|  |  | 06.
                                November 2008,
                                Standort Kornwestheim, Position 48°51,777´N,
                                009°11,463´E
 Ja, sorry, es
                                hat lange gedauert, bis Ihr wieder was von uns
                                hört:
                                Irgendwann wurde uns unterwegs
                                die Zeit knapp und ein update war einfach nicht
                                mehr möglich. Jetzt wollen wir aber endlich
                                von der letzten Etappe unserer Reise
                                berichten!
 
 Rolling home - aber vorher
                                wollen wir dem Hardangerfjord noch einen Besuch
                                abstatten und dann kommt ja
                                auch noch Kapp Lindesnes, das berüchtigte norwegische
                                Südkapp ...
 
 
   Zur Orientierung wieder die Karte der
                                letzten Etappe
 
 Am Montag früh (4. August) kaufen wir Bergen
                                noch eine See- und Wanderkarte für unseren
                                Abstecher in den Hardangerfjord. Der reicht
                                  von der Insel Bomlø bis Odda am Sørfjorden
                                  180 Kilometer tief hinein ins Bergland. Ein
                                  riesiges Fjordsystem mit zahlreichen weit verzweigten
                                  Seitenarmen. Er ist der zweit längste
                                  norwegische Fjord nach dem Sognefjord.
 
 Wir motoren ab Bergen den breiten Byfjorden
                                  hinaus zum Vatlestraumen, der sich heute ganz
                                  harmlos
                                  gibt. Auf Höhe des Flughafens bietet uns
                                  ein AWACS-Flieger ein Manöverschauspiel.
                                  Fünfmal übt er den Anflug und Durchstarten
                                  auf der Landebahn.
 
 
   eine Awacs übt "touch and
                                  go"
 
 Im Bjørnalfjord laufen
                                  wir seit langem endlich mal mit Windenergie über
                                  5 Knoten schnell, da kommt uns auf unserem
                                  Kurs eine Fähre entgegen, keinen Millimeter
                                  weicht sie aus. Wir müssen abfallen und
                                  fahren dann über das hellgrün aufgewirbelte
                                  Blubberwasser der Schnellfähre. Unser
                                  Echolot tilt. Gegen Abend erreichen wir
                                  den engen Lokksund,
                                  der uns an den Mummelsee im Schwarzwald erinnert.
                                  Im Kvinnheradsfjord ziehen rabenschwarze Wolken
                                  auf und wieder erwischt uns ein Gewitter. Nach
                                  50 Seemeilen erreichen wir  Rosendal und
                                  legen an einem Hotelsteg an. Ein sagenhafter
                                  Blick
                                  in das lange breite Tal  bietet sich uns. Zwei
                                  Regenbogen spannen sich vom Berg Melderskip
                                  zum Andersfjellet.
                                  Wir können uns von der tollen Stimmung
                                  und dem außergewöhnlichen Licht
                                  nicht losreißen.
 
 
   Gewitterstimmung im Lokksund
 
 
   die Baroniet in Rosendal
 
 Am Dienstag früh besuchen wir noch die einzige
                                  Baroniet des Landes, das Schloss Rosendal aus
                                  dem 17. Jahrhundert, in einem riesigen Park mit
                                  uralten Laubbäumen, Rosen- und Kräutergarten,
                                  gelegen. Das südwestlich ausgerichtete Tal
                                  um Rosendal, muss ein außergewöhnlich
                                  mildes Klima haben.
 
 Der Wetterbericht meldet SVAKWIND, so motoren
                                  wir bei Regen einem Highlight im Hardangerfjord
                                  entgegen, SUNNDAL. Nach nur 14 Seemeilen durch
                                  den Kvinnheradsfjord und den Sildafjord nach
                                  Osten fahrend, kommen wir in einen Seitenarm,
                                  den Maurangerfjord. Das Landschaftsbild wechselt
                                  von den hügeligen Wald- und Wiesenlandschaften
                                  in schmale Ufer, flankiert von steilen Felswänden,
                                  Wasserfälle tosen von den Felsen. Wir schießen
                                  Bilder vom Wasserfall Furebergsfossen, bald darauf
                                  laufen wir in den Hafen von Sunndal ein. Der
                                  Blick ist unglaublich, der kleine Hafen, das
                                  weite Tal und im Hintergrund die Flanke des Folgefonn-Gletschers.
                                  Wir spannen unser Sonnensegel gegen den Regen
                                  auf, damit wir auf Tuchfühlung mit dem Gletscher
                                  bleiben und genießen den Blick auf die
                                  Gletscherzunge. Man sieht kaum einen Menschen
                                  ohne Angel in der Hand, sie kommen vom angrenzenden
                                  Campingplatz und hoffen auf einen Wildlachs
                                  aus dem Gletscherfluss.
 Am nächsten Morgen steht unsere größte
                                  Wanderung an, sie führt uns hoch zum drittgrößten
                                  Gletscher Norwegens, dem Folgefonn-Gletscher!
                                  Die aus drei Plateaugletschern, dem Nord-, Midt-
                                  und Sørfonna bestehende Fläche misst
                                  212 Quadratkilometer.
 
 
  1400 Höhenmeter sind fast zuviel für unsere
                                  Seglerbeine!
 
 Von unserem Hafen aus führt
                                  ein Wanderweg den Fluss entlang, weiter geht
                                  es im Zickzack über hunderte steile Serpentinen
                                  den dicht bewaldeten Berg hoch. Vor einer kleinen
                                  Hütte treffen wir auf eine Herde Schafe.
                                  Die Baumgrenze ist erreicht, der Weg wird schmaler,
                                  die Schafe springen mühelos vor uns her,
                                  unsere Seglerbeine sind dagegen schwerfällig.
                                  Immer weiter hinein in das Bergplateau, vorbei
                                  an Gletscherseen, führt uns der Weg, der
                                  jetzt nur noch aus eiszeitlichen Gesteinsbrocken
                                  besteht. Stundenlang laufen wir bergauf. Das
                                  Wetter und die Sicht könnte besser sein,
                                  aber klagen wir nicht, solange es nicht regnet.
                                  Endlich sehen wir über uns die Breidablick-Hütte,
                                  müssen noch ein Schneefeld queren, eine
                                  kurze steile Kletterei über Felsbrocken
                                  meistern, dann haben wir die Hütte auf 1322
                                  m erreicht.
 
 
   am Breidablick ist die Crew kaputt
 
 Ein Pärchen aus Schorndorf treffen
                                  wir hier oben an, ausgerechnet aus Schorndorf!
                                  Jetzt liegt uns die Gletscherzunge Breida zu
                                  Füßen! Als Fotomotiv gibt er leider
                                  nicht so viel her, also klettern wir immer
                                  höher
                                  und höher. Auf 1400 Höhenmetern geben
                                  wir auf, ich bin platt. Irgendwann wäre
                                  die Fonnabuhütte am Eisrand gekommen,
                                  noch weiter über das Eisfeld, steht dann
                                  die Holmaskærhütte auf 1545 Metern
                                  und von hier aus soll man dann ein atemberaubendes
                                  Panorama haben. Schade, das nächste Mal
                                  vielleicht, aber der nun folgende Abstieg hat
                                  es noch in sich. Die Knie schmerzen, 2800 Höhenmeter
                                  in 7 Stunden, untrainiert, das reicht, auch
                                  hält
                                  sich der Regen nicht mehr zurück. Zum
                                  Glück
                                  wird morgen wieder gefahren, nach der harten
                                  Gebirgstour.
 
 Flaute auch am Donnerstag, dem
                                  7. August. Wir fahren unter Maschine von Sunndal
                                  durch den Sildfjord in den Fyksesund. Wir kommen
                                  an der Vorzeige-Lachsfabrik für die Fischzuchtindustrie
                                  und die Touristen vorbei, dem Akvasenter in
                                  Steinstø.
                                  Ein Auszug aus dem Prospekt: „über
                                  das Leben der Lachse mit einem kulinarischen
                                  Genuss“ - „zeigt das Leben der
                                  Lachse vom Junglachs (Smolt) bis in die Feinschmeckerrestaurants
                                  in Paris und Tokio“. Man kann die Anlage
                                  besichtigen, bekommt Kochrezepte und kann dort
                                  auch Lachsburger essen!?!
 
 Obwohl es leicht regnet und die Gipfel der
                                  Berge in den Wolken hängen, ist die Fahrt in den
                                  Sund, der eigentlich ein Fjord ist, toll, geheimnisvoll,
                                  der Wasserweg wird immer schmaler, die Berge
                                  immer höher und unzählige Wasserfälle
                                  stürzen über die Felsflanken in den
                                  Sund. Ob das wohl stimmt, dass sich ganz hinten
                                  ein Steg befindet? Wir sind uns da nicht sicher,
                                  so einsam wie es hier ist. Jetzt sehen wir das
                                  Ende mit dem weiten Tal, und den sich anschließenden
                                  Bergen und auch ein Steg ist auszumachen, für
                                  Momo ganz allein. Kaum ein Fremder findet hier
                                  her, das hören wir von einem Einheimischen.
                                  Leider sind unsere Füße noch nicht
                                  belastbar, wir bleiben an Bord. Ein herrlicher
                                  Platz auf 60°28,163 und 06°12,784, auch
                                  er gehört mit zu unseren Favoriten.
 
 
  in den Fykssund verirrt sich kaum eine fremde
                                  Yacht
 
 Am Freitag,
                                  dem 8. August eine überraschende Wettervorhersage:
                                  Nord-Nordwest  Stärke 5 – 6. Die
                                  Windrichtung passt, der Skipper freut sich
                                  auf einen Segeltag im Hardangerfjord! Bei der
                                  Ausfahrt
                                  heute sind die Berge im Fyksefjord bei Sonnenlicht,
                                  ohne die Regenwolken, noch höher. Sogar
                                  vereinzelte Schneeflecken glänzen auf
                                  den Gipfeln. Am Lachs-Akvasenter treten
                                  wir den Rückweg
                                  im Hardangerfjord an, die Hälfte nur haben
                                  wir geschafft, viele tolle Anker- und Hafenplätze
                                  hätte der Fjord noch zu bieten. Wir können
                                  es aber nicht mehr länger ignorieren:
                                  wir sind auf dem Heimweg, jeder Tag wird kürzer,
                                  die Seekarte steht auf dem Kopf, wir fahren
                                  sie rückwärts.
                                  Und dann ständig Omas  Anruf, wann wir
                                  denn endlich in Dänemark
                                  sind.
 
 Die Küste Norwegens ist uns inzwischen sehr
                                vertraut und lange nicht mehr so verwirrend,
                                  wie auf der Fahrt nach Norden. Auch in den
                                  Häfen wird es wieder gemütlicher,
                                  die vielen Motorbootfahrer sind weg, der Urlaub
                                  der
                                  Norweger ist vorbei.
 
 
   Lichtstimmung im Hardabgerfjord
 
 Der Weg vom Fyksesund zum Hafen Langevågen
                                  auf der Insel Bomlø führt uns durch
                                  den Ytre Samlen, den Hissfjorden, den Sildafjorden,
                                  wieder in den Hauptfjord, den Hardangerfjord.
 
 Warum studieren wir eigentlich noch den Wetterbericht?
                                  Kein Nord-Nordwest Wind wie versprochen, nein,
                                  34 lange Seemeilen bläst uns der Südwind
                                  entgegen. Erst am Nachmittag klappt es mit dem
                                  Segeln. Kurz vor Leirvik treffen wir auf eine
                                  ausgediente Bohrinsel, sie wurde zum Abwracken
                                  in den Fjord geschleppt. An anderen Stellen werden
                                  in den Fjorden Bohrinseln aufgebaut und dann
                                  100 bis 200 Meilen weit auf den Atlantik hinaus
                                  geschleppt. Nach langen 60 Seemeilen erreichen
                                  wir den geschützten Hafen Langevågen
                                  auf der Insel Bomlø, unserem Ausgangspunkt
                                  durch das Seegebiet Sletta. Die Sletta hat uns
                                  auf dem Nordweg mit üblem Nebel empfangen.
                                  Für übermorgen ist Starkwind angesagt,
                                  morgen müssen wir also das steinige Seestück
                                  passieren.
 
 
   diese ausgediente Bohrinsel wird abgewrackt
 
 Um 8.30 Uhr am Samstag früh sind wir sehr
                                  gespannt, ob der Wetterbericht einmal stimmt
                                  und der angesagte Nord-West-Wind mit 4- 5 Bft.,
                                  uns unter Segel die Sletta passieren lässt.
                                  Passt, zusätzlich schieben uns noch 2
                                  Knoten Strom vorwärts. Der Himmel ist
                                  bedeckt, wir haben trotzdem gute Sicht auf
                                  die flache
                                  Insel an backbord und die Unterwassersteine
                                  an steuerbord. Erstaunt sehen wir am Sund liegend
                                  die Stadt Haugesund , unsichtbar lag sie im
                                  Nebel
                                  auf unserer Süd-Nord-Fahrt. Wir fahren
                                  unter der Haugesundbrücke mit dem Salhaustraumen
                                  durch, es folgt der Karmsundet mit dem großen
                                  Aluwerk, dann nehmen wir Kurs auf Stavanger.
                                  Im Kvitsøyfjord scheitern kläglich
                                  unsere Versuche den Spinnaker zu setzen an
                                  zu viel Schwell und zu wenig Wind.
 
 Vor Stavanger kommt uns das riesige Kreuzfahrtschiff
                                  Queen Elisabeth entgegen! Ein richtig schönes
                                  Schiff, nicht so ein Hochhausbau wie die meisten
                                  Hotelschiffe. In Stavanger ist ein Dampfschiff-Treffen
                                  und nur mit Mühe und Not finden wir noch
                                  einen freien Platz am Ölmuseum, aber die
                                  Brygga ist so eng, dass Momo jetzt fest eingequetscht,
                                  ohne Fender, in der abgepolsterten Brygga liegt.
                                  Ob wir da mit bloßer Maschinenstärke
                                  wieder rauskommen sehen wir dann übermorgen,
                                  denn morgen ist erstmal Zwangspause wegen Starkwind.
 
 
   das Erdölmuseum in Stavanger
 
 Wir holen den Besuch des Norsk Oljemuseum nach.
                                  Mir fällt nur das Wort „hoch interessant“ ein!
                                  Im Gebäude, das der Architektur einer Bohrinsel
                                  nachempfunden wurde, sehen wir die Entstehung
                                  des Erdöls und erfahren die Geschichte der
                                  Erdölfunde vor der norwegischen Küste.
                                  Auch das tägliche Leben auf einer Bohrinsel
                                  wird gezeigt. Originalgegenstände, die für
                                  die Suche von Erdölvorkommen eingesetzt
                                  werden, sind zu sehen, auch die technische Entwicklung
                                  wird dargestellt und und und ... .Die riesigen
                                  roten „Pick-up-Frachter“, hinten
                                  offen, die wir oft unterwegs gesehen haben, sind
                                  die Zulieferer für die Ölplattformen.
                                  Auch die Pipeline-Leger haben wir schon unterwegs
                                  angetroffen. Die vielen Hubschrauber, die von
                                  Land ständig in Richtung Atlantik fliegen
                                  bringen die Menschen zu ihrer Arbeitsstätte
                                  auf die Plattformen.
 
 Am Montag, dem 11. August fahren wir „nur“ um
                                  die Ecke, von Stavanger nach Tananger. Das
                                reicht aber auch bei Gegenwind mit 6 Bft., kreuzen
                                ist
                                  angesagt. Drei Tage hält sich der Gegenwind
                                  aus Südmit 8 Beaufort, an ein Weiterkommen
                                  ist nicht zu denken. Auch Hans und Erika von
                                  der „Citadel“, einer Koopmans aus
                                  Alu, unter Schweizer Flagge, sitzen hier in
                                  Tananger fest. Die zwei müssen jedoch
                                  am 28. August in Fehmarn sein, ihr Urlaub ist
                                  begrenzt. Das
                                  ist das Glück auf unserer Reise, dass
                                  wir nie unter Zeitdruck stehen und dem Wettergeschehen
                                  eigentlich locker entgegensehen können.
                                  Wir unterhalten uns nett auf schwizerdütsch
                                  und schwäbisch. „Das ist lässig“,
                                  meint Erika.
 
 Kurs EGERSUND heißt es am 14. 8. um 7.20
                                  Uhr. Noch ein letztes Mal auftanken in Norwegen,
                                  im Hafen von Tananger, es fehlen schon wieder
                                  230 Liter Diesel. Sofort beim Auslaufen erwischt
                                  uns der erste Wolkenbruch und auf der See draußen
                                  erwartet uns kein Nordwestwind der Stärke
                                  5 und in Böen 7 wie vorhergesagt, sondern
                                  ein Ostwind der Stärke 1-2 und eine riesige
                                  alte Dünung schräg von vorne, da kommt
                                  Freude auf und der Magen rebelliert. Erst am
                                  Jerens Rev bläst endlich der versprochene
                                  Nordwest - wir segeln! Wind von hinten und
                                  Wellen von vorne, das hatten wir noch selten!
 
 
   Erika und Hans auf der "Citadel",
 unserem "Schwesterschiff"
                                  aus der Schweiz
 
 Die nördliche Einfahrt nach Egersund, die
                                Momo im Mai fast blind durch den Nebel gefahren
                                ist, sehen wir heute genauer, die schmale Durchfahrt,
                                das Land
  und die Inseln. Im Hafen von Egersund liegt schon die Citadel. Das Schweizer
  Schiff ist mit einem stärkeren Motor ausgerüstet und einer massiven
  Backskiste. Der Deckel der Kiste hat Erikas Finger zerquetscht. Der Finger
  sieht übel
  aus, auf zwei Seiten geplatzt, eigentlich ein Fall zum Nähen. Uwe leistet
  Zweite Hilfe mit Klammerpflastern aus unserer Pflaster-Tupperschüssel.
  Ich kenne so einen Matschfinger von meinem „Spi-Baum-Unfall“ und
  kann gut mit Erika mitfühlen, aber sie ist hart im Nehmen, "lässig"
  findet sie den Unfall aber nicht.
 
 Abends klopft es an Momo. Wer kommt? Unser „Bierlieferant“ Tilo aus
  Kristiansund! Wieder stimmt unser Spruch: wir treffen alle Bekannte mindestens
  zweimal. Tilos Schmugglerbier muss unerschöpflich sein, es ist immer noch
  ein Direktimport von zu Hause, auch tschechisches Bier ist in seiner Wundertüte
  mit der er zusammen mit Freundin Alida an Bord von Momo kommt. Wir wundern uns,
  dass die jungen Leute immer noch unterwegs sind, müssten die nicht mal wieder
  arbeiten? Aber Tilo nimmt dieses Jahr einen 6-monatigen „Jahresurlaub“,
  für die vergangenen 8 Jahre ohne Urlaub, erzählt er uns. Für ihn
  arbeitet der Wind erzählt Tilo, er hat einen Betrieb in der Windkraftbranche.
 Die Themen gehen uns nicht aus, das Bier auch nicht und so wird es eine lange
  Nacht.
 Schön, fremde Menschen zu treffen, mit denen man sich unterhalten
  kann, als ob man sich schon ewig kennt. Die Seefahrt macht es möglich.
 
 Südwärts,
  von Egersund nach Farsund geht es am Freitag, dem 15. August. Unterwegs wollen
  wir Fotos von der Citadel machen und legen deshalb gleichzeitig ab. Im großen
  Fischreihafen von Egersund stinkt die Sildojlefabrik, Egersund trål und
  Protein, lese ich auf den Gebäuden und auf dem seafood fischtrailer „FOREVER
  GRATEFUL“. Dann sind wir auf der offenen Nordsee. Wir dürfen Segeln,
  der Nordwestwind erlaubt es uns! Leider sind heute keine optimalen Bedingungen
  zum Knipsen, gestern, im Seegang wären die Bilder spektakulärer geworden,
  aber da hat uns die Citadel ja abgehängt. Auch heute geben sie irgendwann
  Gas und fahren uns unter Motor davon, während wir noch ständig im
  abflauenden Wind die Segel trimmen. Vor der Schärenlandschaft in Farsund
  sehen wir jedoch, wie sie vor den Inseln umher irren. Sie suchen bestimmt die
  Einfahrt zwischen
  den Schären, meint Uwe. Da der Wind wieder zugelegt hat und man eine unbekannte
  enge Einfahrt in den Schären manchmal erst im letzten Moment erkennt,
  kann dies eine kitzelige Angelegenheit werden. Ein Funk von Erika in herrlichem
  Schwizerdütsch: „Uwe
  dürfen wir uns an euch hängen?“ „Klar, wir nehmen aber
  die breite Durchfahrt, an der Umfahrungstonne!“ meldet er zurück.
  Hintereinander fahren wir nun den Zick-Zack-Kurs durch die Felseninseln zum
  Hafen Farsund. Gut versteckt finden wir ihn. Auch der Hafen von Farsund wird
  in die
  Hitliste der schönsten Häfen von uns aufgenommen. In der Saison bekommt
  man hier die Brötchen ans Schiff gebracht, außerdem ist der Hafen
  kostenlos und das mit Wasser und Strom und ein schöner Supermarkt gleich
  Vis a Vis. Zwei junge Leute lassen uns von ihrer Rentier-Hartwurst probieren,
  Anlegerbier und Chips gibt es auf der Citadel.
 
 
   Momo in Farsund
 
 Am Morgen, dem 16. 8. hilft
  Uwe noch den Spi auf dem Schweizer Schiff vorzubereiten, könnte ja sein,
  dass wir den heute brauchen, auf der Fahrt von Farsund um das Kap Lindesnes
  nach Mandal.
  Wieder fahren wir gemeinsam bei Schwachwind los. 13.00 Uhr, Kap Lindesnes mit
  dem Leuchtturm liegt querab, es ist das letzte Kap auf unserem Norwegen Törn.
  Wie alle anderen Kaps passieren wir es unter Segeln, bei herrlichem Wetter,
  ruhiger See und mäßigem Wind. Das Horrorkap zeigt sich heute von
  seiner besten Seite, kaum vorstellbar, dass wir uns in einem gefährlichen
  Seegebiet mit unberechenbarem Seegang befinden. Ein Funk erreicht uns von Erika „ist
  das Kap Lindesnes?“ sie tuckern immer noch in unserer Nähe, obwohl
  Hans sonst nie unter 5 Knoten fährt, wie er uns später erzählt.
  Sobald der Wind schwach wird unterstützt er die Fahrt mit der Maschine,
  so wie es auch viele Norwegische Segler machen.
  Kap Lindesnes, das Südkapp
 
 In
                              Mandal, auf der Südseite
      von Norwegen, sind wir jetzt an der Riviera des Nordens gelandet. Sandstrände,
      Sonne, blauer Himmel, Schären – schön. Im Hafen treffen wir
      auf Allegro. Der Skipper spricht uns an, er hat von Momo ein Foto im Hardangerfjord
      geschossen. Einfach so, unterwegs ein Schiff fotografieren, vielleicht trifft
      man sich ja wieder. Das Bild ist toll geworden! Erika und ich gehen am schönsten
      Sandstrand Norwegens schwimmen, ein herrlicher flacher Sandstrand, trotz des
      blauen Himmels ist das Wasser braun, es ist Süßwasser vom Fluss.
      Die Überfahrt
      nach Dänemark wird anschließend diskutiert an Bord der Citadel,
      nicht „Citadelle“,
      sagt Hans, das hört sich an wie Frikadelle. Die Großwetterlage verheißt
      uns und vor allem für die Zeit knappen Schweizer, nichts Gutes für
      den „Absprung“ von der Südküste Norwegens nach Dänemark
      Vor allem der Hafen Skagen, südöstlich von uns, ist in den nächsten
      Tagen nicht erreichbar. „Ihr könnt aber Tyborön anlaufen“,
      meint Uwe, das war unser Absprunghafen nordwärts. Wir geben ihnen unsere
      Karten von dort mit. Um 6.00 Uhr morgens fahren sie los, mit Ziel Tyborön,
      meinen wir jedenfalls.
 
 
   Mandal an der norwegischen Riviera
 
 Sonntag, 17. 8. hören wir um 6.00 Uhr unsere Schweizer Freunde losfahren.
      Mandal – Mandal wird heute Abend im Logbuch bei uns stehen! Wir sind
      gut in der Zeit und wollen noch die norwegische Südküste kennen
      lernen, denn sie unterscheidet sich völlig von der Westküste.
      Vielleicht laufen wir den Ankerplatz Hellesund, vielleicht auch Kristiansand
      an. Wir legen in Mandal
      ab und Uwe setzt auch gleich alle Segel, so rauschen wir durch die vorgelagerten
      Schären. Der Wetterbericht war mal wieder nicht ernst zu nehmen. Obwohl
      wir noch dicht an Land sind, legt sich Momo in den Böen von 30 Kn
      auf die Seite, unter meinen Füßen spüre ich das Wasser
      kappeln, als ob wir über
      Pflastersteine fahren, ich kann kaum das Steuer halten, für m e i
      n Gefühl
      haben wir zu viel Segelfläche, die Felsen rasen auf mich zu, von überall
      her, von backbord, von steuerbord, von vorne. „Warum sind wir bei
      dem Scheißwetter
      nur los“, frage ich mich. Uwe ist am Kartentisch unten, da kommt
      mein Gebrüll
      (er hört mich ja sonst nicht) „Ich will umdrehen“! Keine
      Antwort. „Ich
      will umdrehen“ schreie ich nochmal. Jetzt kommt die Antwort, dass
      er Hysterie nicht ausstehen kann und einen „Kosenamen“ setzt
      er noch dazu. Weiter nichts. „Ich steig aus“, melde ich mich
      wieder. „Steig
      doch aus!“ Der Tag ist gelaufen, auf jeden Fall sind wir mittags
      wieder zurück
      in Mandal und fahren schweigend Fahrrad durch den großen Park hinter
      dem Sandstrand. Wie es wohl bei unseren Schweizern heute gelaufen ist?
 
 Der Wetterbericht
      vom 18. 8. meldet Nordostwind mit 2 Bft, später Südost mit
      2-4 Bft. Also mal wieder Leinen los in Mandal und die Südküste
      entlang nach Kristiansand und weiter nach Arendal. Von hier aus wäre
      der Absprung nach Skagen ideal, nur 80 Seemeilen über das Skagerrak,
      das erspart eine Nachtfahrt. Um 9.20 Uhr bringt unsere Wetterwelt W e s
      t w i n d! Westwind = Mandal – Skagen,
      das passt doch, überlege ich. „Wenn wir j e t z t über
      das Skagerrak fahren?“ frage ich den Skipper. Das sind 120 Seemeilen,
      diagonal über
      das Skagerrak und bedeutet eine Nachtfahrt. Wir rechnen nach, am nächsten
      morgen zwischen 7.00 und 9.00 Uhr könnten wir den Hafen von Skagen
      erreichen. Kurze Zeit ist es still an Bord der Momo, dann meldet der Skipper „Kurs
      Skagen“. Wir ändern den Kurs auf 120 °. Zwei Knoten Gegenstrom,
      der Westwind noch schwach, so segeln wir nach „Norweger Art“,
      mit Maschinenunterstützung. Wir erleben einen herrlichen Sommertag
      , konstanter Wind mit 2-3 Bft. , jeder Quadratmeter
      Segeltuch ist
      jetzt gefragt.
 
 
  Auch der bunte , 120 qm große Spinnaker wird gesetzt.      Jetzt segeln wir lautlos über das Skagerrak. Um 20.00 Uhr ist dann
      Halbzeit, 63 Seemeilen liegen hinter uns. Um 21.00 Uhr beobachten wir den
      Sonnenuntergang!
      Vorher haben wir noch die dänische Gastlandflagge gesetzt und den
      Spi geborgen. Mit dem Groß, dem Klüver und der Fock segeln wir
      durch die laue Vollmondnacht. Keine Planung wäre so perfekt geworden
      wie unsere spontane Entscheidung. Die Nachtwache kann heute gar nicht lang
      genug sein, ein Traum unterm wolkenlosen
      Sternenhimmel, dazu der Vollmond, der die Nacht aufhellt.
 
 
  Bilder einer traumhaften Nachtfahrt
 
 
   Frachter, Tanker
      und Fähren, Fischer, einmal sieben Stück gleichzeitig auf dem
      Radarschirm zu sehen, lassen keine Langeweile aufkommen. Ständig müssen
      wir auf der Hut sein, ob nicht ein Licht auf Kollisionskurs auf uns zu
      kommt.
 
 Um 2.30 Uhr morgens
      sehen wir endlich den Leuchtturm Skagen in der Kimm. Die Dichte der Fischerboote
      nimmt zu. Ein Fischer hat`s wohl besonders eilig, nach Hause zu kommen,
      mit voller Maschinenkraft kommt er immer näher und näher, direkt
      auf uns zu, er scheint uns nicht zu sehen. Uwe muss in letzter Minute unseren
      Kurs ändern.
      Ein Fischer muss einem Segelboot ausweichen, wenn er nicht gerade beim
      Fischen ist! Und das ist d e r eindeutig nicht!
 5.50 Uhr passiert Momo
      die Tonne Skagen Nord und um 8.05 Uhr, nach 120 Seemeilen liegt
      sie
      fest im
      nördlichsten
      Hafen von Dänemark,
      in Skagen. Unsere tollste Nachtfahrt liegt hinter uns, jetzt aber erst
      Mal ausschlafen!
 
 
   die Zeit der Entbehrungen ist vorbei!
 
 
   Familienfoto in den Dünen von Skagen
 
 Was wohl unsere Schweizer Freunde machen? Wir erreichen sie per Telefon
      am nächsten
      Tag. Sie haben inzwischen zwei Tage Vorsprung vor uns. Wir bekommen eine
      Gänsehaut,
      wie sie uns ihre Überfahrt über das Skagerrak schildern. Sie
      sind entgegen dem Vorschlag von Uwe nach Tyborön zu fahren, trotz
      starkem Süd-Ost-Wind
      Richtung Skagen losgefahren. Nach einigen Stunden mussten sie die Aussichtlosigkeit
      einsehen. „Dann haben wir eine Richtungsänderung gemacht“ sagt
      Erika auf Schwizerdütsch, dabei hat sie der Baum erwischt!!!!!! Bei
      so einem Unglück, wir nehmen an, die Richtungsänderung sollte
      eine Halse werden, erwischt einen der Baum meistens am Kopf und man fällt
      dann bewusstlos ins Meer (Schwimmweste wäre dann nicht schlecht),
      Erika aber hat n u r ein paar Rippen gebrochen, in Tyborön sind sie
      dann mit dem Umweg erst in der Nacht angekommen - und das mit extrem starken
      Schmerzen! Unvorstellbar, ständig
      spielen wir die Situation durch, wie konnte das passieren? Erika durfte
      auf jeden Fall ein zweites Mal Geburtstag feiern.
 
 
   Erika hat richtig Glück gehabt!
 
 Erst nach vier Tagen, am 22. 8. können wir Skagen wetterbedingt wieder
      verlassen. Aber wohin? Auch nach der heutigen Wettervorhersage wird es
      schwierig nach Süden
        vorzustoßen. Die geringe Wassertiefe der Ostsee ist für uns
        auch wieder gewöhnungsbedürftig, üppig sind 20 Meter Tiefe,
        aber oft haben wir nur vier Meter zwischen Kiel und Meeresgrund. Ich
        glaube mit dem gesamten
        Wasser der Ostsee könnte man in Norwegen e i n e n Fjord füllen.
        Für
        heute wäre die Insel Lässø der erste Anlauf, die nächste
        Möglichkeit die Insel Anholt. Der ungünstige Wind und die spitzen
        Wellen, lassen uns Momo nur mühsam auf unseren Wunschkurs bringen.
        Der Skipper ist unzufrieden, optimal könnte er mit Momo an die schwedische
        Küste, nach Våberg
        segeln, das würde laufen, meint er und von dort aus dann weiter
        nach Kopenhagen. Die Crew meutert, „was machen wir dann in Våberg,
        wer weiß ob
        wir dann von Kopenhagen aus den richtigen Wind nach Fehmarn bekommen!?“ So
        geht es hin und her - abends sind wir in dann in ANHOLT! Der Hafen ist
        fast leer, längsseits finden wir Platz am Steg, das ist für
        Anholt eine Sensation.
 23. 8, frühmorgens um 5.30 Uhr macht ein
        Schiff an Momo fest, die schlafende Besatzung ist schlagartig hellwach.
        Was soll denn das? Ein Regattaschiff hängt
        an Momos Klampen. Im Hafen liegen weitere Regattaschiffe. Wir erfahren,
        dass sie in Kopenhagen gestartet sind, auf der Insel Anholt drei Stunden
        Pause haben,
        bevor es wieder zurück nach Kopenhagen geht. Weitere Schiffe laufen
        ein, die ersten laufen schon wieder aus, das heißt sie haben ihre
        drei Stunden Pause schon hinter sich.
 
 Auf Kurs 215° verlassen wir die Insel Anholt, welchen Hafen wir anlaufen
        können wird uns der Wind noch bestimmen. Samsø, Grenaa, Ebeltoft
        ..., lassen wir es auf uns zukommen. Nach zwei
        Stunden erreicht uns eine Starkwindmeldung und das Ziel ist jetzt klar,
        der nächstgelegene
        Hafen, Grenaa! Um 13.45 Uhr sind wir am gewohnten Platz fest,
        anscheinend führt für uns kein Weg an Grenaa vorbei.
 Im Hafenbüro
        spricht mich eine unbekannte Frau an: „Sind sie Frau Momo?“ Es
        ist Ursula mit ihrem Mann Hilmar von der "Ulle Extra". Jetzt muss ich
        kurz ausholen: Wir sind
        auf dem Air-Berlin Flug 6842 am 23. Januar von Düsseldorf nach Stuttgart
        und auf dem Rückweg von der Düsseldorfer Bootsmesse. Auch Ursula
        und Hilmar sitzen im Flieger, aber keiner kennt den anderen. Am nächsten
        Tag dann sieht Ursula zufällig unsere Web-Seite im Internet, weil sie
        in der kommenden Saison,
        wir wir im vergangenen Jahr, in Schweden und durch den Götakanal
        segeln möchten. Sie erinnert sich, die Gesichter habe ich doch gestern
        im Flieger gesehen! Sie schickt uns sofort ein Mail und wir schreiben
        zurück. Acht
        Monate später, dann das Zufallstreffen, "Ulle Extra" hat Schweden
        und Momo Norwegen erkundet, wir sind auf dem Weg nach Fehmarn, Ursula
        und Hilmar nach
        Flensburg Sonwik. Es gibt dann noch viel zu erzählen
        an Bord von Momo.
 
 24. 8., Sonntag, Nord-Ostwind mit 3-4 Bft. , kappelig
        der Seegang. Das
        wird ein Arbeitstag mit Segel setzen, bergen, wieder setzen, ständiges
        trimmen, Spinnakerversuche, doch die kurzen Ostseewellen bremsen Momo
        so aus, dass wir
        irgendwann entnervt die Maschine starten, übrigens immer noch behelfsmäßig
        mit unserem improvisierten Schalter am Motor. Ein flacher Ententeich
        ist die Ostsee kurz vor dem Hafen Langør, 2.70 Meter zeigt die
        Logge an und das GPS findet ausgerechnet hier keinen Satellit mehr und
        steigt aus. Aber immer
        mit einer handbreit Wasser unterm Kiel erreichen wir die herrliche Bucht,
        begrenzt von einem Sandriff und legen mit Momo in einem der schönsten
        Hafenplätze
        Dänemarks an. Zum Abendessen besorgen wir uns mit dem Fahrrad die
        guten Samsø-Kartoffeln, essen sie mit Butter und Salz. Monatelang
        haben wir kein so knackig frisches Gemüse mehr gesehen. In kleinen
        Ständen vor
        den Häusern wird es direkt frisch von den Feldern der Insel angeboten.
 
 
  Nordby auf der Insel Samsö
 
 Gegenwind läßt uns erst am übernächsten
        Tag, am Montag dem 26. 8. den Hafen Langør auf Samsø verlassen. „Samsø rund“ heißt
        das Motto des Tages. Aber der Reihe nach. Wieder mal stellt sich die
        Frage, fahren wir durch den Großen oder den Kleinen Belt. Westsüdwestwind
        4 – 5
        Bft. sind gemeldet, das müsste für den großen Belt passen!  
        Wir kämpfen
        uns hoch am Wind die OSTküste von Samsø südwärts.
        Der Wind steigert sich auf 6 Bft. Und kommt aus Südsüdwest!
        Es wird sinnlos, dagegen anzufahren. Kursänderung nach NORDEN! Sofort
        rast Momo mit über
        7 Knoten und gerefften Segeln in entgegengesetzter Richtung davon. Århus
        ist jetzt die Alternative. Nach fünf Meilen kommt eine Front auf
        uns zu - Starkwind, und dann schlagartig Windstille. Wir stehen. Jetzt
        folgt die Winddrehung
        von.Süd auf Nordwest, auch ist Århus nicht mehr zu erreichen.
        Erneute Kursänderung, wieder nach Süden. Wir segeln jetzt an
        der WESTküste
        von Samsø entlang. Für die Schönheit der Insel mit den
        sanften Hügel, Täler, Klippen, Felder und den verstreut in
        den Mulden liegenden Höfen haben wir keinen Sinn mehr. Als wir den
        Fährhafen von Kolbykås
        auf Samsøs Südküste ansteuern, haben wir fast die ganze
        Insel umrundet. Der Weg war das Ziel.
 
   die Westküste von Samsö
 
 Mit einem Blick auf unsere Position 55°47,64 N und 10°31,46 E,
        meint Uwe, „jetzt sind wir ja bald am Äquator“.
        Witzbold.
 Mit Vollgas verlassen wir frühmorgens Kolbykås, rasen gegen den Schwell
        aus der Hafenausfahrt und gleichzeitig zieht der Skipper schon das Großsegel
        hoch. Außerhalb der schützenden Hafenmauer geht die Post ab. In Rauschefahrt
        segelt Momo durch den Großen Belt, unter der Brücke durch, weiter
        in Richtung Spodsberg auf der Insel Langeland. Wir quälen Momo inzwischen
        so hoch an den Wind, dass ihre Fahrt stark gebremst wird. Bei 30 Knoten Wind
        ist sie noch mit Vollzeug bestückt, nur damit sie Fahrt behält durch
        die hohen Hackwellen und den Gegenstrom mit 1,5 Knoten. Kurz vor der „Haustür“,
        in der flachen Ostsee, müssen wir heute unseren härtesten Segeltag
        erleben.
 
 
  hoch am Wind im Großen Belt
 
 Bei Nacht, die letzten Meilen noch unter Maschine und gegen den Wind,
        kommen wir im Hafen an. Sichtlich genervt folgt nun noch ein Anlegemanöver
        an Pfählen (das sind wir das ganze Jahr noch nicht gefahren). Dunkel, gespenstisch
        ragen die Pfähle aus dem Wasser, die Crew hat die Leinen noch gar fertig
        vorbereitet, da steuert der Skipper schon in eine freie Box, starker Seitenwind
        erschwert das Anlegemanöver. Irgendwann ist Momo vertäut, ich maule
        und schimpfe in die Nacht, und weis mit den Anweisungen vom Skipper „hüben“ und „drüben“ nichts
        anzufangen. Zum Glück finden wir in einem Schapp versteckt noch ein Anlegerbier.
        Das war eine der scheußlichsten Fahrten des ganzen Törns, 12 Stunden
        lang und 73 Seemeilen weit.
 
 Punkt 7.00 Uhr weckt uns der Hafenmeister von Spodsberg
        mit einem Klopfen am Schiff, er will 130 Kronen Hafengeld kassieren, jetzt um
        7.00 Uhr! Das haben wir noch nie erlebt. Nachdem wir schon wach sind, machen
        wir uns fertig, zum Endspurt, nach Fehmarn. Der Wind hat um 45 Grad gedreht,
        dadurch läuft jetzt der Strom mit und nicht mehr gegen uns und bei „nur“ 4
        Windstärken laufen wir heute schneller und ruhiger als gestern bei Windstärke
        7. Das ist wieder Segeln! Über Funk hören wir, dass das Schulschiff,
        der Großsegler Gorch Fock in Kiel ausgelaufen ist und tatsächlich
        sehen wir sie um 11.20 Uhr im Großen Belt unter Vollzeug noch Norden hoch
        fahren. Momo segelt das schmale Fahrwasser unter der Fehrmarnsund Brücke
        durch und um 16.30 Uhr legen wir am Steg in Burgstaaken fest. Momo muss hier
        auf uns warten, wir fahren mit unserem Segelfreund Willi in die Heimat. Das ist
        vielleicht ein komisches Gefühl auf der schmalen Autobahn bei der
        Geschwindigkeit.
 
 
   die Fehmarnsundbrücke, wir sind wieder heil zu Hause!
 
 In einer Woche kommen wir wieder zum Einwintern. Dann darf Momo auf dem
        Tieflader mit dem Traktor über Land nach Niendorf in die Halle der Firma Dübe
        fahren. Eine Woche Arbeit mit Segel runter machen, Leinen waschen, putzen, polieren,
        spachteln, schleifen, lackieren, schrauben, stauen und räumen ist dann das
        bittere Ende des Törns, aber das ist bald vergessen. Unvergesslich bleiben
        aber die herrlichen fünf Monate in Norwegen.
 Schon werden Pläne für die nächste Saison geschmiedet. Noch einmal
        in den Norden, diesmal bis Svalbard? Oder, da wir ja in Fehmarn noch näher
        am Äquator liegen als auf Samsø, vielleicht in den Süden?
        Dann brauchen wir statt einem neuen Ofen eine Windfahnensteuerung und
        keine Monate,
        sondern Jahre Zeit. Wir werden sehen!
 
 
   
 Wenn Ihr noch Lust auf
                                                    weitere schöne Fotos habt, dann klickt bitte
                                                    da unten auf den Link. Wir freuen uns auch über
                              jeden Klick auf unsere Google Anzeigen!
 nach
                                oben zur
                                Logbuchübersicht mehr
                                Fotos   
  
  |   |