maschine zu meistern. Wir lassen deshalb einen großen Sicherheitsabstand. Die markanten Vogelberge der Insel Vœrøy sind in Sicht, da disponiert unser Skipper um, wir nehmen Vœrøy mit und fahren morgen zur Insel Røst weiter. Ganz schön ruppig wird die See jetzt als wir den Hafen anlaufen, er zieht sich in die flache Landzunge der sonst bergigen Insel hinein. Riesengroß, aber zum Anlegen für uns finden wir nur einen Holzsteg hinter einer Hütte. Momo fährt mal wieder Aufzug mit der Tide, 2 Meter hoch und 6 Stunden späte wieder runter. Stockfischgeruch kommt uns entgegen. Wir finden auch tatsächlich noch ein Gestänge, fein säuberlich sind da noch die Dorschköpfe aufgehängt. Der Ort hat absolut nichts mit den hübschen Fischerdörfchen der anderen Lofoteninseln gemein. Hier dreht sich alles nur um den Fisch. Wir erklimmen noch einen Hügel, von dem aus wir die ganze Lofotenkette aufgereiht liegen sehen. Morgen geht`weiter nach Røst!



Vœrøy, keine Touristen, nur Fischer


ein letzter Blick von Vœrøy auf die Lofotenkette

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