|
|
Datum |
09.
Mai 2009 |
Position |
54°24,793´N,
011°11,463893´E - Burgtiefe/Fehmarn |
Seemeilen bisher |
0 |
Wind |
W 5 Bft |
|
|
Der Klabautermann im Schaltschrank - ein Alptraum!
Ein Klabautermann thront am Kartentisch vor dem
Schaltschrank mit den zig bunten kleinen Kabeln
und Steckerchen.
Mit einem Seidenschneider in der Hand zwickt
er in Windeseile alle Kabel durch – Wahnsinn. Dem
Schabernack setzt der Kobold noch eins drauf und
verbindet die Kabel völlig willkürlich.
Die ganze Elektronik von Momo ist ruiniert, nichts
funktioniert mehr. Schweißgebadet wacht
der Skipper auf, war das nun wahr oder ein Alptraum?
der Skipper hat eine schlechte Nacht!!
Wie
jeden morgen im April 2009 scheint die Sonne
schon beim Frühstück und Sven Hasenkleber erzählt
im Rundfunk was sonst noch wichtig ist auf der
Welt. Bei uns war der Klabautermann nicht wirklich
an Bord,
aber viele zu erledigende Kleinigkeiten weiten
sich endlos aus. So die NMEA Signale, sie verlaufen
sich
im Nirgendwo.
Unser nagelneuer Laptop empfängt kein GPS-Signal!
Auf unserem alten Gerät hat es in der letzte Saison
bis auf einige Aussetzer noch funktioniert. Hängen
zu viel Geräte auf der Antenne, hat das GPS einen
Schuss? Ist was mit den Kabeln und Verbindungen nicht
in Ordnung? Stunden um Stunden vergehen. Wir stochern
im Nebel bei der Fehlersuche. Herr Bode widmet sich
unserem Schaltschrank , zielsicher mit geübten
Schnitten seines Seidenschneiders und Telefonaten mit
dem Hersteller der Geräte lichtet er den Nebel.
Der telefonisch im Allgäu alarmierte Georg Klinger
ist auch ratlos, bis ihm das Zauberwort „Treiber“ einfällt.
Ist doch ganz klar, der neue Laptop braucht noch einen
neuen Treiber für den Wandler von RS232 auf
USB. Runterladen im Internet, ganz easy. Zwei nervenaufreibende
Tage sind vorbei, aber nicht spurlos. Was war los
mit dem generalüberholten
Motor?
Stefan Bode, Chef von Dübe-Yachtservice weiß
Rat und setzt virtuos seinen Seidenschneider
an.
Gerade die paar Meter von der Kranstation bis
zum Rundsteg in Burgtiefe hat die Spritversorgung
gereicht.
Rainer
Beck, der Momos Motor im Winterlager zerlegt
hatte, kommt mit seinem schweren Werkzeugkoffer
wieder
an
Bord. Alle Möglichkeiten geht er akribisch und
systematisch durch. Zwei Kupferdichtungen am Dieselwasserabscheider
waren undicht, das Vakuum ist dadurch zusammengebrochen
und der Diesel ist in Tank zurückgeflossen. Das
war aber noch nicht alles, der ganz neue Anlasser zieht
nicht richtig durch. Eine Verkabelungsirritation – früher
war irgendwas anders mit den Kabeln. Hauptsache
jetzt funktioniert es.
Rainer Beck gönnt sich ein Schlückchen aus dem Tank
Das wäre ein Fehlstart um die weite Welt geworden:
aus dem Hafen auslaufen und gleich nach der Hafenmauer
in dem flachen sichten Gewässer zu dümpeln,
wo selbst die Wasservögel stehen können.
Nächste Baustelle: Das Satellitentelefon
- Iridium
Der Radarmast ist mal wieder umgelegt, diesmal
für
die Montage der Iridium-Telefonantenne. Ein weiteres
Kabel muss durch die Backskiste, unterm Cockpit, durch
den Motorraum, unter den Bodenbretter und in den Verteilerschrank
mühsam verlegt werden. Stecker löten - fertig.
Funktioniert es? Nein! Uwe lötet noch mal die
Stecker neu und sucht weitere Fehlerquellen. Brauchen
wir vielleicht doch das teure Original-Kabel, aber
das wird nur mit 10 Meter Länge geliefert und
ist für uns zu kurz. Hat die Antenne vielleicht
einen Schaden? Wir lassen die Baustelle mal ruhen.
Gut Ding braucht Weile. Wunderbarerweise funktioniert
die Verbindung am nächsten Morgen, warum
auch immer.
Die riesige Tröte (Hupe) funktioniert auch nicht.
Da der Radarmast eh schon liegt, zerlegt Uwe das Gehäuse
der Hupe und sucht die Fehlerquelle, sofort zerreißen
die zarten Kabel. Löten ist wieder angesagt. Warum
dröhnt denn das Ding nicht? Hat die Tröte
vielleicht eine Sicherung und wo? Warum nicht gleich,
hätte viel Zeit und Arbeit gespart, die
Sicherung ist durch. Zum Stromsparen tauscht
unser Bordelektriker
Uwe die meisten Birnen gegen LED Lichter aus,
selbst der Weg auf
den Mast ist ihm nicht zu weit.
Nun zur Takelage und dem
Passat-Segel.
Endlich ist es mal windstill, die Sonne hat ihr
Pensum mit 14 Stunden schon hinter sich heute,
da nützen
wir die Gelegenheit und ziehen am Vorstag unseren
Klüver und das neue Passatsegel hoch und baumen
beide aus. Wir haben uns überzeugen lassen,
dass die Bäume in der Länge leicht unterschiedlich
sein können. Den zu kurz bestellten Baum werden
wir jetzt also behalten. So ist auch die Baumgeschichte
abgehakt. Noch eine positive Sache: das bei UK-Sails
in Flensburg bestellte Passatsegel passt! Gewaltig
aufgebläht mit den zwei Segeln steht Momo am
Steg, für ein Foto ist es leider schon
zu dunkel.
Die unendliche Geschichte (aber nicht von
Michael Ende).
Nein, beschert von unserem Segelmacher aus
Fehmarn. Sie ist so unendlich ärgerlich, dass jedes weitere
Verweilen auf dem Thema zu viel ist. Die grell orangefarbene
Sturmfock passt, aber sonst gar nichts, kein Maß,
kein Termin, kein passender Umgangston, einfach nichts.
Mal sehn was uns noch blüht in punkto Handwerker
auf der Reise, viel krasser kann es nicht mehr
werden.
die bestellte Fockpersenning ist nicht mal halb so
groß, wie sie sein sollte!
.
Mal was Positives: Ein Beatle an Bord?!
George, nein Paul Harrison (Engländer auf Fehmarn)
installiert auf unserem Rechner die Betaversion seines
neuen Pactor email-Kurzwellen-Programm zum
Testen auf der Reise.
Paul gehört zu dem
hilfsbereiten Amateur-Funk-Kreis.
Paul Harrison ist ein Funk-Profi und ganz arg nett
Am Sonntag wollen
wir segeln gehen ...
Die Maschine schnurrt, ein angenehmes Geräusch
und gutes Gefühl. Erst muss, d. h. darf ich Hafenmanöver
fahren. Nach der Ansteuerungstonne setzen wir die Segel.
Alles wunderbar, die Sonne scheint gerade in ihrer
7. Stunde von den täglichen 14. Wir üben „Mann über
Bord“ mit unserem blauen Wasserkanister und kommen
dann zum Test der neuen Windfahnensteuerung, die wir
von Johannes übernommen haben. Sie läuft
nur mit Windenergie und soll uns auf langen Strecken
künftig alleine steuern. Nennen wir unsere neue
Steuerhilfe nach seinem Vorbesitzer Johannes. Der Test
erfüllt nicht unsere Wünsche, egal wie Uwe
die Anlage trimmt, Johannes wählt seine eigene
Fahrtroute. Wir müssen uns noch aneinander gewöhnen.
Nach 17 Seemeilen steht Momo wieder zwischen den Pfählen
am Rundsteg.
Johannes soll uns um die Welt steuern
Funken, Uwes neues Hobby
Während der Smutje in der Küche wütet,
arbeitet der Funker an QSOs (Fachjargon=Funkverbindungen).
Zum klappern der Töpfe zirpt und piepst es,
dann hören wir Micky-Maus Stimmen und endlich
auch deutliche Worte, Sätze, Unterhaltungen. Über
Geräte, Antennen, Antennenlänge, readability
und Signalstärke (5 by 9 heißt z. B.
ich hör dich sehr gut, deine Signalstärke
ist hoch) und dann noch Allgemeines und Privates
(Wetter, Alter, Größe der Heuschrecken
in den USA, was man sonst noch macht außer
Funken, z. B. gerade unterwegs die Welt zu umsegeln,
und so weiter – hochinteressant. Den Kopfhörer
auf, redet sich Uwe den Mund fusselig: cq cq this
is delta juliet five uniform bravo, maritime mobile – cq
cq this is delta juliet five uniform bravo, maritime
mobile – cq cq .........Seine Geduld wird
belohnt. Auf dem 40 Meter Band hört ihn Walter
aus Salzburg, Rudi aus Zwickau, Franz aus Treffelhausen,
Adam aus Heidenheim und eine schöne QSO aus
Chicago, Bernd (Deutscher, z. Zt. In Chicago) ist
auf dem 20 Meter Band ganz deutlich zu hören.
Bei diesen tollen Funkverbindungen ist das Abendessen
ganz unwichtig geworden. Endlich sagt der Funker
am anderen Mikrofon „73“ und das heißt „Tschüs
und viele Grüße“ auf funkerisch.
Das Abendessen ist doch noch gerettet!
CQ CQ CQ this is DJ5UB maritime mobile
Anton, unsere batterieabhängige Steuerhilfe,
der Autopilot, hat sich verabschiedet. Wahrscheinlich
stinkt
ihm die Konkurrenz von Johannes. Ein klägliches
Piepsen macht Uwe stutzig beim Anschalten der Geräte.
Vielleicht arbeitet Anton morgen wieder, warten
wir es mal ab. Uwe muss mal wieder in die enge
Backskiste
tauchen zur Problemsuche. Von der Seatalk-Verbindung
hat sich ein Kabel gelöst. Bei solchen Reparaturen
in der letzten, hintersten und engsten Stelle wünscht
sich der Skipper und Monteur von der Momo ein Zwerg
zu sein. In gekrümmter Haltung verbindet er
die Kabel wieder, erst mal gefunden, ist dann das
Problem
schnell gelöst.
Uwes "Lieblingsplätzchen", die Backskiste
War noch was nicht defekt? Die
Trinkwasserpumpe.
Herr Wohler, jeden Tag im Hafen tätig mit
Schiffen kranen, aufriggen, hilft uns weiter
bei unseren ständig neuen Überraschungen.
Den Körper wie ein Schlangenmensch verrenkt zwischen Schränkchen,
Bodenbretter und Wasserboiler stellt er fest: die Pumpe ist kaputt. Zufällig
hat er eine neue Pumpe in seinem Werkzeugwagen am Steg. So lange ich mit
Enkelin Lilli in New York skype, hat Herr Wohler die Pumpe auch schon eingebaut.
Das
Wasser sprudelt wieder. Die mechanische Fußpumpe zum schluckweise
Wasserpumpen kommt noch früh genug zum Einsatz, wenn wir unterwegs
sind.
Noch diverse Wartungsarbeiten wie z. B. Winschen putzen stehen an. Eine ölige
Angelegenheit. Zum Zerlegen, putzen (mit der Zahnbürste in Lampenöl),
wieder einfetten und montieren brauchen wir eine
knappe Stunde pro Winsch, acht Stück befinden sich
auf Momo.
Winschenpflege in der Pantry
Unterbrechung vom „Urlaubskurier“
Grausig sieht es mal wieder aus bei uns an Bord,
da klingelt das Handy. Tom, der Redakteur vom “Urlaubskurier“ möchte
eine Reportage machen über unsere Weltumsegelung. "Wann" frage
ich, mit meinen vom Winschen putzen fettigen
Fingern am Handy. Morgen vielleicht, meine ich
mit Blick auf unsere Unordnung. Zwei Stunden
später,
ich habe mich doch überreden lassen, steht
Thomas mit seiner Canon um den Hals an Bord.
Tatsächlich finden
wir den Artikel zwei Tage später im Urlaubskurier
Nr. 7, Ausgabe Fehmarn und Festland. Ist schon
Weihnachten?
Von der Firma
Weleda bekommen wir ein riesiges
Paket mit Gastgeschenken für unsere Weltumsegelung.
Sanddorn-Handcreme, Citrus-Erfrischungsöl, Calendula-Gesichtscreme
und und und..., die Insulaner in der Südsee
freuen sich sicher darüber. Wir freuen uns auch
für die großzügige Spende, vielen
Dank.
Weil Brigitte voll überzeugt ist von den Weleda
Produkten, kam sie auf die Idee mit den Gastgeschenken
Sicherheitssmaßnahme
Bodenbretter befestigen mit Stiften und Beschlägen.
Die schweren Bretter dürfen bei einer eventuellen
Kenterung nicht im Salon herumfliegen. Schon der
Gedanke daran ist unangenehm. Statt in 2 Stunden
fertig, brauchen
wir drei Mal so lang. Ein Sch... Tag. Einfacher
ist dagegen das Verfugen im Bad mit Sika-Material.
Zu guter Letzt
flext Uwe noch seine Ankerkette durch und verbindet
die Glieder mit einer Leine, zu dem Zweck, dass
im Notfall die Leine gekappt werden kann und man
vom
eventuell feststeckenden Anker frei kommt. Hoffentlich
bleibt
auch das Theorie.
das Bad braucht noch neue Fugen
Vorbei ist der Monat April mit sagenhaften 30
Sonnentagen, à 14
Stunden und dem Ostwind. Nach dem 1. Mai Wochenende
lässt das unentwegte Kranen, Schiff klarmachen,
das An- und Ablegen nach. Der Wind bläst jetzt
aus Süd-West mit bis zu 38 Knoten Geschwindigkeit
Keine Yacht kommt mehr an, keine verlässt mehr
den Hafen, selbst die Möwen kommen nicht gegenan.
Zum Glück gibt es für uns noch Arbeit unter
Deck, 400 kg Blei gilt es zu heben.
Wir schichten die handlichen 50
Barren zu je 8 kg um. Das Blei liegt aus Trimmgründen
in Momos Bug unter dem vordersten Bodenbrett.
Warum die Umschicht-Aktion? Uwe will sehen, ob
der Stahl
darunter trocken und rostfrei ist. Er hängt
nun kopfüber im Bug und gibt mir Stück
für
Stück in die Koje hoch. Boden saubermachen,
kritische Stellen 2 x nachstreichen, Trockenpause
bis zum nächsten
Tag, dann das Bleipuzzlespiel wieder einräumen
und dicht an dicht verkeilen. Jetzt ist mein
Hals auch verkeilt, eine totale Blockade. Ein
Halswirbelsyndrom
stellt
Dr. Skipper Uwe Moser
fest. Ich bekomme nach einer fürchterlichen
Nacht für den nächsten Tag Bettruhe
verordnet, stillgestellt über Stunden mit
einem Hörbuch-Krimi.
Die Arzneitasche wird um etliche Voltaren-Schmerztabletten
erleichtert und von der Ostsee-Medizintechnik
besorgt mir Uwe noch eine Halskrause, Design "Otto
Bock",
Kostenpunkt 98,-- Euro. Sie steht und tut mir
gut. Über
eine Woche hänge ich so rum, wir sehen es
als Wink mit dem Zaunpfahl. Nichts darf über
unsere Gesundheit gehen!
Dank Voltaren und Halskrause geht`s schnell wieder
besser
Inselkoller
Wir bekommen langsam einen Inselkoller. Die Besorgungen
mit dem Klapprad im 3 Kilometer entfernten
Ort sind mühsam. Die Arbeit geht uns aus, Listen gibt
es schon lange nicht mehr. Wir sind gut ausgerüstet,
gut vorbereitet, zu tun gäbe es immer noch was
und noch was, aber dann stehen wir im Sommer noch
im Hafen. Wir verabschieden und bedanken uns schon
mal von der hilfsbereiten Truppe der Firma Dübe:
Herrn Bode, Herrn Wohler, Herrn ....... und Benni
an Bord von Momo mit einem Umtrunk.
die tolle Dübe-Crew mit ... Jörn Wohler und Benni ...
Wir
warten noch auf ein Päckchen von zuhause mit einem vergessenen
Ladegerät und auf den Segelmacher, dann wären
wir soweit. Wir packen die Seekarten aus und vorherrschendes
Thema an Bord ist jetzt der Wetterbericht. Wir
brauchen Ostwind, keinen Westwind!!! Auf den Tag
genau kommt es eigentlich
nicht an, bei den uns vorliegenden 30 000 Seemeilen.
Vielleicht am
Sonntag, Montag........Aber sicher ein letztes Mal
erleben wir hier in Burgtiefe die Freitags-Stimmung
im Hafen, wenn die Chartercrews (meistens 4-5 Mann
im roten Ölzeug) ihr Schiff beladen, Kisten mit
Bier verschwinden im Seewolf, See lefant, Seeadler....
. und der Törn kann losgehen. Blauwassertauglich,
am Heck leicht overstyled mit den ganzen Rettungsmitteln
und der
Windsteueranlage,
hängt Momo startklar an den Pfählen, mit
Anpfiff des Ostwindes segeln wir im ersten „Törnabschnitt“ über
Kiel, durch den Nord-Ostseekanal und weiter zur Insel
Helgoland.
und auf Fehmarn blüht inzwischen der Raps
nach
oben
zur
Logbuchübersicht
mehr Fotos
| |